L'autentica Sardegna - Tour durch das eher unbekannte Sardinien
Teil 4 - Streckenverlauf 22.09.-02.10.2017: Donnerstag, 28.09.2017 - 29. Tag
Donnerstag, 28.09.2017 29. Tag
Donnerstag, 28.09.2017 29. Tag
Villamassargia, B & B Il Castello di Gioiosa Guardia di Betty Mascia
Narcao - Parco Archologico Necropoli di Montessu – Santadi / Terresoli / Bosco di Pantaleo
5 ¾ Stunden 63 Meilen = 102 km
Heute verabschieden sich ein nettes Ehepaar. Er ist Sarde aus Villamassargia, sie ist Niederländerin. Wir haben uns beim Frühstück immer gut mit ihnen unterhalten. Ihr Auto ist voll bepackt, mit Köstlichkeiten aus Sardinien für den langen Winter in Holland.
Gegen 9.15 Uhr starten wir. SP 2, SP 85 bis Narcao. Dort Halt an dem schönen Geschäft Linea Casa. Moira hat uns gestern noch die Kosten der Teppiche via whatsapp mitgeteilt. Heute kommen wir, um zu bezahlen. Wir finden das ganz toll, dass Moira sich die Mühe gemacht hat, damit die Teppiche nach Deutschland geschickt werden können. Linea Casa ist kein Touristen-Geschäft, wo man auf solche Dinge vorbereitet ist. Darum sind wir auch besonders gerührt, dass wir von Moira ein kleines Geschenk, ein Andenken an Sardinien, erhalten.
Wir zeigen Moira die Bilder von den Murales, die wir gestern gemacht haben und sie ist erstaunt, was wir alles gefunden haben.
Dann geht es noch zur Bottega del Pane, wo ich nochmals losen Wein kaufe.
Nun geht es weiter, über SP 80 zum Parco Archologico Necropoli di Montessu. Die herrlich gelegene Anlage umfasst einen Hügel, in dem sich mehr als 40 Domus de Janas – Felskammergräber - verschiedener Bauart befinden.
Das Felsengrab ist eine künstlich angelegte Höhle, die ursprünglich zu Begräbniszwecken benutzt wurde. Felsengräber sind seit der Jungsteinzeit in verschiedenen Kulturen anzutreffen. Im zentralen Mittelmeergebiet sind Felsengräber vor allem für die Kupferzeit typisch.
Das weitläufige, einen geschützten Talkessel umfassende Gelände, das zu den großartigsten Felsgräberanlagen der Insel zählt, kann man stundenlang auf schmalen Pfaden durch die stille Natur durchwandern. Plötzlich steht man dann unvermittelt vor Felsgräbern der unterschiedlichsten Art und Größe. Die größten und spektakulärsten sind die beiden sich auf getrennten Hügeln gegenüberliegenden und über den Talkessel hinweg anblickenden, der Muttergöttin und dem Stirgott geweihten Königsgräber Tomba Sa Cresiedda und Tomba Sa Grutta de Is Procus, deren imposante, weithin sichtbare Eingänge die Form eines Gesichts ergeben.
Die Nekropole von Montessu, deren Name vom Berg Monte Essu abgeleitet ist, erstreckt sich über einem Kilometer in einem weiten Talkessel im Hinterland von Villerperuccio im Südwesten der Provinz Sud Sardegna. Die Funde aus Montessu zeigt das Museum in Santadi.
Das Dorf der Träger der Ozieri-Kultur (4.000-3.200 v. Chr.), die für die Erbauer und Erstnutzer der kupferzeitlichen Felsengräber gehalten werden, wurde in der Ebene entdeckt. In der Folgezeit wurden die Anlagen, wie die Ausgrabungen zeigen, von den Kulturen von Abealzu-Filigosa (2.700-2.400 v. Chr.), der Monte-Claro-Kultur (2.700-2.200 v. Chr.), der Glockenbecher-Kultur (2.600-2.200 v. Chr.) und der Bonnanaro-Kultur (2.200-1.600 v. Chr.) genutzt und ausgebaut.
Domus de Janas (Häuser der Feen), auch Necropoli Ipogeica, heißt eine Gattung der Felsengräber aus Sardinien, die der Ozieri-Kultur zugerechnet wird. Es gibt auf der Insel mehr als 1.000.
Die Ozieri-Zivilisation (3.300-2.500 v. Chr.) entwickelte die Backofengräber aus der Bonu-Ighinu-Zeit zu größeren Mehrkammergräbern weiter, den „Domus de Janas“, wie die Sarden die teils labyrinthähnlichen Felskammergräber nennen.
Domus bedeutet Haus und Janas sind die grazilen Feen, die der Sage nach in ihnen leben: gute und böse Wesen, die aus goldenen Fäden prächtige Stoffe weben, unschätzbare Kostbarkeiten hüten und den Menschen Glück und Wohlstand bringen – aber auch unartige Kinder fressen.
Grabbeigaben waren dickbusige weibliche Idolfiguren. Erd- und Muttergottheiten, die den friedfertigen Charakter der Menschen verdeutlichen.
Während die späteren, kriegerischen Hirtenvölker dem Stiergott huldigten, handelte es sich bei den Angehörigen der Ozieri-Kultur um friedliche Ackerbauern. Sie lebten in Hüttendörfern und ernährten sich von den Früchten der Felder sowie von Viehzucht, Kleintierjagd und Fischfang. Die Bildmotive auf ihren kunstvollen Keramiken zeigen die Verbindung zum östlichen Mittelmeer.
Die Ozieri-Kultur brachte Sardiniens erste kulturelle und ethnische Einheit hervor. Nur in der Gallura konnte sie nicht Fuß fassen.
Die glatten Frontseiten der Gräber sind großzügig aus dem Fels gehauen und gegenüber den kleinen Zugängen und einigen fensterartigen Öffnungen riesenhaft. Die fast immer mit Vorräumen oder Dromoi versehenen Anlagen sind ein- oder doppelzellig.
Dromos/Dromoi bezeichnet in der Archälogie einen Gang oder Korridor, der zu einem Raum führt, häufig eine Grabkammer.
Eckige Formen von Zugängen und Räumen wechseln mit ovalen und gekurvten Grundrissen, die auf das Sulcis beschränkt sind.
Sulcis ist heute der Name der Landschaft im südwstlichen Sardinien in der Provinz Carbonia-Iglesias.
Hier wurden Menhire gefunden, die darauf hinweisen, dass auch dieser Teil Sardiniens seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. von Ackerbauern bewohnt war.
Der Name Sulcis ist zurückzuführen auf die phönizische bzw. punische Siedlung Sulki auf jener 108 km² großen Insel des Sulcis-Archipels, die heute, wir ihr Hauptort Sant’Antioco heißt. Sie war, wie andere Gründungen, z. B. Monte Sirai, von einer starken Mauer umgeben, deren Reste heute noch zu sehen sind. Sulki (Sulcis) war ab 550 v. Chr. eine Kolonie Karthagos, die 238 v. Chr. in römische Herrschaft überging.
Die Phönizier gründeten zwischen 900 und 700 v. Chr. mit Tharros, Sulki (Sulcis), Nora und Karales (Cagliari) auf Sardinien die ersten Städte als eigenständige Stadtstaaten und Handelsniederlassungen. Ein Beleg dafür ist die Stele von Nora, eines der ältesten Schriftzeugnisse des westlichen Mittelmeeres.
Einige der in dem weiten, vom Rio Palmas durchflossenen Talkessel liegenden Anlagen haben symbolisch-dekorative Bemalungen und die typischen eindrucksvollen Verzierungen aus geometrischen Motiven, Scheintüren und konzentrischen Kreisen und Stiergehörnen. In manchen der heute oben offenen Kammern sammelt sich das Regenwasser.
Abgrenzende Temenoi und kleinere Menhire sowie Baityloi sind ebenfalls vertreten.
Temenos (Heiligtum) bezeichnet den umgrenzenden Bezirk eines Heiligtums. Die Einfassung wird gewöhnlich durch Mauern, oft übermannshoch, oder Säulenhallen, bisweilen durch Zäune gebildet. Der Zugang ins Heiligtum ist meist durch einen Torbau gefasst.
Menhir ist eine Bezeichnung für einen vorgeschichtlichen, hochragenden Steinblock. In der prähistorischen Archälogie bezeichnet das Wort einen länglichen Einzelstein, der in vorgeschichtlicher Zeit von Menschen senkrecht aufgestellt wurde.
Steinkulte / Steinverehrung sind seit der Antike weit verbreitet. Aufgerichtete Steine galten schon in der Jungsteinzeit als Repräsentanten von Gottheiten und waren somit Kultsteine. In diesem Sinne deuten Forscher die Baityloi Sardiniens. Der sardische Steinkult kommt besonders als Dreierkombination an vielen Stellen Sardiniens vor. Einige Gigantengräber und einige der Domus de Janas haben ein Zahnfries (fregio a dentelli) mit drei Ausnehmungen, die zur Aufnahme kleiner granatenförmiger Baityloi (aufrechte Steine) dienten.
Beim nahen Dorf Terrazzu steht die Luxia Arrabiosa, der über 5 Meter hohe, größte Menhir der Insel. In der Nähe von Montessu liegt die Tropfsteinhöhle Grotte is Zuddas und die punische Nekropole Pani Loriga.
Der Eintritt zu der Necropole Domus de Janas von Montessu kostet 5 Euro/Person, was wir nicht als teuer empfinden, wenn man bedenkt, was es hier alles zu sehen und zu entdecken gibt. Kein Mensch ist heute Morgen hier zu sehen. Wir sind die ersten Besucher. Ein freundlicher älterer Herr gibt uns eine deutsche Info, die wir aber zurück geben müssen. Dann erklärt er uns den Weg zu einem Parkplatz, wo wir das Motorrad abstellen und dann zu Fuß weiter wandern können.
Über eine steile Treppe, mit viel zu vielen ungleichen Stufen, geht es hoch hinauf zu den ersten Gräbern. Rolf hat sich genau erklären lassen, wo wir lang laufen sollen bzw. dürfen, denn einige Wege sind gesperrt.
Es ist wirklich eine phantastische Landschaft, in der sich die vielen Felsgräber befinden. Wir können uns nicht satt sehen an der Schönheit der Gegend. Und natürlich werden alle Gräber, die in Reichweite sind, von Rolf ausgiebig erkundet. Er klettert in jede Höhle, wo es erlaubt ist, hinein. Ich halte mich da eher zurück. Man weiß nicht, auf wen man da stößt.
Ich beobachte eine ca. 80 cm lange wunderschöne Schlange, die in der Sonne liegt. Als sich Rolf mit seinen schweren Motorrad-Stiefeln nähert, ist sie in einem nahen Busch verschwunden, ehe ich ein Bild machen kann. Schlangen reagieren ja auf Vibrationen. Schade, ich bin traurig, aber nicht zu ändern. Die schöne Schlange lässt sich nicht mehr blicken.
Mittlerweile sind doch einige Besucher gekommen, u. a. eine deutsche Familie mit Kleinkindern, die brüllen und schreien. Für mich nicht nachvollziehbar, dies ist kein Ort, den man mit solchen Kindern besuchen sollte, da fehlt doch jedes Interesse und Verständnis. Rolf und ich entfliehen den Störenfrieden und wir begeben uns auf den Abstieg.
Am Eingang auf dem Gelände des Parks sind einige Esel untergebracht. Gefüttert werden die mit Grissini und altem Weißbrot, das grenzt für mich schon an Tierquälerei. Schnell noch einige Bilder von den Eseln und dann verlassen wir diesen interessanten Ort.
Zunächst SP 1 nach Santadi, keine Pause möglich, keine Bar geöffnet, weiter nach Terresoli. Auch hier keine Bar geöffnet.
Wir entdecken ein Schild Bosco di San Pantaleo. 8 km fahren wir auf guter Straße bergauf, vorbei an einer alten Forstkaserne sowie einer malerisch alten Wassermühle.
Kurz danach endet die SP 1 in einem Schotterweg mit vielen Löchern. Das wollen wir unserer Harley und meinem Rücken nicht zumuten, also drehen wir um und fahren zurück. Es gibt ja unterwegs immer etwas zu sehen.
Hier befindet sich der größte zusammenhängende Wald Europas – das Naturschutzgebiet Monte Arcosu. Der Hauptzweck ist der Schutz des sardischen Hirsches und seines natürlichen Lebensraumes. Das Monte Arcosu Reservat umfasst 35.000 Hektar Land, das ist die größte Ausdehnung von Busch- und mediteranen Wäldern in Europa. Das Naturschutzgebiet ist im Besitz von WWF Italien.
Der Bosco di Pantaleo enthält viele alte Bäume, Eichen, Korkeichen und Steineichen. Das ganze Gebiet ist reich an Quellen und einem außergewöhnlichen, von Pilzen bewachsenen Unterholz. Das Holz hat das Überleben der sardischen Hirsche und der Damhirsche ermöglicht, die geschützt werden, um die Kontinuität der Arten zu gewährleisten.
Am Fuße des Waldes befindet sich auch das Gebäude der Ente Foreste, das für die Wiederherstellung der Vegetation in den zerstörten Gebieten verantwortlich ist, die Anwesenheit und Verbreitung der Tiere im Wald und die Verteidigung der Brände überwacht.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Wald von mehreren Unternehmen genutzt, unter anderem von der französischen Firma Petin & Gaudet, die für den Transport des dort produzierten pflanzlichen Kohlenstoffs durch eine Eisenbahn, die das Meer erreichte, verantwortlich war.
Als Beweis dafür gibt es im Pantaleo-Wald zahlreiche Gebäude, von denen einige heute Ruinen sind, während sich andere in gutem Zustand befinden.
Auf dem Rückweg halten wir an einer Arbeiterkneipe halten wir, 2 l Wasser, 1 Glas Wein = 2,10 Euro.
Dann geht es zügig nach Hause. Zum Abendessen gibt es Branzino (Wolfsbarsch), Salat, Trauben, Brot, Wasser und Wein.
Später sitzen wir noch mit dem Schweizer Ehepaar zusammen. Wir sind todmüde, als wir endlich ins Bett gehen.
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Aufbruch: | 31.08.2017 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2017 |