Eine Weltreise
Laos 06.02.-24.02.07: Nordlaos-Ein Boottrip 13.02.-20.02.07
Was uns erwarten wuerde wissen wir nicht. Nur eines ist uns klar, als wir morgens im TukTuk zum Busbahnhof von Luan Pranbang sitzen: Es wird ein Abenteuer! Die Idee im wilden Norden Laos' ein Boot zu kaufen, stammt von einem Franzosen, den ich in Vietnam getroffen habe. Er wiederum war Travellern begegnet, die es versuchen wollten, allerdings ebensowenig Ahnung hatten wie wir an diesem Morgen im TukTuk.
Wir finden schnell den vermeindlichen Bus in den Norden, nach Udomxai, setzen uns und schlafen katerbedingt sofort ein. Eine Stunde spaeter wacht Drew auf und stellt verwundert fest, dass wir nun die einzigen im Bus sind, wir also im falschen Bus sitzen und unser Bus seit 30min weg ist. Gleucklicherweise gibt es noch einen spaeteren Bus.
Waehrend der Bus sich ueber Bergpaesse schlaegelt, versuchen wir uns auszumahlen, worauf wir uns da einlassen und was wir fuer dieses Abenteuer benoetigen.
Mit der Daemmerung erreichen wir Udomxai, eine Satdt, die vom Handel mit den Chinesen lebt und erstaunlichen Reichtum zeigt.
Gleich am folgenden Tag nehmen wir den Local Bus nach Muan Khauo im Nordosten des Landes. Wir sind spaet dran und folgerichtig finden wir uns auf einem provisorischen Plastikstuhl im Mittelgang des Busses wieder. Waehrend wir uns puren Klebreis zum Fruehstuck in die Muender schieben, quetschen sich immer mehr Menschen in den bereits ueberfuellten Bus.
Letztendlich sind wir 43 Personen auf 28 Plaetzen. In den Kurven muss ich meinen Stuhl festhalten, damit er nicht umkippt! Mit dieser Tatsache habe ich allerdings nicht lange zu kaempfen, da unser Bus bereits nach 30min komplett zusammenbricht, wir eine Stunde in gluehender Hitze warten, bevor ein anderer Bus uns abholt. Dass der andere Bus fuer uns ist, merken wir jedoch reichlich spaet und so verschlechtert sich unsere Sitzpostion weiter zu einem Reissack.
Muan Khaou ist ein verschlafenes Dorf am Ufer des Nam Ouu, unseres Flusses. Wir checken in einem der zwei Guesthouses des Ortes ein und machen uns sofort auf die Suche nach einem geeigneten Boot. Der Bootkauf erweisst sich deutlich einfacher als erwartet - trotz der unterschiedlichen Sprachen. Wir verhandeln, indem wir die Zahlen auf einen Stein ritzen und bekommen schliesslich ein grosses Kanu in gutem Zustand mit zwei Paddeln fuer 70US.
Begeistert steuerzen wir uns am naechsten Morgen mit Wasser, Nuddeln und Reis bewaffnet ins Ungewisse und paddeln los.
Die Stadt verschwindet schnell. Wir paddeln in der gluehenden Sonne enthusiastisch in die ersten Stromschnellen. Das Boot erweisst sich als sehr stabil und schnell gewinnen wir Vertrauen in unser neu erworbenes Eigentum. Die mit Harpunen oder Netzen fischenden Kinder am Ufer machen grosse Augen, als sie uns Weisse an ihnen vorbei paddeln sehen. Andere rufen hundertfach begeistert "Sabaidji" aus. Drei Maedchen in einem Kanu fordern uns zu einem Rennen heraus.... und gewinnen. (Man muss dazu sagen: Sie hatten ein schnelleres Boot und waren zu dritt!!!). Die einzigen drei Weissen, die wir in den ersten drei Tagen sehen schauen unglauebig von ihrem Speedboat zu uns rueber.
Jetzt gibt es kein Zurueck mehr!
Wenn die Sonne zu unertraeglich wird, hilft ein Sprung in den angenehm kalten Fluss
Ueber Nacht ankern wir an einem idylischem Strand des Nam Ouu. Wir sammeln Feuerholz, wobei unsere Machete zerbricht, nehmen ein letztes Bad im saueberen Fluss und kochen ueber dem loderenden Feuer Nudeln. Wir haben weder Teller noch Besteck, wissen uns jedoch mit einem Messer, leeren Plastikflaschen und Stoeckern zu helfen. "LaoLao", der selbstgebrannte Schnaps in Laos, hilft uns ueber den Abend, bevor wir uns auf einer Decke in den Sand legen. Der Alkohol laesst die erste Haelfte der Nacht schnell vergehen. Als seine Wirkung allerdings nachlaesst kriecht die Kaelte von allen Seiten unter die Decke. Frierend stehen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf, packen unsere Sachen zusammen und paddleln los.
Ja, die Nacht war kalt! (Ich danke Gott immernoch fuer den LaoLao, der mich wenigstens einigermassen schlafen lassen hat!)
Der Tag vergeht aehnlich wie der Vorherige, nur halten wir dieses Mal an einem kleinen Dorf, um nach ein wenig Klebreis, unserer Hauptnahrungsquelle waehrend des gesamten Trips, zu fragen. Wir klettern zum Dorf herauf. Die Kinder sehen uns als erstes. Manche fangen an zu weinen und rennen davon. Andere machen grosse Augen und erwiedern schuechtern unserer "Sabaidji". Schliesslich stehen wir mitten im Dorf, sind umringt von allen Dorfbewohnern und versuchen ihnen den Grund unseres Besuchs mit Haenden und Fuesse klar zu machen - ein komisches Gefuehl! Ein Mann verstehet was wir wollen und fuehrt uns in sein Haus. Die Dorfbewohner folgen neugierig. Er will uns geraeucherte Schweineohren andrehen, die wir allerdings freundlich ablehnen. Wir bekommen doch noch unseren Klebreis und koennen gut gelaunt zureuck zum Fluss herabklettern.
Jung und alt - jeder will die Weissen sehen, als wir versuchen Klebreis statt Schweineohren zu bekommen
Die selbst noch kleinen Kinder passen hier auf ihre noch kleineren Geschwister auf, waehrend die Eltern am Fluss oder auf dem Feld arbeiten
Alle staren uns an
Eine Reihe heftige Stromschnellen machen in der Folge das Paddeln interessant. Mehr als einmal setzen wir auf oder prallen in die Felsen - unser Boot erweisst sich als guter Kauf.
Das ist die beste Position, die wir zum Pissen entwickeln koennen - Anhalten kostet Zeit und im Wasser war die Angst vor "Penisfischen" zu gross
Der Nam Ouu
Nach dem Frieren in der Nacht, wollen wir dieses Mal versuchen in einem Dorf unterzukommen. Uns bietet sich das selbe Bild wie im ersten Dorf, sodass wir schliesslich ratlos auf dem kleinen Platz des Dorfes stehen, waehrend uns die Dorfbewohner ebenso ratlos anstarren oder auf Lao auf uns einreden. Wieder gelingt es uns mit viel Bemuehen und etwas mulmigem Gefuehl im Magen etwas zu essen und dann doch noch einen Schlafplatz aufzutreiben. Die Dorfbewohner sind aeusserst freundlich und einladend. Wir kommen in einem Wohnraum einer Familie unter. Eine Matratze treiben sie sogar fuer uns auf. Waehrend des gesamten Abends, wird jeder unserer Schritte verfolgt. Beim Essen gibt es 21 Zuschauer - eine Zahl die sich als wir die Gitarre herausholen verdoppeln sollte. Besonders unsere Buecher und die Gitarre erfreuen sich grosser Beliebtheit. Wir esseen zwei Mal mit der Familie zu Abend und triken (zu) viel LaoLao mit den Maennern des Dorfes. Auch zu einer in einem Maisblatt gedrehten Zigarette werden wir genoetigt.
Mit Tausend Dank und ein paar kleinen Scheinen verabschieden wir uns vom Dorf am naechsten Morgen.
Abermals steht uns ein anstrengender Tag in der prallen Sonne auf dem Wasser bevor. Weiter flussabwaerts aehnelt der Fluss mehr und mehr einem breiten See, waehrend die Landschaft bergiger wird. Unsere "Gastfamilie" hat uns genug Klebreis mitgegeben, sodass wir keine Mittagspause machen muessen, jedoch kriege ich den Klebreis mittlerweile nur noch mit Muehe runter.
Auf Grund der kaum vorhandenen Stroemung an diesem Tag, was hartes Paddeln erfordert, halten wir schon frueher als gewoehnlich Ausschau nach einem geeigneten Strand zum Uebernachten. Gegen 16Uhr werden wir fuendig und ankern. Ploetzlich bekomme ich ein Gefuehl im Magen, wie ich es schon seit Bolivien nicht mehr verspuert habe. Hektisch greife ich nach der Toilettenpapierrolle und renne hinter eine Sandduehne. Meine Befuerchtungen bestaetigen sich: Sowohl Farbe als auch Konsistenz sind alles andere als normal!
Ich nehme eine handvoll Kohletabletten und mache mich wieder ans Holzsammeln. Allerdings kommt jenes Gefuehl schnell wieder, sodass ich nach wiederholtem Stuhlgang zur "Immodium" greifen muss. Ich fuehle mich schwach und lege mich in den Sand, was die Heerscharen von Sandfliegen, die sich jetzt ueber mich hermachen, zu freuen scheint.
Drew ruht sich am ersten Strand aus, bevor wir verscheucht werden
Schliesslich kommen die Einheimichen von der Arbeit zurueck und verscheuchen uns. Wie wir spaeter feststellen, um zu jagen. Wir laden also das gesammelte Holz ein und setzen auf die andere Seite des Flusses ueber.
Nach Essen fuehle ich mich an diesem Abend nicht (nach Klebreis schon gar nicht!!!). Leichtes Fieber plagt mich am Abend, als wir am Feuer sitzen und Drew sich den Klebreis zwischen die Zaehne schiebt.
Da sitze ich nun - von der Sonne verbrannt mit Fieber und Durchfall, in Erwartung einer sehr kalten Nacht und kann nicht einmal LaoLao trinken. In Muang Khaou, wo wir unser Boot erworben haben, haben sie uns erzaehlt, es wuerde 2 - maximal drei - Tage bis Noung Khiao, dem naechsten Dorf mit Strassenzugang, dauern. "Drei Tage sind bereits vergangen und wir haben immer noch keine Ahnung, wo wir sind", stellte ich frustriert fest, als ich mich krank und vor Kaelte zitternd mit der vom Tau nassen Decke zudecke.
Die Nacht ist deutlich kaelter, als ich befuerchtet habe. Vielleicht liegt es am Fieber; jedenfalls sitze ich ab kurz nach Mitternacht aufrecht am Strand und bete fuer die Morgendaemmerung. Im Grau der fruehen Daemmerung suche ich ein wenig Holz zusammen und waemre mich am Feuer.
Drew hat gut geschlafen und ich habe eine Erkaeltung.
Zwei durchgefrorene Fischer halten und waermen sich mit mir.
Als sich die Sonnenstrahlen durch den Nebel kaempfen, legen wir ab. Wieder ist der Fluss in Wirklichkeit ein See. Die freundlichen "Sabaidji-Rufe" kann ich an diesem Morgen wenig geniessen.
Gegen Mittag geht es mir besser und wir halten an einem Dorf, um Klebreis zu kaufen. Sofort faellt uns auf, dass hier irgendetwas anders ist als in den anderen Doerfern, die wir bisher besucht haben. Die Kinder gruessen uns zwar, zeigen jedoch wenig Interesse an uns. So richtig versteht uns der nette Mann nicht, von dem wir Klebreis kaufen wollen und so bekommen wir schliesslich ein Omlett und Trockenfisch aufgetischt. Ein fettiges Omlett mit den dreckigen Haenden zu essen, das erscheint mir zwar nicht wirklich angemessen fuer einen Durchfall, jedoch kann ich mich bei dem Anblick von etwas anderem als Klebreis nicht zureuckhalten.
Spielende Kinder im Dorf - sie zeigen nur wenig Interesse an uns und unseren Kameras
Mit prallen Baeuchen geht es weiter. Kinder, die Saltos von den Ruecken schwimmender Wasserbueffel machen, schwimmen zu uns und kapern unser Boot. Wir lassen uns bereitswillig fuer eine Weile flussabwaerts paddeln. Nach und nach scheint aber das halbe Dorf in unser Boot zu wollen und so schmeissen wir die "Piraten" von Bord.
...dann uebernehmen sie das Ruder
Zwei lange Stunden spaeter glauben wir unseren Augen nicht: Wir sehen Traveller an einem der Straende. Aufgeregt paddeln wir zu ihnen. Die beiden Franzosen teilen ihr Bier mit uns und erklaren, dass wir schon sehr nah an einem Dorf mit Guesthouses und nur einen Tag von Noung Khiao entfernt sind.
Tatsaechlich erreichen wir an diesem Tag Moung Ngoi, ein im Lonly Planet empfohlenes Dorf, dass sich bei Travellern grosser Beliebtheit zu erfreuen scheint. Jedenfalls hat nicht ein einziges der zahreichen Guesthouses ein Zimmer oder Bungalow fuer uns. Ein Laote hilft mir bei der Suche und schliesslich bietet uns eine nette Guesthousebesitzerin an, wir koennten umsonst auf ihrem Balkon uebernachten. Uebergluecklich willigen wir ein. Sie organisiert sogar Matrazen und eine weitere Decke fuer uns. Wieder etwas Vernueftiges zu essen zu bekommen und warm schafen zu koennen, fuehlt sich nach Paradies an.
Ausserdem finden wir hier zwei Kanadier, die unser Boot kaufen wollen und so paddlen wir am naechsten Morgen zusammen mit Alex und Greg nach Noung Khiao, verkaufen unser Boot fuer 60Dollar und ruhen uns an den Ufern des Flusses aus, waehrend die Kanadier weiter in Richtung Luan Prabang paddeln.
Auch wenn die fuenf Tage auf dem Nam Ouu mit zu den besten meiner Reise gehoeren, sind fuenf Tage auch genug. Fuer weitere 5-6 bis Luan Prabang fehlt mir die Kraft und die Zeit, da sich meine Reise LEIDER langsam auch dem Ende neigt.
Drew sieht das aehnlich und kommt am naechsten Tag mit nach Luan Prabang.
In Luan Prabang feiern wir unsere Tour und Abschied bis in die Morgenstunden, bevor er sich wieder in den Norden aufmacht und ich mich so langsam in Richtung Thailand bewege.
Aufbruch: | 12.07.2006 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 06.03.2007 |
Peru
Ecuador
Cuzco
Bolivien
Salar De Uyuni
Neuseeland
Australien
Indonesien
Singapur
Kambodscha
Vietnam
Laos
Thailand