L'autentica Sardegna - Tour durch das eher unbekannte Sardinien

Reisezeit: August - Oktober 2017  |  von Uschi Agboka

Geschichte Sardiniens

Geschichte Sardiniens

Geschichte Sardiniens

Wer die ersten Menschen waren, die jemals Sardinien betraten, ist bis heute nicht bekannt.

Älteste Spuren einer menschlichen Besiedlung fand man bei Perfugas (Sassari). Die ausgegrabenen Werkzeuge stammen aus der Altsteinzeit und sind rund 150.000 Jahre alt. In der Jungsteinzeit, etwa 5.000 – 500 v. Chr. kannte man auf Sardinien bereits die Technik der Keramikherstellung. Am Monte Archi, einem erloschenen Vulkan in der Nähe von Oristano, grub man nach Obsidian, dem schwarzen Gold der Steinzeit. Aus dem dunklen, glasartigen Gestein ließen sich rasiermesserscharfe Werkzeuge und Waffen herstellen, die bis in die Anfänge der Bronzezeit fast konkurrenzlos Anwendung fanden. Die Menschen trieben mit dem Material lebhaften Übersee-Handel.

Angehörige der Bonu-Ighinu-Kultur schufen um 4.000 v. Chr. eine schwarzbraune Keramik. Sie trieben backofenförmige Löcher in weiche Felsen, um ihre Toten darin zu bestatten. Mit diesen Gräbern ist erstmals ein Totenkult auf Sardinien nachgewiesen.

Ob es sich bei der Bonu-Ighinu Kultur um neue Einwanderer oder um eine frühe Stufe der nachfolgenden sardischen San-Michele oder Ozieri-Kultur handelt, darüber gehen die wissenschaftlichen Meinungen auseinander.

Letztgenannte Zivilisation (3.300-2.500 v. Chr.) entwickelte die Backofengräber aus der Bonu-Ighinu-Zeit zu größeren Mehrkammergräbern weiter, den „domus de janas“, wie die Sarden die teils labyrinthähnlichen Felskammergräber nennen.

Domus bedeutet Haus und janas sind die grazilen Feen, die der Sage nach in ihnen leben: gute und böse Wesen, die aus goldenen Fäden prächtige Stoffe weben, unschätzbare Kostbarkeiten hüten und den Menschen Glück und Wohlstand bringen – aber auch unartige Kinder fressen.

Grabbeigaben waren dickbusige weibliche Idolfiguren. Erd- und Muttergottheiten, die den friedfertigen Charakter der Menschen verdeutlichen.

Während die späteren, kriegerischen Hirtenvölker dem Stiergott huldigten, handelte es sich bei den Angehörigen der Ozieri-Kultur um friedliche Ackerbauern. Sie lebten in Hüttendörfern und ernährten sich von den Früchten der Felder sowie von Viehzucht, Kleintierjagd und Fischfang. Die Bildmotive auf ihren kunstvollen Keramiken zeigen die Verbindung zum östlichen Mittelmeer.

Die Ozieri-Kultur brachte Sardiniens erste kulturelle und ethnische Einheit hervor. Nur in der Gallura konnte sie nicht Fuß fassen. Von der übrigen Insel durch das Limbara-Massiv abgeriegelt, entwickelte sich hier in der kargen Granitlandschaft im 3. Jahrtausend v. Chr. die Arzachena-Kultur, eine arme Hirtengesellschaft, benannt nach dem wichtigsten Fundort ihrer Relikte. Ihre einzige Hinterlassenschaft sind Steinkreise und Steinkistengräber.

In der Kupferzeit entwickelten sich ab 2.500 v. Chr. verschiedene Kulturphasen und Stile, von denen jedoch keine mehr die Bedeutung der Ozieri-Kultur erlangte. Kriegerische Hirtenstämme wanderten ein und brachten ein größeres Wissen in der Metallverarbeitung mit. Ihre Herkunft ist ungeklärt. Man weiß nur, dass in diese Epoche, ab 1.800 v. Chr., die Anfänge der berühmten Nuraghen-Kultur fallen. Von diesem geheimnisvollen Volk weiß man bis heute sehr wenig.

Ihren gemeinsamen Namen erhielt diese in verschiedenen, untereinander verfeindeten Clans organisierte Hirtengesellschaft nach ihrer wichtigsten Hinterlassenschaft, den kegelförmigen gewaltigen Steintürmen – den Nuraghen. Sie sind heute das Wahrzeichen Sardiniens. Es gibt noch immer 7.000 von ihnen auf der Insel. Von den obersten Terrassen der Wehranlagen konnten die Turmbewohner mit weitem Blick über das Land ihre Herden und Felder im Auge behalten und sich nähernde Feinde rechtzeitig erspähen.

Während der Spätbronzezeit bis 900 v. Chr. wurden viele der stolzen Bauten verstärkt, wodurch allmählich wehrhafte Trutzburgen entstanden. In Belagerungszeiten beschützte die Burg den lebensnotwendigen Brunnen im Innenhof sowie das außerhalb der Mauern gelegene Rundhüttendorf.

Im 9. Jh. v. Chr. ließen sich die Phönizier an den sardischen Küsten nieder, trieben Handel mit den nuraghischen Stämmen und gründeten Städte wie Cagliari, Nora und Tharros und Sulkis. Bald richteten sie ihren Blick auf die reichen Silber-, Kupfer- und Eisenerzvorkommen im Inselinnern. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den nuraghischen Stämmen, die entweder versklavt oder von den Küsten, aus den Bergbauregionen und fruchtbaren Ebenen ins unwegsame Landesinnere vertrieben wurden. So entwickelte sich in den kargen, landwirtschaftlich nutzlosen Gebirgen (der Barbaria – spätere Barbagia) eine sardische Hirtengesellschaft, die noch bis ins 20. Jh. archaische Züge trug. Seit jener ersten Vertreibung von ihren Küsten waren die Sarden keine Fischer mehr. Sie wurden reine Bewohner des Binnenlandes und das Meer wurde ihr Feind.

Um 540 v. Chr. folgte die Weltmacht Karthago dem Lockruf des Silbers. Der Untergang der Nuraghier war besiegelt. Am Ende des Jh. hatten die von den Römern Punier genannten Westphönizier aus Karthago sämtliche Ansiedlungen unter ihre Gewalt gebracht. Sie gestalteten die Insel zur Kornkammer Karthagos und beuteten Sardiniens Erzvorkommen aus. Als „Gegenleistung“ schleppten sie die Malaria ein, unter der die Sarden bis ins 20. Jh. litten.

Es begann ein bis fast in die Gegenwart hinein fortwährender Belagerungszustand, bei dem nur die jeweiligen Machthaber wechselten.

Die Römer besetzten das Land und errichteten eine beispiellose Schreckensherrschaft. Fast 100.000 Sarden wurden auf das Festland verschleppt und als Sklaven verkauft. Im Gegenzug wurden strafversetzte römische Beamte und verbannte Kriminelle, Juden und Christen auf die von den Römern verhasste, da malariaversuchte und gefährliche Insel verschifft.

Die freien Hirten im Barbarenland – Barbagia – führten blutige Raubzüge gegen die Besetzer und fiel in Guerillataktik über die besetzten Gebiete her, so dass neben dem Ausdruck „Fellsarden“ (sardi pelliti), nun auch die Bezeichnung „fellbehangene Banditen“ auftauchte. Für die folgenden 650 Jahre blieb Sardinien römische Provinz.

Nachdem mit der Völkerwanderung im 4. und 5. Jh. n. Chr. das römische Reich zerfallen war, stürmten Vandalen die Küsten. Wieder erlebten die Sarden eine Zeit der Unterdrückung und Ausbeutung. Papst Gregor I. förderte planmäßig die Christianisierung der Barbaren, wie er die Sarden nannte.

711 stießen Araber auf die nun byzantinische Insel vor. Die Sarazenen plünderten und brandschatzen und versklavten die Einwohner, denen es nicht gelang, sich im Landesinnern in Sicherheit zu bringen. Städte wie Sassari wurden gegründet.

Sardinien wurde in vier eigenständige Wertegemeinschaften aufgeteilt, die Judikate. In diese Verwaltungsgebiete – Cagliari, Arborea, Torres und Gallura – wurde je ein Richter als Stellvertreter des byzantinischen Statthalters eingesetzt. Sardinien zerfiel in vier Quasi-Königreiche, die sich durch Unterstützung des Klerus und der Großgrundbesitzer gegenseitig das Leben schwer machten.

Streitigkeiten zwischen den vier Judikaten um die Vormachtstellung auf der Insel machte es den Republiken Pisa und Genua leicht, durch Intrigen und eine ausgeklügelte Heiratspolitik die Richterämter an sich zu bringen. Mit dem ausklingenden 13. Jh. erloschen die Judikate bis auf das von Arborea, das bis Anfang des 15. Jh. bestand und dem zuletzt die hochverehrte und legendäre Richterin Eleonora von Arborea vorstand.

Pisaner und Genuesen plünderten jedoch nicht nur, sie trugen auch zur ökonomischen und kulturellen Blüte bei. Öde Landstriche wurden urbar gemacht und man brachte die Mönchsorden ins lland, die die bedeutenden Klöster und Landkirchen erbauten, die heute zu den schönsten architektonischen Perlen zählen.

1297 bekam König Jakob II von Aragon Sardinien als Lehen übertragen. So geriet die Insel für die folgenden 400 Jahre unter das drückende Joch der spanischen Herrschaft. Aragon errichtete ein feudales Terrorregime brutalster Manier. Bis zum Pesttod der Richterin Eleonora von Arborea 1404 leistete das Judikat Arborea erbitterten Widerstand. Danach versank Sardinien im Abgrund. Es wurde einem Vizekönig unterstellt und in Lehnsgüter aufgeteilt. Korruption und Bestechungen waren gang und gäbe. Steuereintreiber rückten unter Geleitschutz bis in die entlegendsten Bergdörfer vor. Pest und Malaria wüteten. Während die Landbevölkerung hungerte, ließ es sich eine winzige Oberschicht gut gehen. Missernten und Hungersnöte lösten blutige Revolten aus und das Banditentum griff in Form von Raubzügen und Überfällen auf die Reichen um sich. An den Küsten entstanden zum Schutz vor den Arabern die Sarazenentürme.

Im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges wurde Sardinien 1713 Österreich zugesprochen, kam dann aber durch dien Gebietstausch an das Herzoghaus Savoyen und bildete zusammen mit Piemont und weiteren Ländereien das Königreich Sardinien.
Die meisten Menschen auf der völlig ausgebluteten Insel knüpften große Hoffnung an den Wechsel von der spanischen Knute unter die Herrschaft Piemont-Savoyens. Anstelle von Kastilisch bzw. Katalanisch erhob man nun Italienisch zur Amtsprache und führte ein paar Reförmchen durch. Ansonsten blieb alles beim Alten. An der Not der Menschen änderte sich nichts.

1820 schuf Carlo Felice mit dem Erlass zur Einfriedung neue, aber nicht glücklichere Realitäten.
Über viele Jahrhunderte hinweg hatten die Dorfgemeinden über die Verteilung und das Nutzungsrecht des Landes gemeinschaftlich verfügt. Der Erlass zur Einfriedung besagte nun, dass jedermann die Erde, die er gerade bewirtschaftete, behalten konnte, sofern er sie nur kennzeichnete = umfriedete.
Mit der Losung „Zäunt ein, was das Zeug hält“ schickten reiche Padrones und Granden spanische Abstammung ihre Arbeiter und Knechte los, um Abertausende Hektar Land in Mauern zu fassen. Auch die Kleinbauern sperrten ab, was sie konnten.

Hatte bis 1820 in den Gemeinden ein freies Verfügungsrecht über Grund und Boden für Bauern wie für Hirten bestanden, mussten die Hirten für ihre angestammten Weiden nun eine Pacht an die neuen Grundbesitzer entrichten, die mezzadria, die die Hälfte des wegen der hohen Steuerlast ohnehin kläglichen Verdienstes ausmachte.
Auseinandersetzungen zwischen Bauern und verarmten Hirten waren die Folge. Viehdiebstähle und organisierte Raubzüge nahmen zu und das über viele Jahrhunderte erprobte Sozialgefüge innerhalb der Dorfgemeinschaften wurde zerstört. Als Erbe des Einfriedungsgesetzes überziehen noch heute kniehohe Trockenmäuerchen, die tancas, Sardinien wie ein feinmaschiges Netz. Sie besiegelten die Armut der Hirten und Carlo Felice wurde nur noch Carlo Feroce (der Grausaume) genannt.

13 Jahre später hob man den Erlass wieder auf, wodurch die Gemeinden verarmten, die gewaltige Entschädigungssummen an die ehemaligen Grundbesitzer zu zahlen hatten. Malaria wütete und Heuschrecken fielen über die Felder her. Aus Not verließen viele Menschen die Insel. Manche, die nicht emigrierten, ritten einen bardana – einen Raubzug – gegen die Reichen. Hungernde Hirten zogen aus den Bergen zu den gut situierten Padrones hinab, steckten die Besitztümer in Brand und zerstörten die Äcker der abhängigen Bauern.

Die wirtschaftliche Situation war so katastrophal, dass viele in der Integration Sardiniens in den piemontesischen Staat einen letzten Ausweg erblickten. 1847 wurde der Bitte der Sarden um Fusion mit dem Mutterland nachgegeben und die Vereinigung vollzogen. Im Risorgimento – Wiederaufblühen – der nationalen Einigung Italiens, 1861, wurde Sardinien-Piemont unter König Vittorio Emanuele II. Teil des neuen italienischen Einheitsstaates. An der sozialen Schieflage auf der Insel änderte das alles wenig. Im Gegenteil, Sardinien geriet, zusätzlich zu der unverhältnismäßig hohen Steuerlast, in die Hände italienischer und ausländischer Spekulanten. Diese holzten die sardischen Wälder ab, um sie in norditalienische Eisenbahnschwellen zu verwandeln, sie forcierten die Ausbeutung der Minen und Kohlengruben, bauten das Straßennetz aus und legten Schienenwege an, um ihre Reichtümer so schnell wie möglich in die Häfen und auf das Festland zu bringen. Vom Gewinn blieb so gut wie nichts auf der Insel und trotz Bergbauboom herrschten weiter Hunger und Not auf Sardinien. Zahlreiche Hirten, denen die Wanderschäferei untersagt worden war, wanderten entweder aus oder wurden zu Banditen. Nach einer Lebensmittelverteuerung brachen Hungerrevolten aus. Missernten und Malaria bestimmten weiter das Bild.

Im 1. Weltkrieg entrichtete Sardinien einen hohen Blutzoll – 14.000 Gefallene waren zu beklagen. Die Sarden hatten damit, gemessen an der Gesamtbevölkerung Italiens, das größte Opfer gebracht. Die Brigata Sassari, die sardische Truppenabteilung im Heer, erreichte weit über die italienischen Grenzen hinaus großen Ruhm. Hochdekoriert kehrte die Brigade zurück nach Sardinien. Veteranen aus ihren Reihen gründeten 1921 die Partito Sardo d’Azione (PSd’A). Als erste Institution formulierte sie Inselinteressen und engagierte sich im Sinne einer regionalen politischen Selbstverwaltung. Doch da mancher Kamerad am aufkommenden Faschismus fand, stieß die Partei nicht nur auf Sympathie. Besonders die Kommunisten (PCI) standen der Aktionspartei misstrauisch gegenüber, besonders ihr auf Sardinien geborener Begründer und herausragender Kopf, Antonio Gramcsi (1891-1937).

Nach der faschistischen Machtübernahme durch Mussolini 1922 trieb man den unrentabel gewordenen Bergbau wieder voran. In den 1970er Jahren wurden die meisten Zechen geschlossen. Heute sind pittoreske, verfallene Bergarbeitersiedlungen, stillgelegte Minen und romantisch verrostete Förderanlagen im Sulcis und Iglesiente zu besichtigen.

Um der Malaria Herr zu werden, wurden die Sümpfe entwässert. Bewässerungssystheme für die Felder wurden eingerichtet und der Staudammbau intensiviert. 1923 weihte man die erste Staumauer am Tirso ein, hinter der sich der Lago Omodeo aufstaute. Reißbrettstädte wie Fertilia, Arborea und Carbonia entstanden in der Bergbauregion Iglesiente. Alle Oppositionsparteien wurden verboten und die Führer des antifaschistischen Bündnisses verhaftet, darunter Emilio Lussu, der Chef der sardischen Aktionspartei. 1943 fielen Bomben der Alliierten auf Olbia, La Maddalena, Alghero, Porto Torres und Cagliari. Cagliari wurde zu zwei Drittel zerstört.

1946 entschieden sich die Italiener gegen die Monarchie zugunsten einer parlamentarisch demokratischen Republik. 1948 trat die italienische Verfassung in Kraft. Sardinien wurde eine autonome Region in Italien mit relativer Unabhängigkeit von der römischen Zentralregierung sowie gewissen Gestaltungsspielräumen in den fiskalischen, legislativen und exekutiven Angelegenheiten der Insel. Der Status garantiert den Sarden die Selbstverwaltung inklusive eigener Finanzverwaltung sowie (eingeschränkte) gesetzgeberische Kompetenz, vorwiegend hinsichtlich Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung, Verwaltung, Landschafts- und Verkehrsplanung.

1949 war Italien Mitbegründer der Nato. Zahlreiche Militärbasen entstanden auf der strategisch bedeutenden Insel.

Für Sardinien war 1960 bedeutend. Da entdeckte der orientalische Ismailiten-Prinz Karim Aga Khan während einer Kreuzfahrt die Insel. Im Nordosten kaufte er einen 55 km langen Küstenstrich, bebaute ihn für die Schönen und Reichen der Welt, nannte ihn Costa Smeralda und läutete damit auf Sardinien das Zeitalter des Tourismus ein.

Heute leben ca. 1,6 Mio. Menschen auf der ca. 24.089 km² großen Insel, die mit 68 Einwohnern pro km² die am dünnsten besiedelte Region Italiens is. Über 400.000 Menschen, als ein Viertel der Gesamtbevölkerung, wohnen im Großraum Cagliari. Mehrere Hunderttausend Sarden befinden sich in der Arbeitsemigration in Italien und anderen Ländern.

In der Viehwirtschaft konkurrieren heute etwa 30.000 Hirten um Weideflächen. Heute leben auf Sardinien ca. 3 Mio. Schafe, zusammen mit je 300.000 Rindern, Schweinen und Ziegen beanspruchen die Schafe insgesamt etwa die Hälfte aller landwirtschaftlichen Nutzflächen. Ungeachtet der knappen Weideflächen erwirtschaften die Hirten trotzdem beinahe zwei Drittel des landwirtschaftlichen Bruttosozialprodukts. Ca. 18.000 t Schafskäse werden pro Jahr hergestellt und in alle Welt exportiert.

Was kaum jemand weiß, auch der berühmte französische Roquefort wird zum Teil aus sardischer Milch hergestellt, die in Frankreich gewonnene Menge nicht ausreicht und es keine qualitativ bessere als die sardische gibt.

Obst- und Zitrusfrüchte, Gemüse und Getreide werden angebaut und nahezu auf der ganzen Insel kultiviert man Wein und Oliven. In der Gallura liegt der Schwerpunkt auf der Korkproduktion. Sardinien ist Italiens größter Korkhersteller. Neben Viehwirtschaft, Baumkulturen, Wein- und Ackerbau stellt die (Meer-)Salzgewinnung einen wichtigen Faktor dar, wie sie in den Lagunen vor allem bei Cagliari betrieb wird. Die Fischerei fällt weniger ins Gewicht. Das traditionsreiche Kunsthandwerk befindet sich im Zuge der Rückbesinnung auf die überlieferten kulturellen Werte im Aufwind. Töpfereierzeugnisse, Holzarbeiten, Flecht-, Schmiede- und Webkunst erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Zu jeder Tracht gehört ein bestimmter Schmuck aus Silber oder Gold. Die filigranen Kleinodien werden nach alten, spanisch beeinflussten Vorlagen gefertigt.

Sa Resolza, das Hirtenmesser ist ein Stück sardischer Identität. Das handgefertigte Werkzeug st ein nicht feststehendes Klappmesser, dessen klassisch geschwungene Klingenform dem Blatt der Myrte nachempfunden ist. Der Griff wird aus hochwertigem Horn gefertigt.

Wunderschön sind die schweren, meist aus Eiche oder Kastanienholz gefertigten und mit aufwendigen Schnitzereien verzierten Bauernmöbel und Truhen, die bei den Hirten und Bauern der Barbagia zu jeder Aussteuer gehören.

Den größten Zuwachs verzeichnet der Dienstleistungssektor, auf den rund zwei Drittel des regionalen Bruttosozialproduktes entfallen. Der Tourismus ist mit über 10 Mio. Übernachtungen zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Das Fremdenverkehrswesen entwickelte sich zu einer entscheidenden Erwerbsquelle für viele Familien. Kleine Hotels, Bars und Pizzerien entstanden. Dennoch streichen auch hier den Löwenanteil Investoren vom Festland ein, die in den 1960er Jahren das Land für Pfennige erwarben, um darauf Hotelanlagen und Feriensiedlungen zu errichten. Vom Ausverkauf der Insel sprechen manche Kritiker.

© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
2017 - Italien - Tour durch das eher unbekannte Sardinien - L'autentica Sardegna Teil 1 - Anreise 31.08. bis 06.09.2017 Teil 2 - Sorgono 7. 15.09.2017 Teil 3 - Arbus 16. bis 21.09.2017 Teil 4 - Villamassargia - 22.09. bis 2.10.2017 Teil 5 - Heimreise 3. bis 5.10.2017
Details:
Aufbruch: 31.08.2017
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 05.10.2017
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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