In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause
Costa Rica
Neujahr unter Karibik-Palmen
Ich weiss, dass nach den letzten Reiseberichten (der Nachttauchgang in Bocas del Toro war uebrigens ne coole Erfahrung mit so ner kleinen Funzel die Fische in Neon-Farben leuchten zu sehen, aber tagsueber sieht man doch deutlich interessantere Sachen) und meinen hyperaktiven Charakter mit einberechnend vielleicht erwartet wird, es wuerde so stuermisch weitergehen, aber auch ich brauche mal eine Pause, man glaubt es kaum!
Da das karibische Wetter den Part mit dem Sturm dann von mir uebernommen hat und tagelang wie aus Eimern alles rausgekippt hat, was die dunklen Wolken hergaben, musste man sich halt dem Wetter anpassen. Das ist bestimmt, weil so viele Deppen bei uns die Spar-Angebote der Bahn nicht nutzen, sondern lieber die 5 km zur Arbeit mit ihrem super-tankenden Auto fahren und dabei noch die paar wenigen Oeko-Fahrradfahrer mit Pfuetzenwasser vollspritzen! Deswegen ist das alles naemlich nicht mehr so wiue frueher hier in der Karibik, damals konnte man gedankenlos nur ne Badehose und ein T-Shirt einpacken! Nicht wie heute, wo man auf ne Fahrrad-Tour zum naechsten Strand ne REGENJACKE mitnehmen muss und sie vor allem auch noch BENUTZT! Wenn ich wieder da bin, werd ich mnal ein ernstes Woertchen mit den faulen und unsportlichen Autofahrern haben, dass die mir mein Urlaubs-Wetter versauen, wenn die so weitermachen...
Naja, aber der schwarze, bekiffte Reggae-Surfer waer ja nicht der Meister des entspannten Lebens, wenn ihn so ein bisschen Regen und ein paar Pfuetzen auf der Dorfstrasse schocken wuerden. Deswegen wird einfach trotzdem alles wie immer gemacht: Morgens in der Haengematte baumelnd, mit nichts am Leib ausser einer Badehose, wird der erste Joint geraucht, damit auch ja kein Stress aufkommt. Danach Surfborad untern Arm geklemmt und auf das Beach-Cruiser-Bike geschwungen und die sich ewig lang hinziehenden 500 m zum Strand fahren. Da dann den ganzen Morgen auf der Suche nach der perfekten Welle und unter neidischen Blicken der Strandspaziergaenger ob der Surfkuenste dieses Rasta-Manns mittags erstmal wieder einen rauchen zum runterkommen. puh, waer das schon mal geschafft! Dann kommt aber wahrscheinlich irgendwann auch schon der dickbaeuchige nicht-surfer-reggae-Kumpel vorbei mit ein paar kuehlen Bierchen und einer fetten Anlage in seinem Kofferraum. Beim genuesslichen Bierchen und ihrem Gott Bob Marley im Hintergrund wird dann der anstrengede Tag zu Ende gechillt. Wo der Sand schon mal so weich ist, kann man ja auch gleich nach dem naechsten Joint ein kleines Nickerchen halten...
Was, schon dunkel? na dann aber schnell zureuck in die Stadt geradelt, um ja nicht die Happy Hour in der Strand-Bar zu verpassen, wo die ganzen Rasta- und Dread-Lock-Homies abhaengen, um Wellen und Drogen bis tief in die Nacht zu diskutieren...
bin ganz schoen neidisch auf den Stein, was der mittlerweile fuer geile Orte gesehen hat, ohne sich auch nur einen Meter selbst bewegt zu haben. Respekt!
so ein Papaya-Smoothie schluerft sich bei der Aussicht gleich viel gechillter als beim mega-vollen Starbucks am Koelner Hauptbahnhof mit Blick auf die Baugerueste am Koelner Dom
An der Karibik ist aber auch nicht alles Friede-Palmen-Strand-Eierkuchen, sondern es gibt ab und an auch mal spitze Klippen, die die Badehose von waghalsigen, foto-geilen Amateur-Kletterern kaputt machen koennen! Also Vorsgesicht beim Strandspaziergang!
Da mir dieser Lebenswandel der Marijuana-Verfechter doch zu aktiv erschien, hab ich mich an den europaeischen Tagesablauf in der Surfer-Kommune an der Karibik-Kueste Costa Ricas gehalten: Morgens ganz entspannt im Haengematten-und Mosaik-Hostel fruehstuecken und langsam den Tag beginnen lassen, um dann entweder in die eine Richtung in den Nationalpark, oder in die andere Richtung an den Strand zu fahren und abends den Haengematten-Entzug schnell wieder kompensieren mit nem kuehlen Bierchen in eben jener seicht hin und her schwingenden Sternen- und Palmen-Guck-Station.
Wenn das Costa Ricanische Lebensmotto "Pura Vida" irgendwo gelebt wird, dann in diesem etwas anderen Hostel "Rocking J`s", wo sich jeder Gast mit einem Mosaik seiner Wahl verewigen kann...
Ich habe gluecklicherweise auf dem Weg von Panama nach Costa Rica Kristin kennen gelernt, eine OST-Deutsche (war zum Glueck nicht so schlimm, wie sichs im ersten Moment anhoert), die ne Weile in Mittelamerika rumgereist ist und jetzt ein Projekt auf einer Oeko-Farm in Costa Rica anfaengt. Dort wird dann Sonnenenergie genutzt, Bio-Milch gemolken, Oeko-Fruechte ohne Spritzerein angepflanzt und sowas in der Art, was man da genau als Volunteer macht, weiss man auch nicht so genau...
Jedenfalls ist Kristin jemand genau so Kommunikatives und Redseliges wie ich, was dann dazu fuehrte, dass wir eigentlich ununterbrochen mehr oder weniger interessantes Zeug gequatscht haben. Haben schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlaenge sind und das war schon toll, mal wieder alles raushauen zu koennen, was man so denkt, ohne sich gross Gedanken zu machen, das der Gegenueber das komisch aufnimmt. Und es war vor allem toll, nicht immer wieder seine Lebensgeschichte alle 5 Minuten neu erzaehlen zu muessen, wie das oft der Fall ist, wenn man andere Backpacker auf Ausfluegen, Booten oder Bussen trifft.
Das Schoenste war allerdings, dass wir auch Silvester zusammen gefeiert haben: Unter Karibik-Palmen direkt am dunkel vor sich hinrauschenden Meer die bunten Raketen beboachtend und der Musik aus der anliegenden Strand-Disko lauschend. Ein paar minder-intelligente und wahrscheinlich nicht gerade nuechterne Knaller-Spezialisten gibts natuerlich auch hier, die dann irgendwann in die am Strand tanzende Menge kleine China-Boeller geworfen haben, so dass die Leute immer mal wieder erschrocken auseinander gegangen ist, aber die Stimmung haben wir uns nicht vermiesen lassen, sondern dass neue Jahr gebuehrend begossen, waehrend der Grossteil von euch wahrscheinlich um die Zeit (7 Uhr morgens im guten alten kalten Deutschland) entweder selig seinen Rausch ausgeschlafen hat oder schon das erste Mal entnervt den Wecker ausgehauen hat, den man vom Vortag noch eingestellt hatte.
Jedenfalls tat es wirklich gut, ein paar Tage lang einfach mal nur in den Tag hineinzuleben und spontan nicht zu aktive Tagesplaene zu schmieden (in der Haengematte nach einem ausgiebigen Fruehstueck liegend ist es absolut unmoeglich, sich aktive Vorhaben auszudenken, ehrlich, ich habs jeden Tag versucht!) nach dem ganzen Kilometer fressen in Suedamerika. Da waren teilweise die in den Baeumen haengenden Faultiere und laut bruellenden Affen aktiver als wir bei unserer Nationalpark-Strand-Wanderung.
Dieses kleine Faultier sieht viel aktiver und beweglicher aus, als es in Wirklichkeit war, aber nachdem es aus ca. 7-8 m aus einem Baum auf den Gehweg geknallt war, musste es dann doch mal die ein oder andere Kalorie verbrennen, um wieder hochzuklettern
ein interessierter und sehr gefaehrlicher kekse-klauender, an Kristin dafuer sogar hochspringender Affe
Das mit Abstand Anstrengendste war abends die Nahrungsaufnahme: wir haben sogar mal wieder selbst gekocht und zwar so hochkuenstlerische Sachen wie z.B. "Mais-Thunfisch-Salat-Zwiebeln-Tomaten-Wraps" (ist nicht so leicht, wie sichs anhoert, denn schliesslich muss man das alles erstmal in einen Wrap reinkriegen!) oder ein rein franzoesischer Abend mit einer per Hand zu verspeisenden Baguette-Kaese-Avocado-Salz-Kombi. Man muss dazu sagen, dass wir uns auf Finger-Food spezialisiert haben, da die Kueche weder Gabeln, Loeffel, Schuesseln, Becher oder Tassen hergab, so dass wir halt improvisieren mussten und einen Abend sogar mit Kaffee-Loeffelchen aus einem riesigen mit schwarzem Russ eingedeckten Topf Nudeln mit Sahnesosse geschluerft haben.
Was die Schlafplaetze angeht haben wir ebenfalls Neuland betreten auf dieser Reise: die ersten Naechte haben wir in einem vom Hotel gestellten Zelt geschlafen, was bequemer war, als es sich anhoert, da Laken und Matrazen inklusive waren.
Zurueck zu den guten alten Ferien-Lager-Zeiten, als man sich nachts noch Gruselgeschichten erzaehlt und Nachtwanderungen gemacht hat
Aber da es in Mittelamerika an der Karibik-Kueste ein Muss ist, mal eine Nacht in einer Haengematte zu verbringen, haben wir das natuerlich auch mal getestet und wie man sieht, hat es selbst die toughesten Party-Tiere an Silvester in seligen Tiefschlaf versetzt
Wenn man hier allerdings einen karibischen Surfer-Dorf-Koller erleidet, gibt es immer noch Buecher, die einem aus diesem Teif helfen
Aufbruch: | 10.10.2010 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 10.10.2011 |
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