Australien 2010/11

Reisezeit: September 2010 - Juli 2011  |  von Konrad A.

Melbourne - Great Ocean Road - Melbourne

Von unserem Standplatz in Brighton, einer Vorstadt im Süden Melbournes ging es am nächsten Tag dem 24. Dezember auf Erkundungstour in Melbourne. Es war tolles Wetter, das einfach keine Weihnachtsstimmung zu ließ. Wir liefen eine vorgeschlagene Route aus unserem Reiseführer ab und konnten feststellen, dass Melbourne im Gegensatz zu Sydney durchaus einen ruhigeren und alternativeren Stadtkern zu bieten hatte. Natürlich kamen wir hin und wieder auch durch Gedränge, was bei 3,9 Millionen Einwohnern eben vorkommt. Aber hier wurden kleine Seitenstraße zu Café- und Restaurantmeilen, um die man in Sydney lieber einen Bogen gemacht hätte, solange man nicht auf der Suche nach Drogen, billigen Mädchen oder Auftragskillern war. So lief man an geöffneten Garagentoren vorbei aus denen Gerüche von frisch Gebackenem, gebratenem Fisch oder frisch aufgesetztem Tee oder Kaffee strömten und gerade mal 3 Tische Platz fanden. Nach spannenden 3 Stunden Stadtmarathon suchten wir uns eines dieser kleinen Lokale für unser Weihnachtsessen aus. Es gab eine Familienplatte Meeresfrüchte, die zwar nur sättigte, weil wir 2 Stunden vorher erst Sandwiches hatten, aber dafür ausgesprochen lecker war. Danach ging es für ein bisschen weihnachtliche Besinnung in die St. Paul's Cathedral deren Namensvetter in London steht. Dort gab es einen katholischen Gottesdienst, der an und für sich zwar nichts neues war, aber doch ein wenig Zeit für ein paar Gedanken nach Hause gab. Abends gegen 9 fuhren wir happy mit der Bahn "nach Hause".

Der Blick vom Federation Square auf die Innenstadt. Links die St. Paul Cathedral.

Der Blick vom Federation Square auf die Innenstadt. Links die St. Paul Cathedral.

kurz vor Chinatown

kurz vor Chinatown

Ein kleiner Snack im Park =)

Ein kleiner Snack im Park =)

Die super uhrigen Botanic Gardens, in denen man schnell vergisst, wie nah das Zentrum ist!

Die super uhrigen Botanic Gardens, in denen man schnell vergisst, wie nah das Zentrum ist!

Ein großer Snack im Restaurant

Ein großer Snack im Restaurant

Bei 30 Grad ein echter Genuss!

Bei 30 Grad ein echter Genuss!

Die noch leere, aber dafür umso beeindruckendere St. Paul's Cathedral

Die noch leere, aber dafür umso beeindruckendere St. Paul's Cathedral

Am nächsten Tag fuhren wir auch schon wieder raus aus Melbourne, denn in der Stadt hatte am 25. (an diesem Tag wird in Australien, so wie vermutlich in allen ehemaligen Kolonien Englands, Weihnachten gefeiert) alles zu und da passte es die Sehenswürdigkeiten ohne Öffnungszeiten zu besichtigen. Die Great Ocean Road wurde nach dem ersten Weltkrieg durch harte Arbeit von Kriegsveteranen gebaut und 1932 eröffnet. Sie ist vergleichbar mit dem Highway 1 der in Kalifornien von Los Angeles nach San Francisco führt. Eine an den Rand der aus Kalkstein bestehenden Steilküste gesetzte Straße mit traumhafter Aussicht, bei der man sich fast zwingen muss zu mindestens ein Auge auf der Straße zu halten. Eine tolle Aussicht nach der anderen, auf die beeindruckende Farbkombination aus blau-grauem Wasser, gelbem Gestein, blauem Himmel und weißer Gischt. Leider war es öfter bewölkt als erwünscht, aber wenn dann mal die Sonne rauskam wurden Postkartenmotive zur Aufwärmübung für Tom's kleine Digitalkamera.

Wir fuhren an diesem ersten Tag von Torquay (offizieller Startpunkt der B100 oder auch "Great Ocean Road") über Fairhaven, Angelsea und Big Hill nach Lorne. Wir brauchten für diese ersten 100km der 250km langen Straße gerade mal 5 Stunden. Irgendwie war der nächste Ausguck immer wieder um einiges besser als der Davorige und so nahmen wir alle mit. Natürlich hatte auch die gute Efi mit den Bergen zu kämpfen und wir gaben ihr einige Verschnaufpausen. In Lorne verbrachten wir im sehr schön angelegten und riesigem Park am Strand den Rest des Tages mit Frisbee und einer abendlichen Runde Joggen. Auf dem Rückweg von dieser sprach uns eine feiernde Gruppe Australier an und lud uns auf ein Bier ein, denn man sollte ja wohl eher letzteres an Weihnachten huldigen, als den Sport. Wir nahmen das erste dankend an, verzichteten aber auf das Zweite und stimmten lieber zu unseren Van um zu parken und mit ihnen zu feiern, natürlich erst nach ausgiebigem Waschen an den kostenlosen Strandduschen, die wir immer benutzen. - Ich glaube wir haben das letzte Mal Anfang Dezember warm geduscht

Gesagt, Getan und schon saßen wir mit ihnen auf einer Parkbank und genossen die untergehende Sonne bei BBQ und kühlem Bier. Es stellte sich schnell heraus, dass die Gruppe gemeinsam in einem naheliegendem Hotel arbeitete und das Weihnachtsfest, da ja Hauptsaison war weit weg von ihren Familien begingen. Da fühlten wir uns gleich ein wenig wohler, denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Bei 30 Grad und Sonnenschein kann man sich das ganze um einiges weniger weihnachtlich als in Deutschland vorstellen. Es waren super viele Menschen im Park und am Strand aktiv. Es wurde massenweise Essen in riesigen Picknickkörben mitgebracht und natürlich, trotz ausschließlichem Verbot auf öffentlichem Gelände, Bier in Eistruhen auf Bollerwagen. Vielleicht vergleichbar mit einem Männertag für die ganze Familie - Klasse, oder?
Schnell kamen wir ins Gespräch mit einzelnen Mitgliedern der Gruppe, die sich als gar nicht so australisch herausstellte, wie angenommen. Da war zum einem Quirin aus Niedersachsen mit seiner Freundin Julia, die im Hotel putzten, Farid aus Afghanistan, der kochte oder Zack und Karlie aus Newcastle, die der Gruppe genau wie wir gerade erst beigetreten waren. Zack's Eltern stammen aus der Schweiz und somit hatten wir eine sehr lustige Diskussion über Nutzen und Ausbreitung von Hochdeutsch. Natürlich klassisch im Thüringer, Australischem und Schweizerdeutschem Dialekt. Die beiden erzählten uns auch, dass sie vor gar nicht allzu langer Zeit in Alice Springs in einem riesigem Hotelresort gearbeitet hätten und gaben uns gleich Nummer und E-Mailadresse von der Personalmanagerin des Resorts. Der Abend endete sehr entspannt und es war schön ein australisches Weihnachtsfest miterlebt zu haben, auch wenn wir die deutsche Tradition in diesem Falle doch vorziehen.
Am nächsten Tag ging es weiter über Apollo Bay nach Peterborough wo wir die Nacht auf einem sehr windigen Aussichtspunkt verbrachten. Der Van schaukelte die ganze Nacht wie ein Schiff auf dem Wasser.
Am 27. Verabschiedeten wir uns wieder von der Great Ocean Road, die wir als wirklich großartig weiterempfehlen können!

Blick von Teddy's Look Out auf die Great Ocean Road

Blick von Teddy's Look Out auf die Great Ocean Road

Nur 2700km Luftlinie nach Perth...

Nur 2700km Luftlinie nach Perth...

Erskine Falls

Erskine Falls

Auf dem Weg zu den Wasserfällen kamen wir durch den echten australischen Busch

Auf dem Weg zu den Wasserfällen kamen wir durch den echten australischen Busch

Weihnachten feiern wie die Aussies

Weihnachten feiern wie die Aussies

Ab jetzt wirds spektakulär...

Ab jetzt wirds spektakulär...

Nun zur Hauptattraktion: die 12 Apostel

Nun zur Hauptattraktion: die 12 Apostel

Es sind zwar nur noch 6, denn Meer, Wind und Wetter zerstören sie Stück für Stück, aber es kommen jedes Jahr Millionen von Touristen um sie zu bestaunen. Unsere Favouriten waren sie aber nicht.

Es sind zwar nur noch 6, denn Meer, Wind und Wetter zerstören sie Stück für Stück, aber es kommen jedes Jahr Millionen von Touristen um sie zu bestaunen. Unsere Favouriten waren sie aber nicht.

The "Arch"

The "Arch"

Der erste Bogen der "London Bridge" ist leider schon vor Jahren zusammen gebrochen.

Der erste Bogen der "London Bridge" ist leider schon vor Jahren zusammen gebrochen.

The "Grotto"

The "Grotto"

Mir sind Spinnen lieber als diese kleinen Freunde. Ameisen so groß wie mein großer Zeh und tun auch noch höllisch weh!

Mir sind Spinnen lieber als diese kleinen Freunde. Ameisen so groß wie mein großer Zeh und tun auch noch höllisch weh!

Eine Beutelratte

Eine Beutelratte

Auf dem Rückweg nach Melbourne wurde Efi mal wieder zu heiß, wieder hielten wir in einem Einkaufszentrum an und füllten gute 3 Liter Kühlwasser nach. Schnell bei google unter "Auto verliert Kühlwasser" nachgesehen und der Supergau war perfekt: alles deutete auf einen Riss in der Zylinderkopfdichtung hin. Dementsprechend würde das Kühlwasser durch den Motor ablaufen und Öl ins Kühlwasser gelangen. Das klingt nicht nur teuer sondern ist es auch. Dementsprechend niedergeschlagen fuhren wir langsam wieder in Richtung unseres alten Stellplatzes in Brighton und fanden einen Besseren ein wenig weiter nördlich in St. Kilda. Dort "wohnen" wir jetzt seit 9 Tagen auf der Straße und suchen nach Jobs. Leider bis jetzt ziemlich erfolglos, aber es ist nicht alles schlecht: die Sonne scheint, es hat bis jetzt noch kein einziges Mal in Melbourne geregnet, wir wohnen kostenlos und die öffentlichen Klos und Duschen sind keine 400 Meter entfernt: Was will man mehr?

Am 31.12. wollte uns das Wetter anscheinend versöhnlich stimmen, denn es waren 38 Grad und ganztägig Sonnenschein angekündigt. Wir begannen den Tag also feucht fröhlich mit Spiegelei und Bier und genossen den Tag am Strand. Abends gab es ein 3 stündiges Abendmahl. Essen wird im Leben eines Backpackers wirklich zu einem gern ausgeübtem Hobby. Wir grüßten alle vorbeikommenden Leute herzlich mit einem "Happy New Year!", denn man soll seine Nachbarschaft ja pflegen. Leider kommt es nicht bei allen Anwohnern gut an, dass wir jetzt seit geraumer Zeit vor der Dickens Street 64 leben, aber ein nettes Hallo kann ja Wunder wirken. Wir haben schon überlegt, ob wir uns eine Mülltonne und einen Briefkasten "64 A" vors Auto stellen, aber wir wollen mal nicht übermütig werden. Jedenfalls wurde unsere Begrüßungszeremonie irgendwann gegen 10 unverhofft belohnt, als ein Pärchen mit Kinderwagen vorbeilief. Sie sprachen uns an, ob wir denn nicht feiern wollten worauf wir sagten, dass wir bald in die Innenstadt ziehen würden. Sie rieten uns davon ab und meinten wir sollten viel lieber zu einem Konzert im ehemaligen "Hotel Esplanade" gehen. Die Karten kosten zwar 85$, aber sie stünden auf der Gästeliste und wir sollten uns einfach als Daniel Lewis ausgeben. Wir bedankten uns herzlich und auf gings zum Rockkonzert. Die Musik sagte mir außerordentlich zu, Tom leider nicht so und so verließen wir die Veranstaltung nach kurzem wieder um später vielleicht zurück zu kommen. Außerdem wollten wir ja wirklich das Feuerwerk und die Menschenmassen in der Stadt erleben. Um 12 standen wir dann tatsächlich zwischen Hunderttausenden von Menschen im Stadtzentrum und bewunderten das um uns herum gegebene Spektakel. Von jedem der 6-7 größten Hochhäusern der Stadt wurde eine Rakete nach der anderen gezündet und so war es egal wohin man sah, man verpasste nichts. Nach dieser gelungenen Attraktion liefen wir noch ein bisschen in der Stadt rum und ließen alles auf uns wirken. Es war der 1.1.2011 und wir hatten die ersten 4 Monate hinter uns. Gegen 2 ging es dann zurück nach Hause, aber nicht für lange, denn wir trafen Lora und Dom. Mit den beiden hatten wir jede Menge Spaß in der Bahn und sie luden uns nach einem kleinen Strandausflug in St.Kilda noch zu sich in die Wohnung ans andere Ende der Stadt ein. Wir stimmten zu und verbrachten die frühen Morgenstunden dort bis wir gegen 8 aufbrachen um halb 10 kaputt aber glücklich im Bett zu liegen und in Deutschland waren es immer noch 30 Minuten bis 2011.

ein bisschen durch den Wind...

ein bisschen durch den Wind...

10 nach 12 in Melbourne

10 nach 12 in Melbourne

Die ganze Alice Springs Geschichte hat sich leider nicht so positiv entwickelt wie erhofft, denn es wurden Langzeitbeschäftigte gesucht, die mindestens 12 Monate bleiben würde. Das konnten wir nicht bieten, da wir wegen unseres Visums nur 6 Monate für den gleichen Arbeitgeber arbeiten dürfen.
Das Problem am derzeitigen Jobangebot ist, dass der Markt mit Backpackern überflutet ist, weil es relativ wenig Fruitpickingjobs gibt und das war traditionell die Hauptbeschäftigung von Backpackern. Der Sommer war so verregnet, dass 50% der Ernte ersoffen sind. Die Überschwemmungen in Nordostaustralien machen es auch nicht besser. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und machen weiter, bleibt ja auch nichts anderes mehr übrig.
Also bis bald Tom und Konrad

Damit wir nicht in zu deprimierende Launen geraten ertränken wir unsere Sorgen in Milkshakes...

Damit wir nicht in zu deprimierende Launen geraten ertränken wir unsere Sorgen in Milkshakes...

...gutem Essen...

...gutem Essen...

...produktiven Tätigkeiten...

...produktiven Tätigkeiten...

...und natürlich viel Lachen!

...und natürlich viel Lachen!

Der eine oder andere Sonnenuntergang lässt uns natürlich auch nicht vergessen warum wir hier sind!

Der eine oder andere Sonnenuntergang lässt uns natürlich auch nicht vergessen warum wir hier sind!

© Konrad A., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Reisebericht soll für alle sein, die vielleicht ein paar warme Gedanken im bald kalten Deutschland brauchen. Außerdem soll er natürlich beruhigend auf alle wirken, die sich Sorgen machen wir könnten unser Abenteuer nicht bewältigen oder dabei Schaden nehmen. Mal sehen wie gut wir bei der Sache bleiben...
Details:
Aufbruch: 07.09.2010
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: Juli 2011
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Konrad A. berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.