Es gibt Reis, baby baby ....

Reisezeit: September 2012 - Februar 2013  |  von Mike Zimmermann

Myanmar - Die grosse Unbekannte: Die Dry Zone - Das vergessene Land

Ablenkung vom Alltag.

Ablenkung vom Alltag.

C: Bevor wir in dieses Land gereist sind, hatten wir grosse Bedenken ob der nun schon oft gehörten Touristenschwemme. Seitdem wir aber nun hier unterwegs sind, haben wir dieses in keinster Weise so empfunden. Natürlich sind wir anderen Reisenden begegnet, aber bis jetzt hielt es sich alles in Maßen. Selbst in Yangon, wo es fast unmöglich ist, einen Schlafplatz ohne vorherige Reservierung zu bekommen, haben wir uns allein gefühlt unter den Burmesen auf den Strassen. Unsere nächste Destination sollte jetzt trotzdem wirklich fernab sein von der gängigen Route & so sind wir nun gelandet in Yenangyaung. In einem überaus ansprechenden Guesthouse, welches von einem sehr charismatischen Burmesen  geführt wird, der sich ausserdem dazu berufen fühlt, den armen Leuten hier im Allgemeinen & Waisen/Halbwaisen im Speziellen zu helfen, finden wir eine Bleibe für die nächsten Tage. Diesen quasi Geheimtipp hatte uns Evelyn in Indonesien gegeben & sollte eines unserer Highlights werden. Nach einer langen Anreise von Bago sind wir nach 22 Stunden mitten in der Nacht angekommen. Der Leiter des Guesthouses Eric wartete schon seit 2 Uhr auf uns an der Busstation. Da wir aber unterwegs eine technische Panne hatten, musste der Arme so lange auf uns warten. Rasch haben wir uns in unseren äußerst komfortablen Bungalow zurückgezogen, um noch ein paar Stunden Schlaf zu tanken. Am nächsten Morgen hat uns zwar nicht die Sonne geweckt, da es mal erfrischend bewölkt war, aber der Ausblick von unserem Bungalow war fantastisch...wir befinden uns hier auf einem Hügel & vor uns liegt die Weite Birmas mit dem Fluss Ayeyarwady, der sich seinen Weg durch die Landschaft bahnt. Ein Platz zum verweilen. Da es kaum Touristen hier her zieht, sind die Leute auch nicht an die weissen Gesichter gewöhnt. Man fühlt sich wie ein willkommener Besucher. Die Kinder in den kleinen Dörfern umzingeln einen mit einer neugierigen Freundlichkeit & die Bauern laden einen ein, mit aufs Feld zu kommen, damit man sie genauer bei ihrer Arbeit beobachten kann. Bei einem kleinen Spaziergang konnte ich mich fast nicht befreien aus einer Traube von Kindern. Alle huepften ganz aufgeregt um mich herum & schlugen mir mit ihren kleinen Händen an alle Stellen des Körpers um mir zu signalisieren, dass ich doch ein Foto von ihnen machen sollte. Jedes Kind wollte natürlich gerne einzeln fotografiert werden & sich danach auf dem Bildschirm bestaunen. Es ist unmöglich dieses Szenario in Worte zu fassen, wenn alle Kinderköpfe dicht gedrängt & gespannt auf den Bildschirm der Kamera schauen...& wenn dann das Bild erscheint, sie gleichzeitig in ein lautes Jubelgeschrei verfallen. Sooo herzerwaermend. Ich konnte mich irgendwann nur losreissen, als ich versprach am nächsten Morgen wiederzukommen. (Ein kleines Dankeschön an dieser Stelle an Janet das kleine Point-it-Buch zeigt sich in diesem Land als äusserst hilfreich !) Das Hilfsprojekt von Eric sorgt dafür, dass die Halb-/Waisen & deren Familien das Existenzminimum gesichert haben. Dazu gehört primär eine Versorgung mit sauberem  Wasser, das nicht erst km weit herangeschafft werden muss, ein ordentliches Dach über dem Kopf & eine monatliche Ration an Grundversorgungsmitteln wie Reis, Seife oder auch Zahnpasta. Ausserdem gibt es ein Großprojekt Schule, bei dem die Fertigstellung des Schulgebäudes quasi in den letzten Zuegen liegt. Ab Juni 2013 sollen hier die ersten Schüler fleißig lernen koennen. In Deutschland wurde vor 4 Jahren ein Verein gegründet, der dieses Projekt unterstützt, indem er Patenschaften für die Kinder vermittelt und Spendengelder sammelt. Wie der Zufall es so will, war ausgerechnet einer der Mitbegründer aus Deutschland auch gerade vor Ort, um die Briefe & kleinen Präsente von ihren Paten an einige Kinder zu verteilen. Wir waren wahre Glueckspilze, weil wir mitfahren durften zur Geschenkuebergabe. Mit dem Jeep sind wir los & Martin hat uns alles erzählt über den Verein & dessen Geschichte. Angekommen an einer kleinen "Siedlung", kamen direkt neugierige Kinder angerannt & auch das zu besuchende Mädchen war darunter. Wir wurden herzlich empfangen von der Wohngemeinschaft & es wurden Stühle, Tee & Erdnuesse gereicht. An dieser Stelle schon hatte ich ein kleines mit Thanaka-Paste bemaltes Mädchen in mein Herz geschlossen & auch sie hat meine Hand nicht mehr losgelassen. Als es zur Praesentuebergabe kam, war ich zutiefst gerührt & musste kämpfen mit der ein oder anderen Traene (sogar Mike hatte feuchte Augen ). Das Mädchen (sorry dafür, das wir uns die wirklich komplizierten Namen nicht mal 5 sec merken konnten) öffnete vorsichtig einen Briefumschlag & darin waren ein Foto, ein kleiner Brief & ein glitzerndes Armband. Am meisten hat sie gestrahlt, als sie das Foto in ihren Händen hielt. Es war ein Portraetfoto von einem jungen Vater mit seinem 1-jährigen Kindelein auf dem Arm (das extremst hübsch war, da es dichte rote Haare & blaue Augen hatte). Der Brief war natürlich auf englisch & sie muss ihn mit in die Schule nehmen, wo er für sie übersetzt werden kann. Anschließend wurde als Erinnerung noch ein Foto mit angelegtem Geschmeide geschossen, damit der Pate in Deutschland auch sehen kann, wie gut sein Geschenk angekommen ist. Dann haben wir 2 weitere Kindern aus dem Projekt besucht, zwar ohne Post aus Deutschland, aber wir hatten ja auch noch ein paar Kleinigkeiten im Vorfeld eingekauft, die wir dann freudig verteilen konnten; im Schlepptau natürlich immer meine neue, kleine Freundin & ihre Schwestern . Uns wurde genau erklärt, unter welchen unwürdigen Bedingungen die Kinder gelebt haben, bevor sich Eric ihrer angenommen hat & vor Ort konnten wir dann sehen, was alles für die Familien angeschafft wurde (die alte Hütte bzw. das, was man als solches eigentlich nicht bezeichnen konnte, stand noch neben der neuen, viel komfortableren Behausung, die vor allen Dingen ein vor dem Wasser schützendes Blechdach besitzt und robust genug ist, um der Familie für ca 20 Jahre ein Heim zu sein). Auf dem Rückweg begegneten wir einem kleinen Mädchen, welches gerade schwer beladen mit 2 Kanistern von der Wasserstelle kam & einem anderen, welches sich gerade mit einem Ochsenkarren dorthin aufgemacht hatte. Neugierig haben wir uns dem Karren angeschlossen & es dauerte nicht lange, da kamen wir zu einem grossen Tank, an dem die Frauen & Kinder ihre Kanister mit frischem Wasser füllen können. Wir haben dann etwas geholfen & ich durfte auf dem Rückweg vorn Platz nehmen und den Ochsenkarren führen.

Nur auf einem schmalen Streifen entlang des Flusses ist Landwirtschaft überhaupt möglich.

Nur auf einem schmalen Streifen entlang des Flusses ist Landwirtschaft überhaupt möglich.

M: Auch nach Tagen kann ich nur mit dem Kopf schütteln angesichts der Tatsache, dass die Frauen und Kinder das Wasser schleppen müssen oder schwere Feldarbeit verrichten. Ein Phänomen, das in Asien wirklich weit verbreitet zu sein scheint.

C: Ein wunderbar intensiver, informativer & das Herz beruehrende Tag ging zu Ende. Mike & ich waren gleichermaßen bewegt von den verschiedenen Schicksalen & dankbar, dass wir solch einen hautnahen Einblick nehmen durften in dieses Hilfsprojekt. Es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob man nur darüber liest oder direkte Ergebnisse vor Ort sieht. Auch wir denken nun ernsthaft darüber nach, ein Kind konkret monatlich zu unterstützen ...für jeden anderen, der anlässlich der Weihnachtszeit oder auch selbstverständlich darüber hinaus etwas Gutes tun möchte:  www.kin-bir.de.

Christel mit neuer Freundin auf dem Rücken.

Christel mit neuer Freundin auf dem Rücken.

Der Unterschied ist unverkennbar: rechts eine verrottete Bambushuette, links das neue Heim für Mutter und 3 Kinder.

Der Unterschied ist unverkennbar: rechts eine verrottete Bambushuette, links das neue Heim für Mutter und 3 Kinder.

© Mike Zimmermann, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Endlich geht es wieder los. Wir kehren dem schönen Berlin den Rücken & machen uns auf in Richtung SO-Asien...Ziele sollen sein Indonesien, Burma, Laos, Hongkong, Philippinen...aber immer streng unter dem Motto: Einfach nur spontan treiben lassen.
Details:
Aufbruch: 03.09.2012
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 15.02.2013
Reiseziele: Malaysia
Indonesien
Myanmar
Hongkong
Philippinen
Der Autor
 
Mike Zimmermann berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.