Katja und Joerg around the world
Indien III (Jaiselmer, Jodhpur, Varanasi)
Namaste!
Hier nun der dritte und letzte Teil unseres Indienberichts.
Eine in England geborene Inderin, die wir auf Samoa kennengelernt haben, verabschiedete uns nach Indien via E-Mail mit den Worten, dass die Zeit in Indien fuer uns ein "Angriff auf alle Sinne" wird. Anfangs konnten wir dies nicht nachvollziehen. Wir haben die Vielfalt genossen. In den letzten Tagen wurde es anstrengender und wir wussten genau, was sie meinte. Indien ist wunderschoen, aber auch sehr fordernd. Das, was man anfaenglich geniesst, wird einem irgendwann zu viel. Es stoeren die vielen Menschen, Tiere, der Laerm, der Staub und die Gerueche und man sehnt sich nach Ruhe und Luft zum Atmen.
Unser naechstes Ziel war Jaisalmer. Wir fuhren von Bikaner aus tiefer in die Wueste Thar. Die Stadt (120 km von der Grenze zu Pakistan entfernt) wurde 1156 gebaut und war in ihrer Bluetezeit eine wichtige Station fuer den Handel Indiens mit dem Westen. Als Schiffe die Karawanen ersetzten, nahm die Bedeutung ab. Sie endete mit der Abspaltung Pakistans von Indien nach dem Abzug der Briten. Das Fort und die Tempel zeugen vom Glanz vergangener Tage. Heute ist die Stadt hauptsaechlich von militaerischer Bedeutung. Im Umland sind sehr viele Soldaten stationiert. Das Verhaeltnis zwischen Indien und Pakistan ist nach wie vor sehr angespannt. Die Muslimen in Pakistan werden radikaler und jedes Jahr fliehen tausende pakistanische Hindus nach Indien. Dort werden Hindufrauen und -kinder entfuehrt, und die Maenner koennen ihre Familie nur zurueckbekommen, wenn sie zum Islam konvertieren. Erschreckend, besonders wenn man sieht, wie unbehelligt die indischen Muslimen leben. Sie koennen Ihre Religion frei ausueben und indische Schulen und Universitaeten besuchen.
Unsere Bleibe (Hotel Suraj) in Jaisalmer lag direkt im Fort. Das Haus, ein altes Kaufmannshaus (Haveli), ist 530 Jahre alt und sehr urig. Unser Zimmer war gute 70 qm gross und die Ausblicke auf die Stadt und die Wueste unvergesslich. Im Ort sahen wir uns ein paar andere Havelis an, verfolgten die Dreharbeiten zu einem deutschen Fernsehfilm im Fort und besuchten einen Jaintempel. Die Tempelanlage mit sieben Tempeln wurde zwischen dem 12. und dem 16. Jhd. gebaut und ist sehr beeindruckend. Wir genossen es, durch die engen Gassen der Stadt zu schlendern und kauften Silberschmuck und Textilien ein, die wir benutzen werden, wenn wir wieder sesshaft werden und unser Rucksackleben aufgeben.
Nach zwei Tagen fuhren wir in die "blaue Stadt" Jodhpur. In der Altstadt sind sehr viele Haeuser blau gestrichen. Grund hierfuer ist, dass die blaue Farbe (enthaelt Zinksulfat) die Gebauede effektiv vor der Zerstoerung durch Termiten schuetzt. Gewohnt haben wir im "Blue House" im Herzen der blauen Altstadt. Wir besuchten dort das aus unserer Sicht schoenste Fort Rajasthans" Meherangarh". Wir hatten Glueck, dass unser Besuch mit einem Musikfestival zusammenfiel und wir so ueberall im Fort traditionelle Folklore und Taenze bewundern konnten, die die besondere Atmosphaere der Festung noch verstaerkten. Das Fort wurde 1459 gebaut und tront hoch ueber der Stadt auf einem Felsen. Es konnte nie von Angreifern fremder Maechte eingenommen werden. In unmittelbarer Naehe liegt der "Jaswant Thada", der Friedhof der Maharadschas. Dort sieht man die aus feinstem Marmor gebauten Grabmaehler der Herrscher.
Am folgenden Tag sahen wir uns ein Dorf der Bishnois in der Umgebung der Stadt an. Die Bishnois sind Bauern und leben so wie vor hunderten von Jahren, von Satelitenschuesseln und Handys mal abgesehen. Die Dorfbewohner waren sehr freundlich und noch nicht vom Massentourismus vedorben. Soll heissen, dass man weder angebettelt wurde, noch direkt fuer Fotos zahlen musste. Das ist leider oft anders. Auch durchaus nicht aermlich wirkende Kinder und Frauen halten, sobald sie Europaer sehen, die Hand auf. Das Dorf wurde von den Einwohnern fuer ein bevorstehendes Fest herausgeputzt. Hierzu wurde gesammelte "heilige Kuhscheisse" mit Wasser vermengt und anschliessend fein sauerberlich auf Boden und Waende aufgetragen. Auf dem Rueckweg sahen wir noch Springboecke und Gaense. Abends schlenderten wir durch die Gassen der Altstadt. Wir hatten Glueck, dass Sonntag war und dadurch der Verkehr ueberschaubar war. An Wochentagen gibt es in den engen Gassen neben vielen Menschen, Kuehen, Ziegen und Hunden auch noch Unmengen von Rollern, Motorraedern und Tuk Tuks. Fuer Autos sind die meisten Strassen zum Glueck zu eng.
Um unser naechstes Ziel (Varanasi) zu erreichen, verbrachten wir 28 anstatt geplanter 24 Stunden im Zug. Von unserem Fahrer verabschiedeten wir uns am Vortag. Wir haben die Zeit mit Gulap sehr genossen und sind trotzdem froh, jetzt wieder auf uns allein gestellt zu sein. Die Zugfahrt war recht angenehm und wir haben sogar einige Stunden schlafen koennen. Wir sind zweiter Klasse mit Klimaanlage gefahren. Das bedeutet, drei Stockbetten pro Abteil, die man mit Vorhaengen abtrennen kann. Mitunter nervt die Klimaanlage, da sie sehr kalt ist. Dennoch wuerden wir niemandem empfehlen, lange Fahrten ohne Klima (Sleeper) zu machen, da diese Wagons tagsueber aus allen Naehten platzen und das Gepaeck nicht wirklich sicher ist.
Varanasi (1,3 Mio. Einwohner) ist die heiligste Stadt Indiens und deshalb ein Ziel fuer viele Pilger und Touristen. Hindus glauben, dass sie, wenn sie hier sterben und am Ganges verbrannt werden, nicht mehr wiedergeboren werden und direkt ins Paradies kommen. Schon am Bahnhof merkten wir, dass in Varanasi etwas anders ist, als in den bisher von uns besuchten Staedten. Es war schmutziger, aermlicher und wir sahen wesentlich mehr Bettler. Unser Hostel Ganpati lag direkt in der nur zu Fuss oder per Motorrad erreichbaren Altstadt am Ufer des Ganges. Abends sind wir an den Ghats (oeffentliche Verbrennungsstaetten) spazieren gegangen. Es war eher anstrengend als angenehm, da wir alle fuenf Meter belagert wurden. Man wollte uns diverse Drogen, Bootsfahrten und Opferschalen verticken.
Am naechsten Tag gingen wir am Ganges entlang und fanden nach einigen hundert Metern eine aktive Verbrennungsstaette. Diverse abgebrannte Feuer zeugten von erfolgten Einaescherungen und weitere wurden vorbereitet. Ueberall war Holz aufgestapelt und es roch recht intensiv. Auf dem Rueckweg wurden uns neben Bootsfahrten, Drogen und Opferschalen auch Rasuren und Massagen angeboten und wir konnten diverse im Fluss treibende Leichen sehen. Hierbei handelte es sich um Kinder und Schwangere, da diese nicht verbrannt werden und direkt in den Fluss geworfen werden.
Vor unserer naechsten Zugfahrt Richtung Nepal machten wir noch eine fruehmorgendliche Bootsfahrt auf dem Ganges. Um halb sechs starteten wir, passierten eine uns bisher unbekannte Verbrennungsstaette und konnten den Indern beim morgendlichen Bad im heiligen Fluss zusehen. Der Ganges ist von der Farbe her ziemlich braun, hinzu kommen die im Wasser treibenden Leichen und die Abwaesser, die ungeklaert in den Fluss kommen. Alles in allem kein Platz, an dem wir freiwillig baden wuerden. Inder sehen das anders. Sie badeten, tauchten unter, putzten sich die Zaehne und gurgelten mit dem Flusswasser. Angeblich sterben selbst Choleraerreger nach kurzer Zeit im Wasser ab, muss daher schon besonders sein.Fuer uns seher befremdlich, aber durchaus interessant zu betrachten, solange man nicht partizipieren muss.
Mittags fuhren wir mit dem Zug nach Gorakhpur, in der Naehe der Grenze zu Nepal. Varanasi war extrem, Gorakhpur eine Spur haerter. Schon am Bahnhof wimmelte es nur so vor Ungeziefer. Um jede Lichtquelle schwirrten Tausende von Insekten. Genauso sah es in der Lobby unseres Hotels aus. Das Zimmer war halbwegs O.K., sauber ist anders, aber wenigstens waren nicht so viele Viecher in unserem Zimmer. Im Restaurant genossen wir sauer schmeckendes und dementsprechend verdorbenes Haehnchen. Unser Magen konnte auch damit umgehen und wir koennen nun behaupten, ohne ernsthafte Magenverstimmungen Indien ueberlebt zu haben. Katja hat die intensiven Gewuerze nur mittelmaessig vertragen, mehr war aber nicht. Wer haette vorher gedacht, dass Indonesien die Hygiene betreffend schlechter abschneidet.
Abschliessend noch eine weitere Besonderheit Indiens: Stromausfaelle. Sie ereilen einen zu jeder Tageszeit. Am haeufigsten nach Einbruch der Dunkelheit, wenn alle Menschen ihre Lichter anschalten. Fuer uns besonders dabei war, dass ausser uns niemand wirklich Anteil daran nahm. Der Strom ging und kam und die Inder reagierten nicht mal. Wie so viele Dinge ist auch dies wohl eine Sache der Gewoehnung. Sie waeren wahrscheinlich eher verunsichert, wenn sie einen Tag ohne Stromausfall erleben wueden.
Ganz liebe Gruesse mittlerweile aus Nepal an Euch alle!
Katja und Joerg
JAISELMER
UNSER HOTEL
JAISELMER FORT
JAINTEMPEL
GESICHTER JAISELMERS
JODHPUR
DIE BLAUE STADT
FRIEDHOF DER MAHARADSCHAS
DAS FORT
TANZ- UND MUSIKALISCHE DARBIETUNGEN IM FORT
LANDAUSFLUG - BISCHNOI
VARANASI
VERBRENNUNGSSTAETTEN AM GANGES
FLUSSFAHRT AM MORGEN
BADERITUALE
Aufbruch: | 29.11.2008 |
Dauer: | 17 Monate |
Heimkehr: | April 2010 |
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