on the road......
Kambodscha??? Grenzgefluester.....: Phnom Phen...no, thank you, I will walk....
09.11.2006
Mein erster Tag in Kambodscha, yipeee. In meinem, auf westliche Ansprueche ausgerichteten Guesthouse bekam ich endlich wiedermal ein Fruehstueck, dass meinen Gemack eher zu treffen vermochte. Wie gestern abend sind auch am Morgen die ersten Fernsehjunkies mit verrenkten Koepfen vor der Glotze gesessen.
Da ich keinen Reisefuehrer fuer Kambodscha mein Eigen nenne hatte ich nicht die Spur einer Ahnung wie ich meinen Tag gestalten sollte. Hans ist schon am fruehen Morgen direkt nach Siem Reap (Angkor Wat) weitergerauscht. Man kann hier, sowie in Vietnam ueberall die Kopien der mir ungebliebten Lonley Planet Ausgaben erwerben, doch laesst die Lesbarkeit und Vollstaendigkeit meist zu Wuenschen uebrig. Gluecklicherweise hat mir einer der Kellner einen Stadtplan aus einem kambodschianischen Lifestyle Magazin herausgerissen und so hatte ich zumindest einen Anhaltspunkt. Die Darstellung des lokalen Strassennetzes auf dem schlichten Plan war von laecherlicher Winzigkeit, Masstab 1:soll das ein Scherz sein. Immerhin waren die wichtigsten Sehenswuerdigkeiten eingezeichnet und schienen auch ziemlich bei einander zu liegen. Phnom Penh ist nicht gerade ein kleines Provinznest und so wuerde mir bestimmt ein langer Hatscher bevorstehen.
Kurz nach Verlassen des Guesthouses bemerkte die drueckende Hitze, unvorstellbar in Vietnam war es bei weitem nicht so warm. Mein erstes Ziel sollte das Unabhaengigkeitsmonument, ganz in der Naehe meines Guesthouses, sein. Weit bin ich nicht gekommen, denn ich wurde sofort von einem Cyclofahrer abgefangen. Der Mann bot mir natuerlich das Blaue vom Himmel, Sprachkurs inklusive, doch heute wollte ich mich orientieren und umschauen und benoetigte so keine Fahrgelegenheit. Schnell stellte sich heraus dass die Taxilenker in Kambodscha zwar freundlicher, doch weitaus hartnaeckiger als ihre unmittelbaren vietnamesischen Nachbarn sind. Ein simples no, thank you I'll walk ist unwirksam, im Gegenteil, es motiviert die Gegenseite zu weiteren Versuchen eine Tour zu verkaufen. Immerhin sind die Leute sehr geschwaetzig und man wird man staendig von irgendjemanden begleitet und hat somit die Gelegenheit die Einheimischen naeher kennenzulernen. Ohne grosse Muehe kann man die Menschen in ein Gespraech verwickeln und so rueckt das geschaeftliche, zumindest fuer einige Zeit, aus dem Mittelpunkt der Unterhaltung. So waren von nun an die oertlichen Taxilenker mein Ersatz fuer einen Reisefuehrer, besonders gespraechige hab ich natuerlich auch auf ein kuehles Getraenk eingeladen. Ein ganz besonders eifriger welcher, der jedoch so gut wie kein Englisch gesprochen hat, folgte mir den halben Tag. Sogar als ich fuer 1-2 Stunden irgendwo rastete um mein Buch weiterzulesen, mein Schatten war mir stets auf den Fersen und die unzaehligen Absagen schienen ins Leere zu laufen.
Aufgrund der drueckenden Hitze, der brennenden Sonne und den doch weiten Distanzen wird man frueher oder spaeter doch auf eine der fahrbaren Utersaetze aufspringen. Eine Fahrt solle zwischen 0.5 - 2 Dollar nicht uebersteigen, verhandeln ist auf alle Faelle notwendig.
Waehrend man so durch die Strassen laeuft dauert es nicht lange bis man erkennt wie arm die Menschen hier zum Teil sind. Besonders Kinder und behinderte oder verstuemmelte Menschen zeigen auf ihre hungrigen Baeuche und bitten um ein paar Dollar. Anfangs sitzt das Geld noch recht locker doch aufgrund der haeufigen Konfrontation ist es unmoeglich jedem etwas abzugeben. Besonders bedauernswerten Geschoepfen spendier ich eine Mahlzeit an den vielen Essensstaenden, obwohl dass nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist, die Armut ist einfach zu gross.
Durch die vielen Gespraeche mit den Einheimischen konnte ich erfahren dass die Geburtenrate hierzulande wie eine Rakete ins Weltall schiesst. Die Dimensionen bewegen sich zwischen 2 - 12 Kindern, angesichts der heiklen Arbeitsmarklage, viele haben keine regulaere Beschaeftigung und ein soziales Netz gibt es nicht, ist Armut die logische Konsequenz.
Man stolpert, vor allem wenn man sich in den Nebenstrassen abseits der Hot Spots aufhaelt, ueber jede Menge Muell. Man sieht zwar ziemlich viele Muellmaenner, doch der Grad der Verschmutzung und die daraus restultierende Geruchsbelaestigung ist teileweise kaum ertragbar. Das Flussufer ist von Muell gesaeumt und somit nicht sehr einladend.
Der Besuch des Wat Phom, der sich in einer ueberschaubaren Groesse bewegt, hat mich nur maessig beeindruckt. Zwischen den Muellbergen im umliegenden Park stapft ein Elefant herum,ein paar haessliche Makaken springen durch die Gegend und viele notleidende Menschen versuchen ihr Glueck bei den vielen Touristen. Der Wat selbst ist von peinlicher Sauberkeit und erwaehnenswert sind die unzaehligen Buddhastatuen und Figuren und die Steinloewen denen frisches Fleisch, oje das stinkt, ins Mauls gelegt wird. Fuer ein paar Riel kann man auch einem oder mehreren Voegeln, die gefangen und in enge Kaefige gesteckt werden, die Freiheit schenken.
Auf dem lokalen Markt (new market), ein Unterschied zu Vietnam ist nicht wirklich festzustellen, kann man Kakerlaken knacken, Maden lutschen,Wespen knabbern oder eine der vielen Souveniers kaufen. Beeindruckend ist die Halle, die vor moderner Elektronik, u.a. Fernseher, Playstation und Co, aber auch von Textilien- und Schmuckstaenden belagert wird.
Eigentlich wollte ich heute den Royal palace besichtigen, doch ich musste fesstellen, dass mein Kleidungsstil, aermelloses T-Shirt, nicht wirklich angemessen war und so zog ich weiter in Richtung Kunstmuseum. Spaeter hab ich erfahren, dass fuer solche Faelle Leih T-Shirts angeboten werden, doch der Palast steht morgen bestimm auch noch.
Ein beeindruckendes Gebaeude und auch der zauberhafte Garten im Kern des Kunstmuseums waren eine Augenweide. Im grossen und Ganzen kann man hier massenhaft Statuen, Figuren und Fragmente der Khmer Kultur bestaunen. Interessanter ist es bestimmt mit einem der vielen Moenche, die sich hier aufhalten ein wenig zu plaudern. Ich hatte das Vergnuegen Lee zu treffen, der ungefaehr in meinem Alter ist und schon seit mehr als 12 Jahren in einem Kloster lebt. Der Alltag eines Moenches beeinhaltet im Groben, Aufstehen um 4 uhr morgends, beten, Schule, almosen sammeln, studieren der Religion und ein Vorbild fuer andere zu sein. Ich war verbluefft, denn dieser Moench besass jede Menge Humor und hat mir darueber hinaus einen Ueberblick ueber seine Glaubensrichtung gegeben. Fazinierende Stunden spaeter hat das Museum bereits geschlossen und so zog ich weiter.
Kindesmissbrauch ist in Kambodscha leider ein ziemlich weit verbreitetes Problem, wie mir der deutsche Jurist der hier ein Auslandsjahr an der deutschen Botschaft absolviert erklaerte. Die garstigen Aktoere nutzen die aermlichen Verhaeltnisse zu ihren Gunsten und wie hoch die Dunkelziffer ist kann man nur erahnen. Immerhin drohen den Monstern bis zu 10 Jahre Gefaengis, doch mit Geld kann man sich im korrupten Kambodscha so einige Privilegien erkaufen und ob die Strafe dann wirklich angemessen ist sei dahin gestellt.
Wie ich erfahren habe ist der 09. November 1953 jener Tag an dem die Unabhaengikeit aus der franzoesischen Besetzung offiziell verkuendet wurde. Heute jaehrt sich dieses Ereignis und so verwandelten sich die Strassen in ein Menschenmeer um ausgelassen die damals erlangte Freiheit zu feiern. Nach dem Abendessen konnte ich ein Feuerwerk geniessen, dessen Geraeuschkulisse einen Gehoersturz zur Folge haben koennte. In der Menge, ein weiterer Deutscher, der gerade bemerkt hatte dass sein gesamtes Bares gestohlen wurde und ziemlich in Rage war, unachtsamkeit wird hier ziemlich schnell bestraft. Ausserdem hab ich einen Spanier kennengelernt der mir kurzerhand, es war sein letzter Tag in Kambodscha, seinen Reisefuehrer geschenkt hat. Eine Lonley Planet Kopie, mit dem Erscheinungsdatum 2007, welches Jahr haben wir doch gleich.
Tran, den ich zufaellig waehrend des Feuerwerks getroffen habe, begleitete mich dann zu einer Buehne auf der die traditionelle Musik Kambodscha's performt wurde. Hauptbestandteil war jedoch ein Auftritt zweier Commedians, welche die Menschenmassen sichtlich unterhalten haben. Ich hatte natuerlich keinen blassen Schimmer um was es sich genau dreht, doch mein Begleiter hat mir fleissig gedolmetscht und so konnte ich auch mitlachen.
Nach dem unterhaltsamen Schauspiel sind wir noch was trinken gegangen und ich kehrte ziemlich spaet ins Guesthouse zurueck, viele der Touristen haben es selbst am Unabhaengigkeitstag vorgezogen in der Anlage zu hocken und in die Glotze, stay tunned, zu gaffen, unvorstellbar.
Aufbruch: | 30.09.2006 |
Dauer: | 9 Wochen |
Heimkehr: | 30.11.2006 |
Thailand
Kambodscha