Flucht vorm deutschen Winter nach Swakopmund

Reisezeit: Januar - März 2025  |  von Manfred Sürig

Reise selbst vororganisieren:Ziel Namibia: Museum am Osteingang wieso ?

Hoch mit den Ochsen vor 130 Jahren

Gestern hatte ich einen großen Hinweis auf das Martin-Luther-Museum schon vor dem Osteingang von Swakopmund gesehen. Wieso ist hier schon ein Museum ?

Am besten gleich mal ansehen. Am Rand der Wüste ein neuer Schuppen, darin viel Roststücke, Eintritt sogar frei, Spende möglich.
Dazu muß man die Geschichte kennenlernen:
Als vor über 130 Jahren hier die ersten deutschen Siedler zu leben versuchten, mußten sie jeden Kilometer Land in der Wüste mit eingeschifften Ochsenkarren bewältigen. Eine Karre benötigte im Wüstensand 12 bis 20 Ochsen, von denen laufend welche verdursteten und schlapp machten. Immer neue Ochsen wurden aus Preußen per Schiff herangeschafft, bis dort schon die Ochsen knapp wurden..
Hier wurde jedes Tier einzeln vom ankernden Schiff vor der Küste in einem "Leichter" näher an Land gebracht und an einem Kran an der extra dafür gebauten Seebrücke hochgehievt. Dieser Kran wird heute noch vorgezeigt:

Dampfmaschine statt Ochsenkarren !

Ein hiesiger Unternehmer sah kaum noch Chancen, mit immer neuen Ochsen dieses Land zu besiedeln und auszubeuten. Seinen Unterstützern erzählte er, dass es in Thüringen eine Werkstatt gäbe, die Eisenbahnlokomotiven baut und so eine Lok, nur statt mit schienengeeigneten Reifen mit breiten Schaufelrädern für den Wüstensand bauen können wird.
Er fand Zuhörer und Finanzeirer, die Dampflok wurde gebaut ujnd per Schiff nach Swakopmund geschickt. Doch hier wäre es unmöglich gewesen, mit dem kleinen Kran so ein schweres Stück anzuheben. Einen Hafen hatte man hier nicht, bei der ständigen Brandung hier hätte man auch keinen bauen können.
Also fragte man 30 km weiter südlich, in Walfishbay , einer Hafenstadt der Engländer, an, ob man dort anlanden könne.
Selbstverständlich ließ sich das machen, aber für den Transport von dort nach Swakopmund mußten die Swakopmunder selbst sorgen.
Auch das wurde organisiert, nur mußte sichergestellt sein, dass die Dampfmaschine rund um die Uhr auf den 30 Kilometern bis Swakopmund immer heiß genug laufen mußte.
Die zugehörigen Besatzungen wurden gefunden, per Ochsenkarren wurde Kohlenachschub sichergestellt. Dann konnte der gesamte Weg von etwa 30 Kilometern in 30 Tagen durch den Wüstensand erfolgreich durchgeführt werden.

Die Mannschaften wurden hier stürmisch begrüßt und endlich konnten sie mal nach Hause zum Schlafen gehen.

Die Dampflok erkaltete und ließ sich nie wieder hochfahren.

Der hiesige Unternehmer war verzweifelt, fand aber keine Hilfswilligen oder gar noch Finanzierer. Dennoch war er überzeugt, dass die Zeit der Ochsen endgültig vorbei sein werde und der modernen Technik die Zukunft gehören müsse. Dazu äußerte er sich : Hier stehe ich, ich kann nicht anders - so wie einst Martin Luther sich geäußert hatte.
Aber in den Jahrzehnten danach verrosteten die Teile der Lok im Wüstensand, Ochsen krepierten auch weiter, aber der deutsche Staat ermöglichte den Wüstenkrieg gegen die hiesigen Ureinwohner, der im Massenmord an den Hereros endete.
Erstaunlicherweise fanden sich aber ab 1991 die Nachkommen der damaligen Lokführer bereit, mit finanzieller Unterstützung aus Thüringen, aus den Trümmern der Dampfmaschine ein Denkmal zu errichten, das heute genau dort steht, wo die Maschine stehen geblieben war: Am Stadtrand von Swakopmund.

Was verrostet war, konnten kundige Handwerker stilgerecht wieder zurechtschmieden

Was verrostet war, konnten kundige Handwerker stilgerecht wieder zurechtschmieden

Die Originalteile liegen rund herum, rosten aber hier nur langsam weiter

Die Originalteile liegen rund herum, rosten aber hier nur langsam weiter

Die Finanzierer des Museums werden hier gepriesen, die Namen der Handwerker oder der damaligen Lokführer findet man leider nicht

Die Finanzierer des Museums werden hier gepriesen, die Namen der Handwerker oder der damaligen Lokführer findet man leider nicht

Warum sogar Nationaldenkmal für Namibia ?

Dass dieses Museum hier den Rang eines Nationaldenkmals bekommen hat, zeigt offenbar, dass man die handwerklichen Leistungen der Einheimischen und die Weitsicht damaliger deutscher Siedler auf neue technische Entwicklungen als Fortschritt für das Land Namibia betrachtet. Die heutigen freundlichen Grüße, die mir als Radfahrer fast alle Einheimischen zukommen gelassen haben, lassen mich hier willkommen fühlen und sicher ebenfalls.

© Manfred Sürig, 2024
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nur Nieselregen unf Dunkelheit bei 1 Grad, und das 4 Monate mindestens, da macht man's den Zugvögeln nach: Für 6 Wochen ab nach Süden ! Langweilig ? Mal sehen, was man dort erleben kann!
Details:
Aufbruch: 18.01.2025
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 04.03.2025
Reiseziele: Namibia
Nauru
Live-Reisebericht:
Manfred schreibt diesen Reisebericht live von unterwegs - reise mit!
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 3 Jahren auf umdiewelt.