Freeride to Asia
Pakistan: 3.10.07: Hushe-Valley - Trekking
Km 11350
Früh am Morgen verliessen wir Skardu dann für die ungewisse Reise in Richtung Hushe-Valley (Dorf Kande, die Heimat unseres Freundes Fida).
Ungewiss insbesodnere weil bis dato noch nie ein ausländisches Auto die Fahrt ins Hushe-Valley gemacht hat:
Die Militärcheckpoints sind sehr strickt in diesem Gebiet und lassen nur lokale Autos (die sind in diesem Gebiet übrigens alle illegal eingeführt und haben keine KFZ-Registrierung) passieren und andererseits laut Karte nur Jeeps diese Strasse passieren können....Fida meinte aber man solle das probieren.
Zu Begin verlief die Route gemächlich, mit den typischen Brücken..
Bald kam dann auch der letzte Checkpoint (leider keine Fotos, die Polizisten hier löschen die immer gleich wieder..) und wie durch ein Wunder und der kleinen Info seitens Fida, dass wir auch den Botschafter der Schweiz gut kennen würden (und wir somit "rechtschaffene Reisende" seien), liess man uns passieren.
Wir mussten aber versprechen, dass Fida von nun an fahren würde ..psst ..wir liessens beim Versprechen, was dann wohl auch gesünder war. (Fida ist wie die meisten hier noch nie selbst Auto gefahren)
die weitere Fahrt war wie eine Reise durch den Ballenberg, einfach, dass hier alles echt ist!
Bild unten: die Hauptrasse ins Hushe-Valley... typisch: die Frauen auf dem Dach am Kuhdung trocknen für das wärmende Winterfeuer. In diesem Gebiet arbeiten die Frauen sehr sehr hart, währenddem die Männer ziemlich passiv sind.
Bald erschienen die ersten ganz hohen Berge am Horizont (hier der Masherbrum)
in irgendeinem der kleinen Dörfer unseres Weges haben wir dann kurz angehalten, 2 mal gehupt und ein Huhnhändler erschien alsbald mit 2 lebendigen Hühnern... Fida nickte, der Händler zog das Messer und ab waren die Köpfe.
Insbesondere für Lucy schockierend so frisches Lebensmittel in unsrem Auto mitzuführen...
Kurz danach absolvierten wir unsere Meisterprüfung im Brückenfahren... es hat geknarrt und gebounced...und gehalten..
Nach langer Fahrt erreichte unser rotes Spaceship Kande.
Hier lag die Reizüberflutung auf der Seite der Dorfbevölkerung:
-das erste nicht pakistanische Auto in diesem Tal
-kein Jeep
-der Fahrer hat blonde Haare und sitzt auf der falschen Seite
-wir sprechen nur wenig Balti (unsere 10 Wortregel ist ein bisschen schwierig in Pakistan weil es hier über 30 Landessprachen gibt)
-vom Lehrer über jenste Kids bis zum Dorfältesten kamen alle zur allgemeinen Bestaunung.
Eingeladen von Fida lernten wir was es heisst wirklich einfach zu leben...
hier die Küche und Fida's Frau am Essen zubereiten. Es gilt zu vermerken, dass Fida als Mountainguide viel mehr Flüssigs zur Verfügung hat als diejenigen im Tal, die nicht vom Tourismus leben...trotzdem wird auch hier gleich in der Küche geschlafen..
am nächsten Tag starteten wir dann unser Trekking ins "noch" als Geheimtip geltende Kandevalley...leider bereits mit leichter Darmverstimmung... die Hygiene in obgenannter Küche ist enorm schlecht.
Sprich: man sammelt Kuhschei... für's Feuer und geht dann direkt an die Arbeit in der Küche...
Dieses Tal ist echt mega schön.. umrandet von geilsten Felsen, die bis zu 7000 Meter in die Höhe ragen!
(Michi musst du unbedingt besuchen!!)
In der ersten Nacht hat dann Frau Holle noch das ihrige dazu beigetragen...
die Wettergötter meintens aber gut mit uns und liessen uns die Steinriesen, frischverzuckrt mit blauem Himmel bestaunen.... ein echtes Bergsteigereldorado hier!!
Leider steigerte sich unsere Magenverstimmung (ich glaube hier darf man locker von Lebensmittelvergiftung der 2ten Liga sprechen) mit jeder Mahlzeit..was uns vermehrt in den Schlafsack zwang (und umso schneller wieder raus... und wieder rein.. und wieder raus...und und und....)
Kleine Schleichwerbung für meinen lässigen Ex-Arbeitgeber... wie man sieht hat ich 6 tolle Jahre dort... trotzdem gefällts mir jetzt hier noch besser!
Deshalb waren wir dann irgendwie froh, als wir wieder zurück in unserem Superbus waren, mit unserem eigenen Food..
Fazit zum Trekking:
-Trekke nicht im Ramadan (wie wir es machten), die Träger brauchen ab dem Mittag bereits ihre Ruhe..und es macht auch weniger Spass wenn man sieht, dass diese sich völlig dehydriert den Berg hoch quälen
-Schaue für deinen eigenen Food...das erspart einiges an "aus dem Schlafsack rausspringen"
-Besuche das wunderschöne Pakistan - in dem wir uns bis heute immer völlig sicher bewegen konnten! Die Negativpublizität in den westlichen Medien stirilisiert Einzelfälle zu Horrorstories und reflektiert nicht die Realität (zumindest für Touristen).
-Leider sind in Folge der ultrapopulären Bergriesen wie K2 oder des Baltoro-Glaciers im Hushe-Valley in der Hochsaison viele Trekker und Bergsteiger auf Transit.
Dies hat zur Konsequenz, das viel gebettelt wird und die Erwartungen der Locals gegenüber uns an die Geschichte vom "Geldesel" erinnert hat.
Schockierend waren für uns im schönen Tal die Lebensumstände der Bevölkerung:
-Hygiene ist leider ein Fremdwort, insbesondere die Kids sind leider sehr dreckig
-Jede Familie hat 4-10 Kinder, die man in der Regel im Alter zwischen 12 und 15 Jahren kriegt (die Bevölkerung explodiert förmlich, weshalb die schulische Infrastruktur einfach nicht ausreicht)
-viele Mädchen dürfen keine Schule besuchen und helfen den Müttern bei der Feldarbeit
-Mädchen werden von den Vätern ignoriert (hier zählen nur die Boys)
-Frauen ist es nicht erlaubt mit fremden Männern zu sprechen
-Mädchen müssen bereits ab dem 5ten Lebensjahr das verhüllende Kopftuch tragen
-Frauen dürfen sich nicht fotografieren lassen (die Männer lieben dies hier und betteln förmlich für Aufnahmen)
-die wenigen Lehrer haben ein sehr tiefes Niveau
-die Analphabetenrate ist dementsprechend je nach Gebiet zwischen 50 und 100%
-Heiraten ist nur im eigenen Dorf erlaubt (die Partner werden natürlich von den Eltern bestimmt). z.Bsp Kande hat knapp 1000 Einwohner.... jeder ist also mit jedem Verwandt, was sich nicht nur positiv auf die Erbsubstanz auswirkt.
...und trotzdem irgendwie happy..
Aufbruch: | 15.07.2007 |
Dauer: | 15 Monate |
Heimkehr: | 10.10.2008 |
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