Katja und Joerg around the world
Indonesien I (Bali, Sulawesi)
Hallo Zusammen,
nach Malaysia bereisen wir jetzt Indonesien. Der Staat Indonesien ist der groesste Inselstaat (ueber 17.000 Inseln) und das viertgroesste Land (240 Mio. Einwohner) der Welt. Seit 1949 ist Indonesien von den ehemaligen Kolonialherren den Niederlanden unabhaengig.
Vor unserem Abflug haben wir noch das Visum fuer Indien in KL abgeholt. Um 21:30 Uhr sind wir von KL nach Denpasar geflogen und dort um halb eins gelandet. Da wir weder indonesische Rupien noch US-Dollar oder Euro dabei hatten, mussten wir uns erst einmal im Flughafen Geld besorgen, um das Visum fuer unsere 30 Tage Aufenthalt in Indonesien zu bezahlen. Muede und etwas genervt verliessen wir den Flughafen und trafen zum Glueck einen sehr netten Taxifahrer. Dieser hatte fuer uns dutzende Hotels abtelefoniert, bis er ein Hotel fand, das frei und bezahlbar war.
Am folgenden Morgen sahen wir uns ein wenig in Kuta um, dem Hauptort auf Bali und beschlossen, dass es uns dort viel zu voll war. Da wir in der Zeit in Indonesien auch nach Sulawesi wollten, besorgten wir uns kurzerhand Fluege fuer den gleichen Tag dorthin. Die Zeit bis zum Abflug verbrachten wir mit Vorbereitungen fuer Sulawesi (frueher Celebes). Es war kurzfristig kein Hotel in unserem Ankunftsort Makassar zu finden. Zum Glueck fanden wir zum Schluss ein neues Hostel im Internet mit einem letzten freien Zimmer und leider wie sich hinterher herausstellte mit Bettwanzen! In unserem Reisefuehrer wurde ein Reiseveranstallter fuer Sulawesi empfohlen, mit dem wir uns direkt in Verbindung setzten. Da wir nur gute drei Wochen auf der Insel verbringen und Einiges sehen wollen, entschlossen wir uns fuer diese uns bisher unbekannte Variante des Reisens. Sulawesi steckt bis auf einige relativ entwickelte Regionen touristisch noch in den Kinderschuhen. Ursaechlich hierfuer sind vor allem diverse religioes gepraegte Unruhen, die lange Zeit die Touristen fernhielten. Wir waren somit nicht mehr allein, sondern mit Guide und Fahrer unterwegs. Da der oeffentliche Nahverkehr auf Sulawesi noch nicht sonderlich ausgebaut ist und die Englischkenntnisse der meisten Einheimischen sehr duerftig sind, ist diese Art des Reisens hier sinnvoller.
Auf Sulawesi, genauer in Makassar, angekommen, spielten wir beim Essen mit dem Reiseveranstallter verschiedene Tourvarianten durch und einigten uns final auf eine Tour, die wir am naechsten Morgen antraten. Beim Fruehstueck im Guesthouse am naechsten Morgen fanden wir heraus, dass die meisten Traveller auch Touren gebucht haben. Makassar fanden wir nicht sehr aufregend. Es ist eine Millionenstadt, die auf den ersten Blick relativ wenig zu bieten hat. Unser Hostel war grenzwertig, dafuer aber sehr guenstig.
Bevor wir Makassar verliessen, besuchten wir den Fischmarkt im Hafen und hatten die Gelegenheit uns verschiedene Frachtschiffe anzusehen. Uns wurde sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sobald wir stehenblieben, bildete sich eine Menschentraube um uns. Sehr viele Touristen scheinen sich hierhin noch nicht verirrt zu haben. "Hello Mister" war das einzige Englisch, das wir zu hoeren bekamen. Weiter ging es nach einem kurzen Besuch eines traditionellen Steghauses hinaus aufs Land. Vorbei an Bananen-, Mais-, Reis- und Melonenfeldern erreichten wir einen Ort, der sein Auskommen hauptsaechlich aus der Salzgewinnung bezieht. In einem kleinen Ort schauten wir bei der Erzeugung von Palmzucker zu. Kaum waren wir dort, hatte sich auch schon das ganze Dorf um uns vesammelt. Vor der Weiterfahrt wollten die Bewohner unbedingt Bilder mit Katja machen. Spaeter schauten wir uns noch einen sehr einsam gelegenen Wasserfall an und kamen im Dunkeln in Bira, einem kleinen Strandort an der Kueste an.
In Bira blieben wir zwei Naechte. Wir waren sofort begeistert von dem langen weissen Strand, dem kristallklaren Wasser und der entspannten Atmosphaere. Ausser einem Ausflug zu einem Ort, wo traditionelle Boote von Hand gefertigt werden, haben wir nicht viel gemacht.
Das naechste Ziel war Sengkang. Auf dem Weg dorthin besuchten wir ein traditionelles Dorf. Bevor wir hinein durften, mussten wir uns schwarze Sarongs (Roecke), Hemden und Joerg sogar eine traditionelle Kopfbedeckung anziehen. In diesem Dorf wird jeglicher Fortschritt negiert. Die Bewohner leben ohne moderne Errungenschaften wie Autos, Mopeds und Strom in sehr traditionellen Huetten. Der Haeuptling wird nicht gewaehlt, sondern in einer Zeremonie aus mehren Anwaertern auserwaehlt. Magie und Aberglaube spielen dabei eine grosse Rolle. Wir hatten eine Audienz beim derzeitigen Chef und konnten ihm ein paar Fragen stellen und seine Huette begutachten.
In Sengkang angekommen bestiegen wir sofort ein Boot und fuhren den Fluss hoch, um eine andere regionale Besonderheit zu sehen. Der Fluss fuehrte uns auf einen sehr grossen und sehr flachen See, auf dem Fischer auf schwimmenden Haeusern wohnen. Die Szenerie war sehr spektakulaer. Das Haus, das wir besuchten, war ca. 25 Quadratmeter gross und diente fuenf Personen als Schlafplatz, war Kueche, Huehnerstall, Minimarkt und Tankstelle. Die Bewohner waren sehr freundlich und luden uns direkt zu Tee und leckerem Kuchen ein. Nach einem wunderschoenen Sonnenuntergang auf dem See fuhren wir zurueck in den Ort.
Am naechsten Morgen fuhren wir weiter nach Rantepao im Torajaland in den Bergen Sulawesis. Diese Gegend ist fuer ihre schoene Landschaft, die Architektur der Haeuser und die sehr speziellen Beerdigungszeremonien der Einheimischen bekannt. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Zielen, die in muslimisch gepraegten Regionen lagen, ist dieser Teil Sulawesis christlich. Anstatt Moscheen sieht man viele Kirchen und auch Kopftuecher sind eher eine Seltenheit.
Die Beerdigungen entstammen aber einer anderen Zeit und haben mit einer christlichen Beerdigung nicht viel gemeinsam. Der Tod ist das zentrale Ereignis im Leben der Einheimischen, und sie geben fuer die Beerdigungen sehr viel Geld aus. Eine Beerdigung kann bis zu vier Tage dauern. Hierfuer werden eigens Festplaetze und provisorische Tribuenen gebaut. Wir hatten das Glueck an einer grossen Beerdigung teilnehmen zu koennen. Die Groesse erkannte man nicht nur an der Zahl der Besucher, sondern auch an der Anzahl der Wasserbueffel, die fuer die Beerdigung geopfert werden. Wenn diese dann auch noch zum Grossteil halbe Albinos (ein Bueffel kostet dann bis zu 7.000 EUR) sind, hatte der Verstorbene sehr viel Geld und Einfluss. Bei der groessten bisher gefeierten Beerdigung wurden 200 Bueffel geopfert und das Festgelaende war zwei Hektar gross.
Bei der Beerdigung, die wir sehen konnten, wurde ein Mitglied der hoechsten sozialen Klasse (Dorfchef) beerdigt und 23 Wasserbueffel geopfert. Wir haben den ersten Tag der Feierlichkeiten miterlebt. Der Tote ist hundert Jahre alt geworden und wartet seit zwei Jahren einbalsamiert auf seinen tatsachlichen Tod, der erst eintritt, wenn er beerdigt wird. Vorher (also nach dem Tod) gilt er lediglich als "ernsthaft krank". Er bekommt weiterhin Essen und Trinken und "lebt" mit seiner Familie in seinem Haus.
Die Feierlichkeiten begannen mit dem Aufstellen eines Gedenksteins. Spaeter fand eine Parade mit dem Leichnam statt, die von den zu opfernden Bueffeln und ausgelassen schreienden Dorfbewohnern begleitet wurde. Zum Abschluss fanden Bueffelkaempfe statt. Die ganze Zeit ueber wurde viel Palmwein aus Bamubusrohren getrunken, und der ein oder andere nicht sehr wertvolle Bueffel und ein paar Schweine geschlachtet und gegrillt. Trinken und Essen ist auch das wesentliche Element des folgenden Tages, zudem werden die Gaeste offiziell begruesst. Am dritten Tag werden die Wasserbueffel am fruehen Morgen gemeuchelt und nach festen Regeln wird das Fleisch unter den Anwesenden verteilt. Das beste Fleisch bekommen die Ranghoechsten, das Volk die Eingeweide. Am letzten Tag findet die eigentliche Beerdigung statt. Die letzte Ruhestaette befindet sich meist in Felsgraebern. Entstammt man einer hohen Klasse, darf man vor seinem Grab auch eine lebensgrosse Puppe (Tau-Tau) aufstellen. Sobald das Grab verschlossen ist wird, dann zur Abwechslung sogar getrauert.
Frueher endete jede Beerdigung mit Hahnenkaempfen, die im Torajaland sehr beliebt sind. Ueberall sieht man in den Doerfern Koerbe mit Kampfhaehnen. Die Regierung hat diese Kaempfe offiziell verboten. Sie finden aber weiterhin versteckt statt. Die Haehne bekommen kleine Messer an die Krallen gebunden, damit die Kaempfe schneller enden und blutiger sind.
Ein weiteres Highlight sind die Haueser der Einheimischen. Sie sind Schiffen nachempfunden und sehr traditionell gebaut. Die Schiffsform dient als Gedenken an den Urvater der Einwohner, der mit dem Boot aus China kam und sich dann in den Huegeln des Torajalandes niederliess. Gegenueber von jedem traditionellen Haus steht ein Reisspeicher, der auch in dieser Form gebaut ist. Vor dem Haus werden die Hoerner von Wasserbueffeln praesentiert, die bei Beerdigungen von Familienmitgliedern geopfert wurden.
Wir haben in unseren Tagen im Torajaland verschiedenste Graeber, Doerfer, insgesamt fuenf Leichen (bzw. "ernsthaft Kranke") und viele Reisfelder gesehen. Die Leute bearbeiten die Felder noch komplett ohne Maschinen und jeder hilft bei der Arbeit auf dem Feld mit. Bei Wanderungen durch die Doerfer und Reisfelder konnten wir hautnah in diese sehr urspruengliche Welt mit freundlichen Einwohnern eintauchen. Stolz wurden uns die (noch lebenden Wasserbuefffel) praesentiert und mitgeteilt, was der Marktpreis des Tieres ist. Die Kinder rufen jeden Weissen "Belanda", was Hollaender auf indonesisch heisst.
Besonders erwaehneswert sind noch die Graeber fuer Kinder, die vor dem Erreichen des 4. Lebensmonats gestorben sind. Sie gelten als frei von Suende und werden nicht traditionell, sondern in Bauemen beerdigt. Hierzu wird direkt nach dem Tod eine Kammer auf zwei Metern Hoehe in einen sehr grossen Baum geschnitten, der Saeugling aufrecht darin platziert und die Kammer verschlossen. Sobald wieder Rinde ueber die Oeffnung waechst, weiss man, dass das Kind jetzt im Paradies ist. Bei dieser Beerdigung wird auch nur ein Schwein und kein Wasserbueffel geopfert.
Tieropfer sind in ganz Sulawesi sehr beliebt. Auch die Muslimen an der Kueste opfern fuer Schiffstaufen, Geburten, Hochzeiten und Beerdigungen gerne mal das ein oder andere Tier. Dies findet jedoch nirgendwo so ausgepraegt wie im Torajaland statt.
Ueber die bisherigen Unterkuenfte lohnt es sich nicht viel zu schreiben. Sie sind halbwegs sauber (aussen hui innen pfui) und zum Teil etwas gewoehnungsbeduerftig (Toiletten). Die Hotels in Rantepao sind davon ausgenommen. Sie sind sehr sauber, liebevoll eingerichtet und einfach nur etwas veraltet.Bezueglich der Unterkuenfte hat Sulawesi noch etwas Nachholbedarf. Reisende mit uebertriebenen Hygienestandards sollten sich besser andere Reiseziele suchen.
Essenstechnisch sieht es da schon ganz anders aus. Uns hat alles sehr gut geschmeckt und es gibt im Gegensatz zu Malaysia auch sehr viel richtig scharfes Essen. Lediglich die regionalen Besonderheiten wie Hund und Fledermaus in Toraja sind etwas seltsam. Vor allem das Toeten der Hunde hat es in sich. Sie werden erschlagen, da beim Schlachten zuviel Blut verloren geht und das Fleisch nicht mehr schmeckt.
Viele liebe Gruesse aus der Ferne!
Katja und Joerg
KURIOSES AM STRASSENRAND
SULAWESI
Der groesste Geldschein in Indonesien (100.000 Rupien) ist ca. 7 EUR wert. Unsere Rundreise war nicht teuer, die zur Bezahlung notwendigen Scheine jedoch ein ziemlicher Haufen.
HAFEN VON MAKASSAR
AUF DEM WEG NACH BIRA
BIRA
BOOTSBAUERSTADT AN DER KUESTE
BESUCH IN DER WEBEREI
BESUCH IM TRADITIONELLEN DORF
SENGKANG
TORAJALAND
RANTEPAO
Saemtliche Haueser und auch die Reisspeicher sind mit diesen sehr aufwendigen Schnitzereien verziert.
IN DEN HUEGELN UM RANTEPAO
BEERDIGUNG TAG 1
In dieses Haus wurde der Tote bzw. ernsthaft Kranke nach der Parade getragen. Bis zur eigentlichen Beerdigung am vierten Tag verbleibt er auch dort.
Die anderen Gaeste tragen ueberwiegend Schwarz. Das Schwarze an den Zaehnen der Dame ist nicht auf mangelnde Mundhygiene zurueckzufuehren, sondern es dient eben dieser. Sie kaut auf Betelnuessen, was gut fuer die Zaehne sein soll.
REISFELDWANDERUNG
Diese Tau-Taus warten seit zwei Jahren gemeinsam mit den dazugehoerigen Leichen auf die tatsaechliche Beerdigung. Sie sind die letzten Gaeste ihrer Beerdigung, die bis aufs Begraben erledigt ist. Sie wollen nicht eher unter die Erde bzw. in den Fels, bevor nicht Hahnenkaempfe zu ihren Ehren stattgefunden haben. Die Sondergenehmigung der Regierung fehlt noch. Der Dorfchef meinte, dass das auch noch ein paar Jahre dauern kann. Damit die drei Jungs bis dahin nicht so allein sind, hat man das Tau-Tau ihrer vor 23 Jahren gestorbenen Mutter vom Grab dazugeholt.
Aufbruch: | 29.11.2008 |
Dauer: | 17 Monate |
Heimkehr: | April 2010 |
Namibia
Brasilien
Argentinien
Bolivien
Peru
Ecuador
Costa Rica
Mexiko
Vereinigte Staaten
Neuseeland
Samoa
Australien
Hongkong
China
Malaysia
Indonesien
Indien
Nepal
Thailand
Kambodscha
Philippinen
Vietnam
Bahrain
Laos