Einmal über den Tellerrand und zurück
Indien: Der Kreis schliesst sich...3 Monate Indien
Und dann tuckerten wir also gegen Sueden, 22 Stunden, Mumbai entgegen, unserer letzten Destination.
Die Abfahrt war wirklich schlimm! Die Traenen wollten nicht aufhoeren zu fliessen, Erinnerungen zogen an mir vorbei, die Stadt und die Landschaft und nach und nach erreichte ich das Stadium, in dem sich Lachen und Weinen abwechselten.
Ich holte die letzten Woche Tagebuch auf, schaute die Bilder durch und starrte Musik hoerend aus dem Fenster....
In dieser Sirtuation fragte ich mich schon was diese ganze Reiserei eigentlich soll...und diese Frage beschaeftigte mich noch einige Wochen.
Geht es mir denn darum immer mehr und mehr zu sehen und diese ganzen neuen Erfahrungen zu machen oder sind es letztendlich eh nur die Leute die das Ganze besonders und geniessbar machen?
Man verliert fast die Lust weiter zu machen, wenn man sich staendig von liebgewonnenen Orten und Menschen verabschieden muss.
Ich hatte das vor Antritt meiner Reise in einem anderen Blogg gelesen, wo sich ein Maedchen genau darueber beschwert hat und eben auch schrieb, wie sehr sie die Anschiede hasse und an der Sinnhaftigkeit der Reiserei zweifle.
Damals konnte ich das nicht verstehen aber jetzt kann ich nachvollziehen was sie meinte!
Die Bildhaften Eindruecke der Zugfahrt vom Norden, der auf den Monsun wartet, bis in den Sueden wo der Regen schon alles gruen und fruchtbar gemacht hat kommen hier...
Unsere Nachbarn waren die ganze Zeit mit Vorlesen aus dem Koran, Mekka mit dem Kompas suchen und beten beschaeftigt!
Unser Abendessen:
Da haben sie doch tatsaechlich einen Fehldruck von Omira (einer kleinen Kaeserei im Allgaeu!!!) als Deckel verwendet!
Jeden Tag ne unglaubliche Ueberaschung in Indien!!!
Unterwegs telefonnierten wir mit Raij, dem Besitzer des Anjali Guesthouses in Mumbai, bei dem wir wieder reservierten. Er fand heraus, dass unser Zug 40km entfernt von Andheri Station, dem Bahnhof zu dem wir eigentlich wollten, weg ist!
Hihi, wir konnten nur drueber lachen! DAs war ja mal wieder typisch!
Also ging es noch einmal zwei Stunden mit Nahverkehrszuegen weiter, immer weiter nach Mumbai hinein, bis wir am uns bekannten Bahnhof ankamen.
Irgendwie packte uns der Ehrgeiz und wir verzichteten auf den angebotenen Abholservice. Wir wollten sehen, ob wir es nach der ganzen Reiserei nicht schaffen wuerden, den Rikschafahrer zum Guesthouse zu lotsen, ohne Raji anrufen zu muessen und zum normalen Taximeterpreis!
Drei mal duerft ihr raten...es hat natuerlich nicht geklappt!
Der Fahrer fuhr munter drauf los und obwohl wir ihm alle 20 Sekunden gesagt haben, dass das Hotel in der Airport ROAD liegt und NICHT am Airport, wir standen irgendwann am Flughafen!
Wir gaben uns geschlagen und riefen Raji an, der dem Fahrer auf Maharati erklaerte, wo er hin sollte.
Hm...scheinbar brauchen wir doch noch mehr Uebung!
Statt 17rs zeigte das Taximeter schon um die 50rs an und dann zog unser Friend auch noch eine Umrechnungstabelle heraus und wollte noch mehr Kohle haben. Wir drueckten ihm den Taximeterbetrag in die Hand und gingen weg. Er kam uns hinterher und wollte mit ins Hotel um sich zu beschweren.
Da wurde der liebe, gutmuetige Juerg aber ganz schoen laut und wir schimpften den Fahrer so lange aus, bis er sich in seine Rikscha verzog und verschwand!
Na immerhin ganz gruen hinter den Ohren sind wir auch nicht mehr!
Und dann ging die Tuere auf und Raji strahlte uns entgegen. Wir warfen unsere Rucksaecke in die Ecke, gingen zum Kuehlschrank und holten uns ein verdientes, eiskaltes Bierchen heraus!
Mein Gott, ich wusste noch genau wie ich mich das letzte mal fuehlte, als ich auf diesem Sofa sass! Die Hosen voll, aufgeregt und gar nicht so neugierig auf das, was Indien zu bieten hat!
Und am Flughafen als ich ankam und mir nur wuenschte diese verdammte Zeit hier wuerde schon vorbei sein und ich koennte sofort wieder in einen Flieger nach Bangkok steigen!
Und wie ich Juerg kennengelernt habe und wir das erste mal Mumbai erkundeten und locker ausmachten uns in Goa wieder zu sehen!
Und was haben wir alles erlebt! Wahnsinn!!!
Wir schauten uns tausende von Bildern an und lachten ueber die Videos, hingen auf dem Sofa herum, tranken Bier und liessen alles Revue passieren,schmunzelten ueber unsere damaligen Aengste, schuettelten die Koepfe ueber unsere Erfahrungen und waren einfach froh, dass alles gut gegangen ist und wir das Glueck hatten eine so gute Zeit gehabt zu haben.
Und die Latschen hatten auch ausgedient! Die letzten Tage hatte ich dauernd die Naegel, mit denen sie die Fahrradreifen an meine Sandalen genagelt hatten in den Fusssohlen!
Am 2.7.10 zog ich mir ein letztes Mal den Salwar Kameez an und wir suchten uns ein Restaurant fuer das letzte Masala Dosa Fruehstueck und Chai.
Danach verabschiedeten wir uns von Raji und wurden zum Flughafen gebracht.
Tatsaechlich war Juergs Abflug nur 15 Minuten nach meinem und wir flogen vom Gate 2 und 2A ab.
So sassen wir zusammen im Abflugbereich und tranken Kaffee, bis ich schlussendlich Boarden musste....
Und so traurig der Abschied auch war und so viel Kraft mich Indien auch gekostet hat - ich bin dankbar fuer alles hier!
Dankbar fuer ganz Indien! Ich bin froh, dass es Bestandteil meiner Reise ist!
So viele neue Erfahrungen, interessante Leute, Erinnerungen die Lachen in meinem Bauch aufsteigen lassen und wunderschoene Bilder in meinem Kopf!
- kein Unfall
- keine Krankheit
- keine ueble Abzocke
- kein ganz schlimmes Guesthouse
- nicht allein
- kein Heimweh
---- GLUECK GEHABT!!!
Und viel mehr gesehen als ich erwartet hatte!
Und was hat mir Indien beigebracht?
- patience = Geduld zu haben
- warten zu koennen
- sich auf's Schicksal verlassen
- Menschen besser einzuschaetzen
- Handeln!
- das Wissen, dass ich alles schaffen kann, alle Laender bereisen kann
- mich auf den fremden Rythmus einzulassen und die Dinge auf mich zukommen zu lassen
- manchmal die Kontrolle abzugeben und andere fuer mich entscheiden lassen (also Mitreisende )
- Indien funktionniert grundsaetzlich gegen jede Logik, gegenteilig zu allem was man erwartet - aber es funktionniert mehr oder weniger und das reicht!
...und vieles, was mir jetzt natuerlich nicht einfaellt!
Ein halbes Jahr bin ich jetzt schon unterwegs!
Ich will noch nicht nach Hause! Koennte im Gegenteil noch mehr Zeit brauchen!
Die Moeglichkeit nutzen noch 3 Wochen mit Suedamerika zu warten und mit den Jungs in Malaysia zu tauchen...
Aber ich bin auch gespannt auf meine weiteren Ziele!
Freu mich auf "zu Hause", Bangkok, um alles zu erledigen wozu ich in Indien keine Gelegenheit hatte:
Friseur, alles einkaufen was ausgegangen ist, vielleicht ein paar Kleider, wenn ich jetzt nicht mehr im Salwa Kameez rumlaufe, massieren gehen, Thaifood in mich rein stopfen und natuerlich einen Suedamerika Lonely Planet kaufen!
Genug Arbeit fuer zwei Tage!
Aber jetzt danke ich euch erstmal fuer euer Interesse und fleissiges Lesen! Ich freu mich immer wie ein kleines Kind eure Neuigkeiten zu erfahren und wenn ihr wieder ein kleines Lebeszeichen im Gaestebuch hinterlasst!
Beim naechsten Mal gibt's dann post Indien Geschichten. Ja, so fuehlt sich das im Moment an!
Bis bald meine Lieben!
Aufbruch: | 04.01.2010 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 04.01.2011 |
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