Es gibt Reis, baby baby ....
Myanmar - Die grosse Unbekannte: Zu Besuch bei den Shan und den Palaung
Wir waren wieder mal mit dem Zug unterwegs; nicht weil es so schnell geht (12h für 200 km), nicht das es übermäßig komfortabel wäre (siehe unsere Erlebnisse in der Bahn von vor 2 Wochen), es gibt einfach mehr zu erleben als in einem Bus und ausserdem werden wir eine große Schlucht überqueren auf einem berühmten Viadukt, den die Briten 1901 errichten liessen. Morgens um 4 gings pünktlich los. Es war ungemütlich kalt (Fenster gab es zwar dieses Mal, aber die waren fast alle auf - durch geschlossene hätte man auch nicht viel gesehen, so dreckig, wie die waren). Schon kurz hinter Mandalay wurde die Strecke richtig steil, so dass der gesamte Zug mehrere Male hin und her rangiert wurde, um den großen Hoehenunterschied zu überbrücken. Am schönsten ist es immer, zu beobachten, wenn man in einen Bahnhof einfaehrt und die wartenden Damen, ihre Waren auf dem Kopf balancierend, auf den Zug zustürmen, um ein paar Mandarinen, Ananas, Nüsse und andere Snacks an den Mann zu bringen. Ein herrliches Treiben.
Die Überfahrt auf dem Viadukt war natürlich ebenfalls spektakulär. In großen Schleifen fuhr der Zug zunaechst den Berg hinab, dann ging es im Schritttempo über den staehlernen Koloss. Da die Brücke keine Geländer hat und die Zugtüren auch während der Fahrt zumeist offenstehen, konnte man die über 100 m fast senkrecht aus dem Zug hinab ins Tal schauen. Das war schon spannend und mir hat es in den Füssen gekribbelt, als ich mich zum Fotografieren herausgelehnt habe während derder Schaffner mich am Arm festhielt .
Unser Zielort Hsipaw ist ein kleines Städtchen und Ausgangspunkt für ein- oder mehrtägige Wanderungen in die Umgebung. Und da die Reisemöglichkeiten hier im nördlichen Teil des Landes, wie erwähnt, begrenzt sind, hatten sich auch entsprechend viele Touristen eingefunden, was uns etwas erschreckt hat, da wir gehofft hatten, hier etwas Ruhe und Abgeschiedenheit zu finden. Schnell war klar: wir möchten noch weiter hinein in die Berge.
Am folgenden Tag ging es mit dem Pickup hinauf auf 2000 m nach Namshan; mit an Board 3 weitere Touristen (aus Israel und natürlich: Deutschland) und ein paar ältere Damen. Die 6 Stunden vergingen fast wie im Flug und am frühen Nachmittag war das Ziel, malerisch auf einem Bergkamm gelegen, erreicht. Geschaeftiges Treiben in der Hauptstraße (die einzige), aber die Touristen wurden überall neugierig beaeugt.
Das israelische Pärchen wollte gleich am nächsten Tag ohne Guide zurueckwandern nach Hsipaw, waehrend wir vorher eigentlich noch die Umgebung erkunden wollten. Wir hatten ja auch unser ganzes Gepäck dabei und ich dachte nicht daran, mich am nächsten Tag wieder auf den Weg zurück zu machen. Beim gemeinsamen Abendessen in der Dorfschenke wurden die Pläne erläutert, es war eine lustige, gesellige Runde und eigentlich war da schon klar, das wir alle gemeinsam den Rückweg antreten würden. Das Gepäck, welches wir nicht bräuchten, würde der Pickup-Fahrer bei der nächsten Fahrt einfach wieder mit zurücknehmen.
So machten wir uns am nächsten Morgen zu fünft auf den Weg auf die 3-tägige Wanderung, ohne lokalen Führer, Ahnung oder gar einer Karte, aber immerhin mit einer Liste der Namen der Dörfer, die wir passieren mussten (übersetzt in die Landessprache). Ein kleines Abenteuer! Proviant für den Notfall hatten wir auch dabei & starteten frohen Mutes in die unbekannten Berge. Es ging durch Teeplantagen, hoch und runter, durch Dörfer und an Klöstern vorbei, die sich wunderbar in die Landschaft schmiegten, deren Bewohner uns zuwinkten und lachten. Nach acht Stunden Wandern war ich (und nicht nur ich) ziemlich fertig, als wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit im kleinen Ort Own Matat eintrafen, wo uns die Nonnen ein Nachtlager gewaehrten und uns fürstlich bewirteten. Natürlich war es auch hier nachts richtig kalt, der Wind pfiff durch alle Ritzen, die auf dem Boden ausgebreiteten Decken konnten uns nur unzureichend wärmen und auch die Glut des Feuers strahlte nicht genug, als das man nicht mit den Zähnen geklappert haette. Aber trotz allem haben wir uns hier richtig gut aufgehoben gefühlt.
Tag 2 war ebenso anstrengend, aber immerhin schienen wir auf dem richtigen Weg. Alle Dörfer von der Liste wurden von uns passiert,zum Mittag gab es Christels Pumpernickel mit Avocadocreme , nur unser Tagesziel wollte nicht näher kommen. Wir wurden schon nervös, da es nicht mehr lang hin war, bis es dunkel werden würde und ein vorbeikommender Motorradfahrer, den wir fragten, sprach immer noch von mehreren Stunden, die zurückzulegen wären bis nach Pan Nyaung, unserem heutigen Ziel. Das konnte doch nicht sein. Wir sind doch auf dem richtigen Weg gewesen. Inzwischen hielten wir ein weiteres Moped an, welches Christel mit ihren offenen Füßen und unser gemeinsames Gepäck mitnahm. Es sollte wohl immer noch eine volle Stunde bis ins Dorf sein. Zu viert setzten wir die Wanderung, nun mit Stirnlampen auf, fort und endlich kam auch der Ort in Sicht. Offenbar hatten wir nicht immer den kürzesten Weg genommen. Aber egal, wir waren da.
Eine weitere kalte und unbequeme Nacht haben wir auf dem Boden geschlafen, dieses Mal privat bei einer Familie - erholt waren wir am nächsten Morgen nicht wirklich. Aber laut Aussage der Familie sollten es nur noch lächerliche 3 Stunden bis nach Hsipaw sein. Von wegen - am frühen Nachmittag waren wir alle völlig fertig und die Stadt immer noch Kilometer entfernt. Am Straßenrand wartend hofften wir darauf, mitgenommen zu werden und tatsächlich kam nach kurzer Zeit ein uraltes Gefährt, mit Säcken voll Mais beladen und oben drauf saßen auch schon 2 Damen. Unsere Rettung, denn es war immer noch ein reichliches Stück bis ans Ziel, das für uns zur absoluten Qual geworden wären , aber so tuckerten wir (mit etwas externer Hilfe zwar) zwischen den Maissaecken liegend Richtung Hsipaw. Es war geschafft. Mit dem Pick-up waren es 85 km hin & wir schätzen, dass wir mehr als 20 km am Tag gelaufen sind. Ein ganz schöner Ritt & trotzdem:
Es war echt schön in den Bergen (die Sonne, der blaue Himmel, die urigen Dörfer mit den pitoresken Klöstern, die netten Leute, die Teeplantagen, die Blumenwiesen, oder einfach nur die wunderbare Weite) aber auch extremst anstrengend. Und: wir brauchen offensichtlich neues, leichteres Schuhwerk, die Blasen an den Füssen haben uns fast aufgefressen.
Unser Nachtlager, der häusliche Schrein im Hintergrund und die Familie schläft hinter dem Vorhang - wahre Gastfreundschaft.
Zwei volle Tage haben wir gebraucht, um uns halbwegs zu regenerieren. An denen ließen wir uns treiben, schlenderten über die Märkte von Hsipaw und dem naheliegenden Kyaukme (spricht man natürlich: Tschaume), tranken Kaffee und beobachteten das Treiben um uns herum.
Aufbruch: | 03.09.2012 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 15.02.2013 |
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