cool runnings ...
Tortilla Farm, Adelaide River: nein, nein, bitte nein!!!
Eine Woche später. Wir machen uns fertig um pünktlich um sieben mit der Arbeit anzufangen, wollen gerade unsere 3-Liter-Wasserflaschen für's Feld füllen.....kein Wasser da! Nicht in der Dusche, nicht in der Küche, nicht im shed. Somit haben wir den Vormittag off, denn ohne Wasser können wir nicht arbeiten gehen.
Mir gehen die Zigaretten aus, deshalb beschließe ich, den grausamen Weg zum Wooli zu fahren und frage kurz durch, wer noch etwas braucht. Natürlich alle! Mit der selben Anzahl von Einkaufslisten frage ich, wer gerne mitfahren möchte, zwei Sekunden später ist das Auto voll und wir rollen los.....
Nach knapp 10 km denk ich, der zieht aber nicht richtig, schau auf die Temperaturanzeige; bißl höher als sonst, aber noch nicht bedenklich, bis zur Tankstelle wird's schon reichen, hm? Rebecca nickt und ich fahr weiter......blöde Idee, man soll halt immer seinem Bachgefühl folgen. Kurz drauf dampft's und brodelt's aus unserem Auto raus. Ich halt sofort an, kann kaum hinschaun, mir wird schlecht und fühle mich an so viele Male zuvor erinnert.
Was macht Frau, wenn's Auto nimmer fahrt? Erst Mal Kühlerhaube aufmachen und reinschaun, kommt immer gut! Ich kann leider nichts sehen, weil alles dampft und auch nachdem der Rauch weg ist, weiß ich natürlich nicht, wo ich hinschaun soll, woher auch?!?!?
Typisch Australien, innerhalb der ersten drei Minuten hält ein Auto an. "You alright?" Nö, natürlich nicht, würd ich sonst mit offener Kühlerhaube auf der dirtroad rumstehen? Kurz drauf hält auch ein zweites Auto an und die Einheimischen fachsimpeln über das Problem, offensichtlich haben sie ebenfalls keine Ahnung! Man(n) füllt mir Sprit nach, weil man(n) der Benzinanzeige nicht traut. Man(n) füllt Wasser nach, man(n) tut und macht, nichts hilft, das Auto mag nimmer. Das zweite Auto entschuldigt sich, sie müssen zur Arbeit, ob wir einen lift brauchen? Hm, nein, ich muß mich hier um den Kas' kümmern, aber die anderen zwei, die eigentlich nur kurz Einkaufen fahren wollten, die kann er bitte mit zurück zur Farm nehmen. Rebecca und ich bleiben ziemlich gerädert zurück. Ich frag den Mann vom ersten Auto, wie weit es bis zur nächsten Werkstatt sei, 30 km sagt er, er müsse eh da hin, er könne uns dahin abschlappen, wenn wir wollen......Wow, klar, das wär toll, ist ja nicht so, als hätten wir groß `ne Wahl, hm?!
Abschleppseil hat er nicht, aber eine Kette, die wickelt er um die beiden Auto's. Ich hasse Abschleppen, schon daheim, aber mit einem Abstand von nur einem Meter auf einer dirtroad bergauf bergab, da hasse ich es doppelt und ich bin kurz vor'm ausflippen. Ich bin doppelt konzentriert und geb mir alle Mühe und da........ich kann ehrlich nichts dafür! Die Kette löst sich, bleibt auf der Strasse liegen und ich hup vor mich hin und bleibe zurück, und der Kollege vorne reagiert überhaupt nicht. Wo der wohl mit seinen Gedanken ist? Nach einer gefühlten Ewigkeit merkt er dann doch, dass wohl was nicht stimmen kann und kommt zurück, klaubt die Kette auf und macht sie wieder fest. Endlich sind wir auf dem Highway! Und jetzt fährt der auch noch entgegen allem, was ich von daheim kenne, ca. 70 km/h und ich nur einen Meter von ihm entfernt. Sofort fällt mir ein Telefonat mit meiner Mami ein, die es nicht lassen konnte mir zu erzählen, dass der Stuart Highway (ja ja, das ist der auf dem ich grade abgeschleppt werde in mörderischem Tempo ohne Sicherheitsabstand) die zweitgefährlichste Straße der Welt ist. Na bravo, aber mach ma's kurz: Wir kommen in Adelaide River ohne Probleme an! Wir überlegen noch, wie man sich erkenntlich zeigen soll für's abschlappen, da verabschiedet sich unser Helfer und ist verschwunden. Hm, wir schreien noch tausend Danke's hinterher, und wieder typisch Australier kommt nur zurück : "No worries, mates!"
Also rein, in die Tankstelle, die gleichzeitig auch Werkstatt ist, der gute Mann schaut unter unsere Kühlerhaube, schüttelt den Kopf und sagt so ungefähr: "Naa, da ko I nix mach'n, des muaß nach Darwin, des Auto!" So breit ist sein Akzent! Er sagt, er würde da mit Werkstätten zusammenarbeiten, er würde eruieren, welche als erstes Zeit hätte dafür, und das Auto dorthin abschleppen. Kostet gleich Mal 500,- AUD. Gut, mach das Mal, kann man ja alles nicht mehr ändern. Wir sollen dann am Nachmittag anrufen, er gibt uns dann die Telefonnummer von der ausgewählten Werkstatt und wir sollen uns dann mit denen zamtelefonieren.
Oh je, weiß der denn nicht, dass wir auf unserer Farm keinen Empfang haben? Da müssen wir zum Boss gehen und fragen, ob wir das von seinem Telefon machen dürfen, na, der wird sich freuen.
Wir packen unsere Habseligkeiten aus dem Auto, alles, was wir vielleicht noch brauchen, alle Wertsachen, mit 'zig Tüten in der Hand stehen wir nun da.....und jetzt?!?! Die Farm ist ca. 20 km Highway und 15 km dirtroad entfernt und wir sollen doch am Nachmittag wieder arbeiten. Wir können nicht auf der Farm anrufen, weil wir keine Nummer dabei haben, niemanden auf dem Handy erreichen, weil keiner Empfang hat, ich könnt heulen. Bleibt nur laufen....da sind wir bis übermorgen unterwegs, nicht zu vergessen die elende Hitze (es ist schon fast mittags), unsere Tüten und der Highway hat schließlich keinen Fußgängerweg. Fast schon automatisch gehen wir beide in Richtung Straße, beide wissen, was jetzt kommen muß. Ich schwöre, es ist das allererste Mal für mich und ich versinke fast im Erdboden, deswegen erbarmt sich Rebecca und hält den Daumen raus. Schon nach kurzer Zeit stellen wir fest, dass es wenig Sinn macht, da die meisten Fahrzeuge, die hier vorbeikommen roadtrains sind, die aufgrund ihrer Größe wegen uns zwei Nudeln bestimmt nicht anhalten werden. Wir beschließen, es bei der Tankstelle direkt zu versuchen und das erste Auto, das wir sehen ist ein älteres Ehepaar mit Hund, großer Jeep und Wohnwagen dahinter, die sehen doch vertrauenswürdig aus. Die Stimme von meiner Mami wird ganz ganz laut im Hinterkopf, trampen und wie gefährlich und und und....pst, sei ruhig, Stimme, das ist ein Notfall!
Wir fragen höflich und in schönstem Schulenglisch, aber die zwei verneinen, sie haben keine Rückbank, die ist ausgebaut, damit es der Hund bequem auf Reisen hat. Wir bedanken uns und sind verzweifelt, es ist nämlich sonst grad kein anderes Auto da. Ich weiß nicht, warum, aber die Dame von grade eben erkundigt sich, warum wir hier vollbepackt stehen und wir erzählen kurz unsere Geschichte. Lag's an den Worten, dem Zittern in unseren Stimmen oder hat sie einfach ein großes Herz?!?!? Sie bietet uns an, den Platz mit dem Hund zu teilen und wir sind überglücklich. Macht nix, beteuern wir, macht gar nix. Wir knien neben Fifi und erzählen von der Farm, wie's soweit kam, und dass wir überglücklich sind, dass sie uns mitnehmen! Die Frau erzählt, dass sie Kinder in unserem Alter hat und hofft, dass ihnen auch geholfen wird, wenn sie Mal in so einer Situation sind. Mütter sind einfach herrlich
Da kommt schon die Abzweigung vom Highway auf unsere dirtroad, den Rest wollen wir laufen, aber die zwei sind entrüstet, als sie hören, dass das noch mal 15 km sind und fahren uns mit Wohnwagen und Hund bis fast vor die Farm. Den Rest von 3 km können wir nun wirklich laufen und der Weg dahinter ist zu eng um da noch mit dem Wohnwagen zu wenden. Man drückt und verabschiedet sich, vielen Dank ihr lieben Leute! Mit einem letzten Hupen sind sie verschwunden! Und wir Glückspilze werden auf den letzten Kilometern noch aufgegabelt von Nathan, der uns mit zur Farm nimmt. Keine Zeit zum jammern, umziehen, Melonen picken!!!
Aufbruch: | 15.03.2009 |
Dauer: | 21 Monate |
Heimkehr: | 30.11.2010 |
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