Mit Kind und Kegel in den Süden
Albanien: Peshkopi und der Osten, 18.7.-22.7.
Das Mattal bis Burrel
Wir fahren vom Meer weg, zuerst in Richtung der neuen Kosovoautobahn. Schon nach ein paar Kilometern zweigt allerdings unser Weg wieder von der breiten Strasse ab, und wir fahren den Fluß Mat entlang in Richtung Burrel. Es ist erstaunlich, wie schnell sich hier die Landschaften ändern. Eine halbe Stunde vorher steht man noch mit den nackten Füssen am Sandstrand, und dann fährt man an türkisblauen Stauseen vorbei in einer Mittelgebrigslandschaft, die auch in Mitteleuropa sein könnte. Es geht die enge Strasse bergauf, bergab, links rechts, durch einen unbeleuchteten Tunnel. Die Leute neben der Strasse sind wahnsinnig freundlich, alle grüßen und winken. Als wir kurz stehengeblieben sind, um ein Foto zu machen, hat uns ein Strassenarbeiter gleich seine Zigaretten angeboten.
Der Durchbruch des Flusses Mat durch die Berge. Die Engstelle wird durch eine Staumauer versperrt und dahinter befindet sich der erste von einigen Stauseen, die wir in den nächsten Tagen sehen werden.
Suc
Durch diese schöne Gegend vergeht die Zeit ziemlich schnell, und wir erreichen zu Mittag die Stadt Burrel. Dort gab es für uns allerdings nur einen Börek-Mittagessen-Stopp, der Campingplatz ist nämlich ein paar Kilometer weiter in Suc. Dort betreibt eine italienische Nonnenmission einen kleinen Platz, man steht direkt bei der Kirche. Es ist sehr ruhig und entspannt, am Nachmittag kommen ein Paar Burschen zum Fussballspielen vorbei, was für Georg natürlich ein ziemliches Schauspiel war. Der Mat ist auch nur einen Steinwurf entfernt, und es gibt einen Fussweg hinunter. Im Moment führt der Mat nur wenig Wasser, aber es gibt ein sehr großes Kiesbett, das bei der Schneeschmelze dann wahrscheinlich auch voll ist.
Kullas von Shulbater
Am nächsten Tag fahren wir zeitig von Suc weg. Ein paar Kilometer weiter fahren wir in den kleinen Ort Shulbater, wo noch ein paar alte Wehrturmhäuser, hier Kullas genannt, stehen. Die meisten davon sind noch bewohnt, und einige davon wurden mit Hilfe der österreichischen Marianne-Graf-Stiftung restauriert. Allerdings fehlt ein wenig die touristische Infrastruktur, und man kann sich die Häuser nicht von Innen ansehen. Es ist wieder ein weng symptomatisch für Albanien, da wird Geld investiert, um etwas aufzubauen, und dann lässt man es brachliegen und wartet darauf, dass es sich von selbst amortisiert. Es steckt einiges an Potential in diesen Häusern, es müsste sich nur jemand ordentlich darum annehmen.
Die Kullas waren Wehrturmhäuser, sie stammen aus der Zeit der Blutrachefehden. Sie sind wie kleine Burgen, mit Falltüren, Schiessscharten und Vorrichtungen zum Abgiessen von heissem Pech.
Der Weg nach Peshkopi
Weiter geht es das Mattal entlang nach Klos, und dann weiter steil hinauf in die Berge. Die Aussichten sind atemberaubend, und man sieht auch die Trasse für die neue Strasse, die einmal Peshkopi mit Tirana verbinden soll. Wann das sein wird, steht allerdings noch in den Sternen. Für Peshkopi wäre das aber sehr wichtig, weil es die Fahrzeit von der Hauptstadt von fünf auf drei Stunden reduzieren würde. Nach dem Pass geht es runter nach Bulqize, einer Bergbaustatt mit verfallenen Plattenbauten. Wir sind durchgefahren, man erreicht dann kurz darauf den schwarzen Drin, dem man im Groben nach Norden bis Peshkopi folgt.
Peshkopi
Wir waren schon zu Mittag in Peshkopi, und haben uns den Campingplatz der Stadt gesucht. Der wird von der Familie Kapxhiou betrieben, und man parkt das Auto im Prinzip in deren Wein- und Gemüsegarten. Für Georg ist es wieder einmal ein Paradis. Dazu kommt, dass es zwei kleine Kinder gibt, so hat Georg auch gleich noch jemanden zum spielen.
Und sie hat auch gleich angeboten, sich um Georg zu kümmern, damit wir auch in Ruhe essen können. Aber ...
Peshkopi ist so richtig anders, selbst für albanische Verhältnisse. Pferdefuhrwerke in der Stadt sieht man hier sehr häufig, viele vor allem ältere Leute sind noch im traditionellen schwarzen Gewand unterwegs. Das Zentrum der Stadt bildet zum einen der Marktplatz mit dem Basar, und dann gleich anschliessend die Fussgängerallee mit Bars und Geschäften. Die Linden der Allee wurden leider alle radikal gekürzt, früher muss diese Strasse wesentlich beeindruckender gewesen sein.
Es gilt hier auch wieder das gleich wie für die letzen zwei Tage. Alle sind wahnsinnig freundlich, fragen wie es einem geht und ob man etwas braucht. Wir haben einen Tag in der Stadt verbracht, haben uns den Basar angesehen, sind ein paar Strassen abgelaufen, und haben am Campingplatz gespielt. Viele Touristen kommen anscheinend nicht hierher, wir haben immer das Gefühl, ein wenig aufzufallen.
Unter der Strasse gibt es dann noch einmal eine riesige Basarfläche. Links und rechts am Bildrand sieht man übrigens Reissverschlüsse.
Von Peshkopi nach Kukes
Am zweiten Tag hat Georg ein wenig Fieber. Zum ersten Mal auf unserer Reise ist er krank, bisher hat er sich nicht einmal Durchfall eingefangen. Wir haben an dem Tag also nicht viel gemacht, ein wenig gespielt, gegessen, geschlafen, und uns alle ein wenig erholt. Am nächsten Morgen war das Fieber aber wieder weg, und wir entschliessen uns weiterzufahren. Der ursprüngliche Plan war, direkt von Peshkopi ins Valbonatal zu kommen, aber das haben wir dann sein lassen. Ein Deutscher hat uns am Campingplatz erzählt, dass die Strecke gerade gekommen ist, und dafür mehr als sechs Stunden gebraucht hat. Das ist natürlich mit Georg keine Option. Der neue Plan sieht so aus, zuerst nach Kukes zu fahren, uns dort für eine Nacht in einem günstigen Hotel einzuquartieren und wieder einmal in einem vernünftigen Bett zu schlafen, und dann am Tag darauf ins Valbonatal zu kommen.
Wir hatten also tagsüber ein wenig mehr Zeit und sind eher gemütlich von Peshkopi aufgebrochen. Es gibt eine neu asphaltierte Strasse von Peshkopi nach Kukes, 70 Kilometer lang, aber wir haben mit Pausen dann fast vier Stunden dafür gebraucht. Nicht, weil die Strassenverhältnisse so schlecht sind, aber es gibt sehr viele Kurven, es geht bergauf und bergab, die Ausblicke auf das Tal des schwarzen Drin auf der einen und das Massiv des Korab auf der anderen Seite an der Grenze zu Mazedonien sind gewaltig. Bei Sllove und Ceren sind wir dann auch ein wenig länger herumspaziert. Vor allem der zweite Halt war interessant, dieses Dorf ist nämlich noch recht ursprünglich gebaut. Viele Gebäude sind saniert, immerhin wohnen da Leute drin und zugige alte Holzfenster und löchrige Dächer will nun wirklich niemand haben. Aber an ein paar verlassenen Häusern kann man noch den ganz alten Stil der Steinhäuser in der Gegend sehen.
Die alten Steinhäuser in Ceren. Teilweise wurden sie ein wenig renoviert, so wie hier mit neuem Dach.
Das Pferd ist immer noch wichtiges Transportmittel. Man hat das Gefühl, als wäre hier die Zeit ein wenig stehengeblieben.
Nach Ceren führt die Strasse wieder bergab bis zu einem kleinen Wasserkraftwerk, aber nur um auf der anderen Seite wieder ordentlich in zweiter-Gang-Steigung nach oben zu gehen. Dann kommt irgendwann der letzte Pass bei Kolesjan, und dort sieht man zum ersten Mal vorne die Ebene von Kukes, mit einem ersten Blick auf den grossen Drin Stausee. Bis in die Stadt war es von dort nicht mehr weit, in der Stadt selbst gibt es aber nicht viel Aufregendes. Also sind wir ins Hotel Galljicia, haben uns ein Doppelzimmer genommen und ein wenig ausgespannt. Als Hotel zum Durchreisen okay, einen längeren Aufenthalt würden wir da aber nicht unbedingt machen. Wir besorgen uns noch ein Grillhähnchen zum Abendessen, und dann ab ins Bett.
Man fährt immer wieder rauf und runter. Hier ist gut die Strasse am Gegenhang zu erkennen. Man sieht schon, was einem bevorsteht.
Die Ebene von Kukes, mit dem Flughafen. Der ist fertig, darf aber aus Lizenzgründen bis 2025 nicht in Betrieb gehen. Warum wurde er dann gebaut? Er wurde wie vieles in der Region von einem arabischen Scheich gesponsert.
Aufbruch: | 10.04.2016 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 15.08.2016 |
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