In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause

Reisezeit: Oktober 2010 - Oktober 2011  |  von Marius Schebaum

Australien

Die Sendung mit der Maus

(schwarzer Bildschirm)... "G`day mate, howsit goin`?"... das war... australisch!...

duep-duep-duedueduep-duep-duep-duep-duedueduedue... (ich hoffe man erkennt so ganz grob die Titelmelodie der Sendung mit der Maus)

HEUTE: wie man sich aus einem Hyundai Getz (Zweituerer, gefuehlte anderthalb Meter lang) einen Campervan baut...

DAS sind der MARTIN und der MARIUS und die Beiden zeigen euch heute, wie man eine kleine Blechkiste, die man bei Europcar hinterhergeschmissen bekommt, in einen super-komfortablen Wohnwagen verwandelt...

Dies ist unser Versuchsobjekt VOR dem Umbau, ein unscheinbarer, winzig kleiner Sportflitzer. Durch den Umbau zum 4WD-Range-Getz wurde er gaenzlich outback-faehig gemacht und konnte jedes Kuh-Gitter, Schotterstrassen, Flusslaeufe und Abhaenge meistern...

Zuerst muss man die Ruecksitze umklappen, damit man eine moeglichst gerade (falls ihr das zu Hause nachbauen wollt, denkt dran, dass ein umgeklappter Ruecksitz nicht im mathematischen Sinne "gerade" ist, sondern man muss sich beim Liegen eher auf einen Buckelwal einstellen) Flaeche vorfindet. Danach sollten die Vordersitze soweit wie moeglich nach vorne geschoben werden, was auf der Seite des Fahrers erhebliche Platzeinbussungen bedeuten kann...

Dann sollte der deutlich tiefer gelegene Teil des Fussraums und des Kofferraums grosszuegig mit allem Auffindbaren ausgepolstert werden bzw. auf eine Hoehe mit der Schlafflaeche gebracht werden, um zu starkes Schief-Liegen zu vermeiden. In diesem Bild testet Martin fuer uns noch verschiedene Liege-Richtungen, wobei wir uns letztendlich fuer die Variante mit den Fuessen im Kofferraum entschieden haben als optimale Loesung...

In unserem Experiment wurden vornehmlich Backpacker-Rucksaecke und die Kofferraum-Ablage als Schlafflaeche benutzt, doch der Loewenanteil des erstklassigen Komforts wurde durch taeglich gesammelte PET-Flaschen geleistet, die man praktisch willkuerlich unter dem schlafenden Koerper als Polsterung verteilen kann. In unserem Beispiel hat sich die Anzahl 27 Flaschen als extrem angenehm erwiesen...

Um bei der ganzen Angelegenheit Platz un Waren zu sparen, kann man unter den Beinen eine kleine Vorratskammer mit verschiedensten Nahrungsmitteln einrichten, die einem die noetige Energie fuer den strapazioesen Umbau als auch die noetige Weiche unter den Fuessen gibt...

Man sollte spaeter beim Niederlegen allerdings darauf achten, die Beine anzuwinkeln, da die Liegewiese platztechnisch aeusserst begrenzt ist...

Man kann mit Hilfe enormen zeitlichen Aufwands seinen Schlafplatz beliebig verweichlichen, indem man ihn mit Handtuechern, Pullovern oder dreckigen Anziehsachen auspolstert, was allerdings die Umbauzeit deutlich verlaengert, wie unser Versuchskaninchen Martin jeden Abend wieder feststellen musste...

Abschliessend kann festgehalten werden, dass das Experiment aeusserst gelungen war und wir jedem nicht-zimperlichen, anspruchslosen, unhygienischen, abenteuerlichen Backpacker zur Nachahmung raten koennen, falls das Sparbuch einem beim Auto mieten einem nicht mehr als eine Seifenkiste goennt...

Wenn man sich mit der Umbauanleitung vertraut gemacht hat und sich koerperlich und geistig und anspruchstechnisch an das Schlafen in der Wildnis geruestet fuehlt, dann kanns eigentlich auch schon losgehen auf den road trip an Australiens Ostkueste hoch, die einige nette Dinge zu bieten hat:
Das faengt zum Beispiel schon bei den wundersamen Tieren dieses Erdteils an, so kann man zum Beispiel mit ein wenig Weitsicht haessliche Anfahr-Unfaelle mit gefaehrlichen, blutruenstigen Tieren wie Koalas, Kaenguruhs, Kamelen, Emus, Kuehen, Lamas, Fischen, Muecken oder in seltenen Faellen auch deutschen Backpackern vermeiden...

Um dem Trip allerdings die richtige Wuerze und das Abenteuer-Feeling zu verleihen, sollte man definitiv moeglichst oft von den vorgegebenen Pfaden abweichen, aus illegal mal die ersten zwei Buchstaben streichen oder wie der lonely planet es ausdrueckt: "off the beaten track" sein Glueck versuchen, auch wenn die Autoren damit wahrscheinlich eher nicht unsere Art "vom Weg abweichen" meinten, wie zum Beispiel spontan einem Regenwald-Flusslauf in einem Berg-Nationalpark zu folgen, dabei 5 m hohe Palmen runterzuklettern, sich auf ueberhaengende Felsen an 30m tiefe Abgruende zu setzen oder den Nudisten spontan in einem eiskalten Wasserbecken die Ehre zu erweisen. Abgesehen davon kommt es echt geil, sich abends bei der Schlafplatzsuche dann den Kick zu geben, direkt neben einem "no camping and overnight staying" Schild sein Lager aufzuschlagen, wobei wir uns immer damit beruhight haben, dass eh keiner damit rechnet, dass in der Schubkarre jemand schlaeft
Und wenn man schonmal mitten im staubig-roten, gottverlassenen Outback einen verlassenen, ueberdimensionalen Schaufelbagger findet, na dann hat man doch als Hirnverbrannter nichts anderes zu tun, als sich den bereit liegenden Helm zu schnappen und den Traum eines jeden kleinen Jungen zu verwirklichen und Baggerfahrer zu spielen. Mit steckenden Schluesseln kommt die ganze Nummer auch irgendwie echter als mit Lego zu Hause
Tja und ein paar Tausend Kilometer weiter fanden wir dann eine noch trostlosere, so halb still gelegte Tankstelle, die durch einen gekonnten Schritt durch den Stacheldrahtzaun erreicht werden konnte. Hinter diesem Zaun befand sich das Paradies eines jeden Tankstellengeruch-Fetischisten wie mir: Zapfsaeulen ohne Ende und ein verlassenes, halb-zerfallenes Wohnhaus mit sehr interessanten Ecken und Reliquien dahinter. War wirklich aegerlich, dass wir erst nach dem Benzin-Bad gemerkt haben, dass die ganze Tankstelle von trockenem, huefthohen Steppengras umgeben war und wir einen staatenweiten Buschbrand ausgeloest haben. Wir wollten das aber ehrlich nicht!
Was wir aber definitiv wollten, waren frische Tomaten! und wo kriegt man die? richtig: direkt vom Feld also unbemerkt gebueckt die Tomatenreihen entlanggeschlichen, waehrend der Bauer sich nebenan auf seinem Trecker ausgetobt hat und schoen mal so einen knappen Kilo Tomaten gepflueckt, die als Diebesgut ehrlich gleich dreimal so gut schmecken!
Ach ja, was macht man in einem relativ langweiligen botanischen Garten? Man findet eine Art hohlen Pippi-Langstrumpf-Limonadenbaum und klettert diesen unerlaubterweise 15 m im Inneren des Baums hoch (warum? natuerlich, damit man da oben eine phaenomenale Sicht auf die anderen Baumkronen hat!), um dann von einem Parkranger fotografiert zu werden mit den Worten: "This guy is gonna get in trouble..." Also man kanns auch uebertreiben mit der Ordnungshueterei...

Nicht, dass hier der Eindruck entsteht, wir haetten 2 Wochen lang nur Bloedsinn im Kopf gehabt, nein, nein, wir haben auch so wunderbar sinnvolle Sachen wir Schnorcheln am Great Barrier Reef (von einer einsamen Palmeninsel aus) oder freies Delphin- und Walwatching auf einer kleinen Insel vor Brisbane gemacht. Und abgesehen davon haben wir alte Naturburschen uns taeglich dem hautnahen "nature watching" hingegeben und zwar mit ausserordentlichem Erfolg...

© Marius Schebaum, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein Around-the-World-Ticket, mein Backpacker-Rucksack und Ich in einem Jahr einmal links rum um die Welt von Lateinamerika über Mittelamerika, USA, Fiji, Neuseeland, Australien und Indonesien bis nach China...
Details:
Aufbruch: 10.10.2010
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 10.10.2011
Reiseziele: Brasilien
Paraguay
Bolivien
Peru
Panama
Costa Rica
Nicaragua
Vereinigte Staaten
Fidschi
Neuseeland
Australien
Indonesien
Malaysia
Hongkong
China
Katar
Türkei
Deutschland
Der Autor
 
Marius Schebaum berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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