L'autentica Sardegna - Tour durch das eher unbekannte Sardinien

Reisezeit: August - Oktober 2017  |  von Uschi Agboka

Teil 2 - Streckenverlauf - 7.-15.09.2017: Dienstag, 12.09.2017 - 13. Tag

Dienstag, 12.09.2017 13. Tag

Dienstag, 12.09.2017 13. Tag
Sorgono – B & B Vesta affittacamere
San Mauro / Ortueri / Busachi / Lago Omodeo / Fordongianus: Casa Aaragonese, Chiesa San Pietro / Santa Cristina / Solarussa / Simaxis / Sarcidano / Laconi: Parco Marchesi Aymerich - Cascata Maggiore- Castello Aymerich – Palazzo Aymerich - Chiesa Sant’Ignazio di Laconi
7 Std. 106 Meilen = 171 km

Heute Morgen ist herrliches Wetter. Strahlend blauer Himmel. Nach dem Frühstück – Carola beschenkt uns erneut mit einer Flasche Wein – fahren wir los, 9.30 Uhr.

SS 128, SS 388. Unser erstes Ziel die Wallfahrtskirche San Mauro oben auf dem Berg. Wir parken unten und klettern dann hoch. Die unebene Kopfsteinpflasterstraße ist nicht unbedingt so prickelnd für unsere Harley.

Die Landwallfahrtskirche von San Mauro im gotisch-aragonesischen Stil liegt 7 km entfernt von Sorgono auf den Hängen des Monte Lisai. Das Fest von San Mauro ist das wichtigste in Sorgono. Das stets am letzten Sonntag im Mai gefeierte Fest, wurde ab 2005 auf die erste Woche im September verschoben.

Unter den Veranstaltungen des Volksfestes ist auch der Palio von San Mauro. Eine Bahn und eine Manege für das Pferderennen wurden am Fuß des Hügels, der von der Kirche beherrscht wird, aufgebaut. Sardische Gesänge und Tänze auf dem Dorfplatz, Verkosten der lokalen Agrarprodukte, Kauf von handwerklichen Produkten (Glas, Leder, Keramik) und Ausstellungen über die Wallfahrtskirche und über die alten Traditionen gehören dazu.

Neben den großen religiösen Umzügen finden das ganze Jahr über Prozessionen zu den zahlreichen kleinen Wallfahrtskirchen statt. Diese liegen meist in landschaftlich wunderschönen einsamen Lagen über ganz Sardinien verteilt. Viele dieser idyllischen Pilgerstätten sind von cumbessias, winzigen Puppenstuben ähnlichen Pilgerhütten umgeben. Hier verweilen die Gläubigen vor den ansonsten ausgelassenen Feierlichkeiten in innerer Einkehr mit Andachten und Messen.

Aber die Cumbessias, die kleinen Häuschen, sehen hier bei San Mauro sehr verwahrlost aus. Hier wohnt schon seit langen Zeiten niemand mehr.

Mir sticht ein alter Baum mit einem verknoteten Stamm ins Auge. Sieht sehr interessant aus.

Einige Forschungen sollen belegen, dass hier früher ein Kloster existierte und diese Häuschen von Laienbrüdern oder Konvertiten bewohnt waren, die die Pestkranken der Umgebung pflegten. Offiziell werden diese Forschungen aber nicht anerkannt.

Schade, dass das alles so zerfällt. Man sieht die Hinterlassenschaften diverser Viecher wie Schafe und Rinder, verteilt um die ganze Kirche, die leider geschlossen hat. So können wir sie nur von außen bestaunen.

San Mauro wurde um 1120 von den Benediktinern auf den Ruinen einer früheren Kirche erbaut. Gegen Ende 1400, in der aragonesischen Zeit, beginnt der eigentliche Umbau der Kirche bis Ende 1500 und später bis ins 17. Jh. Die Kirche ist ein Beispiel für eine Synthese zwischen Spätgotik und der Renaissance mit Teilen des Barock.

Die Kirche ist rechteckig, mit einer Fassade von 10 m hohen Trachyte-Steinen. Die romanische Rosette über dem Portal, 4,5 Meter im Durchmesser, ist die größte auf der Insel.

Zum Portal gelangt man über eine breite Treppe, die an beiden Seiten von zwei Löwen flankiert ist, die das Wappen von Aragon tragen. Leider sind diese Löwen arg beschädigt. An der rechten Seite an der Treppe kann man eine Stele entdecken, die aus einer Tomba di Giganti stammt.

Die Kirche ist für eine Wallfahrtskirche sehr groß. Es wird gemunkelt, dass die Bewohner der Gegend mit dem Bau einer so großen Kirche dafür bestraft wurden, da sie der Kirchenobrigkeit zu wenig Respekt entgegen brachten.

Die Legende erzählt: Mauro war der Sohn eines römischen Edelmannes und wurde schon als Jüngling ein Schüler des Hl. Benedikt. Später wurde er sein Vertrauter. Es wird berichtet, dass Mauro während der Gebetsstunde in einem Benediktinerkloster sah, wie der Teufel die Soutane eines Mönchs ergriff und dann aus der Kapelle rannte.

Eine weitere Geschichte berichtet über Mauros absoluten Gehorsam. Eines Tages sah der Hl. Benedikt ein Kind, das sich zu weit über das Ufer eines Sees beugte, so dass es von den Wellen hinweg getragen wurde. Der Hl. Benedikt befahl Mauro, das Kind zu retten. Mauro in blindem Gehorsam ging zu dem Kind, nahm es bei den Haaren und brachte es zurück ans Ufer. Erst da bemerkte er, dass er auf dem Wasser des Sees gelaufen war.

Weitere Wunder werden ihm zugeschrieben: Mauro, Prior in Montecassino, soll dort ein lahmes und stummes Kind geheilt haben. Ebenso heilte er einen vom Pferd gefallenen Diener, einen Blinden und gab einem jungen Mann das Leben zurück.

Nach vielen Bildern geht es weiter. Heute gelingt es mir, von der Kirche in Busachi ein Bild zu machen. Rolf kann hier an der Straße schlecht halten, darum nur vom Motorrad aus. Heute ist wieder herrliches Wetter.

In Busachi sind an vielen Häusern Schilder zu sehen: Domenico innocente oder Domenico libero!

Später finde ich die traurige Geschichte dazu: Domenico Fadda soll seinen Schwager umgebracht haben. Er wurde zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Tochter des Opfers, Antonella, hat eine Petition auf den Weg gebracht, denn sie ist, wie das ganze Dorf, der Überzeugung, dass nicht ihr Onkel Domenico ihren Vater Giovanni Cossu ermordet hat, sondern ihre Mutter Isabella (Schwester des Domenico Fadda), die sich wenige Stunden nach dem Tod des Ehemannes Giovanni das Leben nahm. Sie litt seit Jahren an schweren psychischen Störungen. Das Messer, mit dem ihr Mann umgebracht wurde, gehörte ihr.

Hoffentlich kommt die Wahrheit ans Licht und der unschuldig im Gefängnis sitzende Domenico frei.

Gegen 11 Uhr sind wir Fordongianus. Heute kann ich das Casa Aragonese besichtigen. Man bekommt einen kleinen Eindruck, wie die spanischen Edelleute hier in Saus und Braus gelebt haben, während die Bevölkerung hungerte.

Wir laufen weiter zur neugotischen Dorfkirche San Pietro Apostolo, 16. Jh., leider geschlossen. San Pietro ist wie die meisten Häuser des Ortes aus rotem Trachytstein erbaut, auf den Ruinen einer alten Kirche. In letzter Zeit haben am Äußeren durch Umbauarbeiten einige Veränderungen stattgefunden.

Auch hier entdecken wir weitere schöne Granit-Skulpturen auf den Gehwegen und kleinen Plätzen. Die sehen wirklich sehr schön aus.

Bevor wir Fordongianus verlassen, halten wir an der Brücke über den Rio Tirso und machen einige Fotos.

Uns hat der kleine Ort sehr gut gefallen. Wir fahren weiter zum Brunnenheiligtum Santa Cristina. Vor Jahren waren wir dort schon einmal. Es hat uns so gut gefallen, dass wir heute nochmals den geschichtsträchtigen Ort besuchen wollen.

Wasserkult ist ein uraltes vorchristliches Phänomen. Heutige Wallfahrten an den Tagen der Heiligen, denen viele Gewässer gewidmet wurden, lassen sich in aller Regel auf den vorchristlichen Wasserkult zurückführen. Die Verehrung betrifft sowohl Regionen mit Wasserüberschuss wie Irland, als auch mit Wassermangel wie Sardinien. In beiden Regionen gehört sie zu den Fruchtbarkeitskulten, da sie mit dem Ertrag der Felder zu verbinden ist. Bekannter, weil eindringlicher, ist der Kult aus Wassermangel. Cyrill von Jerusalem spricht bereits bei der altkirchlichen Taufe vom Wasserkult als einem Götzendienst, dem der Getaufte abzuschwören hat.

Aber oh Schreck, wie hat sich hier alles zum Negativen verändert. Ein riesiger Parkplatz für Busse, großes Restaurant und Ticketgeschäft. Der Name hat sich auch geändert: Parco Archeologico Naturalistico di Santa Cristina.

Santa Cristina, fünf Kilometer südlich von Paulilatino, ist ein sardischer Brunnentempel (Pozzo Sacro) aus der Zeit der Nuraghenkultur (1800 bis ca. 234 v. Chr.). Er befindet sich nahe der Cumbessias (Pilgerwohnungen) der kleinen gleichnamigen Kirche, an einer eigenen Ausfahrt der Carlo Felice – SS 131 - in einem nuraghischen Dorf, das in einem lichten Olivenhain liegt.

Uns gefallen die Menschenmassen nicht, die hier herum laufen. Da wir das Brunnenheiligtum kennen, beschließen wir, weiter zu fahren.

Doch vorher werfe ich noch einen Blick in den Laden, wo auch die Eintrittskarten verkauft werden. Eine ältere Dame führt dort das Kommando. Extrem unfreundlich, nicht zu mir, aber zu anderen italienischen Touristen, die einige Fragen stellen. Ich bin fassungslos. Nachdem ich eine Seife für meine Freundin Sandra gekauft habe, verlassen wir diesen Ort, der so gar nicht mehr nach unserem Geschmack ist.

SS 131, Richtung Cagliari. Ausfahrt Solarussa, bis Simaxis. Dort Pause in einer Einheimischen-Bar gegen 12.30 Uhr.

Und weiter geht die Tour bis Laconi. 14.20 Uhr Halt am Rathaus.
Laconi, das kleine Städtchen ist das Zentrum des Tourismus in dieser einsamen Gegend. Der Ort liegt auf einem Hügel, umgeben von Wald und Nuraghen. Laconi ist eine kleine Gemeinde, 1.880 Einwohner. Das Dorf nennt sich „Dorf der Menhire“. Es ist Sitz der ursprünglich katalanischen Adelsfamilie Aymerich.

Der Parco Marchesi Aymerich, erstreckt sich um die Überreste der Aymerich-Burg, deren Ursprünge wahrscheinlich auf das Jahr 1053 zurückgehen. Er umfasst ein Gebiet von fast 22 Hektar. Die Ruinen der Burg weisen unterschiedliche Schichtungen auf, die dem Gebäude im Laufe der Jahrhunderte sein heutiges Aussehen verliehen haben. Der Park trägt den Namen der letzten Herrscherfamilie von Laconi (Ende 18. Jahrhundert). Das Gebäude entstand jedoch im Mittelalter (auf den Resten eines byzantinischen Schutzlagers gegen Barbareneinfälle), um die Grenzen des Reiches von Arborea gegen das Reich von Cagliari zu verteidigen.

Der rechteckige Hauptturm stammt aus dem 11. bis 12. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert in ein Gefängnis verwandelt. Daneben erhebt sich die eigentliche Burg über zwei Stockwerke: Das untere stammt aus derselben Zeit wie der Turm, während das obere an den Fenstern elegante Verzierungen im katalanisch-aragonesischen Stil aufweist.

Diese Burg war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Sitz der Herren von Laconi. Markgraf Ignazio Aymerich Ripoll hatte damals bereits einen großen botanischen Garten mit exotischen Pflanzen anlegen lassen. Wahrscheinlich sind auch die Wälder um das Schloss den Herren von Laconi zu verdanken. In ihnen findet man einzigartige, nicht aus der Gegend stammende Bäume, wie eine ungeheure Libanonzeder und die Korsische Pinie. Der Park ist seit 1990 im Besitz der Region Sardinien und wird von deren Forstverwaltung erhalten.

An die alteingesessene Adelsfamilie Aymerich erinnert auch der prächtige Palazzo Aymerich aus dem 19. Jh.

Im Ortszentrum steht an einer hübschen Piazza die Chiesa Sant’Ignazio di Laconi. Dem Heiligen Ignazi di Lacaoni, geb. 17. Dezember 1701 in Laconi, ist die Kirche geweiht. Er war bis zu seinem Tod als bescheidener Bettelmönch tätig und starb, fast erblindet, tief verehrt von der Bevölkerung, die ihm ein Denkmal setzte. Ihm wurden wunderbare Kräfte zugeschrieben. Es gibt kaum ein Haus auf der Insel, in dem nicht sein Bild hängt.

Besichtigen macht müde und durstig. Wir stärken uns in einer kleinen Bar in der Nähe des Rathauses. Auch hier hören wir traurige Geschichten. Ein junger Mann kommt vorbei. Er zählt der Barbesitzerin, dass er seine Lehrstelle verloren hat und nun wieder zur Schule geht.

Es wird Zeit, wir müssen den schönen kleinen Ort verlassen und fahren u. a. über Meano Sardo zurück nach Sorgono. Herrliche Strecke, eine Kurve nach der anderen.

Erwähnenswert ist auch, dass wir einige Male große Knochen, einen Schädel und einen toten Esel am Straßenrand entdeckt haben. Sah schon gruselig aus.

In Sorgono treffen wir gegen 16.30 Uhr, nach 7 Stunden, 106 Meilen = 171 km, ein. Erst mal Duschen und Relaxen. Dann gibt es Abendbrot: Fisch, Mortadella, Schinken, Brot, Pfirsiche, Tomaten, Wein. Wir picknicken immer draußen in dem schönen Garten. Einfach herrlich.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meinen Facebook Seiten

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
2017 - Italien - Tour durch das eher unbekannte Sardinien - L'autentica Sardegna Teil 1 - Anreise 31.08. bis 06.09.2017 Teil 2 - Sorgono 7. 15.09.2017 Teil 3 - Arbus 16. bis 21.09.2017 Teil 4 - Villamassargia - 22.09. bis 2.10.2017 Teil 5 - Heimreise 3. bis 5.10.2017
Details:
Aufbruch: 31.08.2017
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 05.10.2017
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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