Australien 2010/11
Glück muss man sich erarbeiten…
Glück muss man sich erarbeiten...
Nach unserem mittlerweile zur Routine gewordenen Morgenprogramm von duschen, frühstücken und W-lan klauen im McDonalds hatten wir heute einen Termin mit zwei Deutschen, die ihr Auto loswerden wollten. Eigentlich hatte ich mich schon komplett auf Sydney versteift, was den Autokauf anging, aber Tom hatte glücklicherweise das Näschen um doch noch einmal das Internet zu durchforsten. Aufmerksam sind wir auf das Auto geworden, weil es mit $3300 weit unter dem Preisdurchschnitt von $5000 für Backpackervans lag. Natürlich waren wir skeptisch, denn logischerweise musste es ja einen Grund für den niedrigen Preis geben. Aber wir hatten auch Hoffnung ein Schnäppchen zu machen, denn der Verkäufer wollte noch am Freitag das "Road Worthy Certificate", also den australischen TÜV für sein Auto machen lassen und den bekommt man nicht so ohne weiteres. Nach einem 30 minütigen Fußweg kamen wir am vereinbarten Parkplatz an und lernten Matt und Kathi, die beiden netten Verkäufer kennen. Matt war seit Februar 2010 im Land und hatte ein Semester auf Tansania "studiert" und hatte so viel Zeit gefunden zu reisen. Seine Freundin Kathi kam dann vor 3 Monaten hinterher und die beiden waren die Ostküste hochgefahren und fliegen diesen Donnerstag wieder nach Deutschland. Wir besahen uns den weißen Ford Econovan mit Baujahr 1992, der nach seiner 18-jährigen Tätigkeit als Elektronikfachmann-Auto an Matt verkauft wurde, welcher ihm zu einem neuen Dasein verhalf: Backpacker-Auto. Er hatte ein Bett eingebaut, Lautsprecher und Lichter angebracht und viele Verstaumöglichkeiten, für extra Wasser- sowie Benzinkanister und andere Lebensnotwendige Dinge. Nach einer uns (vorallem Tom) zufriedenstellenden Probefahrt (er hatte die Gänge ausgefahren und die Bremsen getestet, ich war mit Radio und Lüftung zufrieden) zeigte uns Matt noch die Kochmöglichkeiten des Campingkochers und hatte auch einige sehr hilfreiche Tipps & Tricks parat, wie er verschieden Situationen des Lebens gemeistert hatte. Als dann auch die von uns ausgedruckte Checkliste aus dem Internet für den Kauf eines Gebrauchtwagen abgearbeitet war, fragte ich Matt: Warum willst du nur $3300 für den Wagen? Ich war gespannt auf seine Reaktion, denn ich sah hier ein Auto vor mir, welches er locker für $4500-5000 hätte anbieten können, vorallem nachdem er nochmal $400 investiert hatte um durch den TÜV zu kommen. Es mussten noch Windschutzscheibe und die Beläge der Pedale ausgetauscht und Öl sowie Bremsflüssigkeit nachgefüllt werden. ich war sehr froh, dass uns hier die australische Regierung die schwierige Entscheidung abnahm, ob wir den Trip in die Wildnis auch ohne perfekt-ergonomisch angepasste Pedalbelege wagen könnten. Das hat uns jetzt wahrscheinlich die ein oder andere Böse Überraschung erspart! Ne, mal ehrlich, Bürokratie ist anscheinend kein ausschließlich deutsches Makel, aber ich will auch nicht weiterrumnörgeln und so das andere bestätigen. Jedenfalls meinte er auf meine Frage, dass er Angst hatte das Auto nicht los zu werden und auch gar nicht erst vorhatte den TÜV zu machen. Als ich ihn noch darauf hinwies, dass in seiner Anzeige von 315000 gefahrenen Kilometer die Rede war, ich aber auf der Anzeige nur 215000 entdecken konnte, tat er mir fast schon richtig Leid! Naja Tom brachte mich dann glücklicherweise schnell von dem Gedanken ab, ihm das Auto für mehr als den angesagten Preis abzukaufen...ich und meine Kurzschlussreaktionen! So locker haben wir das Geld wirklich nicht sitzen! Jedenfalls einigten wir uns dann ihm die Hälfte der Summe gleich zu überweisen und den Rest wenn wir das Auto haben. Am Montag treffen wir uns mit ihm und melden es auf unseren Namen um und dann geht's für meinen Teil zu mindestens erst richtig los!
Am Abend hatte uns T-jay zu einem Fußballspiel eingeladen. Die "Brisbane Roars" spielten gegen "Adelaide United". Es war also ein Spiel, des 5. der ersten Australischen Liga gegen den Tabellenführer. Der Vorsatz "erste" australische Liga heißt übrigens nicht, dass es eine 2. Gibt, sondern nur, dass sie die erste gegründete ist. Dies geschah vor genau 6 Jahren und damit keiner weint am Ende der Saison kann man auch nicht absteigen, super oder? "Wie Mensch Ärger dich nicht!" ohne rausschmeißen. Der dadurch entstehende Mangel an Spannung legt sich auch in den Zuschauerzahlen nieder. Wenn es in Deutschland heißt Europapokalplatz gegen Tabellenführer, dann ist die Bude voll, in Australien kommen in die 50.000 Menschen fassende "Suncorp Stadium" genau 7.080 Menschen und wir waren Teil dieser begeisternden Massen!! Naja ich muss auch zugeben, dass der um einiges blutrünstiger ausgetragene Nationalsport Rugby, bei dem es erst bei Tritten und Schlägen Verwarnungen vom Referee gibt, um einiges spannender wirkt als Fußball. Trotzdem sind die australischen Fans mit ganzem Herzen dabei und wir haben einige neue Fußballlieder gelernt. Unseren Favoriten haben wir kurzerhand aufgenommen. Unter
http://www.youtube.com/watch?v=FKAGUnNxOTo
Könnt ihr es euch ansehen. Der "Liedtext" (Es ist eher ein Kampfschrei) lautet: "You're shit! AHHHHHHHRRRR". Freiübersetzt heißt er soviel wie "Du bist Scheiße! AHHHHHHHHRRRR" und wie man im Video sehen kann wird er benutzt um das Selbstvertrauen des gegnerischen Keepers zu untergraben.
Nach dem Spiel, welches eher mäßig war und 1:1 endete gingen wir in die Stadt und schauten uns live aus England "West Ham United" gegen "Stoke City" an. T-jay ist großer Fan dieses seit Jahren abstiegsbedrohten Vereins, aber auch dieses Spiel endete nur 1:1. Zurück im Hostel hatten wir noch unsere erste "Goon" - Erfahrung. Dieser billige und süße Wein ist der einzige bezahlbare Alkohol und wird so vermutlich unser Jahr entscheidend mit prägen. Er ist relativ süffig und schmeckt nach einem Mix aus saurem Apfelsaft und Weißwein. Ganz nach Tom's Vorsatz: Nach dem nächsten Becher wird's schon schmecken! Halfen wir uns zu dritt durch 2 Liter Goon und gingen danach tanzen. Allerdings nicht in die Down Under Bar sondern in die nahegelegene (direkt unter unserem jetzigen Hostel) Embassy Bar. Dort kam sogar für eine halbe Stunde tanzbare Musik, was wir direkt mal auskosteten. Danach ging es schnell ins Bett und heute morgen mit schwerem Kopf wieder heraus...die Kehrseite von Goon!
Gut, dass wir am nächsten morgen nicht rausmussten...im Gegensatz zu T-jay, aber er ließ sich den Genuß nicht verderben, das tat der Goon für ihn...haha!!
Aufbruch: | 07.09.2010 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | Juli 2011 |