cool runnings ...

Reisezeit: März 2009 - November 2010  |  von Stephanie Wiesmüller

Tortilla Farm, Adelaide River: pighunting

Heute sind wir schon zeitig mit der Arbeit fertig, sitzen alle ziemlich geschafft vor'm Haus rum, noch ungewaschen und genießen den Feierabend. Heute Abend ist eine große Geburtstagsfeier auf der Nachbarsfarm, zu der alle eingeladen sind, und gleichzeitig der vorerst letzte Abschied von zwei Leuten, so dass die ersten Feierabendbierchen schon geflossen sind, alle ausgelassen, denn morgen ist ein Tag off!

Da kommt Nathan, unser supervisor, mit der ute angerauscht und raunt: "Let's go for a pig, quick!" (inzwischen kann ich kurze Sätze wie diesen aus seinem Mund ganz gut verstehen) Ok, alle Mann auf die ute, die Hunde sind auch dabei, es scheint zu pressieren.

Ich hatte die Ehre schon wenige Tage zuvor, deshalb bin ich nimmer so aufgeregt. Pighunting! Ich hatte davor noch nie davon gehört, aber es ist hier in Australien Volkssport. Begeisterte aus dem ganzen Kontinent treffen sich an den verschiedenen Kuesten und gehen gemeinsam Jagen. Wir halten uns alle fest, es geht in mörderischem Tempo über die Felder, das Bier fließt noch immer, alle sind total aufgedreht....da schlagen die Hunde an. Die Käfige werden geöffnet, die Hunde laufen davon und wir, der Mob, hinterher. Es geht durch mannshohes Schif, durch Stacheldrahtzäune und über Gebüsch, es wird gepurzelt und gefallen.... Immer wieder wird gehorcht, ob man die Hunde bellen hört, und tatsächlich, nur kurz drauf hören wir sie, was heißt, dass die Hunde das Schwein erwischt haben. Je näher wir kommen, desto lauter hören wir dann auch das Schwein. Die Hunde halten es, wenn sie es erwischt haben, an den Ohren fest und warten, bis Nathan da ist. Es sind Wildschweine, von denen die männlichen ganz schön fiese Hauer haben können, deswegen tragen die Hunde ihren Schutz (siehe Bild oben). Mit zwei gezielten Stichen mit dem Messer ist das Schwein tot und die Jagd vorbei. Ich habe bei dieser Jagd die Kamera nicht dabei gehabt, Bilder von einer anderen Jagd folgen aber.

Manche sind nach dieser Jagd nicht mehr mitgefahren, weil sie es langweilig oder grausam fanden. Auch ich habe manchmal überlegt, ob ich das noch mal sehen möchte. Dazu muß man vielleicht manche Dinge sagen, um es besser zu verstehen. Abgesehen von einer gelegentlichen Party ist auf dieser Farm einfach nicht viel zu tun. Die einzige Abwechslung, die geboten wird, ist die Jagd. Ich für meinen Teil habe die Fahrten auf der ute toll gefunden, man sitzt auf dem offenen Pick-up, den Fahrtwind um die Ohren und den Sternenhimmel über einem. Kühles Bier im esky (Kühlbox) ist immer dabei und selbst wenn man nichts fängt, war's die Fahrt allein meistens wert.

Zum anderen werden die Schweine hier als Plage angesehen. Sie fressen die Melonen und haben in der Regel irgendwelche Krankheiten, weshalb die Schweine auch nicht mitgenommen, sondern meist liegen gelassen werden. Sind die Jungs in anderen Gebieten jagen, werden die Schweine aber auch manchmal mitgenommen und das Fleisch für ein BBQ aufgehoben.

Ansonsten ist es wohl nicht mein Ding, die Leute fuer ihr Hobby zu verurteilen. Man macht es hier eben so, und es war ein grosser Teil meines Farmerlebnisses, deshalb findet es hier Erwaehnung.

© Stephanie Wiesmüller, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Für alle, die sich zwischendrin Mal fragen, wo ich mich rum treibe. 12 Monate down under, in meinem Fall open end im Anschluss, als Reisepartnerin a Bratwürstl und vorab mit mächtig Schiss, ob mir nicht doch meine Mami fehlen wird ;-)
Details:
Aufbruch: 15.03.2009
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: 30.11.2010
Reiseziele: Australien
Indonesien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Stephanie Wiesmüller berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.