cool runnings ...

Reisezeit: März 2009 - November 2010  |  von Stephanie Wiesmüller

Bali - low budget, low luggage: Bali pur - Kultur

Oller Wecker, ich hab doch Urlaub, ich will schlafen! Aber halt, heute steht ja was tolles auf dem Programm, schon fällt das Aufstehen nicht mehr so schwer. Entgegen meiner Vorstellung und dem was ich kenne steht nicht ein propevoller Bus vor uns, sondern ein schnieker kleiner Bus mit eigenem Reiseführer und extra Fahrer, nur für uns. Das ist Mal was Neues.

Erste Station ist eine traditionelle Tanzshow, der Barongtanz, der eine unheimlich komplizierte Geschichte erzählt, Liebe, Krieg und Totschlag, Götter und Soldaten,....ich jedenfalls bin froh, dass ich ein Programm in Händen halte, sonst versteht man das nämlich nicht. Die traditionell balinesische Musik dazu ist ein einziges kling-bing, für europäische Ohren nicht besonders melodiös, aber gut, hat man das auch Mal gesehen.

Auf dem Weg zum Auto fallen mir die Kühe auf dem Feld auf und denke bei mir, dass ich irgendwie davon ausgegangen bin, dass hier wie in so vielen anderen Ländern, in denen ich war, die Kühe nur Schatten ihrer selbst sind, Gerippe mit kaum Fleisch, aber diese hier sind bumperlgesund und schauen sogar irgendwie glücklich aus.

Rein in unser Privatauto und zum nächsten Stop ins cultural village, wo Schmuck und Holzschnitzereien gemacht werden. Wo ich jetzt so drüber nachdenke, graust mir. Bei der Tour-Buchung hatte ich nicht dran gedacht, dass das wahrscheinlich die übliche Verkaufstour werden wird, bei der man fast was kaufen muß oder eine Steinigung erwarten kann. Ich geh also schon mit einem mulmigen Gefühl in die Schmuckfabrik. Fasziniert schaun wir der Frau zu, wie sie Minikügelchen an Minikügelchen auf ein etwas größeres Kügelchen per Hand bastelt. Uns wird genau erklärt, wofür die Schmuckstücke sind (die meisten sind für Tanzveranstaltungen wie die, auf der wir gerade waren), welche Materialien sie verwenden und wie sie hergestellt werden. Jesus, was für eine Futzelarbeit, und die zittert noch nicht Mal dabei.

Dann werden wir in den Shop geschickt und ich befürchte schon das schlimmste. Aber zu meiner Überraschung lässt man uns fast ungestört die Schmuckstücke anschaun, ohne uns zu sehr zu bedrängen. Kurz drauf stehen wir wieder vor der Tür und weiter geht's. Aus dem Auto raus sehen wir wunderschöne Kunst ausgestellt, aus Stein, aus Holz, tolle Stücke, die daheim fast unbezahlbar sind und hier 'n Appel und 'n Ei kosten, der Transport nach Europa allerdings macht das Ganze schon fast wieder uninteressant.

Weiter geht's um ein traditionelles Haus zu besichtigen, wie lebt der durchschnittliche Balinese? An jeder Tür innerhalb einer Gemeinde hängt ein solches Schild

auf dem vermerkt ist, zu welcher Gemeinde man gehört, welche Funktion man in dieser Gemeinde inne hat, wie viele Frauen und wie viele Männer hier wohnen und allerlei Zeugs, das ich aber vergessen hab.
Jedes Haus in Bali hat prinzipiell den gleichen Aufbau. Egal wo das Grundstück liegt, der Familientempel (und fast jede Familie hat einen) steht in Richtung des Vulkans, also nord-östlich ausgerichtet) Die Familientempel sehen sehr unterschiedlich aus, und sowohl das Aussehen als auch die Anzahl der Tempel zeigen den Reichtum der Familie.

Dann gibt es ein Hüttchen für die Familie, eins für Gäste und eins für die Lebensmittel. Diese Hüttchen sind in unterschiedlichen Höhen gebaut, dreistufig, im Sinne von Prioritäten. Das eigene Schlafzimmer ist das Höchste Gebäude und die Lebensmittel das niedrigste, aber meistens mit einem Aufbau, damit Hochwasser und Tiere nicht dran kommen. Als letztes werden dann die Nutztiere irgendwo platziert.

Und auch hier werden wieder fleissig offerings vorbereitet.

Modernere Balinesen bauen heute ihre Häuser aus Ziegeln, aber selbst diese haben prinzipiell den gleichen Aufbau. Unterwegs durch die Dörfer sieht man viele modernere Häuser und bei genauem Hinsehen kann man ziemlich gut erkennen, welche den zugereisten Touristen gehören, denn diese halten sich weniger an Traditionen, und bauen, wie's Ihnen gefällt und kopieren lediglich die wunderschönen Gärten und Tempel wirr auf Ihren Grundstücken. Fair enough, ich selber würde wohl meine Häuschen auch eher zweckmäßig als traditionell verteilen.

Nächster Stop ist ein woodcarving - Betrieb und wieder mache ich mich auf die große Verkaufveranstaltung gefasst. Aber noch mal werde ich angenehm überrascht. Man zeigt uns, was man aus Holz alles herstellen kann, die unterschiedlichen Hölzer, dass alle unterschiedlich wiegen, welche Eigenschaften sie haben, welche hier wachsen und welche importiert werden, woran man auf Märkten Fälschungen erkennen kann....und wieder bin ich angenehm überrascht, man drängt uns zu nichts und nach ausführlichem Bestaunen können wir unbehelligt wieder gehen. Das gefällt mir hier wirklich sehr! Und diese Familie macht wirklich sehr schöne Sachen aus Holz. Zu schade, dass Heimschicken zu teuer ist, denn hier wäre ich fast schwach geworden!

Der Weg führt nun noch weiter nach Norden zum Vulkan, und da ich noch nie einen gesehen habe bin ich sehr beeindruckt von dieser Aussicht

Der Vulkan ist schon eine Weile nicht mehr ausgebrochen, aber noch immer aktiv. Und mit Blick auf diese herrliche Landschaft dürfen wir ein balinesisches Buffet genießen. Hmmm, also wer mich kennt, der weiß, wie ekelhaft ich mit Essen sein kann und als man offenbart, dass das Essen echt balinesisch ist mach ich mich schon auf Diät gefasst. Aber wow, das Essen ist toll und nach der dritten Portion schwarzem Reispudding platzen Triin und ich fast!

Wir reißen uns vom Buffet und der Wahnsinns-Aussicht los und fläzen uns ins wohltemperierte Auto. Wir fühlen uns grad mehr nach powernap als nach seightseeing, und schlafen tatsächlich beide ein. Duselig steigen wir an der nächsten Station aus. Eine balinesische Gärtnerei, endlich wissen wir, wie Ananas, Zimt, Litchies und Schlangenhautfrüchte wachsen und probieren dürfen wir auch alles.

Und dann treffen wir diesen kleinen Freund hier

Das ist eine Katzenart, so was hab ich noch nie gesehen! Und die kann was ganz tolles offenbar. Die produziert eine spezielle Kaffeart, für die Bali wohl bekannt ist, und die ziemlich teuer ist. Praktisch, so ein Kätzchen, vorne Kaffeebohne rein und hinten Delikatesse wieder raus.....kostbares cat-pooh nennt es unser Führer J
Ich selber trink ja keinen Kaffee, aber Triin kann den Köstlichkeiten nicht widerstehen, und deckt sich mit Kaffee, Tee und Schokolade ein. Ich steck noch ein paar Schlangenhautfrüchte in die Hosentasche, die sind wirklich sehr lecker und hab ich davor auch noch nie gesehen, und wieder hopp ins Auto.

Auf die Reisefelder war ich sehr gespannt und obwohl mich der Tag jetzt schon sehr geschlaucht hat, find ich die Aussicht super

Es wird langsam aber sicher spät, wir sind total voll mit neuen Eindrücken, aber die letzen Punkte unserer Tour wollen wir noch durchhalten. Obwohl man in fast jedem Haus einen Familientempel hat, gibt es auch öffentliche Tempel, die zum einen für die Touristen zugänglich sind, aber auch für größere Festlichkeiten genutzt werden. Dieser Tempel wird gerade geschmückt und geweiht, ein Fest wird vorbereitet.

Hör Mal, jetzt bin ich wirklich platt, mehr vertrag ich heute nicht mehr. Wir bitten unseren Reiseführer, uns jetzt nach Hause zu bringen, mehr Kultur passt einfach nicht in einen Tag und unser Wunsch ist ihm Befehl

Ich glaube, er ist auch nicht traurig darüber, denn er hat den ganzen Tag gesprochen, erklärt und all unsere Fragen beantwortet, er sieht auch schon müde aus.

Wir lassen den Abend in einer Cocktailbar ausklingen. Lecker balinesisches Essen (ich bin richtig auf den Geschmack gekommen) und die Cocktailkarte einmal rauf und runter und ein perfekter Tag geht zu Ende.

© Stephanie Wiesmüller, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Für alle, die sich zwischendrin Mal fragen, wo ich mich rum treibe. 12 Monate down under, in meinem Fall open end im Anschluss, als Reisepartnerin a Bratwürstl und vorab mit mächtig Schiss, ob mir nicht doch meine Mami fehlen wird ;-)
Details:
Aufbruch: 15.03.2009
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: 30.11.2010
Reiseziele: Australien
Indonesien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Stephanie Wiesmüller berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.