L'autentica Sardegna - Tour durch das eher unbekannte Sardinien
Teil 4 - Streckenverlauf 22.09.-02.10.2017: Infos Tratalis Vecchia
Tratalis Vecchia Informatonen
Mitten in der unteren Sulcis-Ebene liegt ein kleiner Weiler, der in seiner langen Geschichte gleich mehrmals verlassen wurde.
Glück für die Altertumskunde, denn die 45 Häuser und die dominante Cattedrale di Santa Maria di Montserrato (erbaut zwischen 1213 und 1282) sind heute ein gut erhaltenes mittelalterliches Freilichtmuseum, in dem man durch vergangene Zeiten spazieren kann.
Weite Teile des mittelalterlichen Dorfzentrums sind liebevoll renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Bei einer Besichtigungstour können wir durch die engen Gassen spazieren, ein wenig Mittelalter-Luft schnuppern und die restaurierte Kirche bewundern.
Zur Saison öffnen Handwerksbetriebe in den alten Gebäuden, zwei Restaurants sorgen für das leibliche Wohl der Gäste und ein kleines Museum zeigt Episoden und Fotografien aus der Vergangenheit. Durch das Museum erreicht man auch das spanische Herrenhaus, in dem man die alten Gemäuer, den in den Originalzustand zurückversetzten Innenhof sowie einen reich geschmückten Votivwagen bewundern kann. Leider heute alles geschlossen.
Das kleine Tratalis blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Seiner Lage in einer fruchtbaren Ebene im Südwesten Sardiniens ist es zu verdanken, dass sich hier sowohl Nuragher als auch Phönizier, Karthager, Römer, Mauren sowie Sarazenen ansiedelten und urzeitliche, antike und mittelalterliche Spuren auf den Wiesen, Hügeln und Bergen rund um den Weiler hinterließen, die heute allerdings zum Großteil überwachsen sind oder in Wäldern und Büschen versteckt liegen.
Überreste aus dem Mittelalter, der Blütezeit Tratalias (11./12. Jh.), haben die Jahrhunderte jedoch überdauert: Vom 13. Jh. bis 1503 war der kleine Ort Bischofssitz. Von dieser Zeit zeugt die prächtige Chiesa die Santa Maria di Monserrato im pisanisch-romanischen Stil im Herzen des mittelalterlichen Ortskerns.
Die Fassade der Kirche wird horizontal von einem Rahmen mit Hängebögen geteilt und darüber ist eine Rosette angebracht. Kurios ist der Tympanon, aus dem das letzte Stück der Zugangstreppe zum Dach hervorragt. Auch die Seitenwände und die Apsis sind mit Lisenen und Bögen verziert. Bei einer Lisene handelt sich um eine schmale und leicht hervor tretende vertikale Verstärkung der Wand. Sie dient zur Gliederung, Betonung und Verzierung.
In der Nähe der Kirche befindet sich ein Klostergebäude aus dem 17. Jh. (eine spanische Inschrift an der Hofmauer trägt das Datum 1655), das heute als Tourismusbüro und Raststätte dient. Die Schutzpatronin des Ortes wird vierzig Tage nach Ostern, zu Christi Himmelfahrt, gefeiert und die Feierlichkeiten dauern eine ganze Woche.
Auch die Aragonesen, die Sardinien fast 400 Jahre beherrschten, haben hier wichtige mittelalterliche Spuren hinterlassen, die man heute noch in dem liebevoll restaurierten Anwesen Casa Spagnola mit seinen Innenhöfen, Stallungen und Mauern aus natürlichen Materialien bewundern kann.
Doch mit dem Ende des Mittelalters verlieren sich die Spuren der Zivilisation in Tratalias.
Im 16. Jh. galt die Sulcis-Ebene als unwirtlich, wild und sumpfig. Malaria-Epedemien und Hungersnöte dürften ebenfalls zu der Entvölkerung beigetragen haben. Erst 300 Jahre später, 1822, wird das Dorf wieder urkundlich erwähnt. Eine handvoll Bauern und Schäfer siedelten sich zum Teil in den mittelalterlichen Überresten an. Bis in die 1950-er Jahre entwickelte sich daraus eine Wohngemeinde, besiedelt überwiegend von Arbeitern der nahen Bergwerke von Carbonia.
1954 wurde in den Bergen von Tratalis ein Staudamm errichtet: Der über 50 Millionen Kubikmeter umfassende Lago di Monte Pranu war als Wasserspeicher für die Landwirtschaft und als Wasserlieferant für die Industrien im nahen Industriepol von Porto Vesme an der Westküste gedacht.
Die Errichtung des Stausees erwies sich aber bald als Todesurteil für das kleine Dorf am Fuße des Wehrs. Durch den veränderten Grundwasserspiegel wurden die alten Häuser des nur 17 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Dorfes häufig überschwemmt, Feuchtigkeit und Schimmel bedrohten die Gesundheit der Bevölkerung. Als in den 1970-er Jahren die hygienische Situation zu eskalieren drohte, wurde mit massiven Strukturfördermitteln aus dem fernen Rom ein Umsiedlungsprogramm beschlossen: Das gesamte Dorf, das mittlerweile aus über 300 Gebäuden bestand, sollte innerhalb von 10 Jahren an einen nahegelegenen Hang – Monte Nigali - gebracht werden.
1982 wurden die letzten Bewohner in das neue Dorf mit funktionellen Wohngebäuden, moderner Infrastruktur und stadtplanerischer Liebe für Stahlbeton umgesiedelt. Der neue Ort hat heute ca. 1.100 Einwohner. Er weist viele schöne Einzelhäuser mit großen Gärten und weitläufigen Grünflächen auf.
1991 wurden große Teile des alten Dorfes schließlich dem Erdboden gleichgemacht, lediglich 45 mittelalterliche Gebäude und die ehemalige Kathedrale ließ man stehen. Diese restlichen Gebäude stehen unter Denkmalschutz – Gebäude von besonderem historischem, künstlerischem Interesse. Tratalis Veccia wurde zu einem Lost Place.
In der Zeit zwischen den 1960-er und 1980-er Jahren, in der in vielen mittelalterlichen Anwesen die Neuzeit mit Umbauten und Modernisierungen Einzug hielt, blieb in Tratalis die Zeit stehen: Da die baldige Umsiedlung bevorstand, wurde kaum in die alten Gebäude investiert. Da nie renoviert wurde, sind in den alten Häusern Ginsterholzbalken, Schilf gedeckte Dächer, Mauersteine aus Ton, Schlamm und Schilf, vielfach erhalten geblieben.
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Aufbruch: | 31.08.2017 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 05.10.2017 |