Eine Weltreise
Peru 20.08-12.09.06: Cusco-Puerto Maldonado-Riberalta-Rurrenabaque
Eine Grenzuebergang der etwas anderen Art - das waere wohl auch ein passender Titel fuer dieses Kapitel gewesen.
Nach Suedperu hatten Johannes und ich genug vom "Gringotrail" und wollten deshalb nicht den ueblichen Touriweg ueber den Titicacasee nach La Paz nehmen. Da kam uns ein kleiner -zugegeben recht wager- Hinweis im Footprint gerade recht. Laut Reisefuehrer sollte es naemlich - solange es nicht regnet- auch im Amazonas Basin einen Grenuebergang geben. Ohne langes Nachdenken kauften wir also das Busticket nach Puerto Maldonado, der Provizhauptstadt im suedoestlichen Teil Perus. Mit dabei war auch noch Rico, ein Schweizer, den wir noch aus Huaccachina kannten und wenige Stunden vor der Abfahrt ueberreden konnten, mitzukommen.
Die normale Reisezeit von Cusco nach La Paz ist 14Stunden. Unser kleiner Umweg dauerte acht Tage.
Die 20 stuendige Fahrt nach Puerto Maldonado war bis dahin (Zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht, was fuer Busfahrten noch folgen sollten) die mit Abstand uebelste, die wir in Suedamerika hatten. Eigentlich liessen bereits die Strassenverhaeltnisse weder im Andenhochland noch spaeter im Amazonas Schlaf zu, aber die Frau vor mir, die ganz offensichtlich Spass am Verstellen ihrer Rueckenlehne hatte, und drei Kinder(auf den Plaetzen direkt neben uns), die den gesamten Bus mit Schreien, Weinen, Lachen, Toben und in ihre Hose scheissen in Atem hielten, zerstoerten auch die letzte kleine Hoffnung auf Schlaf.
Die typische suedamerikanische Art der Busbeladung
Raus aus dem Hochland...
...rein in den Amazonas
Puerto Maldonado - die Provinzhauptstadt
In Puerto Maldonado angekommen, stellte sich schnell heraus, dass es deutlich schwieriger als gedacht werden sollte verlaessliche Informationen ueber Ein- und Ausreiseformalitaeten sowie Abfahrtszeiten von Fischer- und Cargobooten einzuholen. So verbrachten wir dank unzaehligen Fehlinformationen zwei Tage mit der Organisation, bis wir endlich einen Ausreisestempel und ein Boot hatten.
In diesem Polizeibuero bekamen wir einen der unzaehligen Stempel
Unser organisiertes Gefaehrt
Am naechsten Morgen waren wir puenktlich um 8:30Uhr am Hafen und konnten auch wenig spaeter in Richtung bolvianscher Grenze aufbrechen. Die Fahrt auf dem "Rio Madre del Dios" dauerte sieben Stunden bis zum Grenzposten Puerto Heath, wo wir gegen ein kleines "Trinkgeld" einen Stempel und die Information, binnen drei Tagen an der brasilianischen Grenze bei Cobija sein zu muessen, bekamen. Ausserdem hatten wir grosses Glueck, ohne Wartezeit eine Mitfahrgelegenheit in einem Bananen-Cargo-Motorkanu zu bekommen. Obwohl uns der Fahrer mit seinen Goldzaehnen und Narben etwas unheimlich war, stiegen wir ein und er brachte uns in weiteren zwei Stunden in den kleinen Ort Chivè.
Auf dem Weg zum Hafen
Auf dem Rio del Madre de Dios
Unser Fahrer beim Nachtanken
Unterwegs sah man neben Fischern immer wieder Goldsucher
Am Grenzposten Puerto Heath ein netter Spruch:
"Das Meer ist unser rechtmaessiger Besitz, es zurueckzuerobern ist unsere Aufgabe"
Gemeint ist ein Streifen Land, den Chile wegen seiner Rohstoffe Ende des 19. Jhd. erobert und der Bolvien den Meereszugang gekostet hat. Aber nationalistische Toene sind in Suedamerika nichts Seltenes.
Blick auf den Rio del Madre del Dios
Unser zweiter Fahrer
Aufgelaufen - alle raus und schieben
Die Menschen in Chivè sind arm und leben vom Gold und der Rodung. Da sich hierhin nur sehr selten ein Gringo verirrt, wollten viele Dorfbewohner alles ueber Europa und die dortigen Goldpreise (10mal so hoch) wissen. Johannes musste deutsche Lieder auf der Gitarre spielen und bekam dafuer auch reichlichen Beifall. Ein aelterer Mann (Die Menschen sehen hier durch die harte Arbeit schon frueh alt aus)erzaehlt uns, dass die europaeischen Frauen so schoen seien, wie von Hand geformt. Er glaubt uns nicht richtig, als wir ihm erzaehlen, dass Ricos "IPod" ohne Kassette funktioniere. Abends -nach einem fantastischen Sonnenuntergang- versammelt sich das gesamte Dorf in den zwei Tiendas mit Ferseher und alle starren wie gebannt auf 20 Jahre alte Filme in mieserabler Qualitaet.
Unser Hostel in Chivè
Kinder in Chivè beim Wasserholen
Es laeuft Bruce Lee
Da wir immernoch den richtigen Einreisestempel brauchten, konnten wir unsere Reise nicht weiter auf dem Fluss fortfuehren, sondern mussten wieder auf die Strasse umsteigen. Auch wenn es nach Cobija nur 5 Stunden im Colectivo waren, war es einer der anstrengenderen Fahrten. Die Hitze brachte einen fast um und immer wieder mussten wir in kleinen Doerfern raus, um auf kleinen von Hand angetriebenen Faehren Fluesse zu ueberqueren. Ein Erlebnis war es aber trotzdem!
Eine der von Hand angetriebenen Faehren
Hier der "Motor"
Ein weiteres Dorf im Dschungel...
...mit Fernseher
In Cobija mussten wir lange mit dem Grenzpolizisten streiten bis er uns endlich unseren Einreisestempel spendierte und wir Hamburgs Niederlage in der Champions League anschauen konnten.
Cobija ist eine heisse, haessliche Stadt. Deshalb nahmen wir gleich am naechsten Morgen den Bus nach Riberalta. Ich kann auch jetzt noch sagen, dass das die brutalste Busfahrt meines Lebens war. Haette der Hotelbesitzer uns um 5:30 Uhr nicht geweckt, haette es wohl keine Chance mehr gegeben den 6:00 Uhr Bus zu bekommen. Die Fahrt dauerte 13 statt der angegebenen 8 Stunden und fuehrte entlang den der Interessen der Landwirtschaft und Holzindustrie zum Opfer gefallenen Landstriche. Die Luftfeuchtigkeit war nur knapp unter 100% bei Temperaturen von 35Grad. Die 50 schwitzenden Passagiere, die sich auf die 40 Plaetze verteilten, verbreiteten einen "angenehmen" Duft, der zahlreiche Fliegen anlockte. Zahlreiche Faehren und eine Strasse, die man nicht einmal als Strasse bezeichnen kann, versetzten uns besonders waehrend der letzten Stunden in einen Siechzustand. Den "Todesstoss" versetzten uns jedoch die selben Kinder, die uns schon auf der Fahrt nach Puerto Maldonado den Schlaf geraubt hatten, die Musik und ein aelterer Mann, der sich im Bus ohne Skrupel eine Zigarette ansteckte.
Unterwegs
In Riberalta, eine ebenfalls absolut untouristische Stadt im Nordosten Bolviens, "goennten" wir uns eine ueble Absteige mit Kakerlaken im Bad, die Johannes und mir Hautausschlag und Rico merkwuerdige weisse Stiche bescherte. Direkt neben unserem Hotel befand sich eine Bar, in der sich die einheimischen schon vor 9Uhr morgends die Kante gaben. Jedesmal wenn wir an ihnen vorbei liefen mussten wir ein Bier exen. Ausserdem wurde uns stolz der Hitlergruss vorgefuehrt. Wenigstens gab es in Riberalta guenstiges, kaltes Bier!
Rico, Johannes und ich
Den Alkohol und das Pollo con Arroz hatten wir nicht ganz so gut vertragen. Deshalb gab es fuer alle von uns am naechsten Tag nur Arroz puro
Riberalta in der Abendstimmung
Einer der Besoffenen aus der Bar neben uns - hier fuehrt er einen eher weniger rythmischen Tanz vor
Riberalta bei Tag
Rico zog es nach den gemachten Erfahrungen vor, aus Riberalta das Flugzeug nach La Paz zu nehmen, waehrend Johannes und ich uns fuer den billigeren Bus entschieden. Weitere 16 Stunden im Bus bei ueblichen Strassenverhaeltnissen spaeter kamen wir in Rurrenabaque, einen kleinen touristischen Dorf auf halben Weg nach La Paz, an. Die Fahrt war trotz eines Jungen, der einen Hund und zwei Huehner im Bus transportierte deutlich angenehmer als die vorigen.
Auf dem Weg nach Rurrenabaque
Aufbruch: | 12.07.2006 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 06.03.2007 |
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