Es gibt Reis, baby baby ....
Java - Grosse Kultur und Natur: Eine Nacht in Bandung
M: Medan, unser wirklich letzter Zwischenstop auf Sumatra, war sicherlich kein Highlight urbaner Kultur. Wir waren froh, dass wir hier nur eine Nacht verbringen mussten, um am nächsten Morgen unseren Flug nach Bandung auf Java zu erreichen.
Mit Absicht haben wir uns dagegen entschieden, Jakarta, die Hauptstadt des Landes, anzusteuern. Wir haben nicht viel Gutes darüber gehört und als Alternative bot sich uns Bandung, vermutlich kaum bekannt, aber die drittgroesste Metropole Indonesiens und wesentlich entspannter als der Moloch Jakarta. Dazu liegt die Stadt im Hochland auf fast 800 Metern umgeben von mehreren Vulkanen sehr reizvoll und das Klima ist für uns viel angenehmer zu ertragen.
Wir wollten unbedingt mal mit dem Zug fahren, also ging es als erstes zum Bahnhof, Tickets für den "Express" am nächsten Morgen nach Yogyakarta besorgen. Wir hatten uns per Internet bereits für den nächsten Tag verabredet, denn wir würden dort zum ersten Mal "couchsurfen" ausprobieren. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Im Bahnhof wirkte, im Gegensatz zu mancher Busstation, die wir bisher gesehen hatten, alles sehr professionell. Tickets computergeneriert mit Sitzplatzgarantie, auf die Bahnsteige kommt man nur mit gültigem Ticket. Wir buchten "Bisnis" - also im Prinzip Holzklasse aber mit Ventilator. Für die ca 400km waren 8h veranschlagt, wohlgemerkt ein "Express".
Nachdem die Weiterreise organisiert war, machten wir uns auf in die Stadt und waren überrascht, wie sauber (relativ) alles ist und wie gesittet der Verkehr durch die Stadt läuft. Man hatte ein sehr viel entspannteres Gefühl, wenn man unterwegs war, als irgendwo im hektischen Sumatra.
Auf dem Nachtmarkt haben wir einige leckere Köstlichkeiten ausprobiert. Tempe (fermentierte Soyabohnen gepresst in Scheiben, dann frittiert) und vor allem Gehu (Tofuballen gefühlt mit kleingehacktem Gemüse - natürlich frittiert) waren unsere Favoriten. Gehu schmeckt in Yogya aber z.B. ganz anders (und auch nicht so gut). Wir kamen schnell mit einem jungen Mann ins Gespräch. Ich glaube, er war sehr enttäuscht, dass wir noch gar nichts von Java gesehen haben und über Bandung nicht wirklich viel wissen. Aber wir waren ja auch erst seit 2h auf der Insel.
Er wollte mit uns um die Häuser ziehen, uns das aufregende Bandung zeigen. Aber dann wurde er ziemlich ungehalten, als Christel auf seine Frage, ob wir die Sprache beherrschen, ihre Indonesisch-Kenntnisse zum Besten gab. "Hier wird sundanesisch gesprochen." Das war wohl ein Fettnaepfchen. Als er dann aus heiterem Himmel von Hitler anfing und wie wir dazu stehen, wurde uns ein wenig unwohl zu Mute. Wir haben freundlich versucht, uns zu verabschieden, denn am Ende kam uns der Typ doch nicht ganz koscher vor.
Während die Strassen der Stadt recht sauber erscheinen, bietet sich auf den Höfen ein etwas anderes Bild - Blick aus unserem Hotelzimmer in Bandung.
Am nächsten Morgen ging es dann mit dem Zug weiter. Wir waren schon gespannt, wie es sein würde. Wie erwähnt, hatten wir "Bisnis-Class" gebucht, die mittlere der 3 Kategorien. "Ekonomi" sind eigens eingesetzte Züge ohne Klimaanlage oder Ventilator, was in der Mittagshitze trotz geöffneter Fenster eine ziemliche Tortur sein muss und sie halten an jeder Station, was natürlich auch eine längere Fahrzeit bedeutet.
Expresszuege haben meist 1. (Ekzekutif) und 2.Klasse (Bisnis) und halten entsprechend nicht überall. Die Züge entsprechen in etwa den D-Zügen der 80er Jahre in Deutschland, sind also nicht mehr taufrisch aber längst nicht so alt, wie man vermuten würde oder wie einige der Busse, mit denen wir schoonline unterwegs waren.
Neben dem Schaffner gibt es jede Menge Personal im Zug: Sicherheitsleute (in Armeeuniform!?!?), die den Schaffner bei der Fahrkartenkontrolle begleiten und dafür zuständig sind, alle fliegenden Händler, die während der Stops durch die Wagen eilen, rechtzeitig wieder hinauszuschmeissen. Dann kommt mehrfach das Reinigungspersonal durch die Abteile, was auch dringend notwendig ist, denn nach kurzer Zeit sieht der Boden ziemlich verdreckt aus durch den Abfall, der bis dahin nicht sowieso schon durchs Fenster entsorgt wurde. Zuletzt gibt es noch die Stewarts in ihren adretten Uniformen, die Bestellungen aufnehmen und die Speisen direkt an den Platz bringen.
Da alles über Sitzplatzbuchungen läuft, gibt es auch keine überfüllten Abteile, was sehr angenehm ist.
Die 8-stündige Fahrt war ein wunderbare Erfahrung: durchs Hochland mit den vielen Vulkanen, den Reisterassen, den großen Ochsen, den Bauern bei der Feldarbeit, kleinen Dörfern links und rechts und dem Zug, der sich durch die Landschaft schlaengelt, dazu die fliegenden Händler, die mehr oder weniger enthusiastisch ihre Waren anpreisen.
Am Ende hatten wir lediglich 30 Minuten Verspätung, worüber wir locker drueberwegsehen konnten. Allein der Fahrpreis erstaunte uns ein wenig. Für hiesige Verhältnisse erschienen uns ca 15€ für die einfache Fahrt in der 2.Klasse ziemlich hoch. Trotzdem war der Zug sehr gut gefüllt.
Aufbruch: | 03.09.2012 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 15.02.2013 |
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