Südamerika mal anders
Peru (Teil 1): Cañon Colca
3-tägige Wandertour durch den Cañon Colca
Cañon Colca auf eigene Faust oder als gebuchte Tour? Nach langem hin und her entscheide ich mich für eine geführte Tour, einfach weil ich es preislich nicht besser hinkriegen würde und mir die Organisation erspart bleibt. Für 130 Soles (etwa 35 €) buche ich die 3-tägige Trekking Tour direkt in der Unterkunft.
Am Sonntag, den 04. Juni, um 3:30 werde ich am Hostal abgeholt. Halbe Stunde südamerikanische Verspätung, das ist ok. Bis 4 Uhr werden andere Teilnehmer abgeholt, bis der Kleinbus voll ist. Mit unseren Guías, Hans und Miguel, fahren wir etwa 3 Stunden nach Chivay, dort gibt es Frühstück. Hier wird mir bewusst, dass ich mich mitten unter französisch sprechenden Leuten befinde. Wir sind hier auf über 3600m, es ist etwa 7:30 und ziemlich kalt. Ich habe nur meine dünne Outdoorhose an, überm T-Shirt und Hemd und eine Fleecejacke. Die anderen haben warme Jacken und Mützen(!) an. Hab ich mich denn total verhauen?
Nach dem Frühstück bezahlen wir an einem Kontrollpunkt den Eintritt zum Cañon Colca (70 Soles ~ 19 €) und fahren anschließend wir zum Aussichtspunkt Mirador Cruz del Condor. Auf dem weg dahin unterhalte ich mich, zuerst auf englisch, mit meiner Nachbarin, bis wir nach wenigen Minuten eine verblüffende Gemeinsamkeit finden: wir sprechen beide polnisch und kommen aus benachbarten Städten! Na das nenne ich Zufall!
Am Mirador haben wir 35 Minuten, um die Aussicht und die Condore zu bewundern. Etwas knapp, aber machbar. Ich laufe zu den weiter entfernten Aussichtsterrassen, um nicht gegen die Sonne fotografieren zu müssen. Und da kommen sie schon, die Kondore, majestätisch kreisen sie über dem Hang. Die Masse an Touris (ich inbegriffen ), blicken alle nach oben, bewundern diese großen Vögel, schiessen Salven an Fotos. Alle tummeln sich hier um die gleiche Uhrzeit, denn nur zu dieser Stunde sind die Vögel hier zu beobachten.
Um 9 Uhr fahren wir weiter zum Startpunkt der Wanderung in der Nähe von Cabanaconde. Dort ziehen alle ihre dicken Jacken und Hosen aus, ziehen sich um. Ich ziehe meine Fleecejacke und das Hemd aus, mach die Beinlinge ab, fertig. Man spürt schon die Hitze, der wir gleich ausgesetzt sein werden.
Es sind etwa 5 Kilometer runter zum Fluss, erklären die Guides. Jeder läuft im eigenen Tempo, kein Gruppenzwang.
Die Landschaft ist fantastisch, unbeschreiblich schön, und ich bleibe immer wieder stehen, geniesse es hier zu sein, mache Fotos. Viele gelbe Schmetterlinge fliegen an mir vorbei, hier und da zwitschern Vögel. Es ist .... unglaublich schön!
Der Cañon ist wunderschön, ich bin froh, hier zu sein, mitten in der Natur, gefühlt 'weit weg' jeglicher Zivilisation.
Nach etwa 1,5 - 2 Stunden erreiche ich unten den Fluss. Manche sind schon da, andere aus der Gruppe folgen. Nach einer Pause geht es einen kilometer weiter zum Dorf San Juan wo wir übernachten werden. Es gibt lecker Mittagessen, Zeit zum Ausruhen, Abendbrot und um 8 Uhr abends liege ich im Bett, habe eine Hütte mit zwei Betten für mich alleine, kein Französisch mehr....
Am nächsten morgen werde ich früh wach, es ist noch dunkel draussen: 4:50, zu früh zum Aufstehen... ich döse noch ein wenig...Um 6:50 stehe ich auf und laufe ein paar schritte auf und ab. Es ist so schön ruhig hier! Noch kein französischgebrabber.... . Vor den Hütten sehe ich das hübsche Huhn, was hier gestern rumgelaufen ist. Ich gehe runter um es zu fotografiern.... weg ist es....hmmm... ok, dann halt nicht. Ich will gerade in meine Hütte, da kommt mir das Huhn entgegen!
Zum Frühstück gibt es Pfannekuchen mit Banane und Schokosoße.... ja, ich mache Kompromisse, gestern abend gab es ein Omlett. 100 % vegan ist schwierig ...
Unsere nächste Etape am zweiten Tag ist nicht sehr anstrengend. Einmal 150 Meter steil rauf, sonst kaum Höhenunterschiede, 5 oder 7 Kilometer, ich weiss es nicht genau. Die Guías erzählen uns zwischendurch interessante Sachen zu den Pflanzen und zu den Condoren.
Die Condore haben eine Spannweite von bis zu 3 Metern und wiegen bis zu 15 Kilo! Die grauen Vögel sind jünger, weniger als 10 Jahre alt, die mit dem weißen Halskranz sind älter. Sie waren früher bedroht, man hat sie für Stierkämpfe (!?) missbraucht. Erwachsene Männchen haben einen Kamm am Kopf und braue Augen, die Weibchen haben rote Augen.
Wir lernen die Pflanze "el molle" kennen. Die in der Hand zerriebenen Blätter riechen nach Pfeffer, die Früchte sind wie kleine rote Pfefferkörner, sie wird auch 'red pepper' genannt. Sie hat/hatte verschiedene Anwendungen. Zerrieben auf der Haut erhält man Schutz vor Mosquitostichen, es hilft aber auch gegen Muskelschmerzen. Im Wasser gekocht, als Getränk, hilft sie bei Magenproblemen. Früher wurde sie als 'die pille danach', aber auch für Abtreibungen genutzt. Unser guía erzählt und in diesem Zusammenhang, dass es zwischen der Kathedrale und dem Kloster in Arequipa einen geheimen Tunnel gab.... .
Während einer Pause probieren wir die Kaktusfrucht und die Kiwiähnliche Frucht sancayo - lecker!
Wir laufen durch die Dörfer Cosñirhua und Malata, unser heutiges Ziel ist Oasis Sangalle, wo wir die zweite Nacht verbringen. Bevor wir zur Oase runtersteigen, zeigt und Hans den morgigen Weg nach oben....
Am dritten Tag stehen wir um etwa 4:30 auf, um 5:00 Uhr beginnen wir mit dem Aufstieg. 1100 Höhenmeter in 3 Stunden, sagt der Guide. Es ist noch dunkel, wir gehen mit Taschenlampen. Weiter oben sehen wir die Lichterpunkte derer, die schon früher losgegangen sind.
Die erste Etape gehen wir zusammen, halten zwischendurch zum Verschnaufen an. Als es langsam heller wird, geht jeder für sich, nach eigenem Tempo. Schritt für Schritt rauf....
Irgendwann erreicht die Sonne die ersten Gipfel..... woow,wie toll! - Ich erinnere mich an Nepal, damals gingen wir einmal in der Dunkelheit zum Poon Hill um den Sonnenaufgang von oben zu sehen. - Immer wieder bleibe ich stehen, um diese wunderschöne Landschaft zu bewundern. Es ist wunderschön! Ich versuche immer wieder Abstand zu anderen zu halten, um dieses Gefühl, eins mit der Natur zu sein, zu geniessen. Irgendwann erreicht die Sonne auch die schneebedeckten Gipfel. Ich gehe immer weiter, Höhenmeter für Höhenmeter. Was ich komisch und erleichternd zu gleich finde, ist, dass mich das Gewicht des Rucksacks (gute 5 bis 6 kilo, mit meiner Kamera und der Wasserflasche leider kaum zu unterbieten) gar nicht stört. Vielleicht liegt es daran, dass wir auf der Schattenseite gehen und es um diese Uhrzeit noch kühl ist, ich weiß es nicht. Weiter gehts... ein Schritt nach dem nächsten, .... Pause...., weiter rauf... ein Blick auf die fantastischen Berge, irgendwann sehe ich den Rio unten nicht mehr....weiter.... irgendwann nach mehr als der Hälfte habe ich das Gefühl, meine Beine tragen mich automatisch, ich habe mich eingelaufen, .... dann erreicht die Sonne auch unsere Seite, die letzte halbe stunde laufe ich in der morgendlichen Sonne, die mich abwechselnd im Gesicht und Nacken wärmt.... , kurze Zeit später, ein Blick nach oben, und ich sehe den höchsten Punkt mit all denen, die es schon schafft haben... die Motivation steigt und ich gehe weiter....Schritt für Schritt.... bis ich es auch schaffe .... Yeeeaar!!!
Nach 2 Stunden und 25 Minuten habe ich die 1100Meter bewältigt!
Danach laufen wir nach Cabanaconde.... Frühstück.... Busfahrt zum Aussichtspunkt....weiter zu den Thermalquellen... im warmen Wasserbecken aufwärmen, das tut gut....weiter zum Mittagessen...., dann zum höchsten Punkt auf etwa 4900m auf dem Weg nach Arequipa , um die Vulkane zu sehen, es ist bewölkt und kalt, brrrr....weiter zum Naturpark, Alpacas gucken..... Um kurz vor 18 Uhr sind wir zurück in Arequipa.
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
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