Südamerika mal anders
Peru (Teil 2): Machu Picchu
Ich bin nun das dritte Mal in Cusco . Und damit ich mir nachher nicht Sprüche wie: "Was!?!? Du warst drei Mal in Cusco und hast Machu Picchu nicht gesehen!?!?" anhören muss, fahre ich am 04 September hin .
Einen Tag vorher buchen Carlos und ich in einer der vielen Reiseagenturen eine zweitägige Tour, nachdem wir festgestellt haben, dass überall nahezu identische Touren angeboten werden.
Am Montag, um 7:00 Uhr, ist Treffpunkt an der Plaza. Bis wir losfahren, vergehen gute 45 Minuten, also alles wie immer südamerikanisch
Ach ja, ein Tipp für alle, die für den Besuch der Kathedrale nichts zahlen möchten: geht früh am morgen hin, da sind die Tore der Kathedrale geöffnet Man kann zwar nicht alle drei Teile besuchen, aber den Hauptteil, wo auch das Gemälde des letzten Abendmahls Christi mit dem Meerschweinchen auf dem Tisch hängt.
Die Fahrt im Bus (Zug ist definitiv zu teuer) bis Hidroelectrica dauert bis ca. 14:15. Wir machen eine 30 minutige Pause hinter Ollantaytambo, und eine 20 minutige Mittagspause in Santa Teresa. Das letzte Stück des Weges führt über eine schmale Schotterpiste, aus dem Fenster können wir weit unten den Fluss sehen.
Als wir in Hidroeléctrica ankommen, erklärt uns der Busfahrer, wo der Weg nach Aguas Calientes beginnt und dass wir dort um 17:00 Uhr an der Plaza unseren noch unbekannten Guide finden, der unsere Namen ausrufen wird. Wir laufen also zunächst an dem Zugbahnhof vorbei. Hier kommen die Züge von Cusco an. Es gibt auch Züge von Hidroélectrica bis Aguas Calientes. Kosten: 5 Soles (etwa 1,5 $) für Peruaner und 31 $ für Ausländer. Wir laufen. Der Weg führt entlang des Zuggleises, parallel zum Fluss, den wir immer mal wieder durch die Bäume sehen können. Es ist bewölkt, ab und an kommt die Sonne raus und es ist warm. Wir sind tiefer als in Cusco und hier ist ein fast tropisches Klima, mit entsprechend vielen Mücken... . Wir schmieren uns unterwegs ein, um von denen nicht zerstochen zu werden. Sobald man stehen bleibt, fallen sie über einen her! Trotz des 40 % -gem Deet Zeugs kriegen wir viele Mückenstiche ab...
Ein mal kommt der Zug vorbei, der schon weit im Voraus Signale gibt, damit man von den Schienen fernbleibt. Ansonsten ist es unterwegs ruhig, man hört die Vögel singen. Ab und an wird man von anderen Besuchern überholt oder man überholt selbst welche.
Der Weg ist ... ein wenig beschwerlich, obwohl wir nahezu keine Höhenmeter machen (auf den 12 km geht es insgesamt nur 200 Meter hoch), denn wir laufen auf den kleinen Steinen, die zur Gleisstrecke gehören. Doch die Natur um einen herum ist sehr schön
Nach zweieinhalb Stunden und 12 km kommen wir in Aguas Calientes an. Kurz vorher fängt es leicht an zu regnen, und als wir an der Plaza ankommen, regnet es stärker. Es donnert, im Hintergrund ist ein Regenbogen zu sehen. Auf der Plaza sitzen überall verstreut wartende Touristen, die wie wir irgendwo ein trockenes Plätzchen gefunden haben. Ab 17:00 Uhr beginnen tatsächlich mehrere Guides die Namen ihrer Gruppenteilnehmer auszurufen, was irgendwie komisch aussieht, denn sie können nur einen Teil der Leute, die hier und da sitzen, erreichen. Und damit die Guides sich nicht untereinander stören, stehen sie nicht nebeneinander, sondern ebenfalls über die Plaza verteilt. Nun ja, es wird wohl doch irgendwie funktionieren, wenn sie es so machen, denke ich mir und versuche angestrengt, unsere Namen herauszuhören, ohne Erfolg. Wir laufen also von einem Guide zum nächsten und fragen, ob wir auf deren Liste sind. Nix. Um 17:25 schreibe ich über Whatsapp Daysi an, die Señora, die uns die Tour verkauft hat. Sie antwortet innerhalb von zwei Minuten und teilt uns mit, dass wir zur Unterkunft gehen sollen, dort würde man uns weiter helfen. Und tatsächlich hilft uns im Hotel jemand, die Tickets für Machu Picchu zu bekommen. Warum gibt man uns die Info erst auf Anfrage?? Den Guide lernen wir noch nicht kennen. Um 19:30 ist dann Treffpunkt in einem Restaurant mit anderen Teilnehmern unserer noch unbekannten Gruppe. Ich bin total übermüdet, denke nur noch ans Schlafen. Am Tisch lernen wir die Anabel aus Mexiko sowie zwei Brasilianer kennen. Denner spricht ein wenig spanisch, seine Begleiterin nur portugiesisch. Ich verstehe überhaupt nicht, was sie erzählt, doch Anabel und Carlos verstehen sie halbwegs. Seltsam... Irgendwann kommt dann jemand vorbei, der uns mit sehr knappen Worten erklärt, wie wir am nächsten Morgen auf eigene Faust nach Machu Picchu kommen, dass wir entweder einen Bus nehmen oder zu Fuss gehen können. Doch alles sehr sehr wage und keiner versteht so richtig, wie es funktionieren soll, also fragen wir immer wieder nach. Der Typ ist ein wenig genervt, klar, der erklärt jeden Tag das gleiche, aber ist im bewusst, dass es immer wieder andere Personen sind, die nachfragen? Zwischenzeitlich lässt sich der Guide kurz blicken, stellt sich und sein Fähnchen vor, und verschwindet wieder.
Nach dem Essen und langem hin und her überlegen, wie es denn nun funktioniert, dorthin zu gelangen, verabreden wir uns mit Denner und der Chica (deren Namen ich dummerweise gleich wieder vergesse), um morgens gemeinsam nach Machu Picchu zu gehen. Anabel will lieber mit dem Bus fahren, wir werden sie also erst oben sehen.
Nach einer kurzen Nacht treffen wir uns um 4:15 an der Plaza mit den beiden Brasilianern und gehen dann gemeinsam los. Der Weg ist einfach, man folgt den Anderen, die schon früher los gelaufen sind. Hier wird der Herdentrieb schon gut funktionieren Kurz vor der Brücke treffen wir auf die Letzten der langen Menschenschlange und schalten die Taschenlampen aus. Wir stehen also alle im Dunkeln und warten .... bis es um 5 Uhr morgens los geht, denn vorher lassen sie keinen rein. Durch Vorlage des Tickets und des Reisepasses dürfen wir dann alle ab 5 Uhr morgens der Reihe nach die Brücke passieren und wenige Meter weiter den Aufstieg beginnen. Während wir die ersten Höhenmeter machen, kommen die ersten Busse angefahren, mit Leuten, die sich den Fußweg ersparen wollen. (Preis für den Bus: Erwachsener Ausländer hin und zurück 24$ nur hin:12$). Die Busse fahren einen Sperpentinenweg, während der Fussweg die Serpentinen immer wieder durchquert und ziemlich direkt gerade aus nach oben führt. Wir haben fast alle die Taschenlampen an, denn es ist noch dunkel als wir starten. Wir gehen alle hintereinander, Stufe für Stufe. Es ist gar nicht so kalt, auch ich bin zu warm angezogen und so entkleiden sich viele von uns unterwegs soweit es geht.
Es geht die ganze Zeit rauf... irgendwann beginnen die Ersten eine Verschnaufpause zu machen. Denner ist heftig am atmen, wir warten zwei, drei Mal auf ihn, doch irgendwann verlieren wir ihn aus den Augen. Je höher wir kommen, desto mehr schnaufen die Leute und bleiben zwischendurch stehen, wir machen auch zwei Pausen. Ansonsten japsen wir wie alle anderen vor und hinter uns nach Luft, wollen aber nicht stehen bleiben. Denn zwischen 6:00 und 6:30 ist Treffpunkt mit dem Guide am Eingang. "Se puede" sagen wir uns immer wieder und gehen weiter. ("se puede"-"man kann" - ja, ja, meine Arbeitskollegen lachen sich jetzt vermutlich schlapp, aber hey! ich hab den Gipfel schon mehr als einmal erreicht )
Weiter oben wird es langsam hell, wir schalten die Taschenlampen aus. Ich schaue mich um und stelle fest, dass ich bezüglich des Durchschnittsalters statistisch gesehen wieder Mal einen Ausreißer darstelle Nach mehr als einer Stunde kommen wir oben an. Hurra!!! Völlig durchgeschwitzt, erledigt, doch mit einem tollen Gefühl, etwas dafür getan zu haben, diesen Ort zu besuchen!
Die Schlange an der Damentoilette ist extrem lang. Ich überlege kurz und verzichte auf die Toilette. So viel wie ich geschwitzt habe... .
Wir finden unseren Guide und warten bis es los geht. Kurz hinter dem Eingang, am ersten Haltepunkt und Aussichtspunkt sammeln sich unglaublich viele Menschen an. Alle machen Fotos. Es ist unmöglich, die Aussicht zu genießen. Man wird von selbstverliebten Menschen immer wieder angesprochen, ob man nicht kurz zur Seite gehen könnte, sie möchten ein Foto von sich und dem atemberaubenden Hintergrund machen. Ich erkläre ein wenig genervt, dass ich hier bin, um den Ort und die atemberaubende Aussicht zu genießen, Fotos von sich selbst könne man doch wirklich sonst wo machen und nicht gerade hier und ignoriere sie. Am zweiten Haltepunkt weiter oben wird es schon etwas besser, die Menschenmenge verteilt sich, gottseidank!!!, denn der Tumult von vorhin mit dem Kampf um den besten Fotoplatz ging mir dann doch gehörig auf den Keks. Ich verstehe jetzt, warum sie die Anzahl der Besucher limitieren.
Der Guide erzählt was der Gruppe, doch ich setze mich abseits auf die Wiese und genieße die Aussicht. Auf einmal taucht Denner auf, super, er hat es also auch geschafft! Im späteren Rundgang separieren wir uns vier von der Gruppe, folgen ihr zwar, genießen aber auf unsere Weise den Ort. Daher kann ich Euch gar nicht erzählen, was man dort so erfährt...
Das Wetter macht mit, blauer Himmel und Sonne, die mit ihren Strahlen die Anlage hübsch beleuchtet. Gegen neun Uhr fangen wir erneut an zu schwitzen, diesmal von der starken Sonne. Am Ende der Tour treffen wir wieder Anabel, die zusammen mit dem Rest der Gruppe dem Guide gefolgt ist. Wir passieren langsam den Rest des Weges bis zum Ausgang. Dort kurz auf Toilette, was trinken und Kleinigkeit essen, und dann beginnen wir zu fünft den Abstieg. Der zieht sich fast genauso wie der Aufstieg, es ist unglaublich, wie sind wir hier nur rauf gekommen??
Am letzten Haltepunkt der geführten Tour warten wir auf Anabel. Ich finde einen kleinen Durchgang, durch den man zu einem ruhigen Örtchen gelangt, mit diesem wunderschönen Blick auf die Berge
Ein Llama hat sich ein wenig verirrt und den Leuten den Weg zum Ausgang versperrt Denner versucht, irgendwie an dem Tier vorbeizukommen
Hier ist der Serpentinenweg zu sehen, den die Busse hochfahren. Der Fussweg ist querfeldein. Links sieht man den Fluss, den wir morgens über die Brücke passierten.
Unten an der Brücke angekommen, verabschieden wir uns von Denner und seiner Begleiterin, die noch eine Nacht in Aguas Calientes bleiben und gehen mit Anabel zurück nach Hidroeléctrica.
Nach kurzer Strecke gesellt sich eine Hündin zu uns und begleitet uns. Mal läuft sie neben uns, mal hinter uns, dann überholt sie uns und verschwindet weiter vorne, um dann wieder wie aus dem nichts aufzutauchen.
Unterwegs genieße ich wieder das Zwischern der Vögel, die hübschen Schmetterlinge, die Blümchen die hier und da zu sehen sind... bis es anfängt zu regnen. In Hidroeléctrica kommen wir zu viert an, denn die Hündin begleitet uns bis dahin. Wir suchen ein Lokal, um noch was zu Mittag zu essen bevor wir um 14:30 unseren Minibus suchen gehen. Um 14:50 beginnt der Rückweg. Bis kurz vor Cusco fahren wir im Regen ..... bis wir gegen 21:30 in Cusco ankommen.
Während wir zu Mittag essen, legt sie sich hin und schläft.
Als Dankeschön für die Begleitung erhält sie von uns später etwas von unserem Essen, das ich für sie in einer Tüte zusammenstelle
Das ist also der Ausflug zu Machu Picchu gewesen. Ja, es war schön es einmal gesehen zu haben. Der morgendliche Aufstieg gefiel am besten. Den Massentourismus dagegen... fand ich nervig.
Die Region Cusco hat viele wunderschöne Orte mit historischem Hintergrund, mit gut erhaltenen Ruinenstätten, die man mit viel mehr Ruhe und vor allem viel, viel preiswerter besuchen kann.
Also, an alle, die Machu Picchu sehen wollen: Reduziert den Besuch von Cusco nicht nur auf den Ausflug zu Machu Picchu bitte. Schaut Euch (auch) andere Orte wie Pisac oder Ollantaytambo an, sie sind ebenfalls sehr sehenswert!
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
Bolivien
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