on the road......
Saigon - back to the traffic hell: sightseeing......ein Wettlauf gegen die Zeit
06.11.2006
Wie ich gestern feststellen musste, kann ich leider nicht laenger in Vietnam bleiben. Mein Visum verschimmelt am 08.11. und eine Verlaengerung wuerde durchschnittlich 7 Tage dauern, ungluecklicherweise hab ich mich auf die Angaben in meinem Reisefuehrer (ca. 2-3 Tage) verlassen.
Nun bleibt mir nichts anderes uebrig als nach Kambodscha zu fliehen, doch nicht bevor ich Saigon genau erkundet habe. Es gibt ja dann doch einiges zu sehen. Die Distanzen hier sind recht gross und ich hab nicht wirklich viel Zeit und so hab ich mich entschlossen ein Motorradtaxi zu mieten. Aufgrund meiner schlechten Erfahrungen in Hanoi ist mir die Entscheidung natuerlich ziemlich schwer gefallen. Tuan, dessen Werbetrommel uebermaechtig gross schien, hat mich schliesslich mit seinem Referenzbuch, unglaublich wieviele zufriedene Kunden sich verewigt hatten, erschlagen. Fuer ca. 10 Euro kutschierte mich der schlagfertige Mann fast den ganzen Tag durch big Saigon.
Alte und von entzueckender Schoenheit strahlende Pagoden, der beruehmte chinesische Markt in seinem senfgelben Kleid und einem Stamperl Schlangenwein bei den mystischen Kraeuter, Kraut und Pulverstaenden in Chinatown. Oja ich hab mich endlich getraut die abstossende Fluessikeit mit der Note Reptil in meine Kehle zu giessen. Ausser dem widerlichen Geschmack konnte ich keine weiteren koerperlichen Auswirkungen bemerken.
Nostalgie kam bei dem Besuch des Wiedervereinigungspalastes auf und auch der besonders informative Film ueber das kriegsgeschuettelte Vietnam dort war sehr eindrucksvoll.
Das Kriegsmuseum war dann trauriges Highlight meiner heutigen Sightseeing Tour. Unzaehlige Bilder gaben mit schonungsloser Offenheit die Schrecken des Krieges wieder. Entstellte und Missgebildete Kinder, die aufgrund des Entlaubungsmittels Agent Orange und anderer toxischer Waffen bis heute noch unter der Brutalitaet des amerikanischen Vormarsches zu leiden haben. Verstuemmelte Leichen, angsterfuellte Gesichter und eine Fuelle von Hintergrundinformationen haben mich sehr erschuettert. Die Nachbildung der eigentlich auf Con Dao befindlichen Tiger Cages gab Aufschluss ueber die Qualen die so mancher Staatsgefangener mit dem Leben bezahlen musste. Enthauptungen, Aufspiessen der Fingerkuppen, die Ueberschwemmung des Magens mit Hilfe von Schlaeuchen die durch die Nase eingefuehrt wurden und Unterstuetzung gifiger Tiere sind nur ein verschwindend geringer Ueberblick der Strafen und Foltermethoden die sich die diabolischen Kreaturen in diesem sinnlosen Krieg ausgedacht haben. Der Blick durch den Schlitz in eine exakte Kopie der damaligen menschenunwuerdigen Gefaengniszellen liessen mir das Blut in den Adern gefrieren, denn inmitten der Szene wurde eine angsteinfloessende Puppe trappiert, die mich unerwartet in Schrecken versetzt hatte.
Auch Tuan musste im Krieg seine Eltern und einen Bruder durch Bombenangriffe zu Grabe tragen. Der Krieg, der eigentlich nocht nicht so lange zurueck liegt, ist immer noch allgegenwaertig und die Menschen, die ich kennenlerne schildern immer wieder mit Trauer, jedoch ohne Hass ihre persoenlichen Schicksalsschlaege.
Im vorbeifahren nahmen wir dann noch die Notre Dam Kirche, das Opernhaus und einige andere mehr oder weniger sehenswerte Bauten und noch vieles mehr mit. Ausserdem hat mir Tuan ein paar zuverlaessige und vor allem, im Gegensatz zum Touri Zentrum, guentstige Einheimischenlokale in der Naehe meines Hotels und einen Ort wo man sich die Augen massieren lassen kann, vielleicht probier ich es aus, gezeigt.
Es hat sich fuer mich wirklich ausgezahlt die Dienste von Tuan in Anspruch zu nehmen, da er mir allerhand erklaerte, zeigte und ich war an den wunderlichsten Ecken und hab so einiges entdecken koennen. Ob der Preis gerechtfertig ist weiss ich nicht, ich kann nur sagen dass ich sehr zufrieden war.
Nach diesem ereignisreichen Tag bin sehr erschoepft und werde mich nach dem Abendessen und einem Abstecher in einem Internetcafe, mein Weblog bleibt weiter am Leben, und einem Gutenacht Bierchen aus dem Geschehen zurueckziehen. Der geplante Abstecher ins Saigoner Nachtleben bleibt daher vorerst aus. Man muss halt Prioritaeten setzen, ausserdem werd ich morgen wieder zeitig aufbrechen.
heisse gruesse ins kalte Europa
Aufbruch: | 30.09.2006 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 30.11.2006 |
Thailand
Kambodscha