Andalusien - Spanien - 2016 - Teil 1 und 2
Teil 2 - Streckenverlauf: Informationen Estepa
Estepa Informationen
Estepa ist eine Stadt, ca. 12.000 Einwohner, in der Provinz Sevilla in Andalusien. Der Ort liegt nördlich der Sierra del Becerro.
Estepa blickt auf eine alte Vergangenheit zurück, es gibt viele gut erhaltene Überreste, die davon Zeugnis ablegen. Es gibt Funde aus karthagischer Zeit. Die Römer zerstörten die Stadt während der Punischen Kriege. Auch die Westgoten lebten in der Gegend von Estepa, Beweis ist eine Nekropole im Nordwesten der Stadt. Später eroberten die Mauren den Ort und bauten ihn aus, mit Festung, Moschee und Medina. Der Ort bildete die Grenze zum christlichen Kastilien.
Im Jahr 1267, als der Ort von Fernando III. während der Reconquista von den Arabern zurück erobert wurde, wurde der Ort dem Orden von Santiago übergeben, die ihn als Verteidigung der Grenze ausbauten. Der Ort spielte eine wichtige Rolle in den Auseinandersetzungen mit Granada.
Der Santiago-Orden ist ein großer Ritterorden, dessen Betätigungsfeld sich hauptsächlich auf die christlichen Königreiche der Iberischen Halbinsel beschränkte. Er gehört zu einer ganzen Reihe von Ritterorden die im Zuge der Reconquista gegründet worden sind.
Sein Ursprung ist nicht ganz eindeutig festzustellen - gelegentlich wird Rodrio Arias als Gründer bezeichnet, aber es scheint, dass, bevor er 1170 formell institutionalisiert wurde, König Ferdinando II. de Leon den Rittern die Stadt Caceres in der spanischen Extremadura übertragen hatte, die er in seinem Kampf gegen die Mauren aufzugeben befürchtete.
Jedenfalls wurde der Orden 1170 von König Alfonso VIII. gestiftet und von Papst Alexander III. durch eine Bulle am 5. Juli 1175 bestätigt.
In der frühen Phase sahen die Ritter im Schutz der Pilger nach Santiago de Compostela ihre Hauptaufgabe. Der Heilige Jakobus, der Schutzheilige der Pilgerschaft nach Santiago, wurde zum Matamoros, zum Maurentöter. Infolgedessen nannte sich der Orden anfangs auch Santiago vom Schwert.
König Alfonso VIII. schenkte ihnen 1174 Ucles, das seitdem Hauptquartier des Ordens wurde, 1211 Mora und Mira, später vereinigt mit Osa, Montiel und Alfambra. Zeitweilig unterhielt der Orden in Mertola im portugiesischen Alentejo sein Hauptquartier. Später als die Reconquista in Portugal beendet war, trennte sich, wie beim Calatravaorden auch, der portugiesische Zweig ab, der sich stärker seinem König zu Gehorsam verpflichtet sah.
Die Ritter von Santiago nahmen an der Reconquista im Raum Teruel und Castellon teil und kämpften 1212 in der Schlacht bei Las Navas de Tolosa. Die leonesisch-kastilischen Monarchen übertrugen ihnen Ländereien und Privilegien, die dem Orden erlaubten, große Regionen Andalusiens und Murcias zu besiedeln. Neben den Einnahmen, die der Orden aus seinen landwirtschaftlichen Gütern und Viehherden bezog, erzielte er Brücken-, Markt- und Wegezölle, Pachtzinsen und genoss Steuerfreiheit.
Mit dem Ende bzw. der Verlangsamung der Reconquista sah sich der Santiagoorden in interne Kämpfe bzw. die Bürgerkriege der Adligen im Königreich Kastilien verwickelt. Der Orden war durch Skandale diskreditiert, so dass beim Tode des Großmeisters 1499 die Katholischen Könige – Isabella I. und Fernando II. die Bitte an den Heiligen Stuhl richteten, die gerechte, göttliche Vorsehung möge die Skandale abstellen in einer Zeit, in der der Krieg gegen das maurische Königreich Granada große Lasten von der Krone fordere. Deshalb erbaten sie vom Papst Alexander VI. in Erwägung zu ziehen, ihnen die großmeisterliche Verwaltung des Ordens als Kompensation für ihre großen Opfer für den katholischen Glauben zuzubilligen. Er entsprach ihrer Bitte im gleichen Jahr durch eine Bulle, in der er Fernando II. die hohe Würde der Verwaltung des Santiagoordens übertrug.
Tatsächlich waren Isabella I. und Fernando II. jedoch nicht länger gewillt, dem Hochadel in Gestalt der Ritterorden beträchtliche finanzielle und militärische Macht zu überlassen. Diese wollten sie ihrer Kontrolle unterstellen. Skandale kamen da gerade recht. Der nicht eben in ehelicher Treue lebende König Fernando, dessen Bereitschaft zur Lüge von seinen Zeitgenossen hervorgehoben wurde, war sicher keine tugendhaftere Alternative zu den zeitgenössischen Hochadligen im Santiagoorden. Nach dem Tode Fernando II. im Jahr 1516 folgte ihm Kaiser Karl V. in der Verwaltung nach.
Die Ritter des Santiagoordens akzeptierten die Gelübde der Armut und des Gehorsams und organisierten sich ausnahmslos nach den Regeln des Heiligen Augustinus anstelle der Zisterzienserregeln. Die Mitglieder waren nicht zur Keuschheit verpflichtet, sondern konnten heiraten (einige ihrer Gründer waren verheiratet). Die Bulle des Papsts Alexander III. empfahl ihnen jedoch den Zölibat. Die Ehefrauen der Ritter galten im Santiagoorden sogar als Ordensmitglieder.
In den Gründungsstatuten des Ordens heißt es präzise: „In ehelicher Keuschheit ohne Sünde lebend, ähneln sie den ersten Eltern, weil es besser ist zu heiraten, als zu verbrennen.“
Die Ordenstracht des Santiagoordens bestand aus einem weißen Augustinermantel mit aufgenähtem roten Kreuz und Muschel als Symbol der Pilgerschaft nach Santiago de Compostela. Das Santiagokreuz ist an vielen Stellen auf dem Jakobsweg zu sehen.
Die größten monumentalen und künstlerischen Bauten Estepas wurden im 16. und 17. Jh. unter dem Marquis von Estepa errichtet. Sein Palast wurde auf dem Gelände der ehemaligen islamischen Festung erbaut. Im 19. Jh. wurde das Gebäude von Banditen zerstört.
Während des Spanischen Bürgerkrieges geriet Estepa unter die Kontrolle Francos. Nach dem Kriege führte die weit verbreitete Armut in den 1950er und 1960er Jahren zu einer großen Auswanderung in andere Industriegebiete Spaniens und in andere europäische Länder.
Estepa ist bekannt für seine Herstellung von Weihnachts-Süßigkeiten, Mantecado, ein Gebäck, das zu 50 % aus Weizenmehl, 25 % weißem Schweineschmalz, 25 % Zucker incl. Mandeln, Zimt und Zitrone besteht.
Seit 2009 ist die Herstellung dieses Gebäcks durch die geschützte Ursprungsbezeichnung Mantecados de Estepa geschützt.
Estepa ist zweifellos die Welthauptstadt des Mantecado. Hier werden jährlich 20 Millionen Kilo hergestellt. Das sind mehr als 40 % der gesamten Produktion in Spanien. Dieser Ort mit nur knapp über 12.000 Einwohnern stellt während vier Monaten (August bis Dezember) Mantecados am laufenden Band her. Nach dieser Arbeitsbelastung benötigt man acht Monate Erholung. Für die Mantecado-Bäckereien arbeiten 2.000 Menschen direkt (meist Frauen), die Mehrheit der restlichen Einwohner indirekt. Werbung, Maschinen, Transport und Vertrieb kommen zu 100 % aus Estepa. Deshalb ist der Ort auch so wohlhabend.
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Aufbruch: | 30.04.2016 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 26.06.2016 |