Andalusien - Spanien - 2016 - Teil 1 und 2

Reisezeit: April - Juni 2016  |  von Uschi Agboka

Teil 1 - Streckenverlauf: Informationen Mudejares - Reconquista

Informationen Mudejaren - Reconquista

Die Mudejaren oder Mudéjares waren Muslime, die im Verlauf der Reconquista unter die Herrschaft der christlichen Königreiche in Spanien gekommen waren, doch ihre Religion weiter ausüben konnten und sich an ihre christliche Umgebung anpassten.

Reconquista ist die spanische Bezeichnung für die Rückeroberung der Iberischen Halbinsel durch christliche Nachkommen der Bevölkerung des Westgotenreiches. Zwischen 711 – 719 vernichteten muslimische Eroberer (Araber und Berber) das Westgotenreich und eroberten fast die gesamte iberische Halbinsel. Die christliche Rebellion, die 718 begann, wurde zum Ausgangspunkt der Reconquista, die 1492 mit der vollständigen Beseitigung des muslimischen Herrschaftsbereichs (Granada) und der Vertreibung der Juden aus Spanien endete.

Die Mudéjares waren verschiedenen Formen der Diskriminierung ausgesetzt. Als Untertanen zweiter Klasse durften sie an der Verwaltung der von ihnen bewohnten Städte und Gemeinden nicht teilnehmen. Verbrechen gegen sie wurden deutlich geringer bestraft als solche gegen Christen. Es war auch wesentlich leichter, sie zu Sklaven zu erklären: Wenn ein muslimischer Mann der Unzucht mit einer christlichen Frau beschuldigt wurde, wurden beide hingerichtet oder versklavt, hatte eine muslimische Frau dagegen mit einem Christen geschlafen, geriet nur sie in die Sklaverei. Mudéjares-Frauen wurden daher auch mit dem Hintergedanken verführt oder vergewaltigt, sie zu versklaven. Das Verbot, geschlechtliche Beziehungen zu Andersgläubigen zu unterhalten, wurde allerdings auch von den Mudéjares begrüßt. Bei christlichen Festen mussten Mudéjares vor der Hostie, die durch die Straßen getragen wurde, niederknien, König Sancho IV. von Kastilien bezeichnete sie in einem Handbuch, das er für seinen Sohn Ferdinand verfasste, als „Hunde“.

Viele Mudéjares waren einfache Landarbeiter. Vor allem aber waren unter ihnen mehr Handwerker, etwa Töpfer, Tischler, Maurer oder Gärtner, als in den unteren Schichten der christlichen Bevölkerung. So weist die Spanische Sprache in den Wortfeldern der Holzbearbeitung und der Keramik viele Lehnwörter aus dem Arabischen auf. Als Baumeister auch christlicher Auftraggeber übten die Mudéjares besonders auf die Baukunst einen erheblichen Einfluss aus. Der nach ihnen benannte Mudéjarstil begann im ausgehenden 12. Jh. und erreichte im 14. Jh. seine Blüte. Dabei wurden Materialien (Ziegelstein) sowie Bauformen und Dekor aus der islamischen Architektur wie Hufeisenbogen, Stalaktitgewölbe, Mauresken (Flächenverzierungen), Stuckornamente und Majolikadekor mit dem Stilrepertoire der Romanik, der Gotik und / oder der Renaissance verbunden. In Mudéjarbauten finden sich oft prächtige Artesonado-Holzdecken. Eine für den Mudéjarstil typische Gewölbeform sind Kuppeln mit Rippen, die an ihrem Scheitelbereich vorbeiführen, so dass die Kuppel sich dort zu einer Laterne öffnen kann. Von den erhaltenen Bauwerken der Frühzeit sind die Apsis der Kirche El Cristo de la Luz, die Kirche Santiago del Arrabal sowie die ehemalige Synagoge und heutige Kirche Santa Maria la Blanca (alle in Toledo) zu nennen.

Wenige Jahrzehnte später drang der Stil auch in den Norden, d. h. nach Altkastilien (Zamora, Toro, Sahagún) und nach Aragon vor. Auch auf Sardinien, wohin der Baustil mit den Katalanen gelangte, gibt es Beispiele von Kirchenbauten im Mudéjar-Stil.

Der Mudéjar-Stil gelangte während der Spanischen Kolonialzeit vereinzelt auch in die Überseegebiete. Mit maurischen Heim-kehrern gelangte er im 17. Jh. auch nach Tunesien, wo das einzigartige Minarett der Großen Moschee von Testour in diesem Stil errichtet wurde.

© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Viel Kultur und Natur in Andalusien, abseits der normalen Touristenpfade. Teil 1 - 30.04. - 16.05.2016 Standort Sierra de Maria, Los Velez Natural Park Teil 2 - 17.05. - 08.06.2016 Standort Campingplatz Pueblo Blanco in Olvera
Details:
Aufbruch: 30.04.2016
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 26.06.2016
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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