Freeride to Asia
Laos: 4.4.08: Ponsavan - Laotischer Outback
Km 27284
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Auf kurvenreichem Weg schlängelte sich unser Abenteuer weiter in den Nordosten von Laos nach Phonsavan.
Bereits auf der Anreise kreuzten uns dutzende von OXA-Fahrzeugen (OXA steht für "unexploded ordnance", also nicht detonierten Kriegsschrott), deren Mission bei uns Fragezeichen auslöste.
An die unzähligen NGO-Fahrzeuge wie WFP, UNICEF, Contre Faim, etc. hat man sich hier bald mal gewohnt (auf wohl etwa 50% der "groben" Landcruisers auf Laos Strassen prangern NGO-Stickers aus der ganzen Welt), doch was hat die Armut hier mit Kriegsschrott zu tun?
Dank dem interessant gestalteten MAG-Schulungszentrum in Phonsavan lernten wir ein weiteres Kapitel bitterster Kriegsgeschichte, in welcher die USA die Hauptrolle spielte, kennen.
Im Geschichtsunterricht sowie der Filmindustrie ist der Vietnamkrieg eines der grossen Themen der 60 er und 70er Jahre. Dass es aber zu jener Zeit in Laos den passend benamsten "secret war" gab, ist uns neu:
Das aus heutiger Sicht bittere am krassen Verbrechen ist, dass über 30% der Bomben gar nicht detonierten und heute trotz der grossen Anstrengungen des UXO immer noch 2/3 des Landes kontaminiert sind!
Die meisten Opfer sind spielende Kinder und arbeitende Bauern.
Weil Eisen in folge der grossen globalen Nachfrage einen attraktiven Preis löst, leben viele der sehr armen Laoten vom Einsammeln des Kriegsschrotts. Einem leider viel zu häufig tödlichen Erwerb.
Weitere negative Konsequenz aus dem US-Bombenhagel und Motor für die Armut hier ist, dass ein Grossteil des Landes entsprechend den Gefahren, auch nicht bewirtschaftet werden können.
Die Spuren des still geschwiegenen Krieges, bei welchem die Amerikaner sowie die Nordvietnamesen (unterstützt durch China) u.a. gegen die Genferkonvention verstiessen, öffnen uns Reisenden die Augen
..der hier omnipräsente Kriegsschrott wird häufig innovativ umfunktioniert..
An einer Tankstelle erzählt uns der Tankwart und frühere Militärpilot Cheng (der Volksgruppe der Hmong - ethnische Minderheit in Laos - angehörend), dass er wie fast alle Piloten welchen den Bombenterror ausführten, von den Amerikanern für attraktive Dollars mit dem Versprechen eines eigenen Landes angeheuert wurden. Nachdem sich dann die Amerikaner aber trotz all den Bomben nicht durchzusetzen vermochten und aus dem Staub machten, marschierten die Kommunisten in Laos ein und anstelle der Amerikaner wurden u.a. die Hmong Piloten in Arbeitslager verschleppt....
Die Geschichte Cheng's ist hier wohl eine von vielen - für uns einfach unglaublich: er flog nach dem 3 monatigen Pilotentraining in den USA während 6 Jahren fast täglich tonnenweise amerikanische Sprengkörper in den Osten des Landes. Das Ziel waren nicht nur der Ho Chi Minh Pfad (Nachschublinie der Vietnamesen) oder die vorrückenden Kommunisten im Osten des Landes, sondern wie die noch heute überall gegenwärtigen Krater zeigen schlicht der Osten von Laos.
In Ponsavan gibt's aber zum Glück auch fröhlich-faszinierendes zum Bestaunen: die Plain of Jars - Ebene der Steinkrüge. Das coole neben dem tollen Anblick.....
.....ist, dass sich niemand genau erklären kann, wann und weshalb die bis zu 15t schweren Töpfe hier herumlungern. Die Wissenschaft geht aber davon aus, dass sie etwa 500-1000 v.C. als Nekropolen dienten...das Ausmass war bis vor dem US-Bombenhagel noch einiges grösser....
...also die Kleinen sind die Steinkruege, das grosse die Löcher der Bomben...
...mind your steps....und Einstimmung auf Camabodia...
Wie überall im Osten von Laos ist auch hier die Gefahr eines vor über 35 Jahren geführten Krieges omnipräsent!
Beim Lesen der Hintergrundinformationen kommt einem hier zum Thema internationales Verhalten der USA echt die Galle hoch! Nach dem mittleren Osten (insbesondere Afghanistan) sind wir auf dieser Reise nun schon zum 2ten Mal in einem Gebiet, wo die USA ohne wirklich viel zu Erreichen riesige Not ausgelöst hat! Und dies ohne Eigeständnisse! Okay das war in der Vergangenheit, aber weshalb geht's heute im Irak noch genau gleich weiter??
Themawechsel oder wir "fahren fort" und zwar gen Süden. Denn nebst den traurigen Tatsachen ist hier auch das Wetter seit langer Zeit wiedermal bewölkt, was wir uns einfach nicht gewohnt sind...smile...wir haben uns absichtlich für eine auf unserer Karte grau eingezeichneten (schlechteste Qualität - wir sind ja Superbusfahrer) Weg entschieden, um so wirklich "off the beaten track" das Land zu erkunden.
Unweit werden die Häuser sehr simpel
Und wir tauchen in einen wunderschönen Regenwald ein.
Doch auch hier werden wir bald aus der Idylle gerissen!
Uns kreuzen dutzende, schwer mit Holz beladene LKW's
Welche schwer röchelnd eindrücklich grosse und dicke Baumstämme nach Vietnam karren. Die Laoten verkaufen momentan wohl so ziemlich den ganzen Resten ihres Urwaldes in den Osten. Profitieren können von diesen korrupten Deals jedoch nur die Entscheidungsträger, welche die Kohle einstecken.
Dem Volk wird das Umfeld und mit den starken Regenfällen per Erosion auch der Boden entzogen....es wird uns von Locals berichtet (wenn man hier Glück hat findet man alle paar Tage mal einen Laoten der ein wenig Englisch spricht und wir haben idealerweise genau ein solchen, gestrandeten Autofahrer - die Strassen werden schlechter - an Board) dass der Staat für jeden abgeholzten Baum einen neuen Pflanzen müsste, diese Regel aber nur auf dem Papier bestehe und es weit und breit keine Aufforstungsgebiete gibt.
...so sieht's dementsprechend leider heute aus...
Hinzu kommt, dass wenn die dicken Bäume verkauft sind, das ganze Gebiet von den Holzgesellschaften abgebrannt wird, währenddem die Locals die holzigen Ueberreste bestens gebrauchen könnten (hier kocht kaum wer mit Gas und Strom ist teilweise eine ganz junge Energieform... ) aber nein, es geht alles in Rauch auf.
...wo einst der Jungel lebte...
Auf der Weiterfahrt wurden wir sogar von einer grünen Mamba begrüsst - dem tödlichsten Tier unseres Freerides bis heute - die geübten Augen eines weiteren Mitreisenden haben uns auf dieses Tier aufmerksam gemacht. Wir haettens gar nicht wahrgenommen, da fragen wir uns, wieviele von diesen Dingern bereits ungeahnt in unserer Naehe waren...
...laotische Autostopper...unschwer am andauernden Riesenlachen zu erkennen...
Je weiter wir gegen Süden vorstiessen - in Gebiete wo die Kettensägen noch nicht vorgedrungen sind - machte der Regenwald seinem Namen wiedermal alle Ehre und die eh schon ramponierte Piste verwandelte sich im Nu in eine Dreckschleuder.
Superbus hat uns ein weiteres Mal echt mit seinen Offroadfähigkeiten verwundert...wir hoffen der wird jetzt nicht eingebildet und fängt noch an zu Saufen und zu Rauchen!!
In einem ganz üblen Dreckloch sind wir aber dann doch zu tief im Schlamm eingesunken und waren einmal mehr extrem froh um unsere Sandbleche... in Folge totaler Verdreckung (bereits beim Aussteigen standen wir knöcheltief im stinkigen Morrast..) konnten wir hier die Cam nicht mehr zu Händen nehmen.
Zur Auflockerung gesellten sich dann auch vermehrt brückenlose Flüsse, die sehr wahrscheinlich als geschickte Autoreinigungseinrichtungen extra konzipiert wurden....
Weiter südlich wurd's dann wieder trockener und wir donnerten über viel bessere Pisten vorbei an zig-metern hohen Bambussträuchern in Richtung Tham Kong Lo.
Denn diese 7 km lange eindrückliche Höhle welche sich wie ein Tunnel quer durch einen Karststeinberg zieht ist gemütlicherweise sogar schiffbar und unbedingt einen Besuch wert.
Wir ruhten uns dann unweit der Höhle aufnem gemütlichen Plätzchen von all den Eindrücken des Nordens aus und genossen den Besuch der vielen Locals.
...Wasserholen gehört zum täglichen Ritual, wenn man keine Leitungen hat..
Lucy liess die Kidies mit Balonen spielen
Und Berny erläuterte den immer sehr aufgestellten und freundlichen (irgendwie unglaublich, wenn man bedenkt wieviel Leid dieses Volk mit Krieg, Abholzung, Hunger, etc..erfährt) interessierten aber angenehm zurückhaltenden Damen und Herren der Region die Geheimnisse eines farhbaren Hauses.
Aufbruch: | 15.07.2007 |
Dauer: | 15 Monate |
Heimkehr: | 10.10.2008 |
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