Rückenwind
Bolivien: Las Pampas
An unsere Flosstour schliesst sich eine weitere Fahrt durchs Wasser an. Diesmal erkunden wir per Motorboot die Pampas Boliviens, die in einem Auslaeufer des Amazonas-Beckens liegen.
Die Anfahrt von Rurre machen wir in einem Jeep, der selbst im tiefsten Afrika ausgemistet wuerde. Nach drei Stunden Steinpiste in diesem Geschoss ist mein Ruecken reif fuer einen Chiropraktiker. Dafuer wird es auf dem Boot umso weicher, aber nicht zwingend entspannter. Unsere Gruppe ist mit Richard aus Neu Seeland, drei USS (US-See-Elephanten) sowie Markus und mir zusammengewuerfelt. Die USS haette man auch spielend in die Tierwelt der Pampas integrieren koennen. Aber mehr aufgrund ihres Verhaltens als des aeusseren wegen.
Schon die Anfahrt zu unserem Camp gibt uns einen tiefen Einblick in das Artenreichtum der Pampas. Die wohl sympathischsten und lustigsten Bewohner sind Capybaras, sog. Wasserschweine, die zur Familie der Nager gehoeren und deren groesste Vertreter sind. Trivial betrachtet, kann man sie auch als aufgeblasene Meerschweinchen bezeichnen.
Ihre Hauptbeschaeftigung ist offensichtlich: Fressen, fressen, fressen. Ab und zu haben wir noch ein paar im Fluss badende gesehen. Und zwei befinden sich wohl gerade mit Gelenkbeschwerden auf Kur und nehmen ein Moorbad auf Rezept.
Meist auf Aesten und Staemmen in der Sonne badend finden wir Wasserschildkroeten. Oft in verwerflichen Positionen uebereinander liegend. Anscheinend spielen sie permanent Beamten-Mikado. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.
Auf einmal fliegt etwas kaum sehbares ueber meine Fuesse. Ich halte es zuerst fuer einen Mosquito. Aber seit wann huepfen diese Plagegeister? Dann seh ich es, ein kleiner Frosch, der wohl zusatzlich noch zu heiss gewaschen wurde.
Der gut bewohnte Fluss ist ein Paradies fuer Reiher, die man oft erfolgreich auf der Jagd erlebt. Schnell wie ein Pfeil tauchen sie ins Wasser und schwimmen dann entspannt mit ihrer Beute an Land.
Unser Fuehrer Luis erlaubt sich mit unseren USS einen Spass. Die drei werden frisch mit Banane eingerieben, die die kleinen Aeffchen im Gebuesch mit groesstem Vergnuegen wieder herauspicken. Ich hatte dabei auch meinen Spass.
Und dann kommen sie, jagen mir beim ersten Anblick eine Gaensehaut ueber den Ruecken. Ueberall am Ufer verstreut lauern Krokodile. Deren Lieblingsbeschaeftigung kommt derer der Schildkroeten gleich: Sonnenbaden, bloss keine Energie verschwenden. Meist schlafen sie mit offenen Augen und offenem Maul. Doch wuerde einer von uns ins Wasser springen, wuerden die Krokodile wie ein geolter Blitz zuschlagen. Keine Gnade fuer die Beute. Gut, dass unser Boot nicht abgesoffen ist.
Der zweite Tag der Tour fuehrt uns auf Anakonda-Jagd. Ich hoffe heimlich, dass wir keine finden. Doch anscheinend sind die Exemplare im Flussbereich nicht mehr die groessten. Der Tourismus hat die 7 - 12 m langen Schlangen weiter in die Pampas vertrieben. Wir finden also nur Ausfuehrungen um die zwei Meter. Mir reicht das vollkommen fuers erste.
Wir waten mit unseren Gummistiefeln durch knietiefes Wasser auf der Suche nach der Wuergeschlange. Dem versierten Gummistiefeltraeger wird wohl auffallen, dass der Stiefel seinen Zweck nicht mehr erfuellen kann: Wasser aus den Stiefeln halten. Nach wenigen Metern sind sie geflutet. Wenn sich nur kein Flusskrebs verschwommen hat.
Den Nachmittag verbringen wir auf der Suche nach pinken Delphinen. Einen finden wir tatsaechlich. Eigentlich baden die Tiere gerne mit Menschen. Doch dann springen die USS ins Wasser und weg war er, wurde nicht mehr gesehen. Als Delphin waere ich auch gefluechtet.
Na ja, nach dieser Pleite gehen wir Piranhas fischen. Du wirfst deinen Fleischkoeder ins Wasser und wenn du nicht schnell genug bist, ist er in drei Sekunden abgefressen. So ein unheimliches Gewusel im Wasser. Als erfolgreichster Fischer ziehe ich vier Piranhas an Land. Den ersten nehme ich noch ehrfuerchtig vom Haken und hoffe, dass er mir nicht in die Hand beisst, wie dem armen Richard.
Abends im Camp werden die kleinen Fische gebraten. Sie sind zwar schmackhaft, aber viel Fleisch ist nicht dran an diesen blitzschnellen Jaegern.
In nur zwei Tagen sehen wir unzaehlige gefaehrliche und ungefaehrliche Tiere am Flusslauf, wissen nun, wie man Anakondas sucht und Piranhas jagt. Mir wird klar, dass ich als Weichling der Zivilisation nicht eine Nacht am Ufer ueberleben wuerde.
Aufbruch: | 31.01.2010 |
Dauer: | 14 Monate |
Heimkehr: | 31.03.2011 |
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