Mit Kind und Kegel in den Süden
Albanien: Gjirokaster, 20.5.-22.5.
Das Wetter wurde wieder schlechter, und wir haben uns dazu entschlossen, weiter zu fahren, und zwar mit dem Ziel Gjirokaster im Landesinneren, einer Stadt auf der UNESCO Wltkulturerbeliste. Dazu sind wir zunächst die Riviera weiter entlang in Richtung Sarande. Dabei schüttet es als gäbe es kein morgen, aber die Fahrt war trotzdem schön und interessant. Man kommt bei Porto Palermo auch an einem ehemaligen geheimen U-Boot Hafen des kommunistischen Regimes vorbei. Damals war das alles Sperrzone, jetzt kann man dort Halt machen und die etwas gespenstische Stimmung erleben.
Nach den kleinen Berg- und Stranddörfern entlang der Riviera kommt man dann schlussendlich nach Sarande. Wie schon so oft in Albanien ist die kurvige Strecke ist nicht unbedingt die einfachste für empfindliche Mägen, aber wir haben es ohne Zwischenfälle gemeistert. In Sarande haben wir uns nur kurz zum Mittagessen aufgehalten, für einen ausgiebigeren Stadtbummel hat es dann doch zuviel geregnet.
Hier haben wir unsere Kaffeevorräte aufgefüllt. Und dazu gabs für alle einen Keks, was besonders Georg gefreut hat.
Der weitere Weg nach Gjirokaster führt über den Pass von Muzina, und davor kommt man noch beim Blue Eye vorbei, einer der bekanntesten Attraktionen von Südalbanien. Bei Regen war die Verlockung aber nicht so wahnsinnig gross, eine Quelle anzusehen, also sind wir weiter direkt nach Gjirokaster. Nach der Passhöhe hat man angeblich einen wunderschönen Ausblick auf das Drinostal, in dem Gjirokaster liegt. Wir haben aber nur Wolken gesehen. Dem Motor war das nasskalte Wetter aber ganz recht, so hat sich die Temperatur auch ohne funktionierendem Lüfter in Grenzen gehalten.
Gjirokaster
Angekommen sind wir in Gjirokaster bei Regen. Da es in diesem Bergdorf keinen Campingplatz gibt haben wir schon vorher ein Hotel für eine Nacht gebucht. Da mussten wir jetzt nur noch hin kommen. Gjirokaster ist aber sehr überschaubar, und so war das finden der Adresse kein Problem – zumindest zu Fuss. Die steilen und glatten Strassen der Altstadt waren zuviel für ein untermotorisiertes hecklastiges Wohnmobil, so haben wir es am grossen Parkplatz kurz vor der Altstadt abgestellt. Der Hotelbesitzer hat uns dann aber gleich mit seinem Auto nochmal zum Wohnmobil gefahren, damit wir unsere Sachen nicht tragen müssen. Der Ducato steht übrigens direkt gegenüber vom griechischen Konsulat, und der Hotelbesitzer hat mit dem Polizisten vor dem Konsulat irgendwas ausgemacht, damit er ein besonderes Auge auf unser Auto wirft. Und als Markus dann später nochmal zum Auto ist um etwas zu holen, ist der gleich rausgekommen, hat schelmisch gegrinst und ihm zugezwinkert. Keine Ahnung, was die genau ausgemacht haben, aber anscheinend mag uns der Wachmann.
Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Leute war ganz generell etwas, was uns sofort aufgefallen ist. Niemand läuft mit mürrischem Gesicht durch die Gegend, sondern es scheinen doch alle eher auf der Optimistenseite des Lebens zu stehen. Und vor allem wenn sie Georg sehen, ist er gleich der Mittelpunkt. Er hat schon sehr viele „Omas“ getroffen, die ihm alle irgendwas geschenkt haben. Unser Zimmer im Hotel Gjirokaster ist übrigens sehr schön, und so haben wir den Regentag dann gemütlich im Hotelzimmer ausklingen lassen.
Am zweiten Tag ist dann das Wetter besser, und wir haben uns dazu entsschieden, noch eine Nacht in Gjirokaster zu bleiben um uns die Stadt auch ansehen zu können. Wir mussten aber aus unserem Hotel raus, weil das an dem Tag schon voll belegt war. Der Hotelbesitzer hat uns aber ein anderes Hotel vermittelt, das Castle Hotel gleich bei der Burg. Und was sollen wir sagen, das war echt ein Glücksgriff. Das ist erst seit einem Monat offen und wunderschön im alten Gjirokaster-Stil renoviert. Die Betreiber sind unglaublich freundlich, allerdings hat uns der Sohn der Familie erzählt, dass sein Vater bei den Renovierungsarbeiten leider einen Unfall hatte und dabei gestorben ist. Und wie es in Albanien üblich ist, trägt deshalb die gesamte Familie schwarz. Georg hat dort eine albanische Omi gefunden, die Hausherrin. Die hat ihn herumgetragen, mit ihm gespielt und Blumen gepflückt.
Zakate Haus
Den sonnigen Tag haben wir für einen Stadtrundgang genutzt. Als erstes sind wir hinauf zum Zakate Haus, einem wunderschön erhaltenen alten Wehrhaus, das man um 200 Lek pro Person, umgerechnet 1.5euro, besichtigen kann. Übrigens scheint 200 Lek ein ziemlich universeller Eintrittspreis in Albanien zu sein, das ist uns schon öfter untergekommen. Diese Wehrhäuser sind im ottomanischen Stil erbaut, haben also Männerzimmer, Frauenzimmer, Gästezimmer, Zimmer für die Frischverheirateten, versteckte Balkone für die unverheirateten Mädchen, und ähnliches. Georg sagt ja jetzt bei allem was er selbst machen will vorher einfach laut „Geog“. Das hat er dann bei den steilen Stufen in den Häusern überall ausprobiert, und es hat so eine Weile gedauert, bis wir da rauf oder runter gekommen sind. Und seine neueste Erfindung ist, auf die Stelle der Strasse, wo er gehen will, runter zu zeigen, und „Geog“ zu sagen. Das geht wirklich ziemlich oft, wenn man einen ganzen Tag unterwegs ist.
Georg zeigt auf sich, dann auf die Strasse, und sagt "Geog". Er ist offensichtlich stolz daß er auch auf diesen holprigen Steinwegen selbst gehen kann.
Wenn man dieses Ritual mit Stehenbleiben, Runterzeigen, "Geog"-Sagen oft macht, dann kann man sich vorstellen, wie lange es dauert das 20 Meter hohe Zakatehaus hinauf zu kommen.
Burg
Danach sind wir hinauf zur Burg, die das Stadtbild dominiert und beeindrickend ist. Im Inneren gibt es eine große Galerie mit alten Kanonen, und auch einem alten kleinen Fiat Panzer. Daran angeschlossen ist ein schönes Museum über die Geschichte von Albanien im allgemeinen und Gjirokaster im besonderen. Man kann auch noch die alten Kerker besuchen, was ein wenig beängstigend ist, wenn man bedenkt dass darin bis Ende der 60er Jahre politische Gefangene inhaftiert und auch hingerichtet wurden.
Von der Burg hat man auch einen wunderschönen Ausblick über die Stadt, und die typschen Schieferdächer, die unter Weltkulturerbe stehen. Wir sind dann natürlich noch ziemlich lange durch die Stadt flaniert, haben uns von einem Eck ins andere Treiben lassen, sind dabei noch zu einem zweiten Wehrhaus gekommen, dem Skenduli Haus. Dort gibt die Hausherrin auch kleine Führungen und erklärt ein wenig, wofür die einzelnen Räume benützt wurden. Wir sind auch an der Moschee vorbeigekommen, und Georg hat das Minarett dann zuerst natürlich für einen Kirchturm gehalten, und laut „Dingdong“ gerufen, was sein Wort für Kirchturm ist. Allerdings sind wir noch nicht weit von der Moschee weg gewesen, als der Muezzin vom Minarett gerufen hatte, und das kam Georg dann doch etwas ungewohnt vor. Mittlerweile hat er den Dreh aber schon ziemlich heraus, und er erkennt ein Minarett so halbwegs. Dann sagt er nicht „Dingdong“, sondern „Scheee“.
Alle Häuser sind noch mit den traditionellen Schieferdächern gedeckt. Ein quatratmeter wiegt 500kg, kein wunder wenn da mal ein Dach einstürzt.
Zum Ausklang des Tages wurden wir von den Gastgebern im Hotel noch regelrecht gemästet. Herrliches Essen wurde uns aufgetischt, Byrek, gefüllte Weinblätter, Fleischbällchen, Käse, Salat, Obst, und das alles in Mengen, dass es für dreimal so viele Leute gereicht hätte. Und für alles zusammen, also Übernachtung in einem tiptop Zimmer, Abendessen und Frühstück, wollten die dann nur 25 Euro. Das konnten wir so auf uns nicht sitzen lassen, und haben deutlich mehr gegeben, was auch im Vergleich mit dem ersten Hotel nur gerechtfertigt war. Wir können das Castle Hotel wirklich nur wärmstens weiterempfehlen. Falls einmal jemand nach Gjirokaster kommen sollte, unbedingt dorthin gehen!
Aufbruch: | 10.04.2016 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 15.08.2016 |
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