Einmal über den Tellerrand und zurück

Der Bus von Goa nach Hampi ist auch ein Sleeper.
Mein Liegeplatz sieht aus, als ob mein Vorgaenger Magenprobleme gehabt hat aber ich beschliesse das einfach zu uebersehen und lege meinen Sarong darueber.
Gleich danach suche ich nach meinen Ohrenstoepseln,denn der Bus hoert sich an als ob er nicht nur ein Loch im Endtopf hat, sondern auch keinen Deckel auf dem Luftfilter! Auch die Beschleunigung ist dementsprechend. Ueber den 2. Gang kommt er eigentlich nicht hinaus...
Naja, wir haben ja die ganze Nacht Zeit und es sind ja nur 200 km oder so...

Hampi ist ein kleines Staedchen in unserem Sinne, Inder wuerden es wahrscheinlich eher als Dorf bezeichnen.

Hm...ich glaub die Kathegorie fuer die ich noch keinen Namen hatte heisst

"Blau Weisse Geschichten aus Indien":

Also hier:

Teil 2: Indische Staedte

...sind riessig! Weil hier einfach sooo viele Menschen leben, fangen die Staedte garnicht unter 250 000 an! Fast ueberall wo wir hinkommen sind das eher 1.5-16 Mio! Und so geht's dann auch zu! Sie sind vollgestopft mit Leuten, die Leute wohnen in runtergekommenen Haeusern, Huetten oder gleich auf der Strasse. Ueberall haeuffen sich die Muellberge und man kann nie wissen, ob man beim naechsten Atemzug Baeckereigeruch, oeffentliche Toillette (in Mumbai benutzen durchschnittlich 15 000 eine oeffentliche Toilette (oder eben auch nicht) dass heisst es stinkt gerne mal ueberall wie die Sau!!!), Autoabgas oder Muellgeruch einatmet.

Jeder hat irgendeine Art von Geschaeft, von Schuheputzen und reparieren ueber Lose, Bonbons, Postkarten, Handys, Kleidung, Wasser, Kokosnuesse, Zuckerrohrsaft und Essen verkaufen bis hin zum Autorikscha fahren ( wie hier die Tuktuks heissen).

Am liebsten wollen sie natuerlich immer mit dir ins Geschaeft kommen.

Damit kommen wir zum

Teil 3: DIE LIEBLINGSKUNDSCHAFT - WEISSE

Jeder Doedel der was zu verkaufen hat moechte das am liebsten DIR verkaufen. So kommst du keine 2 Meter weit ohne:

"Hallo Mam Auto? Tea? Jewellery?, Sandals, Incense, Food, Cool Water, ... yessss" oder auch gern mal: "Hello Sir...." ?!?!

Dabei ist es voellig egal ob du vor einer Minute genau das gekauft (und noch in der Hand) hast was sie dir andrehen wollen, aus einem Auto aussteigst oder vielleicht dein koplettes Gepaeck bei 38 Grad durch die Gegend schleppst!

Zu 98% reagierst du einfach garnicht oder sagst: "Nein Danke!" Aber manchmal regst du dich so auf, dass du gerne eine Waffe bei dir haettest! Dann kann es schon mal passieren, dass ich wahlweise "leave me allone" knurre oder nachfrage, was er denn bitte denkt worauf ich am meisten Bock habe im Moment mit 25 Kilo auf dem Ruecken? Ein scheiss gefaktes Markentshirt kaufen, dass nicht mal die erste Waesche ueberlebt??? ICH GLAUBE NICHT!!!

Aber ich kann das schonmal vorwegnehmen: Es bringt rein garnichts! Entweder sie verstehen dich nicht und/oder sie wiederholen einfach alles was sie gerade gesagt haben noch 10x, bis du ausser Hoerweite bist!

Ah und wenn du tatsaechlich mal etwas brauchen wuerdest und nach dem Preis fragst nennen sie sowas:

"Ein Armreif? 1000 Rupies." Jaja, schon klar! Ich hab ja auch nen Geldautomaten zu Hause! Den bekommt jedes weisse Kind zur Geburt! Du handelst den dann auf 50 Rupies runter und das ist immer noch viel zu viel!

Und das geht natuerlich bei allen Sachen so! Ein reicherer Inder mit dem ich mich in Goa unterhalten habe sagte mir, dass man in Indien um alles handeln koenne, solange kein Kreditkartengeraet im Laden ist. Das hab ich bisher vielleicht 2x gesehen

Sein Tip war sich einen Preis zu ueberlegen der fuer einen selbst ok ist und dann auch nicht mehr zu bezahlen! Sehr einfach, wenn man aus einem Land kommt in dem menschliche Arbeit so einen Haufen kostet! In Kerala (einem der suedlichen Staaten) verdient ein Inder im Schnitt 80 Rupies (1.50 Euro) am TAG!

Naja, mit der Zeit bekommt man tatsaechlich ein Gefuehl fuer Preise und wir handeln (fuer Auslaender) sehr erfolgreich. Um die beruehmte SKIN TAX (hoeherer Preis weil man weiss ist) kommt man eh nicht herum!

Oh und wenn ich gerade schon so schoen im Schreibfluss bin:

Teil 4: DER VERKEHR

Zu den nervtoetenden Verkaeufern kommt natuerlich auch noch der voellig verrueckte Verkehr.

Regeln gibt's wie auch in SEA erstmal garnicht! Das Recht des Straerkeren gilt und natuerlich des Lauteren.

Wenn man sich auf dem vollgestopften Gehsteig aufhaelt, ist man davor einigermassen sicher. Aber das mit dem laut sein, beherrschen sie wie die Weltmeister! Man kann schon mal gut denken , dass direkt hinter einem ein 40 Tonner ankommt und das ist dann nur eine Autorikscha (kurz uebrigens AUTO). Busse haben auch gerne LKW hupen, die sie jedoch aussen an der Karosserie anbauen, damit sie ihren Ton auch richtig entfalten koennen! Ohne Ohrenstoepsel geht garnichts wenn man in der vorderen Haelfte des Busses mitfaehrt! (Hehe, hinten auch nicht, denn da sind ja immer die kaputten Auspueffe und Bremsen so laut! )

Teil 5: SKIN TAX

Diese muss man fast ueberall bezahlen. Sobald irgendwo kein Preis steht, verlangen sie gleich mal mehr. Oft merkt man es garnicht, weil es immer noch unglaublich billig ist. Wenn man aber mitbekommt, dass man im Restaurant eine andere Speisekarte bekommt oder die anderen Leute im Bus nur einen Bruchteil von dem bezahlen was man selbst zahlt, kannst schon nervig werden. Autos sind fuer uns eh immer viel teurer. Vereinzelt schafft man es mal den Fahrer vom Taximeter zu ueberzeuegen, welches zu nutzen er eigentlich verpflichtet ist. Aber was heisst schon Pflicht in Indien

Unesco Weltkulturerben schauen wir ja auch ziemlich viele an. Dort stehen die Preise angeschrieben. Ueblicherweise so:

Indians: 10 rupies

Foreigners: 250rupies

Das Ganze kann auch gerne Mal verdoppelt auftauchen. Ich verstehe ja schon, dass wir mehr bezahlen als die Locals aber muessen es gleich mal 1500% sein?

Puhh! Jetzt ist wiedermal die Luft raus und ich werde beim naechsten Mal weitere lustige "Blau Weisse Geschichten aus Indien" zum Besten geben!

Sooo, wo war ich denn stehen geblieben....

Hampi; Ich gebe jetzt einfach mal ein Stueck meiner Tagebuchaufzeichnung wieder:

Dieses Staedchen ist sehr gemuetlich und liegt in einer wunderschoenen Landschaft. Aufgetuermte Steine vulkanischen Ursprungs und dazwischen Oasen mit Palmen und Reisfeldern.

Auf Empfehlung von Yael (mit der ich in Vietnam Motorrad gefahren bin) fanden wir ein sehr nettes Guesthouse (Umar Shankar, auf der anderen Flussseite fuer 300rs Doppelzimmer).

Wir beschlossen 2 Tage zu bleiben, liehen uns Roller aus und erkundeten die Umgebung.

Auch die Kids im Restaurant bei der Mittagspause wollten geknipst werden. (der aelteste Bruder hat geknipst!)

In der Mittagszeit wird's so heiss, dass uns nichts anderes uebrig bliebt als zurueck nach Hause zu fahren und erstmal ein paar Stunden zu ruhen. Zum Glueck gibt's hier einen netten Aussenbereich!

Lonely Planet Studium fuer die naechsten Schritte. Der ist hier echt hilfreich um zu wissen ob's ueberhaupt eine Moeglichkeit gibt zum naechsten Ort zu kommen und wo und wie...

Und dann geht's nochmal los...

So sahen wir auch endlich mal untouritischeres Landleben und am Abend den ersten Hindutempel, den Hanumantempel (Affengott), zu dem man 777 Stufen auf einen Berg klettern muss. Der Tempel selbst war, im Vergleich zu den buddhistischen nicht so beeindruckend, dafuer aber die Aussicht.

Am naechsten Tag habe ich mir mit Juerg die Unesco Kulturerbestaetten um Hampi angeschaut (1300-1500n. Ch.), 250rs Eintritt

Auch sehr lohnenswert aber anstrengend wegen der Hitze! Die Sonne brennt wirklich unerbaermlich nieder und man wuenscht sich die Regenzeit herbei!

Wir haben eiune nette Abwechslung zwischen Action und Relaxen entwickelt und so auch manchmal ein paar Stunden in den Haengematten des Guesthouses verbracht! Momentan macht es mir richtig Spass voranzukommen und Sachen anzuschauen...

Die Bilder von den Ruinen gibt's hier:

Hier gibt's nicht einmal ne Verabschiedung, weil ich gleichzeitig mit diesem Kapitel gleich das naechste hochlade!!!
Jep! Ich bin sehr stolz, dass ich gleich so viel geschafft habe!