In knapp zwei Jahren durch Malaysia, Neuseeland und Australien
Südinsel von 14.01. bis 23.02.2016 6645km: Südinsel 4 ab 01.02.2016 670km
Ziel: Auf der Südinsel ab Picton über Nelson zum Cape Farewell, der Nordspitze der Südinsel, dann kreuz und quer über die Insel bis zur Südspitze und von da aus der Ostküste entlang nach Christchurch wo wir unsere Neuseeland Erkundung beenden wollen.
Hier: Ab Invercargill zum Bluff und dann immer schön die Süd-/Ostküste entlang über Dunedin und Palmerston bis Moeraki.
Wetter: Bei Sonnenschein auch mal >25°, falls stark bewölkt sowie nachts < 20°, dafür fast gar kein Regentag.
Invercargill, eine Stadt um 1860 auf dem Reissbrett entworfen, vom 1888 mit gut 300.000 Ziegeln erbauten Wasserturm überragt,
der heute aber aus ‘Erdbebenunsicherheitsgefahr’ nicht mehr bestiegen werden darf. Dafür wurden bereits bei der Planung der Stadt in N-S Richtung von einer Serie von Parks eingeplant, deren grösster, der Queens Park sehr an den Englischen Garten in München erinnert, nur dass es hier dazu noch ein kleines Straussgehege gibt.
Daran anschliessend Thomson’s Bush, ein naturbelassenes Sumpfgebiet mitten in der Stadt und noch ein Stück weiter der Anderson Park, dessen Eingangsbereich aus einem naturbelassenen Waldgebiet besteht, das sich plötzlich in einen sehr gepflegte Park mit Stadtvilla (bei uns würde man das schon ein Schloss nennen) wandelt,
die heute eine Kunstausstellung beherbergt. In der I-Site am Queens Park sind gleich noch das sehr sehenswerte lokale Museum und mehrere Terrarien mit Tuturas untergebracht.
Hier befindet sich nämlich eine Zuchtstation für diese sehr seltenen, Neuseelandtypischen Echsen, die schon zusammen mit den Dinosauriern lebten, heute aber fast vom Aussterben bedroht sind. Das Civic Theater
wurde praktischerweise im Rathaus untergebracht. Nachdem wir die meisten Sehenswürdigkeiten des 18 Punkte umfassenden Heritage Trail absolviert haben fahren wir weiter nach Bluff mit dem Stirling Point auf S46°36’53”, E168°21’21”,
‚where the road begins‘, Startpunkt für den 3000km Wanderweg nach Cape Reinga ganz droben auf der Nordinsel,
wird von vielen auch als der südlichste Punkt der Südinsel angenommen, stimmt aber nicht, der kommt erst Morgen dran. Wir fahren heute nur noch an der Bluff Lodge vorbei,
streifen nochmals den Süden von Invercargill und erreichen so den SP in Fortrose.
Das hier im Wasser legende Wrack ist nur bei Ebbe zu sehen, fahren wir halt zum Waipapa Point, dem letzten hölzernen Leuchtturm der in NZ gebaut wurde,
nachdem in dem davor liegenden Riff ein Schiff auf Grund lief und dabei über 130 Menschen getötet wurden. Drunten am Strand ruhen sich Seelöwn von der anstrengenden Futtersuche aus,
gähnen gelangweilt die ängstlich Abstand haltenden Touristen an
und werfen kritische Blicke auf die Haremsdamen,
die sich offensichtlich wieder mal vertrödelt haben.
Ein paar km weiter erreichen wir Slope Point mit S46°40‘40“, E169°00‘11“, der südlichste Punkt der Südinsel,
noch 7km südlicher als Bluff und wenn wir die Karten richtig deuten, auch der südlichste Punkt dieser Reise, denn Hobart auf Tasmanien scheint etwas nördlicher zu liegen, aber das können wir wohl endgültig nur nächstes Jahr vor Ort klären. Trotz der windstille, des hervorragenden Wetters erinnern uns diese windgebeugten Bäume doch sehr an Patagonien,
wie mag es hier wohl an anderen Tagen zugehen? Wir wandern auf dem Waipohatu Tracks gute 30min durch den Regenwald, besichtigen in der Curio Bay den Petrified Forest, zur Zeit der Dinosaurier im Meer versunkene Bäume, die durch den Schlamm der Vulkanasche ausreichend Silikate einlagerten, so dass sie uns heute bei Ebbe zum Teil Ihre Strünke zeigen,
zum Teil auch in voller Länge sichtbar sind
und sogar für die gehfaulen vom Aussichtspunkt aus noch erkennbar sind.
Die Gelbaugen Pinguine hier waren wohl alle draussen beim Fischen, genauso wie die Hektor Dolphins in der benachbarten Porpoise Bay,
die sich, wenn sie mal auf Besuch da sind, gerne mit den mutigen (nix für Warmduscher!!) Schwimmern in der Bucht tummeln, spielen. Ein Stück weiter erreichen wir bei Niagara die Niagara Falls von NZ.
Irgendein Heimwehkranker Entdecker hat sich hier den Scherz erlaubt, dieser knapp 2m hohe Stufe im Flussbett diesen Namen zu geben. Da machen die 22m hohen McLean Falls ‚die schönsten Wasserfälle der Gegend‘ schon einen wesentlich besseren Eindruck.
Vorbei an der Tautuku Estuary, einem heute fast vogellosen Vogelschutzgebiet geht es über den Florence Hill Lookout mit Blick runter auf die Tautuku Bay
und weiter zum gutbesuchten DOC CP Papatowai und tun dann erst mal einen ganzen sonnigen Tag lang nichts anderes als unser Spaceship Galileo
auszuräumen, umzuräumen, Sachen zu trocknen, für den bevorstehenden Flug nach Australien vorzupacken, Wäsche zu waschen, Camperhausarbeit eben. Am nächsten Morgen geht es wieder weiter, zuerst ein paar km zurück zum Lake Wilkie,
wo wir auf einem 30 min Rundweg lernen wie aus den Ufern eines versumpften Gletschersees ein Wald wird, schauen noch kurz beim The Lost Gypsy Museum vorbei,
ein Ort der 100.000 skurrilen Ideen und doch alle irgendwie ansprechend, interessant, eine ganz andere Art von Kunst. Wir besuchen auf einer kurzen Wanderung die Matai Falls,
die ein paar Meter höher von den Horseshoe Falls gespeist werden,
bevor wir den touristischen Höhepunkt für heute erreichen, die (warum auch immer) meist-fotografiertesten Wasserfälle von NZ, die Purakaunui Falls.
Unser nächster Halt, Jacks Blowhole 55m tief, 144m lang, 68m breit und etwa 200m vom Ufer entfernt bietet heute bei der absolut ruhigen See nur ein müdes Gedümpel,
dafür haben wir auf dem Surat Bay Wildlife Walk doch noch ein kleines Erfolgserlebnis. Können wir uns doch 4 Seelöwen bis fast auf Streichelentfernung nähern
und erleben dazu noch, wie eine aufmüpfige Fellrobbe auf den ihr angestammten Platz verwiesen wird.
Am Nugget Point wandern wir bis zum Leuchtturm,
werfen einen kurzen Blick auf die vorgelagerten Felsbrocken (Nuggets) und die sich darauf ausruhenden Fellrobben incl. Nachwuchs, bevor wir dann in der nebenan gelegenen Roaring Bay wieder einmal am Ziel unserer Wünsche sind, wir sehen einen Yellow-Eyed Pinguin in freier Wildbahn.
Nur etwa 18 Pärchen dieser sehr seltenen Pinguine leben und brüten hier, von denen zumindest einen zu sehen ist schon ein kleines Erlebnis.
Auf dem Weg zum Kaka Point sehen wir am Sandstrand neben der Strasse einen Seelöwen, der sich erst mal auf den Weg macht um nachzusehen wer ihn heute wohl stört
und sich dann mit der Erkenntnis ‚schon wieder Touristen‘
gähnend zur Ruhe begibt. Wir gehen noch kurz zum Einkaufen nach Balclutha bevor wir uns den SP in Brighton Beach mit noch gut 40 weiteren Nicht-SCC WoMo‘s teilen.
Die Fahrzeuge stehen hier auf dem ihnen zugewiesenen Teil in 3er Reihen dicht an dicht, eine Situation, die wie wir am nächsten Tag in der Zeitung lesen, bereits den Unwillen der Anwohner hervorruft und wohl eher mit weiteren Verboten als mit der Ausweisung zusätzlicher Plätze für Nicht-SCC Fahrzeuge enden wird. SCC Fahrzeuge dürfen dafür in diesem Bezirk abseits der Strasse fast überall stehen/übernachten, solange der Untergrund geteert oder geschottert ist und sich innerhalb von 50m nicht mehr als zwei Fahrzeuge befinden.
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Dunedin, vor gut 100 Jahren die grösste und reichst Städte von NZ, die Spuren davon sind auch heute noch deutlich sichtbar. In der I-Site kaufen wir uns den Führer für den Heritage Walk (NZD 0,5), dessen 24 Stationen wir dann auch schön brav abwandern. St. Joseph‘s Cathedral überblickt die Stadt von droben,
St. Paul steht direkt neben dem Rathaus am Oktagon,
einem 8-eckigen Stadtpark, dem Herzen der Stadt.
Das Queens Building hier als Beispiel für die reich dekorierten Fassaden,
die sich mit solchen Kunstwerken abwechseln.
Dieser chinesische Torbogen ziert den Eingang zum Chinesischen Park,
der von der Partnerstadt Shanghai gestiftet wurde und erinnert uns daran, dass in ein paar Tagen ja das chinesische Neujahrsfest ist, während uns das Imperial Building sehr an das ‚Bügeleisen‘ in New York erinnert.
Die Stadt wurde einst wohl sehr zweckmäßig geplant, befindet sich doch das recht grosszügig bemessenen Königliche Gefängnis
direkt zwischen dem ehemaligen Polizeigebäude und dem Gericht. Am selben Platz gegenüber dann das Prachtstück der Stadt, der ehemalige Bahnhof.
Dunedin rühmt sich, mit der Baldwin Street die steilste Strasse der Welt zu besitzen,
die schnurgerade Strasse steigt auf 161m um 47,2m an, das ergibt im Durchschnitt 29,5% Steigung, wobei der Spitzenwert an der steilsten Stelle bei etwa 35% liegt. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen, wir begehen und befahren die Strasse, wobei der Blick von oben doch eher an eine Sprungschanze als eine Stadtstrasse erinnert.
Nach soviel Kultur nun zurück zur Natur auf die dicht bei der Stadt gelegene Otago Peninsula, ein Natur-, vor allem Vogelparadies. Der Strand für die meisten Pinguine und Albatrosse befindet sich aber auf Privatgrund, eine geführte Tour dorthin ist für NZD 52 aufwärts zu bekommen. Wir fahren daher erst mal die Uferstrassen entlang und erfreuen uns an der restlichen Wasservogelwelt, sehen bei Hoppers Inlet neben diesem weissen Heron,
noch viele von diesen
und jenen.
In der Sandfly Bay, dem einzigen freien Platz, an dem angeblich noch Pinguine an Land kommen sollen, herrscht gegen 18h (verbotenerweise) immer noch reger Badebetrieb,
also keine Chance diese scheuen Tiere heute noch zu sehen. Unverrichteter Dinge brechen wir unseren Besuch hier ab und fahren zum SP Warrington Beach, dem zweiten für Nicht-SCC ausgewiesenen Reservat im Bezirk Dunedin, auch gut besucht, vor allem von lokalen Wochenend-(zelt-)urlaubern, aber bei weitem nicht so überfüllt wie der Platz die Nacht zuvor. Dafür wurde unsere Nachtruhe kurz vom Gebrüll einiger Seelöwen gestört, die jedoch am nächsten Morgen den naheliegenden Strand bereits wieder geräumt hatten. Nach zwei schönen Sonnentagen ist der Himmel heute wolkenverhangen und die Temperatur steigt den ganzen Tag nicht über 15°, brrrr…und das noch an einem dank Nationalfeiertag verlängerten (Sommer-)Wochenende. Wir fahren die Küstenstrasse entlang, sehen bei Karitane noch mehrere dieser White Herons
die sich offensichtlich vom erfolgreichen Fischzug ausruhen und erreichen Palmerston, einst eine ehemalige Goldgräberstadt mit Bahnanschluss, heute im wesentlichen eine Tankstelle von ein paar Restaurants und Geschäften umzingelt, kein Vergleich mit ihrer prächtigen Namensschwester Palmerston North. Am in der Nähe gelegenen Shag Point dann Fellrobben satt,
mehrere hundert dieser Tiere können hier beim Schwimmen,
beim Diskutieren,
beim Nichtstun
in aller Ruhe
aus nächster Nähe beobachtet werden. Etwas abseits gelegen, die Anfahrt schmal und ungeteert, daher auch (noch??) keine Touristenbusse / -massen. Ein anderes Bild dafür bei den noch ein Stück weiter nördlich direkt neben der Hauptstrasse gelegenen und daher gutbesuchten Moeraki Boulders.
Diese nur bei Ebbe sichtbaren Steinkugeln mit bis zu 2m Durchmesser,
entstanden im Lauf von etwa 4 Millionen Jahren dadurch, dass sich ähnlich wie bei einer Perle um einen Fremdkörper im Meeresboden Calcit anlagerte und so zusammen mit dem umgebenden Sand sich eine Art Tropfstein-Kugel bildete, die mit dem Ansteigen des Meeresbodens langsam in die Höhe gehoben wurde und nun Wind und Wellen, der Erosion ausgesetzt, langsam wieder zerfält.
Südlich von Moeraki befindet sich der Leuchtturm am Katiki Point und dort soll auch die Möglichkeit bestehen in einem Schutzgebiet Yellow-Eyed Pinguine zu sehen. Relativ skeptisch fahren wir dorthin, in der Hoffnung wenigsten nochmals eines dieser recht scheuen und seltenen Tiere aus der Ferne zu sehen, jedoch werden alle unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Von der Beobachtungshütte (=Hide) aus ist bereits ein erster am gegenüberliegenden Hang gut zu erkennen und weitere fünf Pinguine können wir dabei beobachten, wie sie vom Tagesausflug = Fischfang zurückkehren.
Wir gehen dann auf dem Weg der Reservatsgrenze entlang und da stehen und liegen doch fast 50 weitere Tiere herum,
präsentieren sich,
füttern ihren Nachwuchs, lassen sich aus nächster Nähe beobachten, ein Verhalten das wir in Australien auf Phillips Island schon mal erlebt haben. Offensichtlich sind diese Tiere vor allem beim Übergang Wasser –> Land sehr empfindlich, sensibel, scheu, später an Land aber, solange der von ihnen vorgegebene Sicherheitsabstand eingehalten wird, sehr gut zu beobachten.
Wir fahren weiter bis Dunback, kommen noch an dieser Historical Bridge vorbei,
der letzten Steinbogenbrücke, die von der ehemaligen Coach Road übriggeblieben ist und beziehen unseren SP in der Dunback Domain. Die Begegnung mit den Pinguinen war für uns definitiv einer der Höhepunkte dieser NZ Reise, ab morgen fahren wir wieder Richtung Innenland, ist doch Grund genug dieses Kapitel hier abzuschliessen.
Aufbruch: | 15.10.2015 |
Dauer: | 21 Monate |
Heimkehr: | 22.07.2017 |
Singapur
Neuseeland
Australien