Rückenwind
Kolumbien: Ciudad Perdida
Ich fliege aus der Hauptstadt Bogotà nach Santa Marta an der Karibikkueste, steige aus dem Flieger und kriege einen spontanen Hitzschlag. Endlich bin ich in der Waerme angekommen, endlich kann ich meine warmen Klamotten wegpacken.
Ciudad Perdida bedeutet "Verlorene Stadt". Sie wurde um 500 n.Chr. von den Tayronas erbaut und war erst 1971 wiederentdeckt worden. Daher auch der Name. Allerdings waren die Entdecker Pluenderer, die die mit Goldurnen gespickten Graeber ausraeumten. In den 70ern war der Grabpluenderer ein anerkannter Beruf in Kolumbien. Die "Arbeiter" wurden sogar von einer Gewerkschaft vertreten. Verkehrte Welt.
Unsere Gruppe besteht anfangs nur aus Chris (England) und mir sowie dem Fuehrer Nicolas. Wir starten unsere Tour von Mamey, ein kleines Dorf mitten im Dschungel. Unser Fuehrer empfaengt uns und raet, dass wir unsere Sachen in Saecke verpacken sollen. Es wird nicht feucht, es wird nass, soviel ist klar. Wir befinden uns in der Spitze der Regenzeit. Wir gehen in der Mittagshitze los und ich sehne den Regen schon herbei. Allerdings sind meine Klamotten schon nach einer Stunde nass, die Luftfeuchte und Hitze lassen meine Poren auf Hochtouren arbeiten. Der Weg windet sich vorbei an Fluessen, durch Fluesse, den Berg hoch, wieder runter, ueber Stock und Stein, durch Morast und Schlamm. Wir sehen nach zwei Stunden aus wie die Sau. Der Donner holt uns irgendwann doch ein und der Regen kommt uns ganz gelegen, eine erfrischende Dusche. Schliesslich erreichen wir unser Refugium, wo weitere Dschungeltrekker auf uns warten.
Mit der vergroesserten Gruppe gehts in Etappe drei zum Refugium am Fusse der Ciudad Perdida. Wieder windet sich der Weg ueber Boeschungen, durch die Buesche, bis wir wieder mal vor einem Fluss stehen. Diesmal ist die Stroemung etwas staerker, also werden wir mit einer Haengekiste ueber den Fluss verfrachtet. Der Pfad fuehrt uns zum Refugium am Fusse der Ciudad Perdida. Wir haben den ganzen Nachmittag fuer uns, baden in der Lagune, geniessen den Dschungel und den Tag, bevor die Nacht einsetzt und die Mosquitos ausschwaermen.
Wir starten frueh morgens zur Verlorenen Stadt der Tayrona und gehen die 1.260 Stufen hoch. Du kannst dir vorstellen, dass die alten Stufen wild angelegt sind, von 10 bis 120 cm Hoehe alles dabei. Der Architekt war wahrscheinlich Grieche oder blind.
Die Ruine besteht aus Pflasterwegen, unzaehligen Treppen, Terrassen, Plattformen und Mauern. Sie zieht sich weit durch den Dschungel, grossteils mit Moos ueberwachsen. Aber alles durch Wege verbunden. Weite Teile der Stadt sind noch gar nicht erschlossen und restauriert worden. Der Tourismus steht hier noch am Anfang. Gerade mal 5.000 Leute kommen hier jaehrlich her, im Vergleich zu den 2.000 am Machu Picchu, allerdings pro Tag.
Wir machen uns auf den zweitaegigen Rueckweg aus dem Dschungel raus. Wieder ueber Stock und Stein, in Hitze und Regen, durch Fluesse. In den vier Tagen war ich nur einmal nass, von Anfang bis Ende der Tour. Die Klamotten waren auch nach drei Waschgaengen nicht mehr zu retten. Ein Iltis duftet dagegen wie Armanis El.
Aufbruch: | 31.01.2010 |
Dauer: | 14 Monate |
Heimkehr: | 31.03.2011 |
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