Celebifamilie auf dem Weg nach Indien

Bist du Moslem?

Der Besuch der Hazrat-Bal-Moschee stand endlich auf dem Tagesprogramm, nachdem uns morgens die Sonne geweckt hatte. Man gelangt sehr bequem mit einem Lokalbus dorthin, der direkt am Dalgate hält. Nach ca. 15 Min. Fahrt und nochmals 5 Min. Fußweg standen wir vor den weißen Toren dieser sehr berühmten Moschee. Vorsorglich hatten Medea und ich uns langärmlige Blusen angezogen und wir hatten auch ein Tuch dabei, um uns notfalls verhüllen zu können und nicht schon am Eingang dieser für Muslime so wichtigen Moschee an unserem Vorhaben zu scheitern, ein Haar aus dem Barte des Propheten Mohammed betrachten zu dürfen .
Als wir ankamen, wurde gerade zum Gebet gerufen und wir schlenderten erst einmal in der Gegend herum, um hier und dort vielleicht noch etwas Interessantes zu finden. So kamen wir zum "Garten" der Hazrat-Bal-Moschee, der direkt an den Dalsee grenzt. Von hier aus konnten wir auch in das Gebäude hinein, dachten wir. Leider wurde auch diese Moschee gerade restauriert, sodass man das Gefühl hatte, eine Baustelle zu betreten. Schnell wurde auch klar, dass Medea und ich nur einen Bereich dieses Gebäudes betreten konnten, nämlich den für Frauen vorgesehenen, und die Hauptattraktion - das Haar! - gar nicht sehen durften . Ziemlich enttäuscht setzten wir uns in den Garten und wurden sofort von einem jungen Mann belagert, der schon auf unserem Weg zur Moschee von Hakan wissen wollte, ob er Moslem wäre. Irgendwie hatte er wohl gedacht, dass wir alle der gleichen Konfession angehören und nun fragte er mich, ob ich drinnen gebetet hätte. Davon abgesehen, dass diese Frage eigentlich eine Frechheit ist, wenn man sie jemandem stellt, den man nicht kennt, machte ich ihm erst einmal klar, dass ich keine Muslima bin, deshalb in einer Moschee nicht bete und überhaupt den Fakt, dass nur Männer das Barthaar des Propheten betrachten dürfen, sehr ungerecht finde. Daraufhin entspann sich eine Unterhaltung über die unterschiedlichen Religionen und meine Ansichten darüber, die mich doch sehr in Bedrängnis brachte. Da ich nicht das Gefühl hatte, dass er meine ehrlichen Ansichten über Religion und Gott in irgendeiner Weise verstehen bzw. akzeptieren würde, musste ich ganz schön improvisieren und war froh, als Hakan endlich kam und mich rettete .
Die Frage "Bist du Moslem?" wird hier immer wieder einmal gestellt und wenn man sie bejaht, wird einem mit einem breiten Grinsen und einem Kopfnicken auf die Schulter geklopft. Nicht für jeden ist das von besonderer Bedeutung, aber man merkt schon, dass die Religion hier eine sehr wichtige Rolle spielt: Gebete, die per Lautsprecher übertragen werden; religiöse Gesänge Tag und Nacht; Bewachung der hinduistischen Tempel mit einem Großaufgebot an Soldaten; vollkommen verschleierte Frauen; Kleidung der Männer etc..
Aber nicht alle sind so und im Endeffekt ist auch hier ein buntes Durcheinander verschiedenster freundlicher Menschen anzutreffen, welches dieses Land immer wieder liebenswert macht, und die meisten wollen einfach nur wissen, aus welchem Land man kommt, um dann zu fragen, ob man Kaschmir mag - wir jedenfalls lieben Kaschmir !