Noch einmal Uganda: diesmal zu Viert
18.07.2024: Trekkers Hostel > Kalalama Camp
Der Wecker klingelt früh heute am 18.07. Viel geschlafen haben wir beide nicht, denn es steht der Programmpunkt an, auf den wir schon lange hinfiebern. Unser bisher härtestes Trekking, dieses Mal in den berühmt-berüchtigten Rwenzori-Bergen, steht in den Startlöchern. Natürlich blieb in der Vorbereitung auf dieses Erlebnis auch die Wikipedia-Recherche nicht aus. Dazu folgendes Zitat, welches unseren Respekt und der damit verbundenen Nervosität nicht gerade schmälerte:
„Wenn es die politische Lage in der Demokratischen Republik Kongo und in Uganda zulässt, erfreut sich die Region um das Ruwenzori-Gebirge und den Rwenzori-Mountains-Nationalpark bei Touristen und Naturfreunden großer Beliebtheit. Viele Touristen kommen auch zum Bergsteigen. Dabei ist die ugandische Seite touristisch um ein Vielfaches bedeutender als die kongolesische, was einerseits an größeren bürokratischen Hürden und Naturschutzbedingungen, aber auch an der politischen Situation und der schlechteren Zugänglichkeit im Kongo liegt.
Die Besteigung der Gipfel erfordert wegen der großen Höhe neben geeigneter Ausrüstung und einer ausreichend langen Akklimatisation zur Vermeidung der Höhenkrankheit eine gute körperliche Belastbarkeit, auch wenn Träger für den Transport der Ausrüstung zur Verfügung stehen. Denn die ständige hohe Luftfeuchtigkeit, die häufigen Niederschläge und die alles durchdringende Nässe, verbunden mit tropischer Hitze in den tieferen Gebieten und der Kälte in den Gipfelregionen, stellen starke körperliche Belastungen dar. Der Ruwenzori gilt als alpinistisch schwierigstes und konditionell anspruchsvollstes Hochgebirge Afrikas.“
Trotz dieser erst einmal abschreckendem Beschreibung fühlen wir uns dennoch einigermaßen gut vorbereitet, gehen wir doch relativ regelmäßig in den Alpen lange Touren bergsteigen und sind auch beim Felsklettern mit Seil und Gurt aktiv.
Noch kurz einige ZDF zu unserer Unternehmung:
„Das Ruwenzori-Gebirge (im Englischen meist Rwenzorigeschrieben) ist mit bis zu 5109 m das dritthöchste Gebirge Afrikas. Es liegt in Ostafrikaauf der Grenze zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Uganda und gehört zu den drei Gebirgen Afrikas, die Vergletscherungenaufweisen. Wegen seiner hohen ökologischen Bedeutung ist es Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. er Name Ruwenzori leitet sich vom Begriff Rwenjura (ausgesprochen: Rwen-dschura) in der Sprache der auf ugandischer Seite ansässigen Batoro ab und heißt in etwa „Regenmacher“, kann aber auch mit „Wolkenkönig“ übersetzt werden. Das Ruwenzori-Gebirge ist in Nord-Süd-Richtung etwa 130 km lang und 50 km breit und liegt etwa 40 km nördlich des Äquators inmitten des äußerst langgestreckten Ostafrikanischen Grabenbruchs im Western Rift. Das Klima im Ruwenzori-Gebirge zeichnet sich durch sehr hohe Luftfeuchtigkeit (bis zu 100 %) und große Niederschlagsmengen in nahezu allen Klima- bzw. Vegetationszonen aus. Berghänge verwandeln sich oftmals in tückische Schlammrutschbahnen. Weil es an rund 300 Tagen pro Jahr regnet und die Verdunstung bedingt durch die warmen Aufwinde sehr stark ausfällt, ist das Gebirge zumeist von Wolken umhüllt. Feucht-warme bis -heiße Witterung herrscht in den tieferen Gebieten vor und eher eisig-feuchte Kälte auf den Gipfeln. Das Ruwenzori-Gebirge stellt für die afrikanische Flora und Fauna einen wichtigen, üppigen und artenreichen Lebensraum dar. Mehrere Arten sind hier endemisch. Darüber hinaus sind hier mehrere andernorts sehr gefährdete Arten zu finden. Es wird damit gerechnet, dass viele Spezies des Ruwenzori noch gar nicht entdeckt worden sind.“ [https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ruwenzori-Gebirge#Flora_und_Fauna]
„Die Faszination des Ruwenzori-Gebirges geht vor allem von seinen beeindruckenden und fremdartigen Landschaften aus. In ständigen Nebel gehüllt, scheint die mystische Vegetation von moosbehangenen Wäldern, Riesensenezien und Lobelien einem Science-Fiction-Film zu entspringen.
Der Ruwenzori gilt als vegetationsdichtestes Gebiet der Erde. Bis zu einer Höhe von 3000 m werden die Berge von dichtem, tropischem Feuchtwald beherrscht. Darüber folgt eine Baumheidezone. Zwischen 3800 m und 4500 m ist die Landschaft von Riesenlobelien und Riesensenezien geprägt, die teils auf offenem Moorland stehen. Auf allen Vegetationsstufen findet sich ein dichter Teppich von Moosen und Flechten.“ [https://akwaba-afrika.de/reiseziele/uganda/ruwenzori-mountains-nationalpark/]
Kurz noch einen Tee und etwas Obst reingezwungen, Verabschiedung von Christine und Thomas und los geht’s. Denis fährt uns ca. 1 Stunde zurück in den Norden Richtung Kasese, wo wir bereits au der Hinfahrt durchgefahren sind.
Auf der Fahrt haben wir noch etwas Zeit mit Denis über die sicherheitspolitische Lage der letzten Jahre zu sprechen. Vor allem im Grenzgebiet zum Kongo wird aufgrund der instabilen, politischen Lage und vereinzelter Anschläge der letzten Jahre zur besonderen Vorsicht aufgerufen. Wir erfahren von Denis viele Details über die Anschläge, die wir aus den öffentlichen Artikeln nicht entnehmen konnten. Daraufhin hat die Regierung entlang der Grenze, auch im Hochgebirge des Rwenzori Nationalparks, Soldaten stationiert, um Zivilisten und Touristen zu schützen.
Ab Kasese geht es ca. 30min weiter den Berg hinauf in das kleine Dorf Kyanjuki. Hier befindet sich das „Rwenzori Backpackers Hostel“ quasi das Basislager für alle anstehenden Touren auf ~1400m. Wir füllen noch schnell die notwendigen Formulare aus und geben endlich das Bargeld ab, das wir schon die ganze Zeit mit uns rumschleppen. Was für eine Erleichterung, sind es doch für uns beide knapp 1500$ umgerechnet inkl. Gebühren für den Nationalpark!
Hier treffen wir auch auf unsere Guides für die nächsten 5 Tage, Uziah und Joseph. An einer großen, ausgeblichenen Karte bekommen wir die groben Eckpunkte der Tour erläutert und nach kurzer Anprobe Gummistiefel ausgehändigt. Wir werden noch leidlich erfahren, warum diese eindringlich empfohlen werden.
Mit uns unterwegs sind noch 6 Porter u.A. für unsere großen Übernachtungsrucksäcke, Kochgeschirr, Essen usw. Wir befinden uns in der glücklichen Lage nur unsere Tagesrucksäcke tragen zu dürfen, die hauptsächlich 5-6l Wasser, Kameraausrüstung, Regenklamotten und diversen Kleinkram enthalten. Bevor es losgeht, erhalten wir von Uziah noch unser erstes Lunchpaket, dass nur leider nicht mehr in unsere kleinen Rucksäcke passt. Peinlich! Aber kein Problem, wir bekommen sofort die Hilfsbereitschaft unserer Guides zu spüren, die kurzhand unser Essen für uns einpacken.
Das Trekking beinhaltet Vollpension, hungern werden wir also hoffentlich nicht.
Nun geht’s los und wir machen uns mit Uziah auf den Weg, Joseph und die Porter kommen später nach.
Nach kurzem Anstieg erreichen wir ein kleines Bergdorf. Links und rechts von uns sitzen, essen und arbeiten viele Menschen, von denen uns einige zuwinken. Auch zwei kleine Jungs sind auf uns aufmerksam geworden und verfolgen uns eine ganze Weile, in der Hoffnung Süßigkeiten abzustauben. Leider sind sie schon sehr nervig und rufen die ganze Zeit „Hey Muzungu, Biscuit“, was soviel wie „Weißer“ bedeutet. Der Tourismus scheint hier schon präsenter zu sein. Mit Ignoranz können wir sie abschütteln. Nach weiteren 10 Minuten Fußmarsch betreten wir den Regenwald, den wir die nächsten Tage erst einmal nicht verlassen werden.
Die „Grenze“ zwischen Nationalpark und Community-Land. Betreten des NP ohne Genehmigung strengstens verboten!
Am Eingang zum Nationalpark registrieren wir uns noch fix, die Gebühren haben wir bereits bezahlt. Hier stößt noch der letzte Begleiter für unsere Tour dazu, Ben. Er ist Ranger der UWA und auch bewaffnet. Zuerst ein komisches Gefühl, doch wir gewöhnen uns schnell daran. Leider bleibt den Verantwortlichen aufgrund von Wilderei keine andere Möglichkeit, daher wird jede Gruppe von einem Ranger begleitet. Wir bekommen kurz ein schlechtes Gewissen. Unsere gesamte Gruppe besteht jetzt schon aus 11 Personen inklusive uns, darunter 6 Porter, 2 Guides und Ben der Ranger. Andererseits wäre ohne diese Hilfe so eine Tour nicht möglich und wir erfahren, dass diese Jobs sehr begehrt sind. Sie werden sehr gut bezahlt (Fixlohn + Trinkgeld) und natürlich fördert der Besuch von Bergsteigertouristen indirekt den Tourismus -bzw. damit auch etwaige Infrastrukturbildung. Uziah erzählt uns auf dem Weg, dass er zuvor als Soldat und anschließend fünf Jahre als Porter gearbeitet hat, bis er zum Guide befördert wurde.
Zu viert geht es durch den Dschungel vorbei an hohen Waldbäumen der afro-montanen-Waldzone, über einige Flussbetten und etliche Wurzeln die 1100 Höhenmeter zum ersten Lager, dem Sine Camp, stetig bergauf. Dieses erreichen wir trotz etlicher Pausen mit Erläuterungen zu Flora und Fauna und einer Mittagspause bereits gegen 15 Uhr. Aufgrund unseres guten Zeitdurchschnitts legt uns Joseph nahe zur besseren Akklimatisierung die „Sine Hütte“ zu überspringen und zur nächstgelegenen „Kalalama Hütte“ durchzusteigen, was wir nach kurzer Rast auch in Angriff nehmen.
Nach etwa einer Stunde Aufstieg macht der Bergwald Platz für Bambushaine. Wir wandern durch das Bambusdickicht und entdecken weitere interessante Blumen und Pflanzen. Moose und Flechten hängen von hohen Bäumen herab. Sensationell gibt sich die Flora, Pflanzengigantismus nennt man diese Erscheinung. Gewächse, die andernorts nur Zentimeter hoch werden, erreichen hier Baumhöhe aufgrund von Temperatur und ständigem Regen. Selbst die Gartenlobelie wird menschenhoch. Die Stämme vieler uralter Bäume sind mit grünem Moos bedeckt. Wie Bärte alter Männer hängen Usnea-Flechten in den Zweigen. Wir fühlen uns wie in einer Märchenwelt und können uns an den mystischen Gewächsen kaum satt sehen. Unser Weg führt in Windungen und Wendungen durch den Nebel bergan.
Gegen 17:30 Uhr erreichen wir schließlich das „Kalalama-Camp“ auf 3143m Metern Höhe
Mit 1700 Höhenmetern Aufstieg in den Knochen schmeckt das Abendessen besonders gut. Es gibt Kartoffel-Ingwer-Suppe als Vorspeise und Rindergulasch mit einer Variation aus Kohlenhydraten (Kartoffeln und Kürbis) zum Hauptgang.
Relativ früh gegen 21 Uhr verkriechen wir uns in unsere Schlafsäcke, denn die Temperaturen gehen hier auf der Höhe nachts gegen 0 Grad.
In diesen immer sehr ähnlichen „Küchen“ passiert die Magie. Wir bekommen jedes Mal sehr schmackhafte und abwechslungsreiche Essen serviert. Wahnsinn was mit einem kleinen Kohleofen möglich ist
Aufbruch: | 04.07.2024 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 28.07.2024 |