37.000 KM KANADA /USA ''REISE GEGEN DIE BESCHLEUNIGUNG DER ZEIT''
Indian Summer, ab 11.10.
Freitag, 11.10.
Habe bis 10.10. noch unter Go East geschrieben!
Wir haben die Nacht hinter Cleveland auf der Rest Area ganz gut geschlafen. Um 21 Uhr kamen zwei Trucks die hinter uns parkten und die Motoren abstellten; so hatten wir es sehr ruhig!
Langsam mag ich die Trucker wieder!
Kaum losgefahren stellte Gregor den Lüfter auf 'warm'! Dabei hatten wir 15 Grad und ich eine Fleecejacke und er ein Sweat-Shirt an. Auf solch einer Reise muß man sich ständig einigen oder Kompromisse machen. Bei 35 Grad im Auto mache ich ein Fenster auf und freue mich auf den Luftzug; dann sagt Gregor 'es zieht'! Finde ich 15 Grad ideal, ist es ihm zu kühl.
Schon morgens fängt die Einigung an - um wieviel Uhr stehen wir auf? Klar - der Verstand sagt mir, daß je früher desto besser obwohl ich eine Nachteule bin!
Und so geht es den ganzen Tag weiter! Wo halten wir, was wollen wir besichtigen, was essen wir zu Abend, wo übernachten wir usw., usw.!
Wir sind von Baustelle zu Baustelle auf der Autobahn gefahren. Also - alles auch wie in Deutschland!!!
Viele überfahrene Waschbären am Strassenrand und zwei tote Rehe.
Eigentlich hätte ich wieder Lust was Neues zu entdecken. z.B. weiß jeder der Kreuzworträtsel löst: Nordamerikanische Stadt am gleichnamigen See? - Klar - Erie! Hätte ich mir gerne näher angesehen nachdem mir der Name so vertraut ist!
Gregor:' Da gibt's nichts zu sehen. Bei Dir ist das nur weibliche Neugier!'
Also weiter!
Wir entschieden uns die I-90 nicht weiter zu fahren da der Strassenbelag nicht gut war; viele Trucks unterwegs waren und die Autobahn ab Erie Maut kosten soll.
Wir nahmen die Autobahn 86 und kaum abgebogen fuhren wir fast alleine auf guter Strasse weiter nach Osten.
Inzwischen sind wir im Staat New York.
Auf einer Rest Area hinter Cuba gehalten und an der Infotafel gelesen, daß Dieselfahrer ihren Motor nur noch 5 Minuten laufen lassen dürfen - sonst kostet es Strafe!
Und die anderen Fahrer dürfen ihre Motoren laufen lassen und die verpesten dann nicht die Luft!?
Auf jeden Fall finde ich die Anordnung trotzdem gut, da sie wahrscheinlich die Truckfahrer damit meinen!
Das verspricht eine ruhige Nacht falls wir heute wieder auf einer Rest Area übernachten wollen!?
Der Tag heute war eher langweilig. Nichts Besonderes! Da kommen schon wieder Gedanken an zu Hause auf. Unseren PKW müssen wir wieder zulassen; d.h. hoffentlich springt der Motor an! Zuerst müssen wir mit der U-Bahn zur Physiotherapie fahren; ich muß mich bei der Krankenkasse wieder melden usw. usw.
Und dann liegen wir nach 5 Monaten wieder mal in einem anderen Bettwäschemuster!
Vor Elmira haben wir mal wieder eine sehr ruhige Nacht auf einem Walmart-Parkplatz verbracht!
Ich nehme an, daß diese Menschen etwas anders leben als wir!
Fotografiert auf einer Rest Area in Pennsylvania
Autobahn kurz vor Albany
Die Laubfärbung war vielsprechend; hielt aber nicht was sie versprach! Das Laub fiel bereits,d.h. der Indian Summer neigte sich dem Ende zu.
Superschöne Wolkenbildung beim Sonnenuntergang vor Elmira
(Nur leider habe ich vergessen, daß die Windschutzscheibe verschmutzt war)
Samstag, 12.10.
Wir fuhren morgens gleich mal an einem 'ALDI' vorbei, der hatte aber um 8:30 Uhr noch geschlossen um auf einer Rest Area zu frühstücken denn dort können wir die Toilette benutzen.
Die Reisemobiltoilette hat ja nur wenig Füllvermögen und richtig viel Spaß macht es auch nicht sie zu leeren.
Allerdings macht es auch nicht unbedingt viel Spaß auf eine amerikanische Rest-Area Toilette zu gehen.
Die Kabinen liegen nebeneinander und sind oben und unten offen. Groß Menschen können schon mal zum Nachbarn hinübersehen - falls der Wunsch bestehen sollte!
Dann schließen die Türen nicht dicht ab, d.h. es gibt rechts und links einen Spalt durch den man - richtig positioniert - den Toilettengänger beobachten kann wie er so auf der Schüssel sitzt!
Dann hört man nicht nur seine eigenen Geräusche - die der Nachbarn ebenfalls.
Falls es länger dauern sollte kann man dann in dieser Zeit die Schuhe von rechts und links betrachten!
Eine richtig gute Sache gibt es allerdings: Einen Spender aus dem man für den Toilettenring einen Überzug aus Papier ziehen kann.
Ist man aber fertig und steht auf - geht die Spülung sofort automatisch los und man hat seinen Papierschutz noch nicht entsorgt! Da muß man dann noch einmal den Spülknopf per Hand drücken um das Teil ebenfalls zu entsorgen. Das machen aber nicht alle!
Wir sind dann bis Albany gefahren und waren von der Herbstlaubfärbung enttäuscht da sie sich bereits dem Ende zuneigte.
Danach sind wir bis Bennington gefahren (sehr schönes idyllisches Städtchen inmitten üppig bunter Bäume) und weiter bis Rutland und hatten einen wunderschönen Blick auf die farbigen Wälder. Grossartig!
Leider ließ uns die Sonne im Stich. Aber wenn sie hervorkam war es ein Farbenspektakel ohnesgleichen!
Im übrigen hat Gregor heute die Amerikaner gelobt - für ihre Kindererziehung! Die hören!
Nicht so wie in Deutschland 'Ruben, lass das mal!' und 'Tobias, komm mal her!:
Weder läßt Ruben das; noch kommt Tobias!!! Und das,obwohl die Eltern das unendlich viele Male rufen!!!
Ich kenne mich da aus - viele Jahre im Verkauf gearbeitet!
Da sind uns die gut erzogenen amerikanischen Kinder wirklich angenehm aufgefallen!
Leider fallen sie als Erwachsene dann doch oft sehr unkultiviert auf wie heute: Als wir beim Abbiegen nicht so sicher waren und langsam fuhren bekamen wir aus dem nachfolgenden Auto beim Überholen dann mal wieder den Mittelfinger herausgestreckt. Das haben wir außer hier in den USA und Kanada noch niemals erlebt; da wird eher mal ungeduldig gehupt!
In Rutland hat uns dann der Walmart sehr enttäuscht da er mit anderen Geschäften zusammen in einem Gebäude war und dann nur 3 Std. Parken erlaubt waren.
Was machen?
Wir sind dann im Dunkeln weiter gefahren und da es wirklich stockdunkel war mit regem Gegenverkehr haben wir auch nichts gesehen und so sind wir dann immer weiter gefahren bis zur Autobahn. Da haben wir die eingezeichnete Raststätte in der Gegenrichtung angepeilt und hier übernachtet.
Im Foyer wurde selbstgebackener Kuchen u.ä. verkauft um mit dem Erlös den Fremdsprachenetat einer High School aufzustocken. Da essen wir doch gerne ein paar Kalorien mehr!
Im übrigen gab es hier auf der Rest Area sogar Free WiFi!
Das Wetter soll noch 2 Tage halten und dann müssen wir leider mit Regen rechnen und nur noch 15 Grad Höchsttemperatur.
So wollen wir die nächsten 2 Tage in der Gegend von Augusta (Maine) verbringen um das schöne Wetter zu genießen und uns von der tagelangen Fahrerei erholen. Außerdem soll hier die Laubfärbung auf dem Höhepunkt sein!
Eigentlich wollte ich mal in die Gegend wo man die Krimiserie 'Mord ist ihr Hobby' gedreht hat und mußte bei der Internetsuche erfahren daß man die Außenaufnahmen von 'Maine' in Mendocino/Kalifornien gedreht hat!
Sonntag, 13.10.
Ein einmaliges Gefühl 'mutterseelenallein' auf einer Rest Area an der Autobahn die Nacht zu verbringen!
Als Gregor abends um 22 Uhr noch einmal auf die Toilette gehen wollte kam er mit den Worten zurück:' Du, da ist alles verschlossen!'
Da ist mir gleich wieder das Schild an der Einfahrt eingefallen 'Rest Area open 7 p.m.-9 a.m.!
Ich dachte allerdings, daß nur der Kiosk schließen würde - aber das man die gesamte Raststätte einfach abschließt samt Toilettenanlage wäre mir nicht so eingefallen!!!
So entdeckt man auf Reisen immer wieder gänzlich neue Dinge!!!
So standen wir die ganze Nacht alleine hier auf dem Parkplatz!
Allerdings war der Satz von Gregor:' Hoffentlich kommt noch jemand; so ganz alleine hier ist schon komisch!' nicht für meine Einschlafprobleme hilfreich! Ich dachte gleich wieder daran, daß man ja in Südfrankreich die Wohnmobilisten mit Gas betäubt um sie dann auszurauben!
Morgens wachten wir bei dichtem Nebel um uns herum auf!
Die Weiterfahrt sollte durch schönen Herbstwald führen; tat sie nur bedingt und die schönen Orte vom Vortag setzten sich nicht fort.
Wir kamen zum Abzweig der Autobahn nach Boston und schon wurde es 4-spurig mit starkem Verkehr.
Wir wollten es uns heute schöner machen und sind zum Hampton State Park ans Meer gefahren.
Der Ort selbst war ein wohl im Sommer rege besuchtes Seebad. Jetzt war alles sehr ruhig und viele Geschäfte geschlosssen und die meisten Ferienhäuser standen leer.
Ein wie ein abgespielter Fußballplatz aussehendes Gelände entpuppte sich als CP 'dry'= trocken, d.h. ohne jeglichen Service und dafür wollte man 30$ die Nacht! Daneben die Plätze waren mit Stromanschluss und dort standen die Reisemobile dicht an dicht- und außerdem war er voll belegt!
Nein - danke!
Wir folgten der Küstenstrasse bis Porthmouth und machten auf einem Parkplatz mit nur 1 Std. Parkzeit eine kleine Siesta - und überzogen doch mal frech die eine Stunde!
Dann ging die Übernachtungssuche los. Wir fuhren wieder auf die Autobahn und waren dann in Maine.
Eine große Rest Area war mal wieder unser Ü-Platz. Mußten abends noch mehr Abstand nehmen von den Trucks (die dröhnenden Motoren!) und die Autobahn war so laut daß ich mit Ohrstöpseln schlafen mußte.
Der Staat New Hampshire wirbt mit dem Slogan: Lebe frei oder stirb!
Wie krass ist das denn??????
Ich konnte es erst gar nicht glauben als ich es auf einem Schild an der Grenze von Vermont zu New Hamsphire gelesen habe.
Wie krank muß man sein, solch einen Slogan zu ersinnen!?
Aber das schreiben die doch auch noch auf das Nummernschild der Autos!!!
Was verstehen die denn unter Frei Leben!?
Ich hätte alle Verbotsschilder mal fotografieren sollen die wir unterwegs gesehen haben!
Rest Area vor Boston!
Schon sehr widersprüchlich: Der Liquor Shop hatte eine riesige Auswahl.
In New Hampshire gibt es keine Steuer auf den Alkohol - und auch keine Einkommenssteuer - und so kaufen die Bostoner fleißig ein.
Warum man dann die Flaschen noch in Tüten packt? Jeder weiß doch was man hier kauft - und einen anderen Laden gibt es hier nicht!
Kaufte eine Flasche spanischen Rotwein der auch wie die vielen einheimischen Sorten 10$ kostete.
Billiger wäre Bacardi gewesen (2 Liter für 20$). Und Jägermeister gibt es auch hier überall. Diesmal im Sonderangebot mit Kühler und Pumpe und 4 Gläsern im Paket für 33$!
Das Hitnerland der Küstenstrasse bot nicht nur den protzigen Villen einen schönen Platz, sondern auch den Vögeln und wir konnten noch einmal die bunten Blätter der Bäume genießen!
Montag, 14.10.
Nichts wie weg von dieser Rest Area obwohl sie Free WiFi hat wie jede Rest Area in Maine.
Im übrigen habe ich heute im Reiseführer den Absatz gelesen: Das Übernachten in Wohnmobilen ist auf Rest Areas an Autobahnen in Kanada und Nordost-USA verboten!
Tja - Gregor, was machen wir jetzt!?
Viel können wir nicht machen, denn ab 15.10. haben sämtliche CP hier in der Gegend geschlossen - Saisonende!
Wird Zeit daß wir ein schönes freies Plätzchen irgendwo im Gelände finden!!!
Wir sind der Autobahn weiter gefolgt nach Augusta. Immer noch kein richtiger Indian Summer. So sind wir abgefahren ins Landesinnere. Nichts Besonderes. Da braucht sich der Herbstwald in Deutschland nicht zu verstecken.
Die Touristenbüros haben uns doch gelinkt! Alle haben hier bei den Visitor-Center die Farbkarte aushängen und uns gesagt - ja, da bei Augusta ist der Peak=Höhepunkt! Nichts ist hier!
Na ja - im Nachhinein hätten wir in Bennington bleiben sollen. Da war es am Besten!
Heute haben wir etwas Positives entdeckt in den USA: Die Mautgebühr!!!!
Das müssen wir unbedingt auch in Deutschland einführen!
Da zahlt man auf der Autobahn vor jedem größeren Ort nur 1 $Maut. 'Das ist doch fast nichts' sagte ich gleich!
Gregor fing sofort an zu rechnen!
Von wegen nichts! In nur einer Minute haben wir 100 Autos gezählt und die zahlen alle nur 1 $!
Hochgerechnet kommt man mindestens auf 20.000 Autos pro Tag, d.h. Einnahmen von mind. 20.000 $ = ca. 15.385 Euro.
Mal 360 Tage = über 5,5 Mio. Euro!
Eine Supereinnahme für unseren Staat! Da könnten wir doch locker alle unsere maroden EU-Mitglieder mit beglücken!
Die Amis müssen sich zumindest erst einmal selbst beglücken - egal, wie sie das Geld verwenden!
Und Arbeitsplätze schafft das auch - die Kassenhäuschen müssen schließlich 24 Std. besetzt werden!
Wir sind dann noch bis Ellsworth gefahren und fanden dort einen Walmart der nachts um 24 Uhr seine Pforten schloß! Da hatten wir mit zwei anderen Wohnmobilisten eine äußerst ruhige Nacht!
Leider konnten wir beim Walmart die 2 kg-Packung Hühnerbrüste nicht kaufen da wir so viel nicht essen können, aber der kg-Preis betrug keine 3 Euro!
Ich kaufte lieber Steaks. Und wie immer war ich erstaunt, daß man hier in Amerika keine Kräuterbutter kaufen kann obwohl man sonst fast alles bekommt!
Dienstag, 15.10.
Wir wollten zum Lamoine State Park. Der hatte aber heute seinen letzten Öffnungstag und so fanden wir zufällig die Lamoine Beach und standen hier in schöner warmer Herbstsonne und genossen den Tag. Gregor räumte allerdings schon das Auto 'schiffsgerecht' um und auf.
Abends sind wir wieder zum Walmart Parkplatz gefahren. Diesmal standen wir mit 4 anderen Wohnmobilisten hier.
Das Wetter soll morgen nicht besonders gut werden und so werden wir die Küstenstrasse 1 entlang fahren nach Kanada!
Aufbruch: | 28.05.2013 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 24.10.2013 |
Vereinigte Staaten