Rückenwind
Argentinien: Fitz Roy
Das kleine Dorf El Chaltén liegt am Fusse des Fitz Roy Massivs. Seit die Zufahrtsstrasse asphaltiert ist, wachsen an allen Ecken kleine Familien-Start-Ups aus dem Boden: Bars, Restaurants, kleine Mercados und Minihotels. Aber alles liebevoll aus Holz gestaltet und mit viel Charme in die Landschaft eingepasst.
Chile und Argentinien streiten sich bis heute, wem dieser Ort nun gehoert. Der Strom an Wanderern zum Fitz Roy ist Grund genug.
Das Massiv ist ein Paradies fuer Wanderer. Die erste Tour fuehrt mich mit Michael aus Polen ueber 22 km zur Laguna Torre. Der Cerro Torre ist eine ueber 3000 m hohe Nadel mit einem Kopf aus Eis, die nur von wenigen Kletterern erklommen wurde. Von den wenigen, die es probiert haben, kamen viele nicht lebend runter. Der gute Messner hats geschafft.
Der Anblick ist gigantisch und furchteinfloesend. Uns peitscht der Wind um die Ohren, so dass wir uns kaum auf den Beinen halten koennen. Wir suchen Schutz hinter einem Steinwall und beobachten die Schneewehen am Berg. Bevor uns die Haxn abfrieren, machen wir uns auf den Weg zurueck.
Die zweite Tour wird ein Aufbauprogramm fuer meine Oberschenkel. Ich leihe mir ein Rad und fahre am Rio de las Vueltas dass Tal hoch. 15 km Steinpiste gepaart mit patagonischem Gegenwind. Da willst du nur noch umdrehen. Du huepfst von einem Schlagloch zum naechsten und denkst, jetzt noch eins, dann fliegt dir dein Hintern um die Ohren. Waehrend dein Kopf diesen Gedanken in Worte fasst, hast du schon drei neue Loecher passiert. Schliesslich komme ich am Ausgangspunkt fuer meine Wanderung an, die zu Piedras Blancas fuehrt. Ein strahlend blauer Gletscher mit Blick auf den majestaetischen Fitz Roy. Die Rueckfahrt mache ich mit Rueckenwind in der halben Zeit. Das verkuerzt das Geruettel, macht die Fahrt aber noch unsanfter.
Nach einem Ruhetag nehme ich mir etwas besonderes vor. Ich moechte den Sonnenaufgang am Fitz Roy erleben, also wandere ich um sechs in der frueh los. Fuer mich eine Unzeit und wer mich kennt, fragt sich, wie ich das geschafft habe. Die Tour fuehrt 1,5 Stunden den Berg hoch durch den Wald. So ganz wohl ist mir bei der Aktion nicht. Ich lasse die letzte Strassenlaterne hinter mir, biege in den Wald und auf den ersten 50 Metern reflektieren zwei Augen aus dem Wald das Licht meiner Stirnlampe. Vermutlich ein Fuchs, doch dein Kopf sagt dir: Heute sind sie alle da, Woelfe, Werwoelfe, Vampire, Baeren, Raeuber und Yetis. Mein Puls haemmert. Ist es die Anstrengung vom steilen Anstieg? Oder laesst mich die Panik den Berg hochrasen? Ja, das triffts wohl.
Nach einiger Zeit machts jedoch Spass, ich schalte die Lampe aus und gehe im Mondlicht. Du siehst alles in Umrissen, hoerst nichts ausser deinem Atem und das Knirschen der Schuhe. Ich komme am Berg an und totale Katastrophe. Der Berg haengt in den Wolken. Also starte ich zwei Tage spaeter erneut. Diesmal mit Anja als Begleitung, die ich von der Antarktis kenne und per Zufall in El Chalten getroffen habe. Was sich uns bietet, ist ganz grosses Kino. Die Sonne geht im Osten auf, senkt sich langsam ueber Fitz Roy und bringt den Berg zum leuchten. Alles rot! Die ganze Gebirgskette! Da bleibt dir der Atem stehen. Was fuer eine Kulisse! Das kann man sich nicht ausmalen.
Aufbruch: | 31.01.2010 |
Dauer: | 14 Monate |
Heimkehr: | 31.03.2011 |
Chile
Antarktis
Brasilien
Bolivien
Peru
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Botsuana
Sambia
Mosambik
Südafrika
Namibia
Ruanda
Tansania