Südamerika mal anders
Bolivien: La Paz und Valle de la Luna
Meine Reise durch Bolivien beginnt in La Paz. Lange habe ich hin und her überlegt, ob ich La Paz besuchen soll oder nicht, aufgrund der vielen negativen Berichte im Internet. Doch ich entscheide mich dafür und fahre am 16.06.2017 mit dem Bus des Anbieters Trans Salvador von Cusco nach La Paz, 14 Stunden lang. Es ist eine Nachtfahrt, doch bei weitem nicht so luxuriös wie die nach Arequipa. Dennoch, es gibt Schlafsitze, in denen man wirklich viel Platz hat (ich zumindest ).
Wir starten in Cusco mit etwa 10 Touristen an Bord. Unterwegs steigen Einheimische ein, bis der Bus voll ist. Davon habe ich gelesen, dass die unterwegs noch andere Gäste mitnehmen und mache mir daher keine großen Gedanken. Wir sind alle dick eingepackt (Mütze, Schal, Decke,...), denn draußen herrschen frostige Temperaturen und das Bisschen Wärme was die Heizung zustande bringt, reicht bei weitem nicht. Bevor wir die Grenze erreichen, steigen fast alle aus, um mit einem anderen Bus weiter nach Copacabana zu fahren. Wir bleiben zu fünft im Bus. Ein argentinisches Ehepaar, ein französisch sprechender Typ der mir zu verstehen gibt, dass er keine andere Sprache spricht und ein weiterer Passagier.
An der Grenze in Desaguadero steigen wir aus, verlassen auf der einen Seite des Flusses am peruanischen Grenzposten das Land Peru und gehen über die Brücke, um auf der anderen Seite in Bolivien einzureisen.
Nach der Ankunft im Apartment das gleiche Procedere wie in Peru... bisschen auspacken, frisch machen, rausgehen, die Gegend erkunden,... Geld holen,...Prepaid-Karte kaufen..., Supermarkt suchen, und schauen was sonst wo ist.
Ich bin mitten in der Stadt, sehr zentral, also... alles ist in der unmittelbaren Nähe, der Verkehr und der Lärm auch Aber ich gewöhne mich schnell dran.
Am ersten Tag, es ist ein Sonntag, gehe ich dahin, wo vermutlich alle Touristen Mal hingehen, zu der Plaza mit der Iglesia de San Francisco.
Ich mache ein Foto von der Kirche und schicke es an mi buen amigo de Andalucía. Er wird nach meiner Rückkehr vermutlich ein Fotobuch mit all den San Francisco Kirchen machen können
Danach passiere ich einige Gassen mit Unmengen an Souvenirslädchen und gehe Richtung Mercado Rodrigez. Ich erwarte eine Markthalle, ähnlich wie in Peru, doch... der Mercado Rodrigez umfasst mehrere Straßen, auf denen die Verkaufsstände aufgestellt sind. Woow! Es ist fast wie ein eigenes Viertel, dass sich hier zu einem Markt verwandelt. Ich gehe an allen möglichen Ständen vorbei, kaufe hier und da Obst (Papaya - klar , Mandarinen, Granadillas - ich weiß nicht wie sie auf deutsch heißen, nur dass sie sehr lecker sind ) und etwas Gemüse. Am Ende gibt es noch aneinander gereiht ein paar Stände mit allerlei Brötchen.... hmmm.... lecker!
Mercado Rodrigez;
die weißen Knubbel sind "chuños", Kartoffeln, die in hohen Lagen bis 4500 m wachsen und die durch Wasserentzug sehr lange haltbar gemacht werden
Treffen mit einer App-Bekannten :-)
Am Nachmittag treffe ich mich auf einen Kaffee mit einer Bolivianerin, die ich über eine App kennenglernt habe. Sie lebt hier in La Paz und wir verabredeten uns einen Tag vorher zu diesem Treffen. Zusammen mit ihrer Tochter verbringen wir gut zwei nette Stunden miteinander und lernen uns besser kennen. Wir reden viel über das Reisen, da sie auch seehr gerne reist.
Wir sprechen spanisch, und..., es klappt gut, ich verstehe so... sagen wir mal... 80 - 90 %
El teleférico - Die Seilbahn
Ich befinde mich in der Unterkunft auf etwa 3600 m. Und das entspricht etwa der mittleren Höhe dieser Stadt, denn sie hat fast 1000 m Höhenunterschied!
Die Größe und die Höhe der Stadt lässt sich auf den Fotos leider nicht erfassen. Hier meine Versuche...
Blick vom Mirador Killi Killi;
Der ganze Hang ist voller Häuser, die Stadt erstreckt sich bis nach oben, wo anschließend El Alto liegt.
Es gibt in La Paz 4 Seilbahnlinien. Sie entlasten den Verkehr auf den Straßen und ermöglichen den Menschen ihren Arbeitsweg deutlich zu verkürzen und das in einer deutlich besseren Luft als auf den verstopften Straßen. 2014 wurden 3 Seilbahnen eröffnet, die vierte folgte ein Jahr später und bis 2019 sollen noch weitere kommen.
Ich fahre mit zwei Linien (der gelben und der grünen) um so die Stadt aus einer anderen Perspektive zu erkunden. Ein Einzelticket kostet 3 Bolivianos (umgerechnet knapp 40 Cent).
Die gelbe Linie führt mich bis nach oben (siehe den höchsten Punkt auf dem ersten der beiden Fotos), von wo ich einen Blick auf die Stadt habe....
Mit der grünen Linie fahre ich in den südlichen Teil der Stadt. Und dort finde ich eine andere Welt vor.... alles ist viel größer, weiter, moderner.... hier leben und arbeiten die reichen Bolivianer, denke ich mir sofort. Auch bei der Bevölkerung fällt dies sofort auf, deutlich mehr weiße Gesichter... (traurig aber wahr).
Die Endstation im Süden liegt auf 3267 m. Ein paar Hundert Meter tiefer als der Teil, den ich zuvor kennenlerne. Aufgrund des großen Höhenunterschieds unterscheidet sich das Klima auch etwas, hier "unten" ist es wärmer.
Die Fahrt mit der grünen Linie in den südlichen Teil der Stadt. Hinter dem kleineren Hügel liegt versteckt der moderne Stadtteil.
Valle de la Luna
Am 19.06.2017 mache ich mich auf den Weg zu dem Valle de la Luna.
Ich lese im Internet, wie man am besten hinkommt und mache mich auf den Weg zur Plaza San Francisco. Dort in der Nähe ist eine Haltestelle.
Das mit den Verkehrsmitteln hier ist eine sehr interessante Geschichte... denn es gibt viele Möglichkeiten, sich hier auf den Straßen fortzubewegen. So gibt es z. B. die öffentlichen Busse, die übrigens den größten, und schwärzesten Abgasausstoß haben. Dann gibt es die Sammeltaxen, Omnibusse, die bestimmte Ziele anfahren. Welche das sind, steht vorne an der Frontscheibe. Zudem wird dies auch laut ausgerufen, wenn sie gerade irgendwo stehen und Passagiere suchen. Die kann auch eigentlich überall anhalten, wenn man ihnen vom Fußweg aus zuwinkt. Und dann gibt es die Taxen, die einen einzeln an den gewünschten Ort bringen.
Ich halte Ausschau nach einem gelben öffentlichen Bus, der nach Mallasa fährt und stelle mich dazu an der Straße hin, wo die Haltestelle mit einem einzigen Schild angedeutet ist. Nachdem zig Sammeltaxen an mir vorbeifahren, kommt irgendwann ein gelber Bus mit dem Schild "Mallasa". Super! Beim Einsteigen frage ich vorsichtshalber, ob er zu Valle de la Luna fährt, bezahle 2,50 Bolivianos (umgerechnet etwa 0,32 Cent) und fahre etwa 40 Minuten zum Ziel.
Im Bus lerne ich Ben kennen, der zuletzt in Neuseeland lebte und der heute das gleiche Ziel hat wie ich. Heute ein englischer Tag, ok...., warum nicht
Er erzählt mir unter anderem, welche umgangsprachliche Floskeln er auf der Straße in Chile gelernt hat und ich kopiere mir diese... wer weiß, wofür es später gut ist. Leo kennt keine davon....
Am Ziel angekommen kaufen wir uns noch was zu Trinken und eine Kleinigkeit zu Essen bevor wir am Eingang 15 Bolivianos zahlen und reingehen. Wir gehen einen ausgeschilderten Rundweg, und machen hier und da Fotos. Ben stöhnt, er ist gestern von einem Trek auf über 6000 m zurückgekommen. Ja, so etwas kann man hier auch machen... Doch für mich ist das zu heftig...
Valle de la Luna (das Mondtal) besteht aus unglaublich vielen Felsen, Felsspalten, Hügeln und anderen Formationen. Diese Formationen entstanden durch Erosion und Klimaschwankungen im Verlauf von Millionen von Jahren. Niederschläge tragen den Lehmboden im Laufe der Zeit und führen zu diesen bizarren Felsen. Es wächst kaum was drauf, hier und da ist ein Kaktus zu sehen. Doch ansonsten ist alles in dieser einen lehmigen Farbe. Sie erinnern ein wenig an Termitenneste.
Unterwegs treffen wir noch andere, die den Park besuchen und da Ben sehr kommunikativ ist, sind wir bald zu fünft unterwegs.
Auf dem Rückweg wollen die anderen noch zu einem Aussichtspunkt. Ich seile mich ab, habe genug von englisch an diesem Tag und bitte den Busfahrer mich in der Nähe meiner Unterkunft rauszulassen - man kann auf der Busroute einfach kurz vorher dem Busfahrer sagen, dass er kurz anhalten soll, weil man aussteigen möchte.
Mirador Killi Killi
Am letzten Tag in La Paz gehe ich vormittags zu dem Aussichtspunkt Killi Killi.
Auf den letzten Metern, auf einer steilen Straße, gibt mir meine Lunge zu verstehen, dass ich mich auf einer gewissen Höhe befinde, auf der die Luft dünner ist....
Doch oben angekommen werde ich mit einem schönen Blick über die Stadt belohnt. Es sind nur wenige Personen hier, es ist ruhig, ein Ort zum Verweilen und so bleibe ich einige Zeit hier, und lasse den frischen Wind an meinem Gesicht vorbeiziehen, während ich auf einer Bank liege....
Nur ein Pfeifen von Melodien eines Mannes ist zu hören, der kleine Steine feilt. Er zeigt mir seine Figuren, die er aus den Steinen gemeißelt (sagt man das so?) hat. Es ist Basaltstein, erklärt er mir. Ich kaufe ihm ein kleines Lama ab
Am Nachmittag gehe ich noch mal zu dem Rodrigez Markt. Diesmal fahren Autos auf der Straße, und nun sehe ich, dass links und rechts überall kleine Lädchen sind, die ihre Ware teilweise bis auf die Straße ausstellen. Das Angebot ist etwas kleiner als am Sonntag vormittag, doch ich finde genügend frisches und kostengünstiges Gemüse für ein Abendessen.
La Paz...
Was kann ich noch zu La Paz sagen... mal sehen... .
Es ist eine große Stadt, mit viel, viel Verkehr, die man auf gewisse Weise lieb gewinnen kann. Es ist keine touristische Stadt, hier überwiegt das geschäftige Treiben der Bewohner, die ihrem Alltag nachgehen. Hier fühle ich mich wirklich wie eine Außenseiterin, oder besser gesagt, wie ein stiller Beobachter, der durch die Straßen streift.
Eine Sache fällt mir hier besonders auf, ich hoffe, dass mit kein Bewohner von La Paz nun böse ist, aber die Menschen hier haben ein ausgesprochen tolles Talent dafür, auf den Fußwegen im Weg zu sein, so zu schlenkern, oder in Reihe zu gehen, dass man sie nicht überholen kann. Es ist wirklich verblüffend! Das Spazieren durch die Stadt ist daher .... etwas anstrengend, aber interessant!
Man sieht hier sowohl reiche wie auch sehr arme Menschen, die betteln. Ich sehe nahezu nur ältere Menschen, vorwiegend Frauen, die betteln.
Auch hier lassen sich die Menschen gerne die Schuhe putzen (meine sind wieder halbwegs ok ). Es gibt sehr viele Schuhputzer, die mit dicken Gesichtsmasken arbeiten, um sich vor den vielen Abgasen zu schützen. Ihr Gesicht ist komplett vermummt.
Die Stadt wird sauber gehalten, überall sieht man Straßenkehrer, die den Müll von den Straßen fegen und dass den ganzen Tag lang. Und.... es sind ausschließlich Frauen, die diese Arbeit verrichten! Auch an der Seilbahn fällt mir auf, dass dort Frauen mit Werkzeug kleine Reparaturarbeiten durchführen. Vom bekannten aus Venezuela weiß ich z. B. dass den Job des Hausmeisters dort in Caracas fast ausschließlich Frauen ausüben... .
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien