on the road......

Reisezeit: September - November 2006  |  von helli l

Vinh long - Mekong, die Schnecke Vietnams: Zwischen Stollwerk und schnappenden Fischen

04.11.2006

Puenktlich um 06:30, den Schlaf noch in den Augen, stand ich am vereinbarten Ort, bereit eine weitere Entdeckungsreise ins Mekong Delta, diesmal jedoch auf den Wasserwegen, zu unternehmen. Fuer ca. 12 Dollar bekam ich ein eigenes Boot und einen englischen Fuehrer, der wie sich zeigen sollte die paar Dollar mehr auf alle Faelle wert war.
In Vinh Long selbst hab ich fast keine Touristen entdecken koennen, da viele das Mekong in Form organisierter Touren besuchen und zusaetzlich gerade Nebensaison ist. Auf dem Wasser ist das jedoch anders, hier tummeln sich unzaehlige Ausflugsboote die eine ganze Menge auslaendischer Besucher durch die sonst so ruhigen und idyllischen Gewaesser schippern. Um diesem Schreckensbild aus dem Weg zu gehen, hat es sich auf alle Faelle gelohnt die paar Stunden frueher aufzustehen.

Hui, eine Vietnamesin mittleren Alters geschmueckt mit traditionell konischem Hut, quaselte schon von Beginn an wie ein Wasserfall. Die unspektakulaere Fahrt mit dem Motorboot durch den Hauptfluss wurde durch die offene Art meiner Begleiterin zu einem lebhaften kulturellen Austausch. Hui, das Lexikon das auf jede Frage eine Antwort hatte, auch selbst alles Moegliche wissen wollte und zudem auch keine Scheu hatte einiges persoenliches preiszugeben, sprach unter anderem auch sehr gut Englisch.

drive in breakfast

drive in breakfast

Zuerst steuerten wir den schwimmenden Markt von Cai Be, Nachbarinsel von An Binh, an und konnten dort gemuetlich von einem vorbeifahrenden Boot ein Fruehstueck aufsammeln. Vietnamesische Hauptmahlzeit am Morgen ist Suppe in allen erdenklichen Variationen. Immer wieder eine Gaumenfreude jedoch kann ich mich mit dem morgendlichen Genuss einfach nicht anfreunden. Als Fruehstuecksjunkie bevorzuge ich dann doch eher den westlichen way of life. Nachdem wir den lebendigen Markt hinter uns gelassen hatten, von dem ich mir eigentlich mehr erwartet haette, gingen wir erstmals an Land.

Dort konnte ich der Herstellung von Reispapier beiwohnen und begutachten wie ein vietnamesiches Zuckerl fabriziert wird. Die pickige Zuckerbombe gleicht dem Wiener Stollwerk, wobei nicht ganz so hart, und wird in verschiedenen Geschmacksrichtungen, z.B. Kokos oder Bannane, ausgeteilt. Natuerlich konnte man sich auch noch durch andere lokale Schleckereien durchprobieren. Auch der kandierte Ingwer und die karamelisierten Erdnuesse sowie das klebende Sesam Ding traffen meinen Geschmack bei weitem nicht. Viel attraktiver war da schon die Entstehung des Reispapiers und der verschiedenen Suessigkeiten, die mit den einfachsten Werkzeugen in den kleinen Huetten fabriziert wurden. Die Oefen werden mit Reisschalen betrieben und grosse Maschinen sucht man vergebends, es ist vom Anfang bis zum Ende ausschliesslich Handarbeit angesagt.

Einige Happen koestlichen Bananenbrotes spaeter wurde die Popcorn Erzeugung veranschaulicht. Man nehme eine grosse Pfanne, einen langen Stiel und ein bisschen Oel und schon poppt das Korn munter vor sich hin. Die vietnamesische Variante des Kinoklassikers befand sich hier jedoch noch im Rohzustand. Mit Zucker,? und Kokosnusssaft aufgekocht, entsteht eine breiige Masse, die unter Zugabe von Nuessen geknetet, aufgerollt, abgekuehlt und schliesslich in mundgerechte Stuecke zerteilt wird. Ein etwas gewohnungsbeduerftiger Geschmack, der meine Rezeptoren nicht anzuregen vermochte.

Ein Bonsaigarten, der von niedlicher Schoenheit war, ein paar Runden "Schnapp den Finger" mit einem Elefantenohrenfisch und Bergen von Obst liessen, das geplante Radeln haben wir vergessen, Zeit fuer weitere interessante Gespraeche.

Jetzt sollten wir mit einem Ruderboot, sehr klein vorsicht eine hektische Bewegung kann unweigerlich zu einem unfreiwilligen Bad fuehren, die schmalen Nebenarme erforschen. Die idylische und beeindruckende Mangrovenlandschaft war ein Quell der Ruhe und Entspannung und somit ein perfekter Tagtraum.

Schlussendlich besichtigten wir eine Kermikfabrik. Haupterzeugnisse sind Blumentoepfe, nebenbei werden jedoch auch Kunstopjekte aus dem roten Schlamm des Mekong geformt. Die grossen Kuppelfoermigen Ziegelbauten mit ihren qualmenden Kuppen ragten schon weitem empor. Die Produktion in Vietnam geht erst seit 1998 von statten, groesster Abnehmer ist unser Nachbar Deutschland und das gaengige Brennmaterial fuer die grossen Oefen ist Reisschale. Die Arbeiter hier haben hier kein Wochenende und schupften, in mehreren Schichten, fast rund um die Uhr.

Dieser Tag war sehr aufschlussreich, erholsam, spannend und aufgrund meiner ueberaus wortgewandten und sympatischen Begleiterin ein unvergessliches Erlebnis. Eigentlich sollte die Tour zwischen 4 - 5 Stunden dauern, doch da wir uns immer wieder verquatscht haben wurden mehr als 6 Stunden daraus, einfach spitze.

Am Abend, in Vinh Long gibt es ausser ein paar ueberteuerten Bar's kein wirkliches Nachtleben, hab ich noch den Klaengen schmalziger vietnamesicher Musik an einer Bar am Fluss gelauscht. Spaeter verwandelte sich alles in eine karaokeshow, wirklich witzig, selbst einen Versuch zu starten um mich vor der Menge zu blamieren hab ich mir nach reiflicher Ueberlegung dann doch erspart.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Endlich ist es soweit...ich kann die Ketten des Alltags sprengen und mich auf eine wundersame Reise begeben. Meine Ziele stehen fest, doch bin ich mir sicher dass sich der eine oder andere spontane Abstecher ergeben wird. Abseits der Touristenpfade, wenn moeglich, mache ich mich auf um mehr als nur an der Oberflaeche zu kratzen. Ich will tiefer gehen und Land und Leute und die Lebensart entdecken und erleben. Ein wager Plan: Osterreich-Thailand-Vietnam-Oesterreich-Indien
Details:
Aufbruch: 30.09.2006
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 30.11.2006
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Kambodscha
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.