Antje in Südamerika November 2014 - September 2015

Reisezeit: November 2014 - September 2015  |  von Antje Rüllenrath

Argentinien / Chile: Buenos Aires

Buenos Aires

Bevor ich in den Flieger nach Buenos Aires steige, muss ich erst einmal von der Insel am Ende der Welt kommen. Meist ist es auch so, dass das Ende der Welt nicht so leicht zu erreichen ist. Leider erreicht man hier das Ende der Welt sehr leicht, aber es ist super schwierig und vor allen Dingen teuer von dort wieder weg zu kommen. Ich zahle für eine Stunde Mini-Van und eine halbstündige holprige Schlauchbootfahrt nach Ushuaia mal kurz so 125 USD. Wow, ein Traum. Allerdings ist es so, dass der Bootsservice nur von den Argentiniern angeboten wird, da einem Boot aus Chile am Hafen von Ushuaia umgerechnet 3500 USD aus der Tasche gezogen werden. Das ist zumindest das, was mir hier von allen erzählt wurde.
In Ushuaia angekommen gehe ich eine Pizza essen und gleich danach zum Flughafen. Kann es kaum erwarten nach Buenos Aires zu kommen.
Der Flug ist ok, aber auch etwas langweilig. Nix besonderes zu sehen. Am Flughafen läuft alles wie gewohnt und der Bus bringt mich sicher und schnell ins Zentrum. Dort nochmals in Mini-Van für den Privattransfer zur Unterkunft umsteigen und nach 1h 40 min erreiche ich mein Apartment in San Telmo. Was soll ich sagen, es ist riesig, sauber und ich habe es ganz für mich alleine. Suuuper. Eigentlich würde ich mir so einen teuren Spass nicht schon wieder leisten aber Michi eine Freundin reist am Freitag an und dann können wir uns die Kosten teilen und es ist zudem soooo schön 
Ich weiss nicht wirklich warum, aber ich liebe diese Stadt von der ersten Minute an. Ich gehe eine Kleinigkeit zum Essen einkaufen und bald darauf schlafen.
Am nächsten Tag geht es aber gleich los. Ab ins Zentrum zum Geldwechseln. Ich sags euch, zum ersten Mal war mir etwas mulmig. Der Typ hat mich 10 Minuten durch die Innenstadt mitgeschleppt, dann gingen wir in einen dunklen Hauseingang, ab in einen Aufzug der 1qm misst. Angekommen erwaretet uns ein dunkler Flur welchen wir entlang gehen. Am Zimmer angekommen öffnet sich nach 3 mal klopfen die Zimmertür welche in einen leeren Raum führt. Wir gehen rein und das mulmige Gefühl in meiner Magengegend bleibt. Meine Augen tasten die Wände für einen etwaigen Fluchtweg ab. Aber da ich sehe nix. Mein Begleiter ruft nach seinem Boss. Wir diskutieren den Kurs und im Hinterzimmer höre ich die Zählmaschine laufen. Keine 5 Minuten später gehe ich mit Taschen voller Geld mit meinem Begleiter den Gleichen weg zurück. Man, war ich froh, als ich wieder ins freie auf die Strasse getreten bin. Aber alles gut. Ich habe für meine 20 USD Noten einen echt guten Kurs von 12,5 bekommen 

Mit neuem Geld ausgestattet bin ich gleich mal im Zentrum die Einkaufsmeilen runter und hoch. Im Bankenviertel welches New York absolut Konkurrenz macht, treffe ich im Cafe auf Maria. Maria spricht etwas Deutsch und so unterhalten wir uns in gemischten Deutsch-Spanisch über dies und jenes. Maria hat vor 20 Jahren 2 Jahre in Konstanz am Bodensee gelebt und dort in der Universität gearbeitet. Sie ist 70ig und hat zwei Kinder sowie zwei Enkelkinder. Sie sitzt in diesem Moment vor mir mit einem Haufen Papier mit Zahlen. Sie möchte einen Kredit beantragen und versucht die Inflationsrate der nächsten 4 Jahre zu berechnen. Sie erklärt mir, dass die Situation in Argentinien zurzeit zwar nicht so einfach wäre, aber sie hätte schon viel Schlimmeres miterlebt. So schlimm sei es doch gar nicht. Sie wolle sich nicht beschweren. Kurz drauf muss sie los, den Kredit beantragen.
Ich wandere von der Innenstadt nach Recoleta dem Viertel der Wohlhabenden. Die Interessieren mich nicht wirklich, aber der Friedhof umso mehr. Ja ich weiss schon wieder ein Friedhof, aber er muss Hammer sein und Evita liegt dort auch. Also wenn ich schon mal in der Gegend bin  Der Friedhof ist für mich kein Friedhof. Eher eine überdimensionale Grabausstellung. Wow die Gräber sind teilweise so hoch wie Einfamilienhäuser und beinahe auch so gross. Die Särge sind von aussen sichtbar und überall laufen Touris mit ihren Kameras herum und posen vor den Gräbern. Irgendwie komisch, aber auch echt interessant.
Von dort geht es weiter zum Regierungsviertel und dann wieder nachhause nach San Telmo. Ohhh mein Gott bin ich platt. Gleich am ersten Tag 9 Stunden durch die Stadt traben, ist vielleicht auch grad ein wenig viel. War aber super. In den nächsten Tagen erkunde ich so etwas jedes Stadtviertel von Buenos Aires und ich muss sagen ich finds klasse. Die Stadt ist ausgesprochen sauber, kein Smog vorhanden und die 15 Millionen Einwohner sind wie nicht vorhanden. Faszinierend 

An einem Nachmittag nehme ich noch an einer Grafititour durch die Stadt teil. Diese wurde mir von Israel in Puerto Williams empfohlen und ich muss sagen, sie war echt gut. Unser Guide war aus New York, selber Street Art Künstler und wir sind durch ein Viertel gelaufen, welches ich ohne ihn nicht gesehen hätte. In Argentinien ist das bemalen bzw. besprühen jeglicher Wände nicht strafbar. Im Höchstfall bekommen die Künstler eine kleine Geldstrafe, aber er kenne niemandem, dem das schon einmal passiert wäre. Das ist der Grund warum an jeder Straßenecke, auf jeder einigermaßen größeren Wänden Bilder aufgesprüht sind. Ein Künstler verdient nur leider nichts an seiner Kunst. Auftragsarbeiten werden im Schnitt mit 80-120 USD für einen Tag Arbeit bezahlt.
Eigentlich wollte ich die Stadt nutzen um nochmal Sommerkleidung zu kaufen. Aber nach ca. 4 Stunden rumschauen gebe ich auf. Die Qualität ist super schlecht oder die Kleidung ist super teuer.
Die Zeit rast wie im Flug und plötzlich steht Michi vor mir in der Tür. Super. Freu mich, eine Zeitlang eine Reisebegleitung zu haben. Nach Ankunft und kurzem aber intensivem Gequassele, machen wir uns auf in die Innenstadt zum Geld wechseln. Dieses mal wieder der Deal allerdings direkt auf der Strasse gemacht, was bei ungewünschten Zuschauern auch nicht immer so toll ist. Auch den Friedhof möchte ich ihr nicht vorenthalten und so besuchen wir diesen abermals.
Total ausgehungert machen wir uns auf den Weg nach Palermo Hollywood wo ich nach der Grafititour super gegessen habe. Das Viertel besteht aus sehr vielen tollen Restaurants aber wir entschließen uns doch nochmal das meine zu nehmen und werden nicht enttäuscht. Das Steak ist einfach der Hammer 

Auf dem Weg nach Hause besuchen wir noch den Placa de Mayo sowie den Hafen. Was bei Nacht auch wirklich schön ist. Danach fallen wir tot aber glücklich ins Bett.
Am nächsten Tag schauen wir uns den Antiquitätenmarkt von San Telmo auf dem Weg nach Boca an. Das letzte Wunschziel auf meiner Liste. Ich ergattere einen schönen Lederbeutel auf dem Secondhandmarkt und der Spaziergang nach Boca mit Stopp on der Pizzeria ist super.
Danach folgt allerdings der Schock. Wir laufen nach El Calmito. La Boca ist bekannt für seinen Fußballklub und seine bunten Häuser. Welche so bunt sind, da die Italienischen Einwanderer kein Geld hatten um ihren Häuser anzumalen, haben sie die Hafenbehörde nach Farbresten gefragt. Da diese nicht für ein ganzes Haus reichten, wurde das Viertel sehr bunt.
Das ist auch sehr schön. Nur ist das Viertel zu einer Touristenattraktion verkommen. Man kommt sich vor wie im Europapark. Tangotänzer auf den Strassen, zich Stände und unzählige Touristen auf ein paar Häuserzeilen. Echt schlimm und nach 3 Fotos gehen wir auch gleich wieder raus da. Wir haben eh keine Zeit, müssen uns für unseren Tangoabend fertig machen.

Wir duschen ausgiebig, ziehen unsere „besten“ Klamotten an und los geht’s. Tango ist angesagt. Wir haben den Abend empfohlen von unseren Herren an der Rezeption gebucht und ich bin echt gespannt. Wir entscheiden uns für die Sparvariante und buchen nur die Show ohne 5 Gänge Dinner. Ich kann nur sagen zum Glück. Angekommen im Lokal, welches riesig ist, sind wir fast die Ersten. Die Show fängt dann auch nicht wie uns gesagt um halb neun sondern erst um halb elf an. Michi isst noch nen Tunfischsalat ohne grün und friert aufgrund der Klimaanlage den halben Abend.
Die Tangoshow war wirklich schön, ich muss allerdings sagen, dass mir eine verrauchte Eckkneipe, in welcher ein Pärchen Tango tanzt besser gefallen hätte.
Nach dem Tango geht es dann auch gleich zurück ins Apartment. Morgen haben wir einen langen Tag vor uns. Die Fahr nach Cordoba unserem nächsten Ziel.

Zentrum

Zentrum

Zentrum

Zentrum

Friedhof von Buenos Aires

Friedhof von Buenos Aires

Eine Runde Boca-Schach gefällig

Eine Runde Boca-Schach gefällig

Boca

Boca

Der Touriteil von Boca

Der Touriteil von Boca

Boca

Boca

Street Art - Einfach unglaublich was manche Künstler auf die Wand bringen.

Street Art - Einfach unglaublich was manche Künstler auf die Wand bringen.

Palermo Hollywood

Palermo Hollywood

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im November diesen Jahres Reise ich für unbestimmte Zeit nach Südamerika. Starten werde ich in Ecuador. Danach? Mal sehen....ohne Plan, aber mit ungebrochener Freude an fremden Ländern, Landschaften, Menschen und Kulturen, freue ich mich euch über meine Eindrücke und Begegnungen auf dem laufenden zu halten.
Details:
Aufbruch: 20.11.2014
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.09.2015
Reiseziele: Ecuador
Argentinien
Chile
Bolivien
Brasilien
Peru
Kolumbien
Der Autor
 
Antje Rüllenrath berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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