Freeride to Asia
Malaysia: 17.1.08: Kuala Lumpur
Km 20289
Waehrenddem unser Auto bereits auf hoher See in Richtung Kuala Lumpur unterwegs war, ergatterten wir auf dem Schwarzmarkt kurzfristig Tickets fuer das Finalspiel von Raphael Nadal gegen Mikhail Youzhny des Chennai ATP-Tuernieres.
Zum Glueck haben die Inder fuer solche Events Stromgeneratoren und so lief das leider sehr einseitige Spiel in kurzer Zeit zum Ueberraschungssieg von Youzhny äusserst reibungslos.
Entweder war das 4 stuendige Halbfinalspiel fuer Nadal bei der indischen Hitze zu anstrengend oder er hat sich mit dem indischen Food den Magen verdorben....soll's ja ab und zu mal geben, wie wir selbst aus bester Erfahrung wissen.
Nach ueber 20'000 km Busreise von Luzern nach Chennai genossen wir das Feeling des Fliegens ganz speziell, wurde hier doch auch endlich mal ein Glas Rotwein serviert...dies nachdem wir uns im Flughafenrestaurant noch fuer die schnelle Reiseform ausgiebig gestaerkt hatten, was sich waehrend der naechsten Woche als fataler Fehler entpuppen sollte.
Denn bereits waehrend dem Schweben ueber den Wolken äusserten sich fuer uns leider nicht ganz unvertraute Anzeichen einer weiteren Lebensmittelvergiftung. Zum ersten Mal in unserer doch anstaendig grossen Flugerfahrung suchten wir beide diese ansonsten doch eher ueberfluessigen weissen Tueten in der Ruecklehne der Stuhlnachbarn...
Profilaktischerweise haben wir dementsprechend in Kuala Lumpur eine fuer unsere Verhaeltnisse luxurioese Unterkunft (mit sauberer Sitztoilette) gewaehlt - was sich enorm gelohnt hat, denn die aus Indien importierten Killerbakterien haben uns aufs aergste vergiftet.
Wer erfolglos schon einige Diäten zur Gewichtsabnahme hinter sich hat, dem empfehlen wir ne Reise nach Indien. 100 prozentige Geldzurueck-Erfolgsgarantie, sogar ohne FdH!!
Ist meistens ganz lecker das indische Essen (hier der Klassiker Thali), doch manchmal leider auch zum Kot.....
Als ob dieser Zustand noch nicht schlimm genug waere, schlug uns die Nachricht, dass unser mittlerweilen geliebtes rollendes Zuhause von der zustaendigen Agentur nicht aus dem Zoll befreit werden koenne arg auf die Moral.
Des weiteren erlitten wir einen ganz gewaltigen Kulturschock: in Malaysia gibt es kaum Bettler und Strassenkinder, keine Tiere auf den Strassen - die erstaunlicherweise sauber sind und keine Loecher haben, Supermaerkte mit Kaese, Restaurants mit Steaks, Menschen die sich wie Leute des 21. Jahrhunderts kleiden, Skytrains, topmoderne Gebäude und gluecklicherweise saubere oeffentlichen Toiletten.
Wow irgendwie haben wir vergessen wo wir eigentlich herkommen. Erstaunlich wie schnell sich der Mensch an seine Verhaeltnisse adaptiert!
Kuala Lumpur hat sich seit unserem Besuch vor 5 Jahren als Backpacker sehr stark entwickelt. Die Stadt ist viel sauberer, organisierter und moderner als damals. Selbst in Chinatown, wo wir unser Hotel haben.
Das Zentrum von Chinatown mit allen moeglichen Fake-Produkten....welch gefundenes Fressen nach monatelanger Abstinenz vom Shoppen
Dementsprechend haben sich aber auch die Verbotstafeln vermehrt..
Praktisch dass es mittlerweilenan an jeder zweiten Kreuzung nen WiFi-Hotspots gibt.
Zwischen den vielen Toilettengaengen vergnuegten wir uns in den unzaehligen Einkaufszentren ..
.. und besuchten unseren werten unfähigen Verschiffungsagenten. Die Verschiffung, welche in Indien so perfekt begonnen hatte, schien zum Ding der Unmoeglichkeit zu mutieren!
Denn unser Partner (welcher von unserem Forwarder in Chennai in die Frachtpapiere eingetragen wurde) konnte sich mangels Erfahrung und Wissen nicht erklaeren oder von uns davon Ueberzeugen lassen, dass man ein Fahrzeug mittels Carnet de Passage (das ist sozusagen unser Buspass) temporaer in so ziemlich jedes Land der Welt steuerfrei einfuehren kann.
Wir haben mittels Internet recherchiert und 6 weitere Agenten besucht, bis wir endlich einen geeigneten Partner zur Seite hatten.
Durch die hartnaeckige Durchfragerei haben wir auch gelernt, dass es eine "Extrabillig-Auto-aus-dem-Zoll-Rausholen-Version" gibt, indem man das Auto direkt in der Freezone im Hafen drin aus dem Container faehrt und diesen gar nicht erst aus dem Hafen heraus transportieren lassen muss (das ist die fuer Overlander gaengige und somit auch viel kostspieligere Variante).
Nun hielten uns aber muslimische Feiertage (offizielle Religion von Malaysia, die aber im Vergleich zu Iran und Pakistan entspannter gelebt wird - so gibt's hier modern gestylte Frauen mit Kopftuch in Mitten der Einkaufsmeilen / in vielen Orten Pakistans duerfen Frauen die Maerkte nicht besuchen) davon ab, endlich die Zollpapiere zum Oeffnen des Containers stempeln zu lassen.
Nachdem wir geduldig auch diese Verzoegerung akzeptiert hatten, erklaerten die Herren Oberzoellner, dass der Container fruehestens in 4 Tagen zur Verfuegung stehe, obwohl dieser physisch schon seit mittlerweilen 4 Tagen irgendwo in Port Kelang (das ist der zweitgroesste Hafen Asiens) deponiert sein musste.
Obwohl wir uns auf dieser Reise schon häufig in Geduld geübt haben, hatte diese Nachricht den Bogen ueberspannt und wir griffen zum ersten Mal zur "Waffe Schmiergeld".
Diese funktioniert in Malaysia wortwoertlich wie geschmiert! Binnen 30 Minuten waren alle Papiere richtig gestempelt und unser Container geöffnet.
Obwohl wir ne kleine Summe investiert haben wurde sogar auf die obligate Zollinspektion dankend verzichtet.
Irgendwie ein faszinierender Gedanke wie einfach es waere, Waren nach Malaysia zu schmuggeln!!
Gross war die Erloesung als die Containertueren geoeffnet wurden und wir unseren gluecklicherweise unversehrten Bus umarmen konnten. Dank der guten Vertauung mit Seilen hatte sich dieser auf dem welligen Transport wohl keinen Millimeter bewegen koennen.
Mit unserem werten Herr Loke, seines Zeichens chinesischer Zollspezialist und unser Mittelsmann (in Malaysia sind ca. 35% der Bevoelkerung Chinesen und 15% Inder. Diese Bevoelkerungsgruppen kamen seit Ende des 19Jh. als billige Arbeitskraefte ins Land).
Wie fuer alles im Leben gibt's verschiedene Wege um seine Ziel zu erreichen. Wir gehen davon aus, dass wir durch unsere Berufserfahrung, Nichtlockerlassen-Einstellung, ueberdurchschnittlichen Englischkenntnisse und einiges an Glueck einen neuen "Wir-geben-das-Geld-lieber-zum-Weiterreisen-aus-Overlander-Verschiffungsweltrekord" aufgestellt haben.
Infolge obgenannter Konstellation sowie unserem Drang zur Toilettennaehe, mussten wir leider auf ein Treffen mit Ruth und Erwin, die als Stopover fuer drei Tage in Singapur weilten, verzichten. Wir wuenschen Euch an dieser Stelle einen wunderschoenen Aufenthalt in Australien.
Untypischerweise fuer diese Jahreszeit entleert sich der Himmel hier in Malaysia momentan taeglich auf's aergste, weshalb wir unsere Ostkuestenplaene erstmal zur Seite legen und Richtung Cameron Highlands cruisen.
Doch zuerst zeigen wir unserem Superbus mit den Petronas Twin Towers noch das Wahrzeichen Malaysias.
Interessant ist nebst der Hoehe von 451 Metern, dass sich hier in architektonischer Sicht der Islam gegen die englische Besatzungsmacht durchgesetzt hat. So symbolisieren die 5 Hoehenabschnitte die 5 Grundwerte des Islams und die 63 Meter hohen Masten zuoberst mimen in ihrer Bauform die Minarette von islamischen Moscheen...
Autofahren ist in Malaysia uebrigens enorm kultiviert und das antrainierte Hupen fuer folgende Situationen:
Ich bin hinter dir, neben dir, vor dir, auch noch da, mach Platz, Hallo, gute Fahrt, ja, nein, usw..wird von den lokalen Autofahrern mit einem ungewohnt verstaendnislosen Blick abgetan.
Irgendwie schade - Hupen macht Freude...zumindest dem Berny.
Auf dem Highway staunen wir nicht schlecht ueber die Markenpraesenz der Hoelsteiner Weltuhrenmarke ORIS. Fuer alle nicht Insider: Hoelstein zaehlt nur gerade knapp 2'000 Einwohner, liegt irgendwo weit hinten im Kanton Baselland und ist der Jugendwohnort von Lucia.
Obwohl sich die Locals ueber Preissteigerungen auslassen, macht uns das Tanken fuer 0,7 CHF pro Liter Spass.
Wie auch das Lebensmittelshoppen in den riesigen Einkaufshallen mit dem passenden Namen Giant....fuer euch wohl alles ganz normal...fuer uns momentan dank der indisch-pakistanischen Distanz einfach paradiesisch.
Aufbruch: | 15.07.2007 |
Dauer: | 15 Monate |
Heimkehr: | 10.10.2008 |
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