Freeride to Asia

Reisezeit: Juli 2007 - Oktober 2008  |  von Lucia Dettli / Berny Ackermann

Indien: 23.10.07: Spiti-Valley

KM 14152

Und gleich noch ein weiterer Bericht...wir nuetzen's aus hier in Shimla wiedermal Internetaccess zu haben..

Heute feiern wir uebrigens unser 3 monatiges Reisejubilaeum!!

Unglaublich wie viel wir in dieser doch kurzen Zeit erlebt, gelernt und realisiert haben!
Fuer uns waren diese 3 Monate die wohl intensivsten unserer Leben. Nicht vergleichbar mit den "spaerlichen" Erlebnissen waehrend unser Zeit als Arbeitnehmer (auch wenn wir ja auch zu Hause bekanntlich viel Gas geben)..wir sind froh darueber uns in der CH von Job und Wohnung befreit zu haben, denn dadurch bleiben wir frei fuer die naechsten wunderbaren Momente! Leiden also weder unter Heimweh noch dem Vermissen der Arbeit.

Bevor wir im Gebiet dieser tollen Gebetssteine und der hohen Berge waren, sahen wir uns mit der indischen Verkehrsrealitaet konfrontiert...es ist also so wie alle gesagt haben!

Eine echt knifflige buddhistische Uebung um hier die Nerven konstant entspannt zu halten.

Nebst dem immensen Chaos (Getier, Mensch und Maschinenen jeder Art und Form) und dem halsbrecherischen Fahrstil der Inder sowie der stellenweise sehr schlechten Strassen gibt's folgende Zusatsrosinen:

Kurz nach Dharamsala (wir fahren immerhin auf dem Nationalhighway 20) fehlt die Bruecke. Anscheinend seit Monaten. Normale PKW's koennen nicht mehr passieren, dazu gibt es nirgends Infos - wir schaetzen unseren Superbus einmal mehr... ohne 4x4 haetten wir wohl eine 2 taegige Umfahrung nehmen muessen..

beim neuen Schwimmrekord...wir kaufen bald ne grosse Taucherbrille..und bei soviel Training werden wirs 08 aufs Reusswehr schaffen Marco!!

beim neuen Schwimmrekord...wir kaufen bald ne grosse Taucherbrille..und bei soviel Training werden wirs 08 aufs Reusswehr schaffen Marco!!

Doch zurueck zu den indischen Verkehrsrosinen:

weil wir ja zum ersten Mal hier sind kennen wir den Weg normalerweise nicht. Die verfuegbaren Karten sehen super aus .. weisen aber leider viele Fehler auf. Die spaerlich aufgestellten Strassenschilder sind haeufig nur in Hindi...sollte kein Problem sein... es gibt hier ja 1.1 mrd Inder (die zu 70% einigermassen Englisch sprechen) die wissen wo's lang geht..denkste:

Berny fragt an der Kreuzung: "is the left street the way to Manali?"
freundlicher Inder sagt: "yes this is the way to manali!"
B: "is the left street not the way to Manali?"
f I: "yes this is not the way to Manali....."

??????????????????????????????????????????????????????????

anscheinend geht's bei den Indern bei solch wichtigen Fragen ums beruehmte "Gesichtverlieren"...man darf nicht sagen, dass man dies nicht weiss und erzaehlt deshalb lieber einen riesen Schei...fuer uns schwer verstaendlich....immerhin sind sie immer freundlich..ob sies wissen oder nicht.

und er laeuft und laeuft und laeuft wohl wieder nicht und laeuft wieder...

und er laeuft und laeuft und laeuft wohl wieder nicht und laeuft wieder...

Nebst den tollen alltaeglichen Eindruecken gefallen uns in diesem Gebiet die unzaehligen Affen (gehoeren wie die Kuehe zu den heiligen Geschoepfen und tummeln sich deshalb in abartig grossen Popullationen in Stadt und Land)

jaja, fuer sowas muss man nicht soweit fahren..die gibt's auch im Zolli, dort koennen sie einen jedoch nicht angreiffen... die Fiecher sind echt frech und beissig drauf.

jaja, fuer sowas muss man nicht soweit fahren..die gibt's auch im Zolli, dort koennen sie einen jedoch nicht angreiffen... die Fiecher sind echt frech und beissig drauf.

In Manali am Fusse des Himalayas klaeren wir die zur dieser Jahreszeit noch moeglichen Routen ab (eigentlich waeren wir gerne nach Leh im Ladakh gefahren)...ebenfalls ein Ding der Fastunmoeglichkeit! Jeder erzaehlt was anderes... sodass wir uns mit viel Food eindecken und s einfach mal versuchen...wir entscheiden uns aber fuer das Spiti-Valley anstelle von Ladakh...denn hier gibt's nur auf der einen Talseite einen megahohen Pass..(das heisst, wenn die Schneefaelle starten, sollten wir mit dem Auto das Tal noch verlassen koennen, was in Ladakh nicht der Fall waere. Und bei aller Bergliebe - grad nen ganzen Winter in Ladakh...ohne Snowboard...nix fuer uns)

Die Route fuehrt uns zuerst von Manali auf den Rotang-Pass (3995 m.ue.M). Es sieht aus wie in der CH hier, einfach dass alles viel hoeher ist und es ganz viele indische Touristen hat...fast wie in Engelberg!

Wer ein wahrer indischer Tourist ist und zum ersten Mal in Richtung Berge sticht, der kleidet sich auch gleich richtig ein...bei solch coolen Wintersportoutfittern....Pssst: ein Geheimtipp fuer den legendaeren "Maja und Kathrin - 80er Jahrskitag" in Engelberg!!

Indische Erfindung: so stinkt's weniger im Auto

Indische Erfindung: so stinkt's weniger im Auto

Die Szenen die uns hier geboten werden sind einfach koestlich...

Indischer Freerider

Indischer Freerider

Gummistiefel helfen bei soviel Gipfelpflotsch

Gummistiefel helfen bei soviel Gipfelpflotsch

Weiter fuehrt uns unser Trip gegen Norden...kurz nach der Passhoehe ist fertig mit Touritrubel..und wir realisieren, dass sich zu dieser Jahreszeit kaum mehr Autos in diese Region verirren...

Bald erreichen wir die ersten tibetanischen Stupa's.. und wir geniessen diese ganz fuer uns alleine..irgendwie beruehrend auf ne schoene Art.

Die ganz spaerlich gesaeten Talbewohner erklaeren uns, dass der uns ins Spitital fuerhende Pass (neue Autorekordhoehe fuer uns: 4621 m.ue.M) in einem Tag geschlossen wird (das heisst, die demontieren die Bruecken..) wir haben wiedermal ein Superglueckstiming.

Diese Message erstaunt uns doch ein bisserl, wurde uns in Manali vom Touristenbuero sowie dem "Avalanche and Snow Research Center" doch zugesichert, dass der Pass bis Mitte November offen seie... wir muessen uns noch ein bisserl an die Inder und ihre nicht immer 100% korrekten Aussagen gewoehnen..

Echt beeindruckende Bergriesen (so um die 7000 Meter hoch) saeumen den Weg. Waehrend den Naechten wirds aber bereits deutlich unter Null... wir schaetzen ein mal mehr unsere flauschigwarmen Schlafsaecke...wer hat die wohl erfunden??

Die spaerlichen Guesthouses und Restaurants im Tal sind bereits geschlossen..gemuetlich wenn man easy selbst bruzeln kann...das Kochen ist unsere Heizung...wenn die Temperatur im Bus von -5 auf 10 Grad steigt, kocht man noch lieber.

Nach 3 Tagen toller himalayanischer Abgeschiedenheit ereichten wir das "Tor" ins Spiti-Valley.

Unser Buch spricht hier von einer "Hoch-Kaelte-Trocken-Wueste"...wir findens vor allem einfach ein wunderschoenes Tal...

Spiti war einst Teil des Westtibetischen Reiches, unterstand im 17. Jh den Ladakhi Herrschern und wurde erst im 19. Jh Teil von Britisch/Indien. Trotzdem war das abgeschiedene Tal zwischen den hohen Bergketten und den nahen Grenzen zu China bis 1992 fuer Fremde nicht zugaenglich. Deshalb hat Spiti seinen tibetischen Charakter und das alte buddhistische Erbe bewahren koennen.

Auch heute bedarf der Besuch einer Spezialbewilligung, die normalerweise nur Gruppen zu vier oder mehr Touris kriegen..auch hier landeten wir wiedermal ein Luckypunch und kriegten das Permit sogar ohne Bestechungsgelder..

Schlafplatz auf 4500 m.ue.M (wir sind seit dem Karakorumgebirge super akklimatisiert und handeln die Hoehe ohne Troubles) gleich unterhalb dem Kye-Kloster.

Dieses Kloster wurde vor ca 800 Jahren gegruendet und enthaelt buddhistische Schaetze (insbesondere Schriftrollen), die alter sind als 1200 Jahre. Diese Schaetze wurden waehrend der Vertreibung der Buddhisten im Tibet durch die Chinesen ins Spiti-Valley auf sicheren Boden geschmuggelt.

das Kyekloster von unten..hier leben heute noch 300 Moenche

das Kyekloster von unten..hier leben heute noch 300 Moenche

Am naechsten Tag genossen wir einer unserer vielen Klosterbesuche in dieser Region..

Nach einigen Buttertees (grrrrrr waehhhh) und spannendem Austausch gewaehrten uns die Moenche im Dhankarkloster sogar Einblick in die "superheiligen" mit x-hundertjaehrigen Wandmalereien verziehrten Gebetsraeume....Toll in der Offseason fast als einziger Tourist im Tal zu sein!

Das Dhankarkloster mit Dorf

Das Dhankarkloster mit Dorf

Bei soviel Meditation scheinen den Moenchen noch clevere Ideen zu kommen... Gebetsmuehle auf Hochtouren..

wer findet unser zu Hause ??

wer findet unser zu Hause ??

Weiter fuehrte die teilweise extrem exponierte Strasse (die Reise auf dem Karakorumhighway ist echt eine Sonntagsfahrt fuer Anfaenger) durch massive Gebirgstaeler.

Immermal wieder untermalen hier Truckfracks die Gefahren..haeufig sind die Strassen nicht geteert, sehr holperig, mit Flussdurchfahrten (die wir gar nicht mehr fotografieren..) vereist, und sauschmal (kreuzen nicht moeglich).

Hinzu kommt selbst im heiligen Tal die Gefahr von Oben. Andauernd donnern Steine und Geroellmassen wie Meteoriten auf die Strasse nieder. Wir fuerchten um unsere Solarzelle und das so praktische Dachfenster (das uebrigens seit dem dreimaligen Nachdichten vor der Abfahrt effektiv dicht ist - danke Bocci)

nein...Russpartikelfilter sind hier nicht wirklich im Einsatz

nein...Russpartikelfilter sind hier nicht wirklich im Einsatz

Dieses rauchende Monster war wie viele seiner Kollegen auf den Weg nach oben, um die Bergapfelernte in die Taeler zu bringen..auf dem Weg nach oben sind sie total ueberladen mit Bau-und Brennholz...was mit sich fuehrt, dass die unglaublich langsam ueber die steilen Passagen roecheln.

Typisch indisch ist dann bei einem der grossen Trucks just an einer der ganz engen Stellen der Diesel ausgegangen.

Wir standen dann 6 Stunden blockiert im Tal (ja in jenem wo die Steine runter breschen)...es dauerte einfach megalange, bis sich endlich einer bewegt hat und frischen Diesel organisierte...da nuetzt auch das erstaunlich rasch vor Ort erscheinende indische Militaer nix...

Am naechsten Tag geniessen wir die traumhafte Region wiedermal trekkend

Auf dem Witerweg nach Shimla (unserer Schriftsteller-Location) besuchen wir noch das Kloster Sarahan..

Wow, das war ja ein Riesenbericht fuer unsere Verhaeltnisse..aber es gibt einfach soviele tolle Eindruecke auf diesem Trip!
Vielleicht kommen die vielen Zeilen auch von den unmengen an Buechern die wir hier verschlingen:

Unser absoluter Favorit und "must have read book" fuer alle von Euch wurde unter dem Titel "3 cups of tea" von Greg Mortenson aufgelegt. Dieses Werk erklaert die tolle Geschichte eines Bergsteigers, der in Pakistan und Afghanistan insgesamt 55 Schulen errichtet..dabei geht es weniger um seine Meisterleistung zum Weltfrieden sondern um die politischen und religioesen Hintergruende fuer den heutigen islamischen Terrorismus.

Morgen wagen wir uns weiter gegen Dehli...wird wohl ein bisserl Wilder als Basel.. Wir freuen uns riesig Thomas Schetty dort zu finden...denn das einzige was man auf so einer Reise vermissen kann sind die lieben Freunde und die Familie.

Du bist hier : Startseite Asien Indien 23.10.07: Spiti-Valley
Die Reise
 
Worum geht's?:
Aus Interesse für Natur, Kultur, Religion, Unplanbarem und vor allem unserer Selbst, sind wir mit unserem kleinen 4x4 Camper über den Iran, Pakistan und Indien nach Südostasien gereist. Weil wir noch nicht zurück wollen freuen wir uns jetzt riesig über den spontanen Versuch, quer durch Russland, die Mongolei und Kasachstan zurück nach Europa zu cruisen...hoppla hoffentlich hält das unser Bus aus.
Details:
Aufbruch: 15.07.2007
Dauer: 15 Monate
Heimkehr: 10.10.2008
Reiseziele: Schweiz
Kambodscha
Bulgarien
Griechenland
Türkei
Iran
Pakistan
Indien
Malaysia
Thailand
Laos
Japan
Russland / Russische Föderation
Mongolei
Kasachstan
Ukraine
Italien
Der Autor
 
Lucia Dettli / Berny Ackermann berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Lucia Dettli / sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
Bild des Autors