In Düsseldorf daheim, in der Welt zu Hause
Start in Brasilien: Ourô Preto
Weiter gehts im Land des Fussballs
Logbuch, 22.10.2010, 23:13, irgendwo unterhalb vom Aequator und n paar Grad West.
Captain Schebaum meldet sich aus dem tiefsten Brasilien mit einigen Vorkommnisschen der letzten Tage:
Als wir aus dem beschaulichen Itacare mit einem dieser herrlichen klimatisierten Busse ausgebrochen waren und die nicht-paradiesische Welt uns wieder hatte, fuehrte uns das Schicksal nach Arraial D'Ajuda, einem kleinen, ebenso beliebten Ferienort ein paar hundert Kilometer suedlich die Ost-Kueste Brasiliens runter.
Vom Traumwetter und dem Paradies allerdings reichlich verwoehnt, missfiel uns das Ambiente dieses nicht in Spuckweite zum Strand gelegenen Etablissements und das dazu leicht bewoelkte bis regneirsche Wetter zutiefst und unsere Laune naeherte sich einem gefaerhlichen Nicht-Hoehepunkt!
Aber zum Glueck haben wir einen netten, aelteren Herren als Herbergsvater angetroffen, den wir im Nachhinein schlicht und ergreifend "Mr.Happy" getauft haben, weil er zwar kein einziges Wort English spricht, allerdings sowas von unbeeindruckt von nicht portugiesisch sprechenden Gaesten einem ein Kotellet an die Backe labert, dass man einfach zureuckgrinsen muss und dauernd ja sagt, nur damit Mr.Happy sich noch mehr freut und ebenfalls grinst. Auf dem folgenden Foto kann man erahnen, wie zufreiden der Mann mit sich und der Welt ist...
Promi-Dinner
Man muss zugeben, dass das Dorf an sich gar nicht mal so schlecht war, denn immerhin konnten wir hier dank eines vergleichsweise riesigen Supermarkts unsere jahrelang in muehevoller Erziehung antrainierten Kochkuenste von den anfaenglichen Spaghetti Bolognese und dem zweifachen Pfannkuchen-Fest (neuartig belegt mit Kaese, Zwiebeln, Wurst und Tomate) um ein Vielfaches erweitern:
Wir haben tatsaechlich etwas gar nicht mal so Ungesundes zu uns genommen (siehste Mama, brauchst diegar keine Sorgen zu machen, ich haette bei dir nix fuers Leben gelernt!) und zwar ist daraus letztendlich eine grossfamilien-Monatsration Reispfanne mit Fleisch, Aubergine, Paprika und Gurke (ich muss zuegeben, dass wir dieses nicht gerade europaeisch geformtes Etwas fuer eine Zuchini gehalten haben, aber naja, man muss auch Fehler machen, sonst wuerde man ja ganix mehr lernen) geworden.
Ich schaetze das Ganze bei genauerer Betrachtung der Kuecheneinrichtung als eine Meisterleistung ein
Schnacken bis zum Tod
Nach dem feisten Mahl wurde natuerlich nach guter alter Spoho-Tradition ausgeschnackt (Schnick-Schnack-Schnuck-old-school-version mit Stein,Schere,Papier), wer das Besteck wegbringen muss und alles spuelen muss, waehrend der andere denjenigen erst auslachen, dann verbal fertig machen und sich feixend schonmal in die Haengematte legen darf.
Mueller hat sich in dieser Saison in ansrpechender Fruehform praesentiert und da Schebaum von der Weltmeisterschaft in Mesopotamien mit extrem kurzer Hand-Regenerationszeit zurueck kam, musste er Mueller zunaechst auf 0:3 davon ziehen lassen. Seinen Rhythmus und den starken Stein allerdings dann schnell findend, sollte eine phaenomenale Serie auf 6:3 folgen.
Mittlerweile befinden sich die Kontrahenten auf Augenhoehe beim Stand von 8:8, doch es werden weiter heisse Duelle an den Fruehstuecks -und Abendtischen erwartet...
Manche Teilnehmer sind aus Angst vor der Schnack-Niederlage teilweise auf besteckfreie Kost umgestiegen
Der Weg war diesmal nicht das Ziel
Da Brasilien ein nicht gerade kleines Land ist, kommt man beim Durchqueren nicht umhin, auch mal groessere Strecken zurueckzulegen und um das naechste (Fern-)Ziel zu erreichen, haben wir einfach mal alle verfuegbaren Verkehrsmittel getestet:
Mit dem klapprigen Inselbus zum Hafen, dort mit der Faehre (die keinen eigenen Motor besass,sondern von einem kleinen Schlepper geschoben wurde) uebergesetzt, dann durch den kleinen Hafenort gelaufen, in den Bus nach Belo Horizonte gestiegen, 17 Stunden durch brasilianisches Wald-und Wiesen-Hinterland geheizt mit einem Fahrstil, bei dem man nur hoffen konnte, dass der Fahrer die Strecke nicht zum ersten Mal faehrt, Belo Horizonte aufgrund der lonely-plante-Beschreibung ("a charmless concrete jungle") links liegen gelassen und in den naechsten Bus, um nach insgesamt 22 Stunden im Bergdorf Ouro Preto anzukommen!
Toskana-Feeling
Doch es hat sich gelohnt, denn die ehemalige Gold-Stadt (zwischen 1700 und 1820 wurden hier 80% des weltweiten Golds gefoerdert) koennte locker in die Toskana verpflanzy werden und wuerde nicht mal auffallen: kleine, verwinkelte Gassen, Kopfsteinpflaster, kleine Maerkte, Kirchen ohne Ende, staendig bergauf und bergab und sogar die alten Frauen stehen am Fenster und beobachten jeden genauestens.
Dementsprechend haben wir uns heute einfach mal durchs Dorf treiben lassen, kleine Leckereien zu uns genommen, Souvenirs gekauft, Kirchen besichtigt und abends von unserer phaenomenal gelegenen Hostel-Terasse den Sonnenuntergang beobachtet...
Doch noch aktiv geworden
Der einzig aktive Teil des Tages war ein gutes, altes Cage-Ball-Spiel gegen zwei echte brasilianische Strassenkicker.
Die Verstaendigung beschraenkte sich auf das Zeahlen der Tore in Portugiesisch, aber die Sprache des Fussballs spricht ja schliesslich jeder und bei der weltklasse Lage des Platzes oben auf dem Berg mit Blick durch den Zaun runter ins mit kleinen bunten Hauesern ubersaete Tal konnten wir uns die Herausforderung nicht entgehen lassen und haben trotz heftigster Blasen unter den Fuessen aufopferungsvoll die drei Punkte aus Brasilien entfuehrt und uns hoffentlich nachhaltig in die Geschichtsbuecher des Platzes eingetragen...
Entspannt den Tag ausklingen lassen
Eine kleine Anekdote noch am Rande: Wer glaubt, wir wuerden uns ausschliesslich den Jugendsuenden und irdischen Verlockungen hingeben, der liegt gruendlich falsch!
Man koennte ja meinen, jetzt, wo wir Urlaub haben, wuerden wir uns jeden Abend betrinken und die ortlichen Lokalitaeten mit schlecht gsungenen, deutschen Schlagern a la Wolle Petri beschallen, aber ehrlich gesagt hat der Lebensstil der letzten gut 20 Jahre doch an uns gezerrt. Deshalb sind wir verfrueht auf die Renter-Abendgestaltung umgestiegen und haben und als Abendmahl ein Stueck Orangen-Kuchen und dazu eine heisse Tasse Kakao mit Milch aus der Thermoskanne gegoennt. Ich muss sagen, gar nicht so schlecht, das Renter-Daein
Ein Nachtrag noch aus Ouro Preto:
Natuerlich haben wir uns es nicht nehmn lassen, auch die local party szene in den Bergen Brasiliens zu testen und naiverweise dachten wir uns: Die letzten Caipis haben so geil geschmeckt, das kriegen wir doch auch hin! Gesagt getan, billigen Schaedel-Cachaca gekauft, Limetten reingeschnibbelt, maechtig Zucker drauf wie in der vermaledeiten Blomen-Vase damals und Eiswuerfel und fertig ist das Teufleswerk! Waehrend einer nerven-aufreibenden Runde Bingo und anschliesend Roulette ist etwas unglaubliches passiert, was ich aufgrund akuter Aggression eigentlich in diesem Blog auslassen wollte, von Markus aber gezwungen wurde zu erwaehnen: Wir hatten beide nur noch eine Handvoll Kleingeld beim Roulette und die Bank hatte fast gewonnen, als Markus in einer magischen Ahnung (ich glaube ja, es war garnicht so magisch und er hat den Kreisel oder die Kugel gezinkt) Zwei Drittel seiner Chips auf die schwarze 8 setzte und was kam? die schwarze 8! Wie viel Glueck kann ein Mensch denn haben?
Naja, leicht angeheitert sind wi mit ein paar Braslianern aus dem Hostel in eine schaebig Bier-Bar und haben den Pegel und einhergehend auch die Lautstaerke in dem zwielichtigen Etablissement stetig gesteigert. Zu schlechter Letzt sind wir in eine Art Disco bzw. Party, die aber beides nicht verdient hatte. eine schlechte Zwei-Mann-Band mit nicht tanzbarer Musik und ebenso maue Stimmung. Was mach man da als erprobter Partygaenger? Richtig, einfach ueber den Schmerz drueber trinken noch angeheiterter haben wir dann draussen auf dem Platz vor der "Disco" neben einem Auto mit Radio-Musik weitergetanzt und eine nicht ausser acht zu lassende Menge Menschen animiert, mit zu tanzen.
Die Quittung der lustigen Nacht kam allerdins dann am folgenden Tag in Form kopfschmerztabletten-resistenter Kopfschmerzen und einem recht flauen Gefuehl im Magen. Aber ein echter Backpacker weiss sich auch dann zu helfen: Einfach mal nix machen, das heisst aufs Sofa in der Hostl-Lounge chillen und nichts verstehend brasilianische Fernsehsender durchzappen, tat auch mal wieder ganz gut, so runterzukommen
Ach ja, eine Sache wollt ich noch loswerden:
Finds echt klasse, wieviele Menschen anscheinend mal einen Blick in den Blog geworfen haben und sogar ein Gruss dalassen, das motiviert einen umso mehr, euch einen Einblick in unsern Trip haben zu lassen!
Danke danke, euer Schebinho
Aufbruch: | 10.10.2010 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 10.10.2011 |
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