Katja und Joerg around the world
Indien II (Jaipur, Ranthambhore, Bikaner)
Namaste!
Weiter geht unser Indienbericht.
Mit leichten Kopfschmerzen nach unserem Alkoholexzess am Vorabend sind wir ins gute drei Stunden entfernte Jaipur gefahren. Die Strasse zwischen Agra und Jaipur war hervorragend ausgebaut. Waeren da nicht die ueberfuellten Busse, ueberladenen LKWs, die heiligen Kuehe, die Lastenkamele, Kamelherden und Geisterfahrer gewesen, haette man fast vergessen wo man sich auf dieser Welt befindet. Zum ersten Mal sahen wir waehrend dieser Fahrt auch von der Landbevoelkerung selbstgebaute Autos. Die Wagen werden von einem Pumpenmotor angetrieben, basieren auf einem alten Jeep und sind reichlich verziert. Eine Zulassung haben sie nicht, was aber auf dem Land niemanden interessiert. Kamele und Wasserbueffel haben ja schliesslich auch keine Nummernschilder. In diesem Zusammenhang sei erwaehnt, dass wir wissen, dass es sich bei den unten abgebildeten Tieren nicht um Kamele, sondern um Dromedare handelt. Da in Indien das Dromedar aber Kamel genannt wird, halten wir uns daran.
Jaipur (3,3 Mio. Einwohner) ist die Hauptstadt vom Bundesstaat Rajasthan (56,47 Mio. Einwohner). Die Stadt ist als "Pink City", die rosa Stadt bekannt, da die gesamte Altstadt zu Ehren eines koeniglichen Besuchs aus England vor gut 100 Jahren so gestrichen wurde. Heute ist die Farbe immer noch recht einheitlich, erscheint aber eher roetlich.
Wir wohnten im Pearl Palace, einem der besten und ausgefallensten Hotels, in denen wir bisher uebernachtet haben. Jeder Raum, Flur und das Restaurant sind sehr kreativ und verspielt eingerichtet. Besonders in Erinnerung wird uns der ueberdimensionierte Pfau bleiben, der das Dach des Restaurants bildete.
Am Nachmittag besuchten wir den "City Palace" in der Altstadt Jaipurs. Die gesamte Altstadt ist von einer hohen Mauer umgeben und die Gebaeude sind einheitlich. In die Stadt gelangt man durch verschiedene Tore. Der Palast macht 1/7 der Altstadtflaeche aus. Er wurde 1727 erbaut und dient seitdem der Maharadschafamilie Jaipurs als Residenz. Den eigentlichen Palast bewohnt die Familie heute noch. Die diesen umgebenden Gebauede sind fuer Besucher geoeffnet und sehr gut erhalten. Beim Schlendern durch die Gebaeude, Hoefe und Museen und Anschauen der vielen alten Bilder kann man sich hier in die Glanzzeit der Maharadschaherrschaft zurueckversetzen. Heutzutage sind sie immer noch reich, da sie aufgrund sehr guter Verhaeltnisse zur Kolonialmacht England ihre Besitztuemer auch nach der Unabhaengigkeit Indiens behalten durften. Sie gaben lediglich die Macht ab, traten Indien offiziell bei und behielten Vermoegen und Grundbesitz. Der Maharadscha von Jaipur besitzt neben dem Palast noch diverse andere Haeuser und ihm gehoeren mehrere 5-Sterne Hotels in Jaipur.
Spaeter gingen wir zum "Hawa Mahal", dem "Palast der Winde". Dieses fuer den Harem des Maharadschas gebaute Gebaeude ist Teil der Palastmauern. Er liegt in einer quirligen Geschaeftsstrasse, in der man von Souvenirhaendlern belagert wird. Der Spaziergang lohnt sich, da das Gebaeude einzigartig ist. Die Fassade wird von 953 Fenstern dominiert. Durch diese konnte der Palast belueftet werden und der Harem hatte die Moeglichkeit, das bunte Treiben auf der Strasse zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Der Harem mit ueber 900 Frauen scheint gross, ist aber im Vergleich zu dem des Erbauers des Taj Mahal, der 3.000 Damen in seinem Harem hatte, noch recht bescheiden.
Zum Sonnenuntergang haben wir den "Surya Mandir" den "Sonnentempel" besucht. Da dieser recht unbekannt ist, waren wir mit hunderten von Affen, Pfauen, Kuehen, Hunden und Hindupriestern mit langen Haaren und auf die Stirn gemalten Spiessen fast allein. Die ersten Tempel im Tal sind etwas heruntergekommen. Sobald man sie hinter sich gelassen hat und auf den naechsten Huegel steigt, kann man vom Sonnentempel aus die Aussicht auf Jaipur und den Sonnenuntergang geniessen. Die Stadt erstreckt sich ueber eine riesige Flaeche und das Hauesermeer wirkt unendlich.
Am folgenden Tag besuchten wir den 11 km von Jaipur entfernt liegenden Ort Amber. Amber liegt in einer huegeligen Gegend und besteht hauptsaechlich aus dem "Amber Palace". Dieser Palast war von 1600 bis 1727 die Residenz des Maharadschas. Er ist in den Hang eines Huegels gebaut und sehr gross und imposant. Der Zustand ist nicht mit dem "City Palace" vergleichbar. "Amber Palace" wird nicht mehr bewohnt und ist nicht renoviert worden. Dennoch sind viele Wandgemaelde und Gebauedeteile gut erhalten. Man kann sich in diesem Palast vollkommen frei bewegen und muss aufpassen, dass man sich in den unendlich vielen Zimmern und Gaengen nicht verlaeuft.
Mittags machen wir aufgrund der hohen Temperaturen (ueber 40 Grad) gerne Siesta. Bis auf die Mittagszeit ist die Hitze aber sehr gut zu ertragen, da es sehr trocken ist und sich abends sogar ordentlich abkuehlt.
Nachmittags waren wir im "Jaigarh Fort" und im "Nahrgarh Fort". Ersteres diente der Bewachung von Amber Palace und wurde nie eingenommen. Das zweite Fort liegt direkt ueber Jaipur und bietet die beste Aussicht auf die Stadt. Zudem kann man hier noch eine weitere Residenz der Maharadschafamilie von Jaipur besichtigen. Das Fort sollte den Herrschern und wichtigen Buergern als Rueckzugsmoeglichkeit dienen, falls Jaipur angegriffen wird.
Wir fuhren weiter nach Ranthambhore. Hierhin reist man hauptsaechlich, um den gleichnamigen Nationalpark zu besichtigen. Die Fahrt fuehrte uns abseits der Hauptstrassen. Durch kleine Doerfer und ueber sehr holprige Wege erreichten wir unser Ziel. Die Doerfer waren wesentlich aermlicher als alles, was wir bisher gesehen hatten. Eines der Haupttransportmittel ist hier noch das Kamel. Der Nahverkehr fuer die Einwohner wird ueber Jeeps abgewickelt. Wir haben bis zu 20 Fahrgaeste in, an bzw. auf einem einzigen Jeep gezaehlt. Unsere Safari startete um sechs Uhr morgens. Der Park war von Huegeln umgeben und landschaftlich sehr reizvoll. Wir haben leider anstatt der erhofften Tiger nur die Spuren ebendieser, Affen und Tigerfutter (Wild) gesehen.
Nach weiteren acht Stunden Fahrt kamen wir in Bikaner an. Bikaner ist die fuenftgroesste Stadt Rajasthans, hat 500.000 Einwohner und ist der ideale Ausgangspunkt fuer Kamelsafaris in der Wueste Thar. Nach unserer Ankunft haben wir eine Rickschawtour in die Altstadt gemacht. Diese kann man aufgrund der engen Gassen nicht mit dem Auto befahren. In der Altstadt stehen viele "Havelis". Dabei handelt es sich um Haeuser von Kaufleuten mit wunderschoen verzierten Sandsteinfassaden. Die Altstadt war sehr dreckig und es hat sehr uebel gerochen. Die Kanalisation war offen und im Muell suchten Kuehe, halbtote Hunde und Ziegen ihr Futter. Wir besuchten dort einen Jain Tempel. Dieser Tempel entstand vor ueber 500 Jahren und um ihn spaeter die jetzige Stadt. Der Janinismus existiert nur in Indien und hat ca. vier Mio. Anhaenger. Fuer die Glaeubigen ist jedes Lebewesen aufgrund seiner Seele heilig (dies gilt auch fuer Insekten). Sie sind strikte Vegetarier und essen auch keine Kartoffeln und Zwiebeln, da sie auch hier eine, wenn auch nur winzige Seele vermuten. Der Glaube teilt sich in zwei Hauptrichtungen auf. Die Priester einer Richtung verzichten auf saemtlichen Besitz, was auch Kleidung einschliesst. Anders als Buddhisten glauben die Jains an Gott als Schoepfer des Universums.
Am naechsten Tag besuchen wir das "Junagarh Fort" und eine Kamelforschungsstation. Das Fort wurde 1588 erbaut und ist von aussen nicht sonderlich reizvoll. Besonders ist der hervorragende Zustand, in dem sich die Raeumlichkeiten und Moebel befinden. Das Kamelforschungszentrum ist das einzige in ganz Asien. Die Kamele werden hier von Tieraerzten betreut, gezuechtet und gekreuzt. Ziel ist es, aus den Rassen Rajasthans mit ihren unterschiedlichen Staerken widerstandsfaehigere und staerkere Kamele zu zuechten. In der Station leben 350 Kamele. Besonders beeindruckend war es, die Kamelkuehe zu sehen, die jeden Tag gegen vier aus der Wueste zurueck in die Station gerannt kommen. 150 Tiere rennen dann auf die Wasser und Futterstellen zu und werden anschliessend gemolken. Joerg hat ziemlich stark nach Kamel schmeckendes Kamelmilcheis probiert und Katja legte sich eine Kette aus Kamelzaehnen zu.
Tagsdarauf sind wir in das 75 km von Bikaner entfernt liegende Wuestendorf Kakoo gefahren. Auf dem Weg dorthin haben wir den "Karni Matar Mandir Tempel" in Deshnoke besucht. In diesem Tempel sind sehr viele Maeuse und Ratten. Diese werden dort von den Priestern und Glaeubigen gefuettert, da man sie fuer wiedergeborene Heilige haelt. Wer diesen Tempel besucht, sollte sich dringend Socken mitnehmen. Wir hatten keine und mussten barfuss durch die Ausscheidungen der wiedergeborenen Heiligen und Tauben laufen, da man hier, wie in allen anderen Hindutempeln auch, keine Schuhe tragen darf.
In Kakoo angekommen haben wir im Wohnzimmer des Organisators unserer Kamelsafari ein ausserordentlich leckeres Mittagessen erhalten und sind am spaeten Nachmittag mit Reitkamelen durchs Dorf und in die Wueste Thar geritten. Dort haben wir in den Duenen die Nacht unter freiem Himmel verbringen koennen. Der Anblick des Sternenhimmels war unvergesslich. Gratis war zudem noch jeweils ein schoener Sonnenaufgang und -untergang, Unterhaltung mit lokaler Musik und Abendessen und Fruehstueck in den Duenen. Nachts besuchte uns ein Fuchs und wir konnten aus naechster Naehe miterleben, was ein Kamel so die ganze Nacht ueber macht: schnauben, widerkaeuen, Loecher buddeln, dann reinlegen, um nur ein paar Beispiele zu geben. Das Reiten auf den Kamelen war einfacher, als wir es uns vorgestellt haben, lediglich beim Aufstehen und Hinsetzen des Kamels zum Auf- und Absteigen musste man aufpassen, nicht herunterkatapultiert zu werden.
Am Morgen fuhren wir zurueck nach Bikaner und schauten uns dort noch den "Lalgarh Palace" an. In diesen Palast ist die oertliche Herrscherfamilie 1902 eingezogen, nachdem sie aus dem Fort ausgezogen war.
Wie ihr sicherlich bemerkt habt, beeindruckt uns Indien und gefaellt uns sehr gut. Wir bleiben dabei, dass es mit nichts, was wir bisher gesehen haben, vergleichbar ist und freuen uns auf weitere Erlebnisse. Nervig ist hier lediglich, dass viele Inder sich sehr schwer tun, ein klares "Nein" zu akzeptieren und maennliche Inder absolute Weltmeister im Anstarren sind. Noch nie wurden wir so ausdauernd und intensiv angestarrt. Eine kleine indische Besonderheit muessen wir zum Ende des Berichts unbedingt noch erwaehnen. Ueberall auf den Strassen sieht man hier Maenner, die Haendchen halten. Dies hat nichts mit ihrer sexuellen Gesinnung zu tun und ist lediglich ein Ausdruck freundschaftlicher Zuneigung. Fuer uns etwas gewoehnungsbeduerftig, aber lustig.
Ganz liebe Gruesse aus der Ferne an Euch alle!
Katja und Joerg
OLD CITY JAIPUR
CITY PALACE
Der groesste Silberkrug der Welt.
Mehrere dieser Kruege nahm der Maharadscha auf einer Englandreise gefuellt mit heiligem Gangeswasser mit.
PALAST DER WINDE
SONNENTEMPEL
AMBER PALACE
JAIGARH FORT
NAHRGARH FORT
AUSSICHTEN AUF JAIPUR
UNTERWEGS AUF INDIENS STRASSEN
RANTHAMBHORE NATIONAL PARK
BIKANER - OLD CITY
GESICHTER DER STADT
JAIN TEMPEL
JUNAGARH FORT
CAMEL RESEARCH CENTER
TEMPEL IN DESHNOKE
KAKOO KAMEL SAFARI
Aufbruch: | 29.11.2008 |
Dauer: | 17 Monate |
Heimkehr: | April 2010 |
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