Seidenstrassenprojekt
Samarkand 2
Durch die kleine Programmänderung haben wir heute bis 12.00 Uhr Freizeit und können auf eigene Faust los. Das tun wir dann auch nach dem Frühstück. Wir gehen über die Fußgängerbrücke und landen in einem mehr oder minder ungepflegten Park, in dem sogar eine Schafherde weidet.
Aber mein Here-Navi sagt: wir sind auf dem richtigen Weg. Und nach wenigen hundert Metern landen wir am Theater, auf dessen Vorplatz leider heute morgen die Springbrunnen nicht in Betrieb sind.
Am Denkmal von Amur Timur drehen wir eine Runde, werfen einen Blick auf ein Institut und das monumentale Registan Palace-Hotel.
Von einem recht unattraktiven Wohnblock ist die Seitenwand, mit einem tollen Bild versehen und unterhalb auf der Mauer zieht eine Kamelkarawane durch die Wüste. Eine gute Idee zur Verschönerung häßlicher Bauten..
In der Universitätsstraße, die zum Mausoleum Gur Emir führt, verspürt meine Frau Ulrike die Notwendigkeit einer Toilette und verschwindet in einem schönen kleinen Hotel, Malika Prime Hotel – auch das daneben befindliche Sultan Hotel Boutique macht einen guten Eindruck. Während ich warte fällt mir auf, dass direkt gegenüber in dem Park ein weiteres Mausoleum mit Moschee liegt
Wir werden eingelassen in den Komplex des Rukhobod Mausoleums und an der recht baufälligen Moschee will jemand Eintritt haben. Das lehnen wir natürlich ab, die Gerüste und der Zugang machen keinen vertrauenserweckenden Eindruck..
das separat stehende schmale Minarett hat einen Türeingang der kaum schmäler ist - ich frage mich: wie kommt der Muezzin dort hoch?
An den intakten Springbrunnen wenden wir uns Richtung Registan und begutachten auch hier noch einmal die bemalte Seitenfassade eines Hauses.
Das moderne Stadtbild mit breiten Strassen und großen Parks gefällt uns eigentlich recht gut. Der Autor eines Weltartikels sieht das jedoch ganz anders:
"Karimow will den Tourismus neben dem Baumwollanbau zum tragenden Pfeiler der Wirtschaft ausbauen. Jetzt lässt er eine Schnellzugtrasse zwischen der Hauptstadt Taschkent nach Samarkand legen, Hochgeschwindigkeitszüge der spanischen Marke Talgo (nicht umsonst ist Karimows Tochter Gulnara Usbekistans Botschafterin in Madrid) sollen schon bald durchs Land donnern. Geplant ist ein Ausbau der Strecke in die Oasenstädte Buchara und Chiwa.
Doch Samarkand wurde jetzt ganz besonders aufpoliert. Man munkelt, dass Karimow seine Geburtsstadt wieder zur Hauptstadt Usbekistans küren will. Schade nur, dass er zuvor das orientalische Leben wegmodernisierte, Basare sucht man in Samarkand vergeblich. Das einstige Gassengewirr mit feilschenden Händlern fiel Planierraupen zum Opfer. Stattdessen ließ der Präsident großflächige Parks und breite Boulevards mit schicken Geschäften anlegen, das Flair blieb dabei auf der Strecke."
aus: Usbekistan-auf-der-Suche-nach-dem-alten-Orient
Durch den Park des Registan laufen wir anfangs noch mit der Absicht keine Fotos zu machen, aber es werden dann doch wieder welche gemacht. Dort treffen wir wieder alle Gruppenmitglieder, die sich jedoch alle wieder verdünnisieren.
Meine Frau Ulrike möchte natürlich noch einmal die Shoppingstraße Taschkent Kolchasi entlang laufen. Und tatsächlich wird sie mit einer Art Poncho fündig. Die verkaufstüchtigen Usbeken können auch Euroscheine wechseln, die Dame meint: come back again!
An der Bibi-Moschee vorbei möchte ich gerne noch einmal auf den Markt, um Gesichter und Menschen zu studieren. Heute ist er voll ‚in action’ - 'und nicht wegen der Baumwollernte schwach besetzt.’ Th. hat inzwischen mit seinen Russischkenntnissen eruiert, dass M. auch hier wieder einmal Unsinn erzählt hat: montags ist Säuberungstag auf dem Marktareal!
Auch hier stimme ich nicht mit dem Weltartikel überein:
"Genau an dieser Stelle machten die Karawanen entlang der Seidenstraße einst Zwischenstation auf ihrem Weg nach Europa, und die Händler tauschten Waren, Gewürze und Geschichten aus. Jahrhundertelang ging das so, das bunte Vielvölkergemisch des Landes zeugt bis heute von der bewegten Vergangenheit.
Schade, dass der Markt heute in einem funktionalen Betonbau im Sowjetstil untergebracht ist, unwürdig für eine Stadt, die schon Alexander den Großen faszinierte und lange das kulturelle und politische Zentrum Asiens war."
- sicherlich ist das Flair eines alten Basars nicht mehr vorhanden, aber da es sich hier um die heutige Versorgung der bevölkerung im Alltag handelt, muß man akzeptieren, dass moderne Zeiten eingetreten sind, schließlich gibt es bei uns keine 'Tante-Emma-Läden mehr.
Menschen auf dem Basar - Bildergalerie
Von einer Mutti bekommen wir jeder ein Stück "rotes Rohr", weil wir nachfragen, was es ist und ob es eine Süßigkeit ist.
Weil ich gestern schon gerne eine Pause im Art-Café gehabt hätte, machen wir sie halt eben heute. Im Schatten sitzend können wir einen grünen Tee genießen und Leute beobachten. Das rote Rohr wird probiert: Sieht aus wie Polyurathanschaum und schmeckt wie Popkorn ohne Geschmack. Neben den Pfefferminz und Korinthen , die gereicht werden, packt meine Frau sodann die Süßigkeiten vom Frühstück aus – sie schmecken jetzt vorzüglich.
In der Küche de ArtCafés kann ich dann noch beobachten wie der Nudelteig ausgerollt wird und dann müssen wir zurück zur holperigen Weiterfahrt nach Taschkent
Aufbruch: | 10.09.2015 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 27.09.2015 |