Andalusien - Spanien - 2016 - Teil 1 und 2
Teil 1 - Streckenverlauf: Montag 9. Mai 2016 10. Tag
Schon bevor wir Orce erreichen, sehen wir unterwegs viele Höhlenhäuser, in denen hier ganz normale Menschen leben. Selbstverständlich finden sich in der Umgebung auch Höhlenhäuser, die zu Ferienwohnungen umgestaltet wurden.
Orce - Zunächst halten wir an einem Tante Emma Laden „Juanjo“, wo ich wilden Spargel und einige andere Leckereien kaufe. Diesen Laden muss man gesehen haben, klein, eng, aber mit Waren aller Art gefüllt bis unter die Decke. Ich wundere mich, dass der Inhaber weiß, wo was ist, denn eine Ordnung kann ich nicht erkennen.
Montag 9. Mai 2016 10. Tag
Montag 9. Mai 2016 10. Tag
Maria, Los Velez Natural Park
AL 9101 – GR 9104 – Sierra de la Umbria de Alcudia – Fuencaliente (Thermal-Quelle, 21 Grad) - Höhlenhäuser – Orce (Altiplano de Granada) – Alcazaba de la 7 Torres (6. bis 16. Jh. - steht zum Verkauf, 4.500.000 Euro) – Iglesia de Santa Maria de Orce
GR 9104 – A 330 – Huescar – Plaza Mayor mit Rathaus – Iglesia de Santa Maria Mayor (Stiftskirche, 16. Jh.)
Sierra de Jurena (Steppe) – A 317 – AL 9101 – Campingplatz
Stunden 4 62 Meilen (100 km)
Nachts gab es Sturm und Regen wie verrückt. Wir werden wie immer ohne Wecker so gegen 8 Uhr wach. Schön, dass wir die spanischen Nachrichten und den Wetterbericht anschauen können.
Zuerst um 10.30 Uhr Fahrt nach Maria zum Einkaufen, zurück zum Campingplatz, Einkäufe verstauen.
Dann geht es auf Tour. AL 9101 bis zur Grenze der Provinz Granada eine super Straße. Weiter GR 9104, die reinste Hoppelpis-te, durch die Sierra de la Umbria de Alcudia, vorbei an der Quelle Fuencaliente (ca. 2 km vor Orce). Dieser ökölogische Pool kann das ganze Jahr über besucht werden: Im Sommer wird das Wasser als kühl empfunden, in den Wintermonaten spendet es ein Wärmegefühl. Es handelt sich um ein sehr klares Wasser, in dem Barben ihren Lebensraum mit den Badenden teilen. Keine chemische Reinigung ist erforderlich. Dem Wasser werden heilende Kräfte zugesprochen. Der Rio de Orce ist der wichtigste Zufluß der Quelle.
Schon bevor wir Orce erreichen, sehen wir unterwegs viele Höhlenhäuser, in denen hier ganz normale Menschen leben. Selbst-verständlich finden sich in der Umgebung auch Höhlenhäuser, die zu Ferienwohnungen umgestaltet wurden.
Eine Wohnhöhle ist entweder eine bewohnte natürliche Höhle oder eine künstliche bzw. künstlich erweiterte Aushöhlung, die zu Wohnzwecken genutzt wird. Wohnhöhlen gibt es in Europa, Asien und Afrika seit der Altsteinzeit. Sie prägten seit dem 19. Jahrhundert die Vorstellung einer Entwicklungsstufe des Höhlenmenschen.
Ein Höhlenmensch ist der Bewohner einer Höhle oder eines Abri. Der Begriff war insbesondere im 19. Jahrhundert als Syn-onym für den Urmenschen gebräuchlich. Die Bewohner einer Höhle werden auch als Troglodyten bezeichnet.
Bei den meist selbsttragenden Hohlräumen wird die dem Festgestein innewohnende Härte genutzt. Die Stabilität der Konstruk-tion ist abhängig vom Gestein, in das die Höhle gegraben wird, sowie von den Dimensionen der Räume. Die unterirdische Bau-weise eröffnet die Möglichkeit, die Höhle bei Bedarf zu vergrößern. Künstliche Wohnhöhlen werden in Hanglagen angelegt, um ein Volllaufen der Wohnung bei Regen und schwankendem Grundwasserspiegel zu vermeiden.
Das ganze Jahr über herrschen weitgehend ausgeglichene, behagliche Temperaturen, die um die mittlere Jahresaußentemperatur des jeweiligen Gebietes schwanken. Je tiefer die Höhle in die Erde reicht, desto geringer werden die jährlichen Temperaturschwankungen. Zwischen Tag und Nacht gibt es praktisch keine Temperaturschwankungen, da der Fels bzw. die umgebende Erde als Wärmespeicher fungiert. Durch diesen Effekt werden die Höchsttemperaturen in ca. drei Meter Tiefe mit bis zu drei Monaten Verzögerung im Inneren gespürt, also erst im Oktober, und die Tiefsttemperaturen erst im April. Das ändert sich bei Verringerung der Tiefe oder bei stärkerer Be- und Entlüftung. Die Luftfeuchtigkeit bleibt aufgrund der gleichbleibenden Temperaturen und der Pufferfunktion des umgebenden Gesteins üblicherweise um die 50 bis 70 Prozent im für Wohnräume noch angenehmen Bereich. Sie liegt etwas höher als in konventionellen Wohnungen mit 40 bis 60 Prozent. Üblicherweise kann also auf zusätzliche Wärmedämmung, Heizung oder gar Klimaanlagen verzichtet werden.
Der Baumaterialaufwand bei der Erstellung ist gering. Der Energieaufwand für Heizung bzw. Kühlung ist vergleichsweise klein; in südlichen Breitengraden ist er bei großer Wand- und Deckenstärke nahezu null.
Wir halten und machen einige Bilder von den interessanten Häusern, ehe wir in den Ort Orce hinein fahren.
Wir halten in der Nähe der Iglesia de Santa Maria de Orce. Die Kirche im Barockstil wurde über einer arabischen Moschee erbaut und vollendet Mitte des 17. Jh. Leider ist sie geschlossen, so dass wir sie nicht besichtigen können.
Zunächst halten wir an einem Tante Emma Laden „Juanjo“, wo ich wilden Spargel und einige andere Leckereien kaufe. Diesen Laden muss man gesehen haben, klein, eng, aber mit Waren aller Art gefüllt bis unter die Decke. Ich wundere mich, dass der Inhaber weiß, wo was ist, denn eine Ordnung kann ich nicht erkennen.
Wir wandern durch den Ort und kommen zur Alcazaba de las Siete Torres – Festung der 7 Türme. Sie wurde in mehreren Etappen gebaut, begonnen im 6. Jh. und im 16. Jh. vollendet. Die Zitadelle besteht aus einem Hof, umgeben von Wänden mit 7 Türmen. Die sieben Türme (sechs sind hohl) haben ein Maß von 8 x 8 m und ca. 25/30 m in der Höhe. Der Donjon – 20 x 17 m – ist leicht rechteckig und fast 50 m hoch. Er hat zwei Eingänge, einen im Erdgeschoß und einen im ersten Stock, der über eine Außentreppe zu erreichen ist. Im Innenhof der Zitadelle gibt es einen Wassertank, 12 x 5 m.
32 Zinnen zeugen von der Wichtigkeit der Festung, die wohl eine wichtige muslimische Verteidigung des Königreiches Granada darstellte.
Ursprünglich war das Castillo im maurischen Stil gebaut. Nach der spanischen Eroberung 1492 gehörte das Schloss der Familie Enriquez, die um- und anbauten im Renaissance-Stil, um das Gebäude wohnlicher zu machen.
Im späten 19. Jh. wurde das Castillo von einem Bürgerlichen erworben. In den 1970er Jahren ging es in das Eigentum der Ge-meinde über. Die Restaurierungsarbeiten verliefen sehr aggressiv und respektierten nicht die Mindestanforderungen für so ein historisches Gebäude.
Heute ist in dem Castillo das „Museo de Prehistoria Josep Gibert“ untergebracht, welches auch Reste des „El Hombre de Orce“ beherbergt.
Orce – dieser kleine andalusische Ort liegt auf 926 m Höhe und hat nur ca. 1.400 Einwohner. Trotzdem ist der Ort von historischer Bedeutung. Orce gehört zu den sechs wichtigsten Dörfern der Region von Huescar. Das ganze Gebiet, zusammen mit der benachbarten Region Baza ist als „Altiplano de Granada“ bekannt. Die traditionelle Wirtschaft basiert auf der Landwirtschaft und der Viehzucht, mit besonderem Schwerpunkt auf dem berühmten Segurena Lamm.
Schön in Orce sind der Palacio de Segura aus dem 16. Jh. und viele prächtige Herrenhäuser.
Die Landschaft rund um das Dorf ist ein Kontrast von trockener Halbwüste und üppigem Weideland, mit Blick auf den Sierra de Maria Naturpark. Das Gebiet wurde im Laufe der Jahrhunderte von Menschen aus der Jungsteinzeit, über Römer, Westgoten, Mauren bis zu Christen in der Reconquista besiedelt.
Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass die Gegend schon vor Millionen von Jahren besiedelt war. Viele alte Steingeräte wurden gefunden, Überreste von Nilpferden, Elefanten und andere Säugetiere. Man schätzt das Knochenfragment, dass in der fossilienreichen Zone um Orce gefunden wurde, auf 1,8 Mio. Jahre. Dieser Fund wirft alle Theorien über die Besiedlung der Iberischen Halbinsel über den Haufen. Es soll sich um einen Teil eines menschlichen Schädels handeln – El Hombre de Orce.
Nachdem wir durch Zufall entdeckt haben, dass auf der Plaza vor dem Rathaus das Internet ohne Probleme funktioniert, checken wir noch kurz unsere Mails und laden einige Fotos für FB Freunde hoch.
Dann geht es weiter, Richtung Huescar. Dort parken wir direkt an der Plaza Mayor, bezahlen dafür 0,20 Euro. Mitten auf dem Platz ist ein schöner Pavillon, wo sich einige ältere Männer niedergelassen haben. Sie bestaunen unser Motorrad.
Huescar ist eine kleine Gemeinde, 8.000 Einwohner, in der Provinz Granada.
Der Ort liegt am Rio Barbatas an der Sierra de la Encantada. In der Nähe findet sich der Embalse San Clemente (Stausee).
Schön sind die vielen Patrizierhäuser mit ihren Wappen an den Fassaden.
Stolz sind die Einwohner auch auf einen Riesenbaum – Sequoia – der vor über 100 Jahren gepflanzt wurde.
Der Rio Guardal wird von mehreren Brücken bei seinem Weg durch die Gemeinde überspannt – Puente de las Animas oder Aquädukt Raigada, 16. Jh. und Puente Duda.
Die Bevölkerung lebt hauptsächlich von Landwirtschaft und Viehzucht, besonders von der Schafzucht – Oveja Segurena. Dies ist eine Schafrasse, die sich dem harten Leben in den Sierras de la Segura und La Sagra angepasst hat. Das Fleisch ist besonders schmackhaft. Die Bezeichnung für diese Schafe ist geschützt. Die 450.000 Lämmer pro Jahr bringen eine Einnahme von 60 Mio. Euro in die 5 Provinzen, wo diese Schafe gezüchtet werden. In der Region Huescar leben 600 Familien nur von der Zucht der Segurena Lämmer.
Die Colegiata de Santa Maria Mayor, Gotik-Renaissance, 16. Jh., wurde erbaut unter der Leitung von Diego Siloah.
Sehenswert: Das Portal Isabelina der Alten Sakristei, das Renaissance-Hauptportal, das gotische Gewölbe und der barocke Chor.
Da die Kirche geöffnet hat, nutzen wir die Gelegenheit, sie uns anzuschauen.
Nach einem Rundgang durch das Zentrum stärken wir uns in der Bar „Virgen de la Pinar“. Zweimal Kaffee, ein süßes Teilchen, 3 Euro. Für diesen Preis bekommt man bei uns Zuhause grad mal ein Haferl Kaffee. Allerdings ist die Toilette der Bar sehr schmutzig, was ungewöhnlich in Spanien ist.
Bevor wir weiterfahren, kaufen wir noch in einem nahen Geschäft einige Flaschen Wein ein, die Rolf sorgfältig verstaut, damit sie unterwegs nicht kaputt gehen.
Als wir Huescar verlassen, müssen wir eine kleine Weile in einer engen Gasse warten: Eine Dame hält mit ihrem Auto mitten in der Straße, verschwindet in einem Geschäft und kommt nach ca. 10 Minuten wieder. Alle müssen warten, denn ein Vorbeifahren ist nicht möglich, auch für uns nicht. Doch keiner regt sich auf oder hupt. Wir sind erstaunt darüber, denn in Deutschland würde man da schon durchdrehen.
Unsere Tour führt nun durch die Sierra de Jurena. Die lange, schmale Erhebung (1.354 m) mit steilen Flanken ist eine steppenartige Landschaft.
Rolf schaut besorgt zum Himmel, wo dunkle Regenwolken zu sehen sind. Es weht dazu ein starker Wind. Also entschließen wir uns, auf dem schnellsten Weg zurück zum Campingplatz zu fahren.
Nach 62 Meilen = 100 km sind wir um 14.30 Uhr Zuhause. Rolf muss als erstes das Zelt wieder richtig befestigen. Der Sturm hat Einiges gelöst.
Zum Abendessen gibt es Kalbschnitzel, Spargel, Auberginen, Aprikosen, Brot, Salat und Wein. Es war ein schöner Tag. Trotz der dunklen Regenwolken über dem Gebirge, die wüst ausschauen.
Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite
Uschi & Rolf – Spanien - www.facebook.com/Uschi.Rolf.Spanien.
Aufbruch: | 30.04.2016 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 26.06.2016 |