L'autentica Sardegna - Tour durch das eher unbekannte Sardinien
Tradition und Brauchtum auf Sardinien
Tradition und Brauchtum
Tradition und Brauchtum
Das Schönste, was man über das typisch Sardische sagen kann, ist wohl, dass es auch im Zeitalter des Massentourismus und Internet, in vielen Ausprägungen, besonders aber in Brauchtum und Traditionen spürbar echt geblieben ist.
Folklore ist auf Sardinien noch nicht zum billigen, inhaltsleeren Touristenspektakel verkommen, sondern nach wie vor das im Alltag integrierte, authentisch überlieferte Wissen des Volkes.
Nicht nur auf den unzähligen Festen steht die eigene Tradition in Küche, Musik, Gesang und Tanz im gesellschaftlichen Mittelpunkt. Auch bei privaten Feiern wie Taufe oder Hochzeit vereint sich die Festgesellschaft zum ballu tundu, dem uralten sardischen Nationaltanz. Getanztes Schweigen, so sagt man, ein getanzter, mittelalterlicher, sakraler Chor.
Die intensive Verbundenheit mit den eigenen Traditionen und deren Verwirkung in den Alltag hängt mit der Geschichte dieses kleinen Volkes und der isolierten Lage ihrer Insel zusammen. Seit die ersten Fremden an ihren Küsten landeten, zogen sich die freiheitsliebenden Sarden in die unzugängliche Bergregion im Inselinnern zurück. Nicht nur physisch zogen sie sich ins Innere zurück, auch seelisch. Sie wandten dem Meer und der restlichen Welt den Rücken zu.
Dem Assimilierungsdruck der jahrtausendelangen Fremdherrschaft konnten die Sarden nur widerstehen und so als Volk überlegen, indem sie an den gemeinsamen kulturellen Wurzeln mit großer Beharrlichkeit festhielten. Aus ihnen schöpfen sie auch heute noch ihre individuelle Kraft, ihren inneren Halt und ihre kollektive Identität als kulturelle Einheit.
Der überwiegende Teil der traditionellen Feste ist religiöser Natur. Ob der kleine Dorfheilige, die inselweit verehrte Schutzpatronin oder die Heilige Osterwoche gefeiert wird – in den intensiv und leidenschaftlich begangenen Wallfahrten, Prozessionen und religiösen Riten drückt sich die tiefe Verwurzelung der sittenstrengen Sarden im christlichen Glauben katholischer Prägung aus.
Neben den großen religiösen Umzügen finden das ganze Jahr über auch Prozessionen zu den zahlreichen kleinen Wallfahrtskirchen statt. Diese liegen meist in landschaftlich wunderschönen einsamen Lagen über ganz Sardinien verteilt. Viele dieser idyllischen Pilgerstätten sind von cumbessias, winzigen Puppenstuben ähnlichen Pilgerhütten umgeben. Hier verweilen die Gläubigen vor den ansonsten ausgelassenen Feierlichkeiten in innerer Einkehr mit Andachten und Messen.
Viele dieser ländlichen Wallfahrten dauern mehrere Tage und verwandeln sich nach dem offiziellen, von kirchlichen Riten bestimmten Teil, in heitere Massenpicknicks, bei denen sich die andere Seite der sardischen Mentalität Bahn bricht.
Nicht religiöser, sondern historischer Natur sind die spektakulären Reiterfeste Sardiniens. Höhepunkt sind die Reiter, die auf dem Rücken der Pferde stehend im halsbrecherischen Galopp durch die Straßen jagen.
Die dunkle Seite der Sarden zeigt sich in ihrem nach wie vor stark verwurzelten Aberglauben. Neben der römisch-katholischen „Sonntagsreligion“ wird ihre Alltagswelt nach wie vor von dunklen Kräften, Geistern und Dämonen beherrscht, gegen die bislang weder Papst noch Aufklärung etwas ausrichten konnten.
In den zerrissenen Klüften haust S’Amuttadore, der Angst einflößende Alp, die grauenhafte Gestalt Su Bruttu, das wüste Fabelwesen Su Traigorzu und böse janas, Feen, die den Kindern das Blut aussaugen. Auch Brusha, die Hexe und S’Erchitu, der Ochsenmann, in den sich Mörder verwandeln, sind gefürchtete Gestalten. In den Brunnen und Quellen hausen Wassergöttinnen, die Unvorsichtige in die Tiefe ziehen. Diese und andere böse Wesen versuchen die Sarden mit herbos, magischen Zaubersprüchen und archaischen Beschwörungsformeln zu bannen. Besonders gefürchtet ist „malocchio“ – der böse Blick. Gegen ihn hilft ein gelber Wollstoff in der Tasche oder ein Mufflonhorn. Außerdem ein besprochenes Amulett, um den Hals getragen oder unter dem Kopfkissen. Das Haus schützt man mit einem Bündel Besenkrauts oder einer Garbe Ähren. Diesen Brauch habe ich auch in Katalonien gesehen.
Das Geheul der Hunde, der Ruf der Eule oder ein hinkendes Pferd sind Vorzeichen schrecklicher Geschehnisse.
Besonders eindrucksvoll zeigt sich die sardische Dämonenwelt bei den Faschingsbräuchen. In den Küstenorten wird der Karneval mit bunten, fröhlichen Umzügen begangen. In den Bergen jedoch regieren schaurige furchteinflößende Gestalten.
Etwas ganz Besonderes ist der Karneval von Mamoiada. Hier beherrschen die Mamuthones die wilden Tage – unheimliche Wesen, mit gewaltigen Glocken behangen, in zottelige Felle gehüllt und hinter schwarzen, verzerrten Masken verborgen. Die schaurigen Figuren gehen wohl auf den phönizischen Wasserkult zurück. Die schwarzen Masken stellen den Regendämon Maimone dar.
Die schwerfälligen grimmigen Mamuthones werden von flinken, in rot-weiße Trachten gekleideten Issohadores gejagt, mit Stricken eingefangen und durch die Gassen gehetzt. Die ungleiche Jagd der leichtfüßigen Issohadores auf die plumpen Mamuthones ist den Sarden Symbol ihres historischen Schicksals als Volk. Die flinken Häscher stellen die fremden Eroberer dar, die Mamuthones stehen für die Sarden, die gefangen, verlacht und zum Vergnügen wie wilde Tiere vorgeführt wurden.
Aufbruch: | 31.08.2017 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2017 |