Einmal über den Tellerrand und zurück
Vietnam: Surviving Northvietnam on a motorbike
An dieser Stelle muss ich noch einmal 2 Tage zurückgehen:
Ich sitze auf meinem Bett und unterhalte mich mit nem Britten, der gerade von einer Mopedtour aus dem Norden zurückkommt und mich mit seinen Erzählungen ganz neidisch macht! Ich sag noch zu ihm, dass ich das auch voll gerne machen würde und er, dass ich bestimmt jemanden finden würde der da auch Bock drauf hätte.
In diesem Moment geht die Türe auf und Yael schneit herein, völlig verstaubt und mit Rucksack und Satteltaschen bepackt!
Nach 5 Sätzen wissen wir, dass sie mit ihrem Moped aus Laos hier her gefahren ist, sich hier von ihrem Begleiter trennen will und deshalb auch auf der Suche nach nem neuen Partner ist!
Wir verstehen uns auf Anhieb super und beschliessen nach meinem Halongtrip los zu fahren Richtung Sapa, einem Bergdorf 400km nördlich von Hanoi, nahe der chinesischen Grenze. Das Dorf liegt auf 1600 Metern Höhe und ist berühmt für seine Reisterassen, welche die dort ansässigen Bergstämme von Hand bewirtschaften.
Weil die Ted Feierlichkeiten am nächsten Tag beginnen und dann in Vietnam alles geschlossen hat ( die Dauer wird von den Locals zwischen 4 Tagen und 3 Wochen angegeben...) will sich Yael um ein Moped für mich kümmern und ihres noch notdürftig reparieren lassen, damit es unsere ca. 1200 km einigermaßen mitmacht.
Diese Tour führte uns auf dem Highway Nr. 6 nach Môc Châu und weiter nach Son La. Weiter über die 6 und bis Muòng Lay. Von dort aus ca. 20 km auf der 12 und dann auf die 128 bis Lai Châu. Am letzten Tag dann über den höchsten Pass Vietnams, am höchsten Berg dem Fansipan (3600m) vorbei ,nach Sapa.
Nach einer Nacht in Hanoi starten wir also am ersten Tedfeiertag bei Nieselregen richtung Westen. Die Strassen sind verhältnismäßig leer, da alle bei ihren Famien sind und Essen und sich betrinken!
Schon sehr bald ist klar, das wird nicht so ne leichte Sache wie in Thailand, denn sobald man einen Berg hochfährt kommt man in die Wolken und es ist nass und richtig kalt! Wir haben uns gleichin Hanoi Lederhandschuhe gekauft und Yael hat ihren Regenkombi an!
Endlich wieder aus dem Nebel/den Wolken draussen eröffnet sich der Blick auf unser erstes Etappenziel, Môc Chau.
Mit meinem letzten Tropfen Sprit rolle ich hinunter ins Tal.
Das ist Yael! Sie ist 23, aus Israel und war die letzen 6 Monate in Indien unterwegs, bevor sie sich in Laos ihre Honda gekauft hat und damit durch die Gegend fährt.
Ich hab die gleiche Maschine wie in Thailand bekommen. Nicht so stylisch, aber sehr zuverlässig und schneller
Unsere erste Nacht verbrachten wir in diesem keinen Weberdorf in einem traditionellen Haus. Das war gleichzeitig auch die schönste Übernachtung der Tour, deshalb gibt´s davon auch Bilder!
Wir überlegten kurz dort noch eine 2. Nacht zu bleiben und auf besseres Wetter zu hoffen. Jedoch traf ich einen Guide der deutsch?! sprach und der meinte das Wetter sollte noch ne Woche so bleiben. Auch warnte er uns vor der Strecke weil die schon schwer zu fahren sei. Naja, wir beschlossen dennoch weiter zu fahren - denn, dass die Vietnamesen uns zwei Mädels das nicht zutrauten, war für uns nicht verwunderlich.
...noch ein kleiner Bummel durch´s Dorf...
...dann schwangen wir uns wieder auf die Bikes...
...weiter durch die Berge, durch Wolken und Nebel und wenn der sich lichtete konnte man auch die atemberaubende Landschaft sehen!
Tag 2 verlief im Großen und Ganzen gut, nur 1x sprang Yaels Kette runter und verwickelte sich so, dass wir fremde Hilfe brauchten.
Das natürlich mitten auf nem Pass und schon gegen Abend.
Nachdem ich sie wieder ins letzte Dorf zurück geschoben hatte (mit´m Fuss an ihren Satteltaschen) versuchten wir jemanden zu finden, der uns helfen konnte.
Den Mechaniker am Ort fanden wir, aber seine Frau (die Englischlehrerein des Dorfes und so die einzige mit der wir uns verständigen konnten) sagte, dass er uns nicht helfen wolle, da heute Feiertag sei.
Ungefähr 20 Vietnamesen standen um uns rum und grinsten! Nachdem wir ungefähr 20 min lang ein Pantomimestück aufgeführt hatten, mit dem Inhalt: was sollen wir dann machen? hier gibt´s ja nciht einmal ein Guesthouse, sollen wir vielleicht hier in der Hofeinfahrt schlafen??? Bitte helft uns!!! usw.... haben sie sich erbarmt und das kurz gemacht!
Na also! Wir konnten weiterdüsen!
Man hatte mir das vorher schon erzählt. Die Vietnamesen seien nicht so freundlich und hilfsbereit wie die andern Südostasiaten. Und das bestätigte sich auch öfter!
Ich glaube nicht, dass man in Deutschland, wenn zwei asiatische Mädchen in der Eiseskälte vor dem Haus stehen würden am ersten Weihnachtsfeiertag, sagen würde. Nööö ihr, wir ham Weihnachten. Die Werkstatt macht erst in 4 Tagen oder 2 Wochen wieder auf. Und zu essen oder Schlafmöglichkeiten? Nöö!
Das ist nicht einmal so, dass die einem sagen würden wo man Hilfe/Essen/Unterkunft bekommen könnte. Egal was man fragt, sie sagen gern mal einfach No!!!
Naja
Die Nacht verbrachten wir in einzig offenen Hotel in Sonla, einem typischen Sowjetbau aus den 60´ern und düsten am nächsten morgen munter los!
Im laufe des Tages erholte sich sogar das Wetter und mit Sonne war es schon richtig warm!
Wir waren guter Dinge, denn wir fanden sogar eine offene Suppenküche und hatten so, im Gegensatz zum Vortag eine warme Mahlzeit!
Auch den Weg fanden wir problemlos, durch Fragen an jeder Ecke, und so bogen wir von der großen Straße ab in ein wunderschönes Tal.
Nur der Asphalt wurde schlechter, man könnte auch sagen lückenhaft und nachdem wir einen kleinen Bach durchquert und ein paar Schlaglöcher durchquert hatten, fiel Yael plötzlich zurück!
Ihre Kette hatte sich sich wieder verabschiedet aber diesmal war sie gleich davon geflogen!!
Also packten wir sie in eine Tüte und ich schob sie zurück in die letzte Stadt. Dort am Straßenrand trafen wir auf eine Gruppe Franzosen mit 2 Mopeds die einen Platten hatten. Einer von ihnen konnte Vietnamesisch und hatte schon einen Mechaniker aufgetrieben! Da hängten wir uns gleich an und bekamen eine neue Kette für Yaels Bike und es konnte weiter gehen!
Leider wurde unsere Fahrt ca. 25km weiter (das entspricht 1,5 Std!) noch einmal unterbrochen, durch das bisher unerfreulichste Ereignis meiner Reise!
Die Straße war, wie gesagt sehr schmal und eine Serpentine folgte der nächsten. Da die Vietnamesen echt wilde Fahrer sind, fuhr ich voraus und hupte uns den Weg frei. Wir fuhren einen Berg runter und in einer Kure kam uns ein Auto entgegen, sehr weit auf unserer Seite. Für mich war´s kein Problem, aber er bremste sehr stark ab, als er Yael sah (mit ihren Seitentaschen). Sie war aber ganz rechts und deshalb weit genug weg. Doch der Mopedfahrer der hinter dem Auto angerast kam, schaffte es nicht zu bremsen und fuhr voll in das Auto!
Yael hielt an um zu sehen ob alles ok sei, wie man das in der westlichen Welt eben so macht. Der Autofahrer winkte ihr zunächst sie solle weiterfahren. Als er und seine Mitfahrer aber erkannten, dass sie Ausländerin ist, änderten sie ganz schnell ihre Meinung. In dem Moment erkannte sie, dass es ein Fehler hewesen war anzuhalten und rief mir zu ich sollte losfahren.
Jedoch hatten die Leute schon ihr Vorderrad blockiert und eine Frau ihr den Schlüssel aus der Zündung gezogen!
Mann oh mann! So saßen wir fest und die mittlerweile sicher 15 Vietnamesen hatten beschlossen, dass Yael für den Schaden aufkommen müsse!
Niemand sprach (angeblich) ein Wort englisch, der Typ vom Mopet hatte einen offenen Bruch am Mittelfinger, wedelte damit vor unserem Gesicht herum und brüllte. Auf Yaels erstes Geldangebot von ein paar 100 000 Vietnamesischen Dong (15€ oder so) reagierten sie garnicht. Sie fingen an zu telefonieren und Fotos zu machen...Irgendwann lies sich der Autofahrer dazu herab 300 USD auf Yaels Hand zu schreiben!!!
Glaubt man das? Die sind ja nicht ganz dicht!
Aber wir hatte keine Chance, denn die nächste Stadt mit evtl. einem, wegen Ted ohnein völlig besoffenen Polizisten, der uns wahrscheinlich eh nicht geholfen hätte, war 65 km weg.
Da wir eh nicht mehr als Yaels 102 USD hatten, haben wir sie nach ewigem hin und her davon überzeugt und sie auf diesen Betrag runter gehandelt!
Geld gegen Schlüssel wurden ausgetauscht und wir rasten los als sei der Teufel hinter uns her!!!
Oh Gott! Ich hatte glaub noch nie in meinem Leben so ne Angst!
Aber es ist ja nochmal gut gegangen und wir wissen nun die wichtigste Regel, die ich auch gerne an alle weitergeben will, die den Bericht lesen und sich überlegen auch in Vietnam zu Biken:
HALTE NIEMALS AN!!!
Durch die Reparatur und den Zwischenfall hatten wir ziemlich viel Zeit verloren und mussten so bis in die Dunkelheit hinein fahren.
Ungläubig und geschockt und totmüde saßen wir abends im Hotel und versuchten die Aktion zu verdauen.
Am nächsten morgen brachen wir sehr früh auf, weil eine der schwersten Etappen vor uns lag und wir genug Zeit haben wollten.
Das Tal durch das wir mussten wird gerade für die Flutung vorbereitet, da dort ein Stausee entstehen soll. So mussten wir ca. 25 km Offroad fahren.
Danach stieg die Strecke kontinuierlich an und wir fuhren den ganzen Tag nass und in der Eiseskälte! Manchmal musstem wir anhalten um etwas warmes zu trinken, weil wir so durchgefroheren waren, dass wir die Zehen und Finger nicht mehr spürten!
Yael fuhr voraus und tastete sich für uns durch den Nebel und ich war für´s Weg freihupen zuständig...
Man begegnet da oben kaum noch Fahrzeugen! Immer wieder tauchen aus dem Nebel kleine Dörfer am Straßenrand auf , ein Paar Büffel, Ziegen oder wilde Pferde oder eben Einheimische.
Gott sei Dank Das Tagesziel ist in Sicht!!!
Ich habe jeden Kilometer gezählt! 25 Km können sooo lange dauern!!!
Schon um 14 Uhr waren wir am Tagesziel und das war auch gut so, denn wir hatten kaum mehr genug Energie eine Unterkunft zu finden.
Da sie sich wieder einmal weigerten uns was zu Essen zu machen und auch behaupteten es gäbe nichts in der Stadt (wegen Ted), besorgten wir uns nur ein paar Kekse und verbrachten den kompletten Tag in unseren Betten, inkl. einschlafen um 19:30Uhr!
Am nächsten Morgen goss es wie aus Eimern. Nachdem wir mir auch einen Regenkombi besorgt hatten ( die Hose ging mir bis kurz unter´s Knie obwohl wir die größte Männergöße hatten ) machten wir uns auf die letzte Etappe!
Leider war die Straße bis oben auf den Pass eine Baustelle - also ne rießen Schlamm Rutschpartieim Nebel! Jetzt wußten wir, was der Guide gemeint hatte, als er meinte man solle die beste Tageszeit abwarten um den Pass zu überqueren und der Reiseführer, dass das nur für sehr erfahrene Fahrer sei: Lonely Planet: "the last 38 km are straight uphill - not adviced on a bike unless you are a very serious and advanced cyclist!"
Bergab gab´s wenigstens wieder eine Straße und sogar Leitplanken! Ich glaube sonst wären wir da nicht mehr runter gekommen!
Aufwärmen am Straßenrand. Tee, Sticky Reis im Bambusstock und Eier. Und der Versuch die nassen Handschuhe am Feuer zu trocknen und die Füsse aufzutauen.
Wir dachten in Sapa würde es wärmer sein, da wir wieder auf 1600m runter fuhren, aber nix da!
Immerhin gab es Hotels und Menschen die Englisch verstanden! So verkrochen wir uns in unseren Betten und vor unserem HEIZLÜFTER und gingen nur zum Essen oder zur Massage raus!
Am 2. Tag fanden wir sogar einen Massageplace mit heissen Bädern!!!
Auch ein Spaziergang durch das Städchen war drin, mit schlendern über den Markt...
Ein paar Eindrücke....
Die Lokals in ihren Trachten - In der Umgebung von Sapa leben 6 verschiedene Bergstämme...
Da das Wetter nicht besser werden sollte beschlossen wir am 3. Tag wieder nach Hanoi zu fahren, über den Highway 400km an einem Tag!
Die Umgebung von Sapa muss der Hammer sein wenn das Wetter gut ist! An jedem Hang (denwir erspähen konnten) Reisterassen!
Da unsere Höchstgeschwindigkeit 60 km/h war und der Highway eigentlich auch nur ne Seerpentinenstraße, dauerte der Spaß von morgens um 7 bis 20 Uhr abends!
Ich hab die billige aus vietnamesischer Produktion für 100 000 Vietnamesische Dong genommen, statt der teuren für 140 000 ( = 5,50 €) die, wie mir der Mechaniker ganz stolz zeigte thailändische Qualitätsarbeit war!
Endlich in Hanoi angekommen checkten wir wieder in The Drift ein wurden die Kleiderschichten los und chillten uns in die Bar des Gusethouses!
Nach ein paar Tagen Erholung in Hanoi verabschiedete ich mich von Yael und setzte mich für weitere 26 Stunden in einen Bus nach Hoi An in Zentralvietnam!
Doch das ist eine andere Geschichte....
Aufbruch: | 04.01.2010 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 04.01.2011 |
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