Flucht vorm deutschen Winter nach Swakopmund
Reise selbst vororganisieren:Ziel Namibia: Fängt da etwa der Spätsommer an ?
die Temperaturanzeige auf dem Fahrradtacho stimmt doch !
Beim Duschen im Durchzug wird mir kühl, das gab's bisher noch nie. 17 Grad um 9 Uhr Ortszeit! Bisher schien da sonst die Sonne und ich las etwa 24 Grad ab. Ich schwinge mich aufs Rad, mutig wieder nur im gelben T-Shirt und nehme mir wieder das Museum vor. Dort will ich mir heute die Schilderungen der Geologie ansehen.
die Veränderungen in der Erdkruste machen Namibia für Geologen interessant
und das wird in sehr einprägsamen Bildern dargestellt. Zugleich erfährt man, welche wirtschaftlichen Möglichkeiten durch die geologischen Erkenntnisse sich in den letzten 50 Jahren dadurch ergeben haben.
Ein Zufallsfund eines Glücksritters: Der fand im Sand des Deltas eines inzwischen ausgetrockneten Flusses südlich der Namib einen Diamanten.
Geologen hatten inzwischen herausgefunden, dass durch das weitere Auseinanderdriften der Erdteile der kalte Benguela-Meeresstrom vor der Westküste immer bedeutungsvoller werden konnte und sogar, zusammen mit dem ständigen Südwestwind, den Sand des Deltas hunderte von Kilometern weiter nach Norden treiben konnte, ohne dass hier jemals nennenswerter Regen fiel.
Das brachte einen findigen amerikanischen Investor auf die Idee, auch auf dem Meeresgrund vor der Namib-Wüste mal professionell nach Diamanten zu baggern. Dabei kam ihm zustatten, dass gleichzeitig ein solches Baggersystem technisch so perfekt entwickelt worden war, dass es im Seegang vor der Küste auch funktionierte - und heute noch erfolgreich ist !
Was ich also als Ölbohrinsel auf See ausgemacht zu haben glaubte, ist also ein Diamantenbagger.
Dieser Bagger beschränkt sich inzwischen aber nicht allein auf Diamanten, sondern alle möglichen seltenen Erden, die nach den Forschungen der Geologen hier auch in Konzentrationen vorhanden sein konnten, die eine Baggerung wirtschaftlich sinnvoll machten..
Doch auch im Binnenland wurden Geologen fündig: Kupfer,Nickel,Zink und Uran gibt es hier in förderbarer Konzentration.
Namibias wichtigste Rohstoffunde
Diese Entdeckungen der Geologen führten in den letzten 70 Jahren bis heute zum Bau zahlreicher Gruben, großenteils sogar an der Erdoberfläche, ohne Untertageabbau möglich.
Weitere Abbaumöglichkeiten sind in Vorbereitung, beim Uranabbau auch dank massiver Investitionen aus China, dank dessen Unterstützung auch der Exporthafen Walfishbay 32 km südlich von Swakopmund ganz modern ausgebaut worden ist.
Dank dieser Bergwerke und der Gewinnung von Salz aus austrocknendem Meerwasser hat der Namibische Staat die nötigen Deviseneinnahmen und kann sich über viele neue Arbeitsplätze seiner Bewohner freuen.
Soweit wird es im Museum ausgezeichnet - leider nur in Englisch - dargestellt.
Als Besucher habe ich aber auch Fragen, die hier nicht beantwortet, ja nicht einmal aufgeworfen werden.
Uran beispiesweise soll auf der Erde 40mal häufiger vorkommen als Silber, aber seine Konzentration im Erdreich liegt im untersten Promillebereich.
Das bedeutet, um Uran in abtransportierbarer Konzentration zu bekommen, muß man Verfahren entwickeln, es vom übrigen Erdreich zu trennen.
Auf dem Bagger für Diamanten macht man das mit Meerwasser.
Aber wie im knochentrockenen Binnenland ?
Das erfahre ich nebenbei im Gespräch mit einheimischen Besuchern:
Da haben die doch nördlich von Swakopmund eine große Meerwasserentsalzungsanlage gebaut, aus der zu 5 % auch die Stadt hier ihr Wasser bezieht, der Rest wird im Binnenland zum "Auseinanderspritzen" verwendet, oft natürlich auch mehrfach.
So etwas würde sich mal lohnen zu besichtigen, aber da werde man nicht mal in der Nähe reingelassen.
Die Arbeiter, die in der Uranmine beschäftigt sind, werden in Bussen aus 40 und 60 km entfernten Orten herangefahren, sie sollen nicht in derselben Ortschaft wie die Mine wohnen.
Das gibt Anlaß zu wilden Gerüchten: Da gibt man den Leuten in Henties Bay, 70 km nördlich von Swakopmund vor 55 Jahren gegründet, Baugrundstücke oder Fertighäuser zu einem Preis von - sagen wir 15000 €- die sie im Laufe ihres Lebens aus ihren Verdiensten im Uranbergbau abtragen können.
Attraktiv sicher, aber werden sie ihr Rentenalter erreichen können ?
So fragt mich eine Einheimische.
Über die Zukunftaussichten, aus der hier ständig scheinenden Sonne künftig Energie gewinnen zu können, sieht man im Museum auch noch nichts.
Gleichwohl war ich aber in einem früheren Gespräch mit einer hiesigen Studentin oder Schülerin sehr überrascht über ihre aus dem Smartphone erworbenen Informationen über deutsche Investitionsvorhaben zur Gewinnung von Wasserstoff aus elektrischer Energie und Meerwasser, wobei die elektrische Energie aus hir aaufzubauenden Solaranlagen gewonnen werden soll.
Zum 125.Jubiläum der Stadt Swakopmund im Jahr 2017 wurde in einem großen Saal die Entwicklung Swakopmunds dargestellt, in der Tat ein Wirtschaftswachstum, von dem andere nur träumen können, aber auch eine große Zuwanderung Unausgebildeter, die hier aauf ein Überleben hoffen.
Die Vermögen der Einheimischen hier scheinen extrem auseinander zu liegen.
Auch das finsterste Kapitel aus dem deutsch-namibischen Kontakt seit Beginn der Kolonialzeit wird hier in Englisch und deutsch dargestellt.
Konzentrationslager der Deutschen 1904 und später
Nach der Niederschlagung des Herero-Aufstandes hatten die Deutschen hier auf einer Insel in der Lüderitzbucht schon 1908 Konzentrationslager errichtet, wie sie später für die Vernichtung der Juden in Polen und Ungarn in großem Stil von der SS aufgebaut und betrieben wurden.
Hier sind im Original im Swakopmunder Museum Unterlagen über die genaue Buchführung über die Todesopfer zu sehen wie sie in viel erschreckenderem Umfang von Auschwitz und Birkenau bekannt sind.
Inwieweit diese schlimme Vergangenheit das Verhältnis Namibias zu Deutschland belastet und wie die heutigen Einwohner es betrachten, davon werde ich hier vielleicht etwas erfahren, man mag nur nicht gern von sich aus danach fragen.
Zum Schluß meines Rundgangs knipse ich einiges, von dem ich vorher schon erzählt hatte.
Aufbruch: | 18.01.2025 |
Dauer: | 7 Wochen |
Heimkehr: | 04.03.2025 |
Nauru
Live-Reisebericht: